Umwelt | Rückkehr des Wolfes

Krah und der böse Wolf

Die Rückkehr des Wolfes stellt die Tierhalter vor neuen Herausforderungen.
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Foto: upi

In der Dolomiten vom 14.Februar 2017 schreibt ein anonymer Kommentator “krah” seine Gedanken zum Thema Wolf nieder:“ Da macht es sich der Herr Direktor Spangnolli aber sehr einfach. Kennt er unsere Almen überhaupt? War er je auf den riesigen Weideflächen der Hochalmen?” Die Frage, was eine Hochalm ist, sollte an dieser Stelle angesprochen werden. Zu Hochalmen zählen auch Bergspitzen, Bergflanken, Steilhänge, Lawinenbahnen, Felswände usw. Die unwirklichen Hochgebirgslandschaften Südtirols sind nicht einfach nur Berge, steinig- steiles Gelände, schroff und lebensfeindlich. Diese Gebirgslandschaften sind in Südtirol auch häufig eine landwirtschaftlich genutzte Alm und werden als Hochalm bezeichnet. Der natürlichen alpinen Fauna, wie Gemse und Murmeltier, begegnet im Hochgebirge seltener als dem Schaf, der Ziege und der Kuh. Weidetiere laufen frei und unbewacht, sich selbst überlassen, den ganzen Sommer über umher. Das sind oft keine Almen, Herr “Krah”.

Hat er je gesehen, wie verstreut unsere Schafe über die Grasflächen ziehen? Die Tiere am Abend in einen Pferch zu treiben, ist auf den meisten Almen unmöglich”, meint der Kommentator. Unmöglich ist das nicht,- wie wärs mit etwas Kraftfutter, die Tiere in einem Pferch locken. Schafe und Ziegen kann man in einen Pferch locken, wenn die Tiere mit dem Einpferchen etwas Positives verbinden, bei weit ausgedehnten “Almen” können auch mehrere Pferche errichtet werden. Milchziegen auf Almen, auch im Hochgebirge, können problemlos des Nachts eingepfercht werden, nach dem Melken einfach einsperren.

Der Gedanke Herdenschutzhunde einzustetzen, überzeugt den anonymen “krah” nicht. Dies funktioniere nur bei geschlossenen Herden, meint er und der Wolf würde immer die leichtere Beute wählen. Nun Herr Kommentator, wie wäre es dann mit Lamas. Lamas verteidigen auch Schafe, viele Lamas, eine Lamaherde? Oder Herr Kommentator, wie wäre es mit einer anderen Schafrasse? Das Karpatenschaf kann ohne Elektrozäune oder Herdenschutzhunde auch in Wolfsregionen gefahrlos gehalten werden.
Die Schafrasse ist in den östlichen Karpaten heimisch. Aufgrund von Mineralienüberschuss kommt es dort lokal bei Pflanzenfressern zu übermäßigem Fehlwachstum der Zähne. Insbesondere die von Wiederkäuern wenig genutzten Schneide- und Eckzähne wachsen bis zur dreifachen Länge aus. Damit einher geht eine deutlich verbesserte Wehrhaftigkeit gegenüber Wölfen und wildernden Hunden. Diese Schafe wären eine mögliche Alternative. Herr Krah, wie wäre es mit Lamas und Karpatenschafen?

“Krah” meint außerdem: “Zu argumentieren, der Wolf lässt die Schafe in Ruhe, wenn sie nur genügend geschützt werden, heißt, die Verantwortung abzuschieben. Die liegt dann bei den Hirten. Die haben dann nach dieser typischen Beamtenauffassung die Verantwortung für das gerissene Schaf.” Von Beamten und Politkern wird das Unmögliche gefordert, nämlich ein wolffreies Südtirol. Damit schieben die Bauern die Verantwortung auf die Ämter und Politker ab. Der Bauer ist der Besitzer der Tiere und als solcher für deren Sicherheit verantwortlich. Kein Amt und kein Politker sagt dem Bauer, er solle die Schafe auf einem Berg den Sommer über sich selbst überlassen. Die Entscheidung, ob ein Bauer das Risiko eingehen will und seine Tiere auf Almen auftreibt, liegt beim Bauern und Tierbesitzer selbst. Ein Hirte wird alles versuchen, die Tiere sicher über den Sommer zu bringen, soweit es ihm gelingt. Der Hirte wird nicht garantieren können, dass die Tiere im Herbst vollzählig und heil ins Tal kommen. Die Verantwortung für die Tiere liegt zuallerst beim Besitzer und nicht beim Hirten und noch weniger bei einem Amt.

Da hört man den Amtsschimmel sehr laut wiehern.” Mit diesem Satz schließt der Kommentator. Es ist weniger der Amtsschimmel, der laut wiehert, sondern vielmehr das ewige Geraunze der Bauern in Kombination mit der Geschichten-erzählenden Presse, in der jeder vom Bären umgeworfene Bienenstock mehr Beachtung findet, als sachliche und nüchterne Diskussion und Information. Die Presse berichtet vom umgeworfenen Bienenstock, dass man aber mit einfachen Mitteln Bären vom Plündern der Bienenstöcke abhält, wird nicht berichtet.

Bauern stehen vor einer Herausforderung und vor einer Entscheidung. Einige Ultner Bauern haben schon eine Entscheidung getroffen und treiben Tiere nicht mehr auf. Die richtige Entscheidung, wenn man weder einen Schutzhund, noch einen Zaun und auch keinen Pferch errichten will.

Wölfe erlegen viele Schafe, wird der Öffentlichkeit durch Schadensberichte über Medien suggeriert. Doch Untersuchungen belegen, dass Wölfe nur ausnahmsweise Haustiere angreifen. Im Bundesland Sachsen, in dem der Wolf schon länger wieder heimisch ist, belegen Untersuchungen, dass der Wolf vor allem Jagd auf ausgewachsene Rehe und auf junge Hirsche macht. Rehe machen 50 % und Hirsche 20% der Nahrung aus. In Sachsen gibt es große Wildschweinbestände, 18% der Nahrung machen diese Tiere aus.

http://www.wolf-sachsen.de/nahrungszusammensetzung

Aufgrund der Nahrungszusammensetzung des Wolfes wird verständlich, warum auch Jäger gegen Wölfe sind. Ihre Jagdtrophäen sind es, von denen sich der Wolf hauptsächlich ernährt.

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luigi spagnolli Sa., 18.02.2017 - 14:59

Danke, Herr Hilpold, für Ihre Überlegungen, mit den ich total einverstanden bin. Etwas dazu: grundsätzlich könnten wir, als Südtiroler Landesverwaltung, einfach warten, bis sich ein Wolfsrudel bei uns etabliert, und erst dann schauen, was man tun kann. Die meisten Regionen Italiens haben noch weniger gemacht: im Lazio weiss man überhaupt nicht, wieviele Wölfe sich dort aufhalten (es sind sicher mehr als 100), hat man einiges Geld fūr die Schädenentschädigungen zweckgebunden, ohne zu schätzen, ob es reicht oder nicht, und wenn das Geld fertig ist, dann bekommt der Viehzüchter kein einziges Euro, und cavoli suoi. Wir versuchen hingegen transparent zu erklären, was hier passieren könnte, und vorzuschlagen, welche Maßnahmen zu treffen wären, aber als Folge ensteht eine unnützliche Diskussion "Wolf - ja oder nein". Unnützlich, weil die Wölfe schon da sind, und wir (wir alle: Bürger, Beamten, Bauer, Verwalter tusw.) müssen sie schützen. Also : wenn das Volk nicht geholfen werden will, dann darf ein öffentliches Amt nicht das Volk zwingen, geholfen zu werden...

Sa., 18.02.2017 - 14:59 Permalink
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Klemens Kössler Mo., 20.02.2017 - 11:34

Ich bin der Überzeugung dass die meisten bei der Wahl ob Zaun oder nicht auftreiben die zweite Möglichkeit wählen werden.
Das bedeutet unsere Kulturlandschaft auf den Bergen wird sich stark verändern, die Attraktivität und der Erholungseffekt wird stark reduziert. Aber wozu das alles? Was ist so toll am Wolf in unserer Region? Der Wolf stirbt nicht aus wenn es in unserer Region keinen gibt, aber die Bewirtschaftung im Hochgebirge stirbt. Wozu? Die Region Toskana gibt jährlich über 100.000.000,00 Euro für den Wolf aus, sollten wir auch dieses Geld ausgeben und dafür weniger Lebensqualität haben? Südtirol ist ohne Wolf viel wertvoller für uns alle, denkt nicht nur an die Bauern. Ich bin nicht damit einverstanden dass Südtirol für den Wolf so stark verändert wird. Eindeutig unsere Region ist besser ohne Wolf.
Oder kann mir jemand den Vorteil einer Wolfs-Ansiedelung erklären?

Mo., 20.02.2017 - 11:34 Permalink
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martin hilpold Di., 21.02.2017 - 14:56

Antwort auf von Klemens Kössler

Die Kulturlandschaft der Almen wird sich ohne Schafbeweidung nicht verändern, weil Kühe nach wie vor aufgetrieben werden und diese die "Kulturlandschaft gestalten". Die Berglandwirtschaft stirbt nicht wegen des Wolfes, das Höfesterben hat andere Ursachen. Der Wolf ist Teil der Natur Südtirols, ob man das will oder nicht, und er hat hier die gleiche Lebensberechtigung wie die Menschen.

Was leistet der Wolf? Südtirols Wälder leiden unter zu hohen Hirschbeständen. Es kommt zu Verbissschäden bei Bäumen, z.B. Tannen, die Waldverjüngung leidet. Oft werden aufgeforstete Flächen sogar eingezäunt (auch Obstwiesen werden mit Wildgattern eingezäunt, damit Hirsche nicht die Apfelbäume verbeißen). Der Wolf gehört zu einem funktionierenden natürlichen Wald.
http://www.sueddeutsche.de/wissen/oekologie-die-umwelt-braucht-das-raub…
https://chwolf.org/woelfe-kennenlernen/oekosystem/wolf-als-teil-des-oek…

Di., 21.02.2017 - 14:56 Permalink