Kultur | Salto Return

#060317

In Salto Return geht es nicht um die Vorbereitungen zum kurdischen Neujahrsfest. Es geht um Verhaltensweisen von Pseudonymen, um Kinoknüller, Hardcore und Swing.
Slender
Foto: Slenderman/Wikipedia

Manieren
Seit Monaten wartet Südtirol auf die Kinobombe Toni Erdmann, von Maren Ade,  wo eine schrullige, unmanierlich anmutende Vaterfigur, auf extravagante Weise seiner Tochter zur Hilfe eilt, da sie (die Vaterfigur) nicht mitansehen will, wie der Kapitalismus sie (die Tochter) auffrisst und unglücklich macht. Erdmann streift sein skurriles zweites Ich hervor, unterstützt die Tochter und therapiert sich selbst. Klasse!
Mit dem Film Alle anderen, einem Beziehungsdrama mit Birgit Minichmayr und Lars Eidinger in den Hauptrollen, wurde die Regisseurin Maren Ade auf der Berlinale 2009 ausgezeichnet. Alle anderen war im Anschluss auch der Eröffnungsfilm der Bozner Filmtage: „Nur wegen dem Preis hab ich jetzt nicht von einem Tag auf den anderen das Gefühl, dass ich jetzt weiß wie man Filme macht. Deshalb wird das für mich immer ein Prozess sein, der eine Suche ist“ sagte Ade damals in Bozen. Jahre später ist der dritte Ade-Film noch besser als (fast) alle anderen.

Schreckliche Manieren haben hingegen Menschen die online Artikel lesen und glauben, sie müssen ihre Meinung lehrerhaft in Umlauf bringen, meist mit Profilbildern, die die Wichtigkeit ihrer Pseudonyme veranschaulichen. Manchmal benutzen Benutzer auf Nachrichtenplattformen (unter anderem auf Salto.bz) das Porträt des Lehrers Lämpel, aus der Geschichte Max und Moritz von Wilhelm Busch.
Weshalb aber hat Busch seinen Lehrer Lämpel getauft? Genau, er wollte damit der Lehrerschaft eins auswischen, indem er eben von einem Lämpel (kleine Lampe = keine große Leuchte) spricht. Das ist jetzt nicht schmeichelhaft, liebe Lämpel-User, aber ich kann euch zum Trost mitteilen: Auch ich hatte in meiner Schulzeit viele Lämpel und Lämpelinnen.

Slenderman
Der Slenderman ist ein fiktives Wesen der Internetkultur, welches seit 2009 in Fotos, Videos und Computerspielen auf- und untertaucht. Dem Mythos zufolge hält sich Slenderman bevorzugt in dunklen Wäldern oder Parks auf, agiert lautlos und bewegt seinen Körper nicht. Andere behaupten wiederum, Slenderman hat es bereits Mitte der 1980er in Schottland gegeben, oder sogar früher, „in“ historischen Fotoaufnahmen. Wie auch immer.
Wer in Bozen nicht nach Slendermännern, sondern nach Slandermännern sucht, sollte am 10. März die Gelegenheit nutzen, vier lauten und sehr beweglichen Slanderern aus Venedig beizuwohnen, die hier ein Gastspiel (Pippo.Stage) geben werden. In einem ihrer jüngsten Videos gelingt es der erfolgreichen Hardcore-Band illustrativ ihre Anreise nach Bozen nachzuzeichnen.

Wir kommen! Slander im Video Bad Weather / Quelle: Slander/Youtube

Slenderwoman
„Ich slender so gern auf meiner Lieblingspromenade“
erzählte mir vor kurzem, eine mir sehr liebgewonnene Zeitgenossin, eine hochintellektuelle Frau, der ich – wahrscheinlich wegen ihres feinen s-Fehlers in der Aussprache – s`tundenlang zuhören konnte. Mit ihr hatte ich angenehme und lehrreiche Unterhaltungen, über die Wichtigkeit des „Anti-Fasismus“ in Erdogan-Zeiten, „typis, modise Frauenhaarsnitte“ und „beängstigende männliche Machensaften“.
Sie werde natürlich am 8. März „in tsiro sein“, versprach mir Slenderwoman, „um gegen Matsos und Snee von gestern-Männer“, die keine Manieren haben, die „Feminismus-Keule zu swingen“ – im Netz und auf der Straße!