„Wo gehobelt wird ...“
Nicht nur die Südtiroler Sparkasse sorgt mit Finanzern in der Bank weiterhin für Schlagzeilen. Auch die Konkurrenz – oder mögliche künftige Verlobte – hat zunehmend schlechte Presse. Nach den Verlusten im ersten Halbjahr 2016 und vor allem dem Streit um den niedrigen Auszahlungspreis für scheidende Mitglieder sorgte die Südtiroler Volksbank nun rund um die Aktionärsversammlung am Wochenende mit einem an die Öffentlichkeit gelangen Mail für peinliche Titel. „Wie in Nordkorea“ bezeichnete die Neue Südtiroler Tageszeitung den Versuch des Bankenmanagements, über ein elektronisches Schreiben an die leitenden Mitarbeiter Aktionäre zu mobilisieren, die auf der Vollversammlung Stimmung für den aktuellen Kurs der Bank machen.
Hintergrund ist unter anderem der Versuch der Bank, angesichts der aktuellen Probleme die Mitarbeiterprämien um die Hälfte zu kürzen. Noch sind die Verhandlungen mit den Gewerkschaften nicht abgeschlossen, erklärt Leopoldo Cardillo von der Fachgewerkschaft des SGB/Cisl. „Doch die Führung ist fest entschlossen, die erst vor einem Jahr ausgehandelte Prämie in Höhe von rund 3000 brutto zu halbieren“, sagt er. Das wiederum würde bei den Volksbank-Mitarbeitern für schlechte Stimmung sorgen. Denn wie es beim Personal hinter vorgehaltener Hand heißt: Die Führung klopft sich selbst auf die Schulter, die Bank wieder in ruhigeres Fahrwasser geführt zu haben – und wir, die das Boot täglich steuern, sollen zur Kasse gebeten werden.
Darüber hinaus wurde bei der Vollversammlung vorgeschlagen und genehmigt, dass der Reingewinn von 7,7 Mio. Euro, der nach der schweren Verlusten im ersten Halbjahr letztendlich doch noch erzielt werden konnte, den Rücklagen zugeführt und keine Dividende ausgezahlt werden soll. Angesichts der vielen bad news fürchtete man beim Management offenbar um die Stimmung beim Zusammenkommen mit den Gesellschaftern. Davon zeugt jedenfalls die Mail, die Mitte vergangener Woche von Vize-Generaldirektor Stefan Schmidhammer verschickt und am Wochenende von der TAZ veröffentlicht wurde. Sucht Aktionäre, die die Versammlung mit Wortmeldungen im Sinne der Generaldirektion beeinflussen – und alle von der Bankenführung getroffenen Maßnahmen verteidigen, so die „im Auftrag der Generaldirektion“ versandte direkte Aufforderung an die Führungscrew.
Ein Vorgehen, das selbst Volksbank-Präsident Otmar Michaeler nur teilweise rechtfertigen konnte. „Wo gehobelt wird, fallen Späne“, so die Kritik, die Michaeler am Montag im RAI-Morgengespräch mit Hannes Senfter an der „sicher nicht geschickten“ Maßnahme übte. Die Idee, „Einpeitscher“ zu organisieren, wie sie in der TAZ genannt werden, ist laut dem Volksbank-Präsidenten in jedem Fall nicht vom Verwaltungsrat, sondern „von dem einen oder anderen Management-Mitglied“ ausgegangen – in der Befürchtung, dass die Gewerkschaften bei der Versammlung negative Stimmung machen. Ob er damit zwischen den Zeilen Generaldirektor Johannes Schneebacher meinte, bleibt offen.
"Freiweillige Kürzungen bei Verwaltungsrat und Management"
Wie der Volksbank-Präsident unterstrich, sollen nach dem schwierigen Jahr aber nicht nur die Mitarbeiter bluten. „Der Verwaltungsrat hat bereits im Dezember beschlossen, freiwillig auf 15 Prozent seines Honorars zu verzichten“, unterstrich Otmar Michaler. Im Top-Management wiederum seien die Gehälter um 10 bis 13 Prozent gekürzt worden. Oberstes Ziel ist es laut dem Volksbank-Präsident nun „die Wogen flach zu halten“ und zu einer vernünftigen Lösung mit den Gewerkschaften zu kommen. Dabei dürfe es aber nicht Sieger und Verlierer geben.
Zumindest von Seiten der Fachgewerkschaft FIRST im SGB/CISL soll das Mail diesen Bemühungen nicht im Wege stehen. „Wir haben dieses Schreiben nicht einmal gekannt“, sagt Sekretär Leopoldo Cardillo. Dass von Gewerkschaftsseite deswegen sogar rechtliche Schritte geprüft werden, wie am Wochenende berichtet wurde, kann er nicht bestätigen. Die Bankgewerkschaften würden vielmehr versuchen, die Verhandlungen gut zu Ende zu bringen. Dennoch gibt es auch unter den Mitarbeitern, die vielfach auch Aktionäre sind, aktuell Bemühungen, sich organisierter gegenüber der Bankenführung aufzustellen. Denn derzeit wird laut Gewerkschaft an der Gründung eines Verbundes der Kleinaktionäre gearbeitet, wie sie auch die Südtiroler Sparkasse hat.
Bank kauft Aktien zurück
Bei einem wesentlichen Streitpunkt mit den Aktionären – oder besser mit den 1400 scheidenden Mitgliedern – zeigte die Volksbank am Samstag zumindest teilweises Entgegenkommen. Denn entgegen früherer Äußerungen wurde ein Vorschlag der Führung genehmigt, wonach die Bank alle abgetretenen Aktien zurückkauft, die nicht innerhalb 21. April über das Bezugsrecht bzw. Vorkaufsrecht von Mitgliedern bezogen oder bei interessierten Dritte platziert wurden. Angesicht der attraktiven Spanne zwischen dem Austrittspreis von 12,10 Euro und einem aktuellen Buchwert von 17,30 Euro geht man bei der Volksbank-Führung laut Präsident Michaeler jedoch davon aus, dass der größte Teil der Aktien im Wert von insgesamt 32 Millionen Euro ohnehin innerhalb der Frist Besitzer gewechselt hat. Mögliche nicht verkaufte Papiere sollen laut dem am Samstag abgesegneten Plan nach einem Rückkauf durch die Bank in einem zweiten Moment zum selben Preis weiterverkauft werden.
Die Kritik, dass die 12,10 Euro keine angemessene Entschädigung für Mitglieder sind, die die Umwandlung der Bank in eine Aktiengesellschaft nicht mittragen wollen, kann Otmar Michaeler aber nach wie vor nicht teilen. Er sprach am Montag in der RAI vor einer „fundierten Entscheidung“. Nachdem das Eigenkapitel gewissermaßen das Benzin eines Kreditinstitutes sei, wolle man „nicht diejenigen belohnen, die der Bank in einer schwierigen Situation durch ihre Austritte mehr Schwierigkeit bringen“.
Manchen Menschen vergeht auch
Manchen Menschen vergeht auch nie das Lachen.
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