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Flüchtender Ferleger

Spekuliert wurde darüber immer wieder. Nun will zumindest einer der ff-Mehrheitseigentümer tatsächlich aussteigen. Doch wer übernimmt Kurt W. Zimmermanns Anteile?
Kurt W. Zimmermann
Foto: Basler Zeitung

Die klarste Ansage kommt von Heinz Peter Hager: „Das ist ganz primitive Preistreiberei“, reagierte der Präsident der KHB GmbH auf eine RAI-Nachricht von Dienstag Morgen. René Benko und sein Bozner Statthalter Heinz Peter Hager wären neben anderen bekannten Namen wie dem Pusterer Transportunternehmer Ingemar Gatter, den Tageszeitungs-Herausgebern Lentsch oder der TT-Herausgeberin Moser-Holding daran interessiert, die zum Verkauf stehenden Anteile von ff-Miteigentümer Kurt W. Zimmermann zu übernehmen, hieß es in den lokalen Morgennachrichten. Die Option Benko-Presse war allerdings kurz danach wieder vom Tisch. Denn der Bozner Wirtschaftsberater ließ nicht nur der RAI über die Agentur Succus ausrichten, dass ihre Nachricht umgeschrieben werden sollte. Auch auf Anfrage von salto.bz bestätigte Hager, dass es keinerlei Einstiegsabsichten von René Benko an dem Südtiroler Traditionsmedium gäbe. „Wir sind schon mehrmals darauf angesprochen worden, doch haben immer erklärt, dass uns die ff nicht interessiert.“

Das ändert nichts an der Tatsache, dass beim Südtiroler Wochenblatt tatsächlich ein neuerlicher Eigentümerwechsel ansteht. Zehn Jahre ist es her, dass der Schweizer Journalist Kurt W. Zimmermann und der Wiener Wirtschaftsanwalt Stefan Weber über ihre gemeinsame Gesellschaft WZ Media GmbH 60 Prozent an der ff übernahmen. Die restlichen 40 Prozent halten Magdalena und Thomas Amonn, die Kinder des verstorbenen ff-Gründers Christoph Amonn. Weber und Zimmermann waren 2007 in die Fußstapfen der STP Media des Tiroler Medienunternehmers Otto Steixner getreten, der das damals wirtschaftlich angeschlagene Blatt zwei Jahre lang einem strengen Sanierungskurs unterworfen hatte.

Private Gründe

Bereits in den vergangenen Jahren hatte es regelmäßig Spekulationen über einen Ausstieg des österreichisch-schweizerischen Duos gegeben, wobei immer wieder das Gespenst Athesia an die Wand gemalt worden war. Diesmal macht zumindest Kurt Zimmermann tatsächlich ernst, bestätigt er auf Anfrage von salto.bz. Private Gründe hätten zu dem Entschluss geführt, den er jetzt „ohne jeglichen Stress“ umsetzen will, erklärt der Schweizer Journalist. Ob er tatsächlich seinen gesamten Anteil von 30 Prozent abgeben will, lässt der aktuelle ff-Direktor noch offen. „Vielleicht behalte ich mir auch noch eine kleine Beteiligung, denn ich mag dieses Blatt sehr“, meint er. Interessanter ist aber die Frage, was sein Wiener Partner und Präsident des ff-Media-Verwaltungsrates macht. Stefan Weber selbst war am Dienstag Vormittag nicht erreichbar. Laut seinem Compagnon, mit dem er je 50 Prozent an der WZ Media GmbH hält, steht Webers Entscheidung noch aus. „Wir haben in jedem Fall ein gegenseitiges Vorkaufsrecht“, präzisiert Zimmermann. „Das heißt, wenn ich verkaufe, könnte er meine Anteile als erster übernehmen.“ Eine 60- Prozent-Option ist im Fall Weber aber extrem unwahrscheinlich. Immerhin hatte der Anwalt sein Südtiroler Investment damals an die Bedingung geknüpft, mit einem Brancheninsider zusammen zu arbeiten. Wenn ihm nun der Journalist Zimmermann als Partner abhanden kommt, ist fraglich, wie interessant die ff für ihn überhaupt bleibt. Zumindest sofern Zimmermanns Anteile nicht an einen anderen Medienprofi gehen.

Pusterer No-Go

Als solcher kann zumindest ein Interessent sicher nicht gelten: Ingemar Gatterer, der sich in der jüngeren Vergangenheit nicht nur unter den Angestellten seines Betriebes SAD zum Buh-Mann gemacht hat. Obwohl sich am Dienstag weder die ff-Redaktion noch die Südtiroler Mit-Herausgeber Geschwister Amonn zu möglichen Kaufinteressenten äußern wollten, liegt auf der Hand, dass diese Option ein absolutes No-Go ist. Zumindest für das Image des kritisch-liberalen Blattes wäre der konservativ-neoliberale Pusterer Transportunternehmer kaum ein Gewinn. Das wurde bereits kurz nach Bekanntwerden der Verkaufsabsichten in den Sozialen Medien sichtbar, wie dieses Post der Facebook-Gruppe „Südtiroler Frühling“ beweist.  

"was passiert mit der FF? an wen zimmermann seinen anteil verkauft, hat sicher auch anteil an der zukünftigen ausrichtung des wochenblattes. genannte interessenten: benko und hager, ingomar gatterer, athesiagruppe wird sicher auch ein auge drauf haben. meine wieder kritische FF, wird sie zerfleddert? ideologisch neoliberal?? dann bin ich schnell weg! oder herr zimmermann gibt seinen anteil mit verantwortung weiter!"

Medien-Pool gegen Athesia Monopol?

Medienpolitisch interessanter wäre wohl ein Einstieg der Brüder Lentsch. Und die Tageszeitungs-Herausgeber sind nicht zuletzt nach der Übernahme des Alto Adige durch die Athesia keineswegs abgeneigt, dem zunehmenden Medienmonopol im Land eine Alternative entgegen zu setzen, lässt Christoph Lentsch verlautbaren. Konkretes zu den Verhandlungen lässt sich der Präsident des TAZ-Verwaltungsrates zwar nicht entlocken. „Wir haben ein recht gutes Verhältnis zur ff und sind für jede Form der Zusammenarbeit offen“, gibt er zumindest preis. Dies gelte aber nicht nur für die Wochenzeitung ff, sondern für viele andere Medien wie salto oder Bezirkszeitungen. „Das wichtigste ist sicher eine stärkere ideelle Zusammenarbeit, doch es könnte auch sinnvoll sein, über einen gemeinsamen Gegenpol auf dem Werbemarkt nachzudenken“, regt Lentsch an. Braucht er dazu aber 30 oder auch 60 Prozent der ff? „Mehr möchte ich dazu derzeit nicht sagen“, so die Antwort des Unternehmers. 

Bleiben noch die historischen ff-Eigner, die in den Verkaufsgesprächen auch noch ein Wörtchen mitzusprechen haben. Wie stark ihr Vetorecht gegenüber Zimmermanns Verhandlungspartnern ist, wollte Magdalena Amonn am Dienstag nicht verraten. „Über interne Vereinbarungen können wir keine öffentliche Auskunft geben“, erklärte sie auf Anfrage. Wie auch Zimmermann andeutete, gibt es aber durchaus ein indirektes Vorkaufsrecht, dass er der ff-Gründerfamlie erlaubt, Einfluss auf den Ausgang der Verhandlungen zu nehmen. Oder sich durch den Kauf der Anteile wieder stärker beim Blatt einzubringen und in die Position des Mehrheits-Aktionärs zurückzukehren. „Prinzipiell schließen wir das Interesse daran nicht aus“, meint Magdalena Amonn. Mehr will aber auch sie zum aktuellen Zeitpunkt nicht dazu sagen. Noch ist also nicht nur die Zukunft der ff, sondern auch eine mögliche Neuordnung auf dem Südtiroler Medienmarkt offen. "Ich würde ihnen gerne schon mehr sagen können", meint Kurt W. Zimmermann. Doch noch muss er wohl sortieren, wie er sein Südtiroler Abenteuer bestmöglich abschließt. Hoffentlich nicht nur für seine Brieftasche. 

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Hartmuth Staffler Di., 11.04.2017 - 22:47

Ich kenne mehrere Angehörige der weitverzweigten Familie Ferleger, von denen einige auch im Mediengeschäft tätig sind. Um welchen Ferleger handelt es sich hier wohl? Und was hat der mit dem Herrn Zimmermann zu tun?

Di., 11.04.2017 - 22:47 Permalink
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Profil für Benutzer Michael Schorr
Michael Schorr So., 16.04.2017 - 17:48

Sehr geehrter Herr Staffler,
leider kann ich Ihre berechtigte Frage auch nicht beantworten. Das macht mich etwas verlegen. Nichtsdestotrotz will ich Ihnen hiermit meine Wertschätzung entgegenbringen.
Da sich die Ferlegers laut meinen investigativen Bemühungen vornehmlich im überseeisch-angelsächsischen Ausland aufhalten (wie Louis, David, Doris, Zack, Daniel, Suzanne, Sydney oder Meredith, um nur die markantesten herauszupicken), ist Ihre Frage umso brisanter. Was führt der Golfexperte Ferleger(?)-Zimmermann im Schilde?
Wird er seine von Ihnen fragend in den öffentlichen Raum gestellte Verbindung zur Familie Ferleger als Fake darstellen? Wird er eine potentielle Mitwirkung an einer außereuropäischen Attacke auf die vielgerühmte Südtiroler Pressefreiheit leugnen?
Lassen wir uns aber als unvoreingenommene Nachrichten-Konsumenten auch in eine andere, näherliegende und harmlosere Richtung spekulieren: Nicht zum ersten Mal könnte der Druckfehlerteufel als gnadenloser Freud'scher Verschreiber zugeschlagen haben. Vielleicht fehlt einfach nur ein "F", möglicherweise gar das für das Wort "Freiheit" stehende, und es müsste heißen: "ff-erleger". Oder das "F" sollte eigentlich ein "Z" sein, dann hieße es "Zerleger". Beides Begriffe, die sich eventuell in einen logischen Zusammenhang mit Herrn Zimmermann bringen ließen.
Wobei der Unterschied zwischen "Erleger" (waidmännischer Euphemismus für "Killer") und "Zerleger" ja wohl chronologisch anzusehen ist: ersterer beschäftigt sich mit zunächst noch lebenden Objekten, letzterer tritt erst hinterher auf den Plan. Was nun eher auf die ff zuträfe, entzieht sich meiner Kenntnis.
Wir sehen wieder einmal: jede Frage gebiert unzählige neue Fragen.
Freundliche Grüße vom klimawandelgewappneten Brenner!
Michael Schorr

So., 16.04.2017 - 17:48 Permalink