Vorsicht bei “Angebot”!
“Wer einen günstigen Tarif sucht, der tut gut daran, Werbeversprechen erst einmal kritisch zu betrachten.” Zu diesem Schluss ist die Verbraucherzentrale Südtirol gekommen nachdem sie die neuen Angebote, mit denen die Energiegesellschaft Alperia um Familien und neue Kunden wirbt, auf Herz und Nieren geprüft hat. “Äußerst kompliziert” seien die zwei neuen Tarife – “Alperia Family” und “Alperia Free” – hatte VZS-Geschäftsführer Walther Andreaus gestern (Donnerstag, 20. April) eingeräumt. Und bestätigt in einer Aussendung am Tag danach: “Die neuen Angebote von Alperia sind alles andere als einfach konzipiert: Einmal-Boni im ersten Jahr (die bei vorzeitigem Austritt erstattet werden müssen), Skonti auf eine Tarifkomponente, die im Lauf der Zeit sinken, und zwar teilweise ganz auf Null, sowie Leistungskomponenten, die heruntergesetzt sind – Familien dürften sich unserer Meinung nach schwer tun, hier eine klare Vorstellung der zu zahlenden Beträge zu haben.”
Mehr Leistung für gleiches Geld? “Leider nein”
Damit dürfte Andreaus wohl recht haben: Zahlreiche Familien und Stromkunden, hatten in den vergangenen Wochen auch bei den Verbraucherschützern nachgefragt, womit sie bei einem Wechsel zu “Alperia Family” beziehungsweise “Alperia Free” rechnen müssen – und ob die Werbung hält, was sie verspricht. So heißt es etwa im Falle von “Alperia Family”: “…wir erhöhen Ihre Vertragsleistung auf 4,5 kW und Sie zahlen weiterhin nur 3 kW…”. “Was Otto und Ottilie Normalverbraucher hier lesen? Es gibt mehr Leistung für gleiches Geld. Doch dem ist, bei genauerer Betrachtung, leider nicht so”, meldet die Verbraucherzentrale nun. Und erklärt:
“Das Angebot ‘Family’ richtet sich nach Angaben der Landesenergiegesellschaft Alperia Energy an Kunden des ‘Geschützten Grundversorgungsdiensts Alperia Energy’ – d.h. an alle ehemaligen Etschwerke-KundInnen, die sich noch im geschützten Markt befinden. Sie erhalten beim Wechsel in den freien Markt einen Einmal-Bonus, Skonti auf den Energieanteil der Rechnung (diese sinken über die Jahre) und zahlen die Leistungskomponente der Rechnung, als ob sie noch 3 kW beziehen würden, auch wenn sie 4,5 kW beziehen. Die Neukunden müssen sich für 36 Monate verpflichten, ansonsten muss der Einmal-Bonus erstattet werden.”
Zur Veranschaulichung liefert die VZS ein Fallbeispiel* mit:
“Eine Standard-Familie zahlt derzeit am geschützten Markt mit Leistung 3 kW ca. 511 € pro Jahr; das wären in drei Jahren also 1.533 €. Mit Alperia Family zu 4,5 kW zahlt die Familie 450 im 1. Jahr, 554 € im 2. Jahr und 559 € im 3. Jahr. Dazu kommen noch die Kosten für die Leistungserhöhung von 3 auf 4,5 kW, die in etwa 128 € betragen dürften (die genauen Kosten werden in den Angeboten nirgendwo angeführt).”
Das Fazit?
“Insgesamt bringt der Wechsel also Mehrkosten in Höhe von ca. 158 € in einem Zeitraum von 3 Jahren mit sich. ‘… zahlen weiterhin nur 3 kW …’? Wohl eher nicht.”
Mehrkosten trotz Bonus
Nicht viel anders sehe es beim Angebot “Alperia Free” aus, heißt es von den Verbraucherschützern:
“Das Angebot ‘Free’ wirbt mit einem Willkommensbonus von 60 € (auch dieser muss zurückgegeben werden, wenn man nicht 36 Monate im Tarif verbleibt). Dieses Angebot richtet sich an Kunden im geschützten Grundversorgungsdienst und an jene anderer Anbieter. Ist man also z.B. Kunde der Trientner Energiegesellschaft Dolomiti, zahlt man dort derzeit mit Leistung 3 kW etwa 445 € pro Jahr. Ein Wechsel zu Alperia mit Free (und gleichbleibender Leistung) bringt auch hier Mehrkosten von knapp 88 Euro in 3 Jahren mit sich, trotz Willkommensbonus!”
Sparen auf dem freien Markt und mit altem Tarif
Wie aber sieht es auf dem freien Markt aus? Dass es dort einiges Einsparpotential gebe, hatte VZS-Geschäftsführer Andreaus bereits im Gespräch mit salto.bz bestätigt:
“Wer hingegen am freien Markt den günstigsten Anbieter wählt, zahlt bei gleichbleibender Leistung 1.303 € in drei Jahren, also 231 € weniger als am geschützten Markt. Das Sparpotential gegenüber dem Angebot Family (die Mehrkosten fallen weg) beläuft sich dabei auf stolze 389 € in drei Jahren. Gegenüber dem Angebot Free mit Willkommensbonus spart man ebenfalls, und zwar 121 €, immer in 3 Jahren.”
Und was rät die VZS den Stromkunden, die noch alte Tarife von SEL und AE Premium haben?
“Wer einen solchen Tarif hat, der sollte nach Meinung der VZS von einem Wechsel absolut absehen, da hier nur Mehrkosten entstehen (und zwar in Höhe von 20 bis 110 Euro im Dreijahreszeitraum, je nachdem ob man Anrecht auf den Bonus hat oder nicht).”
* Alle Berechnungen wurden mit Jahresverbrauch von 2.700 kWh für Bozen durchgeführt. Und die Verbraucherzentrale meldet: “Wir haben die Tarife mit größter Sorgfalt berechnet; falls sich in der Bewertung der Angebote von Alperia Ungenauigkeiten finden sollten, so sind wir gerne bereit, diese gegen Vorlage der genauen Berechnung samt Rechenweg zu korrigieren.”
ich frage mich schon öfters,
ich frage mich schon öfters, wer sich diese Tarifsysteme (auch bei Telefongesellschaften) ausdenkt und was die für die Kundenverwirraktionen so bezahlt bekommen.