Politik | Umfragen

Computer gegen Achammer

70 Prozent der FF-Leser sind der Meinung, dass Philipp Achammer nicht der richtige SVP-Obmann ist. Salto zeigt, wie jemand diese Abstimmung manipuliert hat.
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Foto: Provinz.bz
Das Timing war perfekt.
Am Samstag soll Philipp Achammer auf der SVP-Landesversammlung für weitere drei Jahre als SVP-Obmann wiederbestätigt werden. Es ist also naheliegend, dass das Wochenmagazin FF vergangene Woche in seiner Online-Umfrage eine aktuelle Frage stellte: „Ist Philipp Achammer der Richtige als SVP-Obmann?
Das Ergebnis, am Donnerstag auf der FF-Homepage publiziert, ist dann eine handfeste Überraschung. 70 Prozent derjenigen, die online abgestimmt haben, sagen Nein. Nur 30 Prozent wollen den Kulturlandesrat auch weiterhin als SVP-Obmann.
Eine Watschn. Wohl kaum. Denn bei dieser Umfrage hat sich das wiederholt, was bereits vor zwei Wochen geschehen ist, als die FF nach einer zweiten Amtszeit von Landeshauptmann Arno Kompatscher fragte. Damals sprachen sich 71 Prozent dagegen aus, dass Kompatscher nochmals kandidiert.
Wie Salto.bz berichtete, war dieses Ergebnis eine konzertierte Aktion aus Schützenkreisen. Bei der Frage nach Achammer hat sich jetzt dieses unwürdige Schauspiel wiederholt. „Hier wird unsere Online-Plattform von gewissen Kreisen missbraucht“, ärgert man sich in der FF-Redaktion. Und weiter: „Wir denken seit längerem über gewisse Sicherheitsmaßnahmen nach“.
Dabei gibt es einen Unterschied zur Aktion „Nein zu Kompatscher“. Diesmal lässt sich die Manipulation der Umfrage noch klarer beweisen.
 

Friday Night Fever

 
Durchschnittlich stimmen rund 400 Personen bei den FF-Online-Abstimmungen ab. Bei der Abstimmung über Arno Kompatscher waren es viermal so viele: Über 1.600. Die Frage, ob Philipp Achammer der richtige SVP-Obmann sei, hat in der vergangenen Woche sogar 3.311 Personen zum Abstimmen bewogen.
Für diese absolut überproportional höhere Abstimmungsrate gibt es zwei Erklärungen. Zum einen darf angenommen werden, dass der SVP-Apparat die Parteimitglieder mobilisiert hat und so deutlicher mehr User und Userinnen an der FF-Umfrage teilgenommen haben.
 
Die zweite Erklärung aber ist weit beunruhigender, zeigt sie doch, wie man diese Umfrage manipuliert hat.
Denn in der FF-Redaktion war aufgefallen, dass die Abstimmungsrate am Freitagabend plötzlich signifikant nach oben ging. Obwohl die Umfrage bereits seit drei Tagen online war, scheinen plötzlich Hunderte Menschen, anstatt am Freitagabend auszugehen, lieber über die Zukunft Philipp Achammers abzustimmen.
Bereits das ein Indiz, dass etwas nicht stimmt.
 

Im Minuten-Takt

 
Doch es gibt weit mehr. Denn ein aufmerksamer Zeitgenosse hat die Entwicklung der Ergebnisse am Freitagabend genau dokumentiert. Demnach waren um 22.38 Uhr noch 84 Prozent der Befragten der Meinung, dass Philipp Achammer der richtige SVP-Obmann sei. Vier Minuten später waren es nur mehr 81 Prozent.
Anhand der Screenshots lässt sich nachzeichnen, dass spätestens ab diesem Moment, die Achammer-Zustimmung schön gleichmäßig abnimmt. Alle paar Minuten um einen Prozent. Nach einer Stunde, um 23.39 Uhr, steht es dann genau 50 zu 50 Prozent. Danach geht das Spiel noch ein Weilchen weiter. Am Samstagmorgen gibt es schließlich nur mehr 34 Prozent, die für den SVP-Obmann gestimmt haben.
Selbst ein Kind versteht, dass dieses Abstimmungsverhalten kein natürliches sein kann, sondern eine computergesteuerte Manipulation ist.
 


 

Die Sicherheitsmaßnahmen
 

 
Wenn ich eine Internetumfrage machen möchte, sollte ich zumindest dafür sorgen, dass jeder Mensch möglichst nur einmal abstimmen kann“, erklärt der Südtiroler IT-Experte Christoph Moar. Laut Moar gibt es zwei Standart-Vorkehrungen dafür.
Es wird vermerkt, dass eine bestimmte IP Addresse schon abgestimmt hat. Nach einem Klick kann man nicht mehr abstimmen. Diese Sicherung ist aber alles andere als sicher. Zum einen gibt es genügend Dienste, die es einem erlauben, mit fremden IP Adressen zu surfen und damit problemlos mehrfach abzustimmen. Bei bestimmten Verbindungstechnologien wie ADSL ist es häufig sogar so, dass ein Neustart des Routers auch zu einer neuen IP Adresse führt.
Und weil das so praktisch ist, gibt es kleine Programme, die genau dafür gemacht sind: Es wird eine Seite aufgerufen, danach der Router neu gestartet, und nach einer Minute dieselbe Seite nochmal aufgerufen und so weiter. Damit kann der Computer schön bequem jede Minute eine neue Stimme abgeben.
Weit sicherer sind sogenannte „Captcha“. Der Benutzer muss, um die Stimme abzugeben, irgendein kleines Rätsel beantworten. Damit versucht man auszuschließen, dass eine Maschine automatisiert Dinge ausführt. Denn das Rätsel ist für den Menschen recht einfach zu lösen, für eine Maschine aber sehr schwer.
 

Ein Kinderspiel

 
Bei der FF-Umfrage sind diese beiden Standards aber nicht vorgesehen. Die FF - und übrigens auch suedtirolnews bei seiner Kompatscher-Umfrage - setzen auf ein anderes System: Um zu vermeiden, dass jemand zweimal abstimmt, setzt der Server einfach nur ein sogenanntes „Cookie“, in dem vermerkt wird, dass jemand an der Umfrage schon teilgenommen hat.
Das Problem dabei: Wenn der User dieses Cookie löscht, dann kann er sofort nochmal abstimmen, ganz ohne neue IP Adresse zu benutzen und auch ohne ein Captcha-Rätsel lösen zu müssen.
Wer das probieren möchte, kann einfach eines der vielen Browser-Plugins installieren, mit dem diese Cookies gesteuert werden können“, erklärt Christoph Moar. „Wenn man dann für die betroffene Seite die Cookies zum Beispiel abschaltet, dann kann man so oft abstimmen, wie man möchte.“
Manuell dürften die rapiden Veränderungen, die es bei der FF-Umfrage am Samstagabend gegeben hat, aber kaum erfolgt sein. Dazu bräuchte es Dutzende Personen, die stundenlang abstimmen. Deshalb geht auch der IT-Experte davon aus, dass die Manipulation computergesteuert erfolgt ist.
Mit den simpelsten Script-Tools auf Linux, Mac oder Windows ist in einer halben Minute ein Skript geschrieben, der, wenn wir möchten auch 10 Stimmen pro Sekunde abgeben kann“, sagt Christoph Moar.
Ein Kinderspiel. Und die Mehrheit der Südtiroler und Südtirolerinnen halten Philipp Achammer als SVP-Obmann oder Arno Kompatscher als Landeshauptmann für überholt.

 

Über 10..000 Personen haben sich angeblich an einer Umfrage des Athesia-Online-Portals suedtirolnews.it beteiligt. Es ging um die Frage, ob sich Arno Kompatscher für eine zweite Legislaturperiode als Landeshauptmann zur Verfügung stellen soll.
41 Prozent der Abstimmenden sagten dazu JA. 59 Prozent meinten, Kompatscher solle sich nach 2018 zurückziehen.
Hier eine Anleitung, wie man manuell im Minutentakt abstimmen und Arno Kompatscher abwählen kann.
 
 
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gorgias Fr., 12.05.2017 - 10:53

Nichtrepräsentative Onlineumfragen sind gleich sinnvoll wie Zeitungshoroskope und sprechen tendenziell die selbe Personengruppe an.

Fr., 12.05.2017 - 10:53 Permalink
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Robert Tam... Fr., 12.05.2017 - 11:38

Antwort auf von gorgias

Genau so ist es, Gorgias.
Diese Serie an Franceschini-Verschwörungsartikeln beweisen lediglich:
- die ff hat ein lächerliches Umfrageinstrument und sollte neben der Qualität der Redaktion auch jene der Online-Plattform deutlich verbessern
- an den ff-Umfragen nimmt kaum jemand teil. Lächerliche 400 Teilnehmer im Schnitt sind peinlich für ein so üppig subventioniertes Wochenblatt
- egal wie dünn die Faktenlage ist, Franceschini haut Verschwörungstheorien aus, dass es nur so kracht

Fr., 12.05.2017 - 11:38 Permalink
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Manfred Klotz Fr., 12.05.2017 - 15:18

Meister Tamanini, jetzt liefern CF und FF den Beweis, dass es hier Manipulationen gegeben hat und Sie sprechen weiter von Verschwörungstheorien? Irgendwann muss man die Scheuklappen einfach abnehmen. Lustig wird es, wenn man dahinter kommt, wer das war...

Fr., 12.05.2017 - 15:18 Permalink
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gorgias Fr., 12.05.2017 - 17:34

Südtirol ist der Internet-Hinterwald. Zeitschriften und Onlinemagazine, die Onlineumfragen machen, die sich mit einem Minimalaufwand über automatisierte Verfahren verzerren lassen, eine Landtagsabgeordnete die das Internet als digitalen Pranger missbraucht, anstatt den Rechtsweg einzuschlagen und dafür jetzt selbst angezeigt wird (salto schweigt sich da aus) Ein Südtirol-Konvent bei dem jeder jeden anderen für die Verlosung anmelden kann, ohne dass dieser etwas davon erfährt bis zur positiven Losung.

Und von salto würde ich mir wünschen, dass man die facebook und twitterverlinkung nur optional aktiviert ist, damit man als Bürger nicht von diesen Unternehmen durch das ganze Internet getracked wird.

Fr., 12.05.2017 - 17:34 Permalink
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Martin Senoner Fr., 12.05.2017 - 17:49

Früher (vor der letzten Modernisierung der Homepage) muss die FF die IP kontrolliert haben, da von mehreren Personen mir der selben (statischen) IP nur eine abstimmen konnte!

Fr., 12.05.2017 - 17:49 Permalink
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Alfonse Zanardi Fr., 12.05.2017 - 20:24

Ich weiß wer's war: der alte Ein-Tirol Hacker aus Stoanegg mit sein' Amiga, der schon in den achtziger Jahren für eine Canna die Videogames im Domino in Bozen manipuliert hat.
Nur er kann das gewesen sein ...

Fr., 12.05.2017 - 20:24 Permalink