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„Warum nicht auch Frauenfußball“

Besonders in Italien braucht es Nachholbedarf, sagt Alfred Mazzone, Vizepräsident der CF Südtirol Damen.
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Foto: uefa.com

Endlich wieder Fußballsommer, endlich wieder Europameisterschaft. Mit diesen Meldungen würden wir wahrscheinlich schon seit Wochen überhäuft werden, wenn es dabei um Männerfußball ginge. Dass morgen in den Niederlanden die Endrunde der Fußball-Europameisterschaft - UEFA Women’s EURO 2017- der Frauen beginnt, wird hierzulande nur am Rande erwähnt. Bis zum 28. Juli treffen 16 Mannschaften aufeinander, darunter auch Italien und zum ersten Mal Österreich. 

salto.bz.: Herr Mazzone, ist Frauenfußball in Italien noch nicht richtig angekommen?

Alfred Mazzone: Nein absolut nicht. Es hat leider bis heute immer noch einen sehr niedrigen Stellenwert. Schlechter als in anderen Ländern. Im internationalen Ranking ist Italien an 17. Stelle.

Woran liegt das?

Es ist zwar in den letzten Jahren schon aufwärts gegangen, auch was das Interesse der Zuschauer und Fans anbelangt. Aber in Italien werden wenige Frauenmannschaften von männlichen Clubs unterstütz. Wenn man nur auf Frauenfußball geht, fehlen die finanziellen Möglichkeiten und die Möglichkeit für Trainerstäbe. Auch die großen Mannschaften in Deutschland und Frankreich werden von den großen männlichen Clubs gesteuert. 

Die Unterstützung von Seiten der großen bestehenden männlichen Fußballvereinen ist also wichtig?

Ja das ist notwenidg und nur so kann der Frauenfußball wachsen. Da sind wir hier in Italien einige Jahre in Verspätung. Jetzt fängt es so langsam an. Es gibt Profi-Clubs, die an Frauenfußballmannschaften interessiert sind und neue Frauenmannschaften gründen, zum Beispiel Juventus oder Florenz. Das braucht es unbedingt, damit Frauenfußball in Italien weiterhin wächst. Es braucht auch Strukturen, Geld, einen Jugendsektor, Auswärtsspiele, ausgebildete Leute und ein professionelles Managment.  

 

Weil an Interesse von Seiten der Mädchen und jungen Frauen fehlt es nicht?

Das Interesse ist in den letzen Jahren gestiegen, aber wir sind noch weit hinten im Vergleich zu anderen Ländern. 

 

Würde es helfen wenn sich auch bekannte Fußballstars für den Frauenfußball aussprechen würden und deren Erfolge anerkennen, so wie es jüngst auch Andy Murray für den Tennis getan hat.

Das würde sicherlich einen positiven Einfluss haben, wenn sich bekannte Fußballprofis dafür aussprechen und sich für die Sache einsetzen würden. Absolut!

 

Was wird in Südtirol im Bereich Frauenfußball getan?

Wir von CF Südtirol Damen haben einen Jugendsektor und wir haben Leute die abklappern, was abzuklappern ist. Damit die jungen Mädchen schon früh zu uns kommen und im Jugendsektor spielen. Und wir dann für die erste Mannschaft Spielerinnen rekrutieren können.

 

Wird das auch von kleineren südtiroler Vereinen unterstützt? 

Ja eigentlich schon. Wir haben schon einige Spielerinnen, die nicht nur von unserem Nachwuchs kommen, sondern auch von anderen, zum Beispiel Dorfmannschaften. 

 

Wird Fußball als Frauensport nicht immer noch oft belächelt, was es den Mädchen und jungen Frauen auch schwer macht? 

Ja irgendwie muss ich ihnen da Recht geben. Aber die Personen, die den Frauenfußball und die Mädchen belächeln sind eigentlich selbst zu belächeln. Es gibt nämlich nichts zu belächeln. Frauen sind natürlich im Vergleich zu den Männern physisch unterlegen, das ist klar. Das ist bei allen Sportarten so. Auch das Tempo ist ein anderes. Aber was Technik anbelangt oder Spielzüge, können Frauen genauso lernen und gut spielen und es ist genauso schön zuzuschauen. Viele haben auch den falschen Eindruck, dass Frauenfußball spielerisch auf dem gleichen Niveau sein muss wie Männerfußball. In Deutschland wird Frauenfußball zum Beispiel nicht mehr belächelt, aber hier sind wir da einfach noch 15 Jahre zurück.

 

Obwohl es auch in Deutschland immer noch schwierig ist, da hört man schon noch oft „aber schön anzuschauen ist es nicht“…

Ja das stimmt. Die Stimmen wird es immer geben. Aber in Deutschland wurden bei der letzen Frauen-WM die Spiele der deutschen Mannschaft im ARD und ZDF übertragen, mit mehreren tausend Zuschauern, das geht schon in die richtige Richtung. Ich habe auch gehört, dass der ORF ein paar Spiele überträgt, da Österreich auch zum ersten mal dabei ist, aber nur auf dem ORF Sportsender, den viele nicht haben. Das ist ein Handicap, dass die Spiele nicht geschaut werden können. (ARD und ZDF übertragen diesmal alle 31 Spiele der Europameisterschaft, Anm.d.Red.)

 
Fußball ist einfach für viele immer noch nur Männerport…

Ganz klar. Es besteht einfach Nachholbedarf, in Italien, aber sicher auch in den anderen Ländern. Man kann mehr dazu beitragen, dass auch der Frauenfußball als Frauensportart akzeptiert wird. Warum nicht auch Fußball? Frauen machen ja mittlerweile alle Sportarten, wie Boxen, Handball, Volleyball. Aber was vernachlässigt wird, ich weiß nicht warum, ist der Fußball. Vielleicht weil es der Volkssport Nummer eins ist und das ist eben Männersache. Leider Gottes haben viele Zuschauer immer noch diese Einstellung.