Kultur | Museumsförderung

"Bis zu 80 % öffentlich finanziert"

Landesrat Florian Mussner verteidigt die öffentliche Ko-Finanzierung des von der Kronplatz AG geplanten Museums für Bergfotografie.
Museum für Bergfotografie
Foto: Stadtgemeinde Bruneck

Nicht nur Reinhold Messner inspirieren Berge zu Museumsideen. Auch die Kronplatz AG will bekanntlich in luftigen Höhen museal aktiv werden – und die seit mehr als dreißig Jahren leerstehende Bergstation ihrer ersten Aufstiegsanlage zu einem Museum für Bergfotografie umbauen. PMOA, kurz für Photo Mountain Art, soll das ehrgeizige Projekt mit geplanten Investitionskosten von 6 Millionen Euro heißen, für das der Pusterer Seilbahnriese mit dem Tiroler Archiv für Photographie und dem Foto- und Kulturhistoriker Martin Kofler zusammenarbeitet. Ein anerkennenswertes Projekt, wie selbst der Grüne Landtagsabgeordnete Hans Heiss urteilt. Das jedoch, wie salto.bz im vergangenen August aufgedeckt hat, einen großen Haken hat: Es soll zur Hälfte vom Land oder genauer aus dem Fördertopf der Abteilung Museen finanziert werden. Und das, obwohl eine solche Förderung von Antragstellern mit Gewinnabsicht bis zu einem entsprechenden Beschluss der Landesregierung im vergangenen Februar nicht möglich gewesen wäre. Dank dieses „Kronplatz-Paragraphen“ kann nun dagegen ein Beitrag an die Gemeinde Bruneck gewährt werden, die diesen wiederum über eine Vereinbarung an die Kronplatz AG weiterreichen kann.

Ein Arrangement, das im Sommer nicht nur in den Oppositionsreihen des Brunecker Gemeinderats für Irritation gesorgt hatte, sondern auch die Grünen auf den Plan rief. Sie stellten eine Landtagsanfrage zu der von salto.bz aufgedeckten Causa, auf die nun Landesrat Florian Mussner – beziehungsweise laut Kürzel Abteilungsdirektorin Karin Dalla Torre – geantwortet hat. Darin bestätigt Mussner grundsätzlich die bekanntgewordenen Fakten. Allen voran das vorliegende Investitionsgesuch der Gemeinde Bruneck bei der Abteilung Museen. Gemäß Förderrichtlinien kann laut dem Landesrat dafür ein Beitrag von gar bis zu 80 Prozent der anerkannten Kosten gewährt werden – also in dem Fall sogar bis zu 4,8 Millionen Euro statt der bisher kolportierten 3 Millionen Euro. „Die Mittel werden mit dem Nachtragshaushalt zur Verfügung gestellt“, heißt es in der Antwort auf die Landtagsanfrage der Grünen.

Dringliche Harmonisierung

In etwas abgesofteter Version kommt die Bestätigung daher, dass die  Landesregierung eine solche Finanzierung erst im Februar ermöglicht hat. Die neuen „Richtlinien zur Förderung von Museen und Sammlungen“ seien notwendig geworden, da die bisher geltenden Förderrichtlinien an die „neuen Bestimmungen der Harmonisierung der öffentlichen Haushalte und der digitalen Verwaltung angepasst werden mussten“. Was der in diesem Zuge eingefügte Passus zur Lösung des Kronplatzschen Finanzierungsproblems über den Umweg Gemeinde genau mit einer Harmonisierung zu tun hat, erschließt sich aus der Antwort allerdings nicht.

Keineswegs gelten lässt Mussner den in der Anfrage aufgeworfenen Vorwurf der Grünen, dass die großzügige Unterstützung für ein privates Museumsprojekt vor dem Hintergrund von Kürzungen und dahintümpelnden Projekten im Museumsbereich passiert. Es habe keine Kürzungen, sondern nur zeitmäßige Verschiebungen von Mitteln bei den Privatmuseen des Landes gegeben. Auch bei den von den Grünen angesprochenen Projekten wie der Festung Franzensfeste oder dem Ausbau des Weinmuseums Kaltern läuft alles auf Schiene, lässt Landesrat Mussner verstehen. Interessant ist seine Antwort auf die Frage, ob sich die zuständige Abteilung Museen nachdrücklich gegen die geplante Änderung der Kriterien zur Wehr gesetzt habe. Darin erinnert der Landesrat die Grünen zuerst daran, dass sie selbst in der Prämisse der Landtagsanfrage „eine Unterstützung Privater als eine erwägenswerte Möglichkeit der Museumsförderung“ bezeichnet hätten, zumal bei einem gut fundierten und zielführenden Projekt. Und wie Mussner, offenbar auf die Geschehnisse in der Abteilung Mueum anspielend, fortführt:

„Diskussionen im Vorfeld von Entscheidungen sind durchaus gerechtfertigt und wir erachten diese auch als Hilfe bei der Entscheidungsfindung.“

Der Raum für Diskussionen wird in jedem Fall auch in Zukunft nicht fehlen. Denn nach der Verabschiedung des neuen Museums-Gesetzes im Juni werden die Förderrichtlinien laut der Antwort auf die Landtagsanfrage nun von einer breiten Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller fünf Kulturabteilungen des Landes in partizipativer Vorgangsweise überarbeitet. „Die Ergebnisse daraus sollen vor der Beschlussfassung im Herbst in mehreren Treffen im ganzen Land mit der Basis der Museen diskutiert werden“, heißt es in Mussners Beantwortung. Umso unverständlicher, wieso eine grundlegende Änderung wie die Förderung privater Initiativen bereits mit Schnellschuss der Landesregierung im Februar vorweg genommen wurde. 

Öffentlich geförderte Kultureinrichtungen sollten zumindest ohne weitere Kosten in ihrer Erreichbarkeit zugänglich sein. Wieviel kostet es eine einheimische Familie am Ende in diesen Kulturgenuss zu kommen? Jede neue Ausstellung sollte mit einem 80% ermäßigtem Auf- und Abstiegsticket verbunden sein - schließlich hat sie auch für das Museum bezahlt. Alles andere wäre Diskriminierung.

Mi., 27.09.2017 - 10:57 Permalink