Politik | Grüne

Der Unmensch

Der in Südtirol diskreditierte Chef des Münchner Umweltinstitutes Karl Bär hat bei den Bundestagswahlen ein mehr als beachtliches Wahlergebnis eingefahren.
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Foto: Tegernseer Volksstimme
Wie verschieden die Welten doch sein können.
In Südtirol ist er ein Unmensch und das Institut, dem er seit Jahren angehört, wird von höchster politischer Stelle als „selbsternanntes Umweltinstitut“ diskreditiert. In Bayern hingegen ist er ein Star und schafft bei den Bundestagswahlen einen überwältigenden Wahlerfolg.
Karl Bär, 32 Jahre alt, studierter Islam- und Agrarwissenschaftler, ist jener Vertreter des Münchner Umweltinstitutes, der in Südtirol seit Wochen am Pranger steht. Die Plakataktion und die Internetseite „Pestizidtirol“ der Münchner Kritiker lässt Südtirols Politik und Agrarlobby Gift und Galle spucken.
Während man den geborenen Tegernseer hier als eine Art verrückten Umwelttaliban abtut, hat Karl Bär in seiner Heimat aber einen ganz anderen Status. Einen Status über den man in Südtirol lieber schweigt.
 

Die Bundestagswahl

 
Karl Bär ist politisch seit vielen Jahren bei den deutschen Grünen engagiert. Er war jahrelang Sprecher der Grünen Jugend und ist mehrmals bei Bundestagswahlen für die Ökopartei angetreten. Bei den Kommunalwahlen in Bayern 2014 wurde Bär für die Grünen in den Gemeinderat Holzkirchen und den Kreistag Miesbach gewählt.
Karl Bär hat auch bei den Bundestagswahlen 2017 kandidiert und in seinem Wahlkreis ein überwältigendes Ergebnis für die Grünen geholt.
Der Ökospezialist schaffte den Sprung in den Bundestag nicht. Denn im bayrischen Land hat bei den Direktmandaten - ähnlich wie in Südtirol bei der SVP - eine Oppositionspartei gegen den Platzhirsch CSU keine Chance. Doch Bärs Wahlergebnis ist mehr als beachtlich.
 

Das Ergebnis

 
Karl Bär ist als Direktkandidat der Grünen im Wahlkreis „Bad Tölz-Wolfratshausen – Miesbach“ angetreten. Das Ergebnis:
 
Die Grünen haben es in diesem Wahlkreis geschafft 13,6 Prozent der Wählerstimmen zu holen und noch vor der SPD Zweiter zu werden. Die Ökopartei hat um 5,6 Prozent im Vergleich zu Bundestageswahl 2013 zugelegt. Während die CDU 8,8 Prozent und die SPD 5,9 Prozent ihrer Stimmen von 2013 verloren haben.
Wie erwartet wurde der CSU-Kandidat Alexander Gamal Radwan mit 62.466 Stimmen in den Bundestag gewählt. Karl Bär schaffte aber 17.808 Stimmen.
In Südtirol wäre er auf der SVP-Liste damit Landesrat.
Lässt man den Einwand gelten, dass man Bundestagswahlen in Bayern (Direktwahl ohne Vorzugsstimmen) nicht mit Landtagswahlen in Südtirol vergleichen kann, so ist das Ergebnis von Karl Bär noch einmal um einiges besser zu bewerten.
Im Wahlkreis „Bad Tölz-Wolfratshausen – Miesbach“ waren bei der Bundestagswahlen 165.228 Bewohner wahlberechtigt. Von diesen gingen am vorvergangenen Sonntag 132.621 Wählerinnen und Wähler tatsächlich zur Wahl.
Bei den Landtagswahlen 2013 waren in Südtirol rund zweieinhalb Mal so viele Menschen wahlberechtigt: 400.958 Bürger. Von diesen wählten in Südtirol 2013 letztlich 289.844 Bürgerinnen und Bürger.
Setzt man Karl Bärs Wahlergebnis dazu in Relation, dann hätte der ungeliebte Münchner Agronom sogar seinen schärfsten Südtiroler Kritiker Arnold Schuler an Stimmen überholt.
Diese Strophe hat man im aktuellen Südtiroler Klagelied bisher ausgelassen.