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Foto: salto
Gesellschaft | #ALSODANN

Meine Asche gehört nicht mir

Weil Allerseelenzeit ist, geht es heute um etwas Leichtes. Um Asche. Meine. Hoffentlich erst in 30 Jahren oder so.
Wenn ich mein Ableben richtig vorbereite, kann ich selbst entscheiden, ob ich mich eingraben, sezieren oder verbrennen lassen will. Für mich gilt das Verbrennen. Was übrigbleibt, ist Asche. Die bin dann immer noch ich, ohne Leben zwar, aber selbstbestimmt. Denkste. Für meine Asche gibt es keine Selbstbestimmung. Über sie wacht das Gesetz. Streng. Meine Nachfahren müssten schon kriminelles Potential entwickeln, um die drei Handvoll Renate-Asche wunschgemäß auf dem Berg, am See und im Meer zu verstreuen. Das wäre nämlich Ascheklau, „Sottrazione di cadavere“, und darauf stehen laut Art. 411 des italienischen StGB von 2 bis 7 Jahre Knast.
Für meine Asche gibt es keine Selbstbestimmung. Über sie wacht das Gesetz.
Risikofrei kann meine Asche nur an drei Orte gebracht werden: entweder unter Aufsicht nach Sigmundskron zum Messner oder mit Musikbegleitung in einen noch zu errichtenden Tunnel am Bozner Friedhof. Dort käme ich aber drunterunddrüber mit allen anderen Aschen zum Liegen. Eine Massenveranstaltung. In versiegelter Urne könnte ich außerdem ins Wohnzimmer der Meinen einziehen, in eine verschlossene Nische allerdings. Mir persönlich bleibt noch das Privileg Familiengrab, dorthin allerdings nur in Bio-Urne. Friedhofsgrund wird bei jeder Option gespart.
Ist meine Asche wirklich um so viel besonderer ist als die eines Baums, der zu Brennholz wurde?
In anderen europäischen Ländern dürfte meine Asche jetzt schon fliegen. Mit etwas Glück erlebe ich noch eine Lockerung der Regeln. Nicht dass ich dann in einen Schmuckstein gepresst werden möchte, aber mit den Winden fliegen würde ich schon. Alsodann...ad multos
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Renate Mumelter Di., 31.10.2017 - 14:26

aktueller Nachtrag
Der Generalvikar richtet heute via Zeitung aus, dass auch kirchlich gesehen meine Asche kompakt bleiben muss. Die Heilige Schrift sagt, dass der Körper eines Menschen eine wichtige Rolle bei der Auferstehung spielt, so der Generalvikar. Will ich mit den Winden fliegen, kann ich keinen katholischen Segen bekommen, bestätigt der Papst. Und überhaupt sollte man meiner irgendwo gedenken können, sagt der Generalvikar. Da bin ich wieder ganz bei ihm. Ein Tafele samt Kerzenabstellplatz wär mir eigentlich genug. Bis die Konzession abläuft. Denn dann wäre es mit dem Grab eh auch nix mehr.

Di., 31.10.2017 - 14:26 Permalink