Politik | Mobilität

Tram im Zentrum

Die Landesregierung will die Pläne der Gemeinden Bozen, Eppan und Kaltern, eine Tram bis ins Überetsch zu führen, unterstützen.
Tram Bolzano
Foto: Gemeinde Bozen

Der Wunsch von Andreas Riedl ist in Erfüllung gegangen. “Pünktlich vor dem Wahlkampf für die Landtagswahlen 2018” sollte die Überetscher Tram wieder auf die politische Agenda gesetzt werden. Das erhoffte sich der Dachverband für Natur- und Umweltschutz um Geschäftsführer Riedl gemeinsam mit lokalen Umweltschutzverbänden und Gemeindevertretern aus Eppan und Kaltern. Zu diesem Zweck hatte man Anfang November eine Papp-Tram im Bozner Stadtzentrum enthüllt. Inzwischen hat die Tram ihre Fahrt Richtung Überetsch aufgenommen, nach Eppan und Kaltern – jene beiden Gemeinden, die wie die Gemeinde Bozen seit Langem auf eine schienengebundenes Transportmittel als Verkehrsverbindung zwischen dem Überetsch und der Landeshauptstadt pochen. Der Metrobus könne nur eine Zwischenlösung sein, betont man immer wieder – und macht Druck auf die Landespolitik.

Mit Erfolg, wie es scheint. Am Montagabend war die Überetscher Tram Thema bei der Parteiausschuss-Sitzung der SVP. Von Landeshauptmann Arno Kompatscher und Mobilitätslandesrat Florian Mussner höchstpersönlich wurden die anwesenden SVP-Vertreter des Bezirks Bozen Stadt und Land über die “konkreten Vorhaben der Landesregierung zur Verbesserung der Verkehrssituation im Großraum Bozen” informiert. So steht es in der Aussendung, die die SVP noch Montag Nacht verschickt. Der Metrobus, auf den die Regierungsmitglieder der SVP bislang vorrangig gesetzt haben, wird nur am Rande erwähnt. “Mit Riesenschritten” werde an dessen Fertigstellung gearbeitet, so der Landeshauptmann.

 

Zentrum – Krankenhaus – und dann ins Überetsch

Doch die wirkliche Neuigkeit steckt in den nachfolgenden Absätzen. Man werde das Vorhaben der Gemeinde Bozen, “eine Trambahn vom Stadtzentrum über das Krankenhaus bis zur Etschbrücke zu realisieren, unterstützen”, verkündet Arno Kompatscher. Er zeigt sich erfreut, dass sich die Gemeinde Bozen “dazu durchgerungen” habe. Damit werde auch der Weg frei für den zweiten Schritt. Und zwar: zur Weiterführung der Trambahn ins Überetsch. “Die Techniker wurden bereits beauftragt, die Maßnahmen in Form eines Masterplans zu Papier zu bringen. Dieser wird nach Genehmigung durch die Landesregierung vorgestellt”, erklärt Kompatscher. In ihrer Entscheidung will sich die Landesregieurng an der Studie des Schweizer Verkehrsplaners Willi Hüsler orientieren. Hüsler hatte diese im August der Bozner Gemeindeverwaltung präsentiert.

Dann wird er konkreter: “Die Tramlinie und gleichzeitig auch das Intermodalzentrum im Bereich der Etschbrücke in Sigmundskron sollen parallel zum zweigleisigen Ausbau der Bahnlinie Bozen-Meran durch RFI definiert werden.” Fest stehe nun, dass die Eisenbahnverbindung entlang der bestehenden Trasse zweigleisig ausgebaut wird, weil “auch das Krankenhaus in Moritzing durch die neue Trambahn verkehrstechnisch angebunden wird”.

Geht es nach den Plänen der Landesregierung wird die erste Ausbauphase der Bahnlinie Bozen-Meran durch RFI bis 2024 abgeschlossen sein. Zugleich wird das Intermodalzentrum in Sigmundskron – Land und Gemeinde Bozen befürworten das Projekt – in Abstimmung mit RFI geplant. “Dieses gilt als wichtiger Knotenpunkt des öffentlichen Verkehrs zwischen Bozen, dem Überetsch und der Bahnlinie Bozen-Meran”, betont der Landeshauptmann.

 

Metrobus Mittel zum Zweck

Bis zur Realisierung des “ehrgeizigen Projektes” gelte das Hauptaugenmerk der Landesregierung den Busverbindungen zwischen Bozen und dem Überetsch, so Landeshauptmann und Mobilitätslandesrat. “Die Verbindungen des Überetsch-Express wurden jetzt massiv ausgebaut”, erinnert Florian Mussner. “Einen 15-Minuten-Takt auf der Strecke Kaltern-Eppan-Bozen gibt es künftig nicht nur zu den Hauptverkehrszeiten, sondern den ganzen Tag über, jeweils montags bis freitags.” Bis 2021 erwartet man sich hingegen, dass der Metrobus seine volle Leistungsfähigkeit erreicht haben wird.

Die jetzt bevorstehende (Fast-)Verdoppelung der Busverbindungen im Ballungsraum Überetsch-Bozen und die schrittweise Umsetzung des Metrobus-Konzeptes seien, so Mussner “konkrete Maßnahmen, um das ‘autofreie Mobilitätsangebot’ in verhältnismäßig kurzer Zeit deutlich zu verbessern und so noch mehr Bürger dazu zu bewegen, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen”.