Umwelt | Umstellung

“Kohärent und mutig”

Umweltschützer, PAN Italia und Bioland loben Arnold Schuler für seinen Schritt, teilweise auf Bio umstellen zu wollen – und legen große Erwartungshaltungen an den Tag.
Arnold Schuler
Foto: Facebook/Arnold Schuler

“Beeindruckend” sei die Entwicklung im Bioanbau in Südtirol, sagte Arnold Schuler im November. Gemeinsam mit den Vertretern von Bauernbund und Bio-Verbänden präsentierte der Landwirtschaftslandesrat vor gut einem Monat die gemeinsame Bio-Offensive. Das Ziel: die Bio-Anbauflächen bei Äpfeln, Beeren, Ackerfrüchten und Kräutern sowie Wein bis 2025 verdoppeln. Als Maßstab werden die Bioflächen von 2015 herangezogen: Rund 2.000 Hektar an Fläche wurden damals in den genannten Bereichen biologisch bewirtschaftet.

Zurückhaltend, aber nicht abgeneigt zeigte sich Landesrat Schuler bei der Präsentation des “Biokonzepts 2025” als er gefragt wurde, ob er denn seinen landwirtschaftlichen Betrieb auch auf Bio umstellen werde. Nur etwas mehr als einen Monat später lässt er die (Bio-)Bombe platzen: Arnold Schuler wird Teile seines Betriebs auf den biologischen Anbau umstellen. Die Reaktionen auf die Ankündigung des Landwirtschaftslandesrats fallen gemischt aus. Gar einige vermuten hinter dem Schwenk einzig einen Wahlkampfgag – was Schuler wiederum dementiert.

Anderswo freut man sich über die öffentliche Ankündigung des Landesrates. Die Entscheidung Schulers sei “mutig”, aber “nicht ganz unerwartet” gekommen, kommentiert Koen Hertoge von PAN Italia. Bereits bei mehreren Gesprächen mit dem Landesrat und seinen Mitarbeitern habe er erfahren, dass Schuler die Ökologisierung der Südtiroler Landwirtschaft ein großes Anliegen sei, springt Hertoge dem Landesrat bei. Schuler gehe mit gutem Beispiel voran und setze das Bio-Konzept um, lobt Hertoge.

“Durchaus kohärent” ist Schulers Entscheidung nach der Bekanntgabe der Ziele des “Biokonzepts 2025” auch für den Dachverband für Natur- und Umweltschutz. “Durch die Umstellung des Betriebes von Landesrat Schuler erhält diese Strategie die notwendige Glaubwürdigkeit und Seriosität”, schreibt der Dachverband in einer Aussendung – und gratuliert dem angehenden Bio-Bauer: “Gerade angesichts der laufenden Debatten im Land rund um Mals, Bioregionen und Pestizidrückständen ist diese Ankündigung des Agrarlandesrates – auch wenn es seinen privaten Betrieb betrifft – ein beachtlicher Schritt.”

In dieselbe Kerbe schlägt man bei PAN Italia. Die Zeichen für einen “weiteren und hoffentlich konstruktiveren Dialog” stehen nach jahrelanger und intensiv geführter Diskussion zum Thema Pestizide in Südtirol nun “sehr gut”, meint Koen Hertoge. Beim Dachverband hofft man indes, “dass sich möglichst viele weitere Landwirte an Landesrat Schuler ein Beispiel nehmen und überzeugt den letzten entscheidenden Schritt gehen werden”.
Und der größte Verband biologischer Anbauer in Südtirol, Bioland, schreibt auf Facebook: “Eine frohe Botschaft: Nach Hans Berger ist Arnold Schuler nun der nächste Südtiroler Landwirtschaftslandesrat, der auf Bio umstellt – wir freuen uns!”

Die Erwartungen an den Landwirtschafslandesrat und die Botschaft, die er mit seiner Entscheidung, teilweise auf Bio umsteigen zu wollen, sind beachtlich. Und Koen Hertoge stellt Schuler bereits die nächste Rute ins Fenster. “Wir erwarten nun vom Landesrat Schuler eine klare Unterstützung für die Gemeinde Mals. Bei der Spielplatz-Studie, vom Dachverband für Natur- und Umweltschutz durchgeführt, wurde nachgewiesen, dass in Südtirol fast jeder zweite Spielplatz während der Vegetationsperiode mit Wirkstoffe belastet ist”, schreibt das Vorstandsmitglied von PAN Italia.

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Herta Abram Sa., 23.12.2017 - 13:32

Unser aller Anspruch soll sein: den Übergang zu einer umweltverträglichen Pflanzenerzeugung anzustreben und einzuleiten.
In einer Zeit in der wir um die dringliche Notwendigkeit einer solchen Veränderung wissen, muß es uns doch darum gehen, die Belange des Gesundheits-und Umweltschutzes, mit einer größeren Durchschlagekraft gegen ausschließlich ökonomische Interessen durchzusetzen.
Dazu muss sich auch unsere Landwirtschaftspolitik grundsätzlich auf einen nachhaltigen Pflanzenanbau ausrichten.

Sa., 23.12.2017 - 13:32 Permalink
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gelber enzian Mo., 25.12.2017 - 15:05

Antwort auf von Herta Abram

offene türen einrennen und anleitungen geben das warme wasser neu zu erfinden:
für halbwegs sich auf der höhe befindlichen praktiker (mindestens 90% derselben) ist ihre forderung bereits gelebte realität!
ich kenne keinen familienbetrieb der "ausschließlich ökonomische Interessen" vertritt.
selbige stehen zu "umweltverträglicher Pflanzenerzeugung".
nicht jedes bio ist garant für biodiversität und nachhaltigkeit: aufs wesentliche kommt es an.
nur weil einer einen führerschein hat, ist dies keine garanite daß er sich an die verkekrsregeln hält.

Mo., 25.12.2017 - 15:05 Permalink
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Klemens Kössler Di., 26.12.2017 - 17:08

Hoffentlich machen die Konsumenten mit und lassen den wachsenden Bioanbau nicht im Regen stehen.
Auch ein Biobetrieb muss ökonomisch geführt werden können, das heißt der Bauer soll sich einen angemessenen Lebensstandard für sich und seiner Familie leisten können.
Wer Bio haben will muss Bio kaufen, leider hakt es sehr stark beim Konsumenten, während 70% sagen sie gäben Bio beim Einkauf den Vorzug so liegt der Anteil beim Bioeinkauf immer noch bei knapp 5% beim Lebensmittelkonsum.
Bio kostet mehr in der Herstellung und zwar zwischen 30 und 70% deshalb muss dies auch der Konsument bezahlen ansonsten ist ihm die Biolandwirtschaft nichts wert, eben kein Geld wert eben ökonomisch seine Brieftasche die ökonomischste.

Di., 26.12.2017 - 17:08 Permalink