Politik | Freiheitliche Affäre
Zingerles Pech
Foto: Die Freiheitlichen
Hannes Zingerle hat Pech.
Es ist keine zwei Wochen her, dass der Südtiroler Freiheitliche stolz in die Kamera lächelte. Neben ihm mit einer Flasche Wein als Gastgeschenk in der Hand ein Mann, der seit dieser Woche Österreichs Regierung in einen handfesten Politskandal mit internationalen Auswirkungen stürzt. Udo Landbauer.
Udo Landbauer ist FPÖ-Spitzenkandidat bei der Landtagswahl in Niederösterreich am Sonntag. Nina Horaczek von der Wiener Stadtzeitung Falter hat in der aktuellen Ausgabe einen Hintergrundbericht über den FPÖ-Politiker eröffentlicht, der weit über Niederösterreich hinaus politische Folgen hat.
Die Nazilieder
Udo Landbauer ist auch stellvertretender Vorsitzender der Burschenschaft „Germania zu Wiener Neustadt“. Die schlagende Penälerverbindung hat 1997 ein Liederbuch herausgegeben, in dem der Judenmord und das Naziregime verherrlicht werden. So heißt es in den Lied: „Da trat in ihre Mitte der Jude Ben Gurion: ,Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million’“ und weiter „Da schritt in ihre Mitte ein schlitzäugiger Chines’ oder „Auch wir sind Indogermanen und wollen zur Waffen-SS.“ Einmal die Woche werden auf der Bude Lieder aus diesem Buch gesungen.
Die Enthüllung des Skandals hat zu Schlagzeilen weit über Österreich hinaus geführt. Politiker aller Couleurs – allen voran der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen – verurteilten das Verhalten Landbauers. Gleichzeitig wurde der niederösterreichische FPÖ-Spitzenkandidat zum Rücktritt aufgefordert. Das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) hat Ermittlungen aufgenommen und alle vorhandenen Exemplare des Buches im Zuge einer Hausdurchsuchung beschlagnahmt. Landbauer selbst stellte inzwischen seine Mitgliedschaft bei der Burschenschaft Germania ruhend.
Udo Landbauers Verteidigung: „In meiner Anwesenheit sind solche Lieder nie vorgekommen. Ich habe niemals verwerfliche Lieder gesungen.“ Er habe auch nichts davon gewusst. Die Burschenschaft Germania behauptet, die inkriminierten Textzeilen seien geschwärzt worden. Vor allem aber hat die FPÖ inzwischen zum Gegenangriff angesetzt. Die FPÖ verteidigt ihren Spitzenfunktionär. Generalsekretär Harald Vilimsky denunzierte die Stadtzeitung Falter als „linksextrem“. Landbauers Resümee: „Die linke Seite versucht, mir diese Sache anzuhängen.“ Der FPÖ-Wahlkampf läuft inzwischen unter dem Motto „Jetzt erst recht“. Tatsache aber ist, dass die neue österreichische Bundesregierung durch diese Affäre nicht nur im eigenen Land unter Druck kommt.
Die FPÖ-Jugend
Wie nah Udo Landbauer aber auch den Südtiroler Freiheitlichen ist, zeigte sich vor zwei Wochen.
Am Freitag dem 12. Jänner 2018 trafen sich Jugendfunktionäre der FPÖ-Vorfeldorganisation aus ganz Österreich im Eventhotel Pyramide in Vösendorf in Niederösterreich südlich von Wien. Mit dabei auch der Südtiroler Freiheitliche Landtagsabgeordnete und Jugendkoordinator Hannes Zingerle.
Mit Zingerle wurde bei diesem 27. Ordentlichen Bundesjugendtag der Freiheitlichen Jugend Österreich erstmals ein Südtiroler in den Bundesjugendvorstand aufgenommen. Laut Pressemitteilung schilderte Zingerle „in seinen Grußworten kurz die politische Situation Südtirols, ging auf die aktuelle Diskussion der doppelten Staatsbürgerschaft ein und bedankte sich für die hervorragende Zusammenarbeit mit der Freiheitlichen Jugend Österreich“.
Und weiter heißt es: „Bereits seit vergangenen Sommer fanden viele fruchtbringende Gespräche in Tirol, Wien, Oberösterreich und der Steiermark mit Funktionären der Freiheitlichen Jugend Österreich statt. Die Aufnahme in den Bundesjugendvorstand zeigt nun, dass Südtirol auch für die Jugendorganisation der neuen Regierungspartei FPÖ ein echtes Herzensanliegen ist.“
Der Bundesobmann der FPÖ-Jugend ist Udo Landbauer. Und mit ihm ließ sich Hannes Zingerle auf der Veranstaltung auch fotografieren. Am 14. Jänner 2018 verschickten die Freiheitlichen dann eine Pressemitteilung mit dem Foto des Duos Zingerle und Landbauer.
In der offiziellen Pressemitteilung steht nichts davon, ob man in Vösendorf auch gesungen hat. Und welche Lieder.
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Die Anschuldigungen sind
Die Anschuldigungen sind nicht haltlos, da die Verbreitung der besagten Textzeilen strafbar ist.
Zingerle hat damit direkt nichts zu tun. Das Foto bringt ihn aber in die Nähe eines Umfelds das offenbar die Verbrechen der Nazi-Zeit positiv bewertet und die Opfer verhöhnt.
Antwort auf Die Anschuldigungen sind von Alfonse Zanardi
du verstehst das nicht alfons
du verstehst das nicht alfons. das sind alles nur einzel- und zufälle.
http://www.brennerbasisdemokratie.eu/?p=30358
"Antisemitismus hat in
"Antisemitismus hat in Österreich und in Europa keinen Platz", so wird der österreichische Kanzler in seiner Antrittsrede zitiert. Der gleiche Kanzler führt eine Koalitionsregierung mit rechten, teils Nazilieder singenden, Burschenschaftern.
In Zeiten in denen katholische Würdenträger vor fake news warnen (sic!), fällt das nicht weiter auf.
Ach der braune
Ach der braune Amtsverteidiger....
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