Freudenhäuser? Sklavinnenhäuser!
Amato schlug vor, zwecks Eindämmung der (Straßen-)Prostitution, „spedire obbligatoriamente il verbale di contravvenzione all'indirizzo di casa dei clienti". Und er sagte, er empfinde eine gewisse Schadenfreude bei diesem Gedanken. Ja, ich stelle mir auch gern vor, wie der „Kunde“ zuhause beim Mittagstisch im Kreise seiner Lieben den Huren-Besuchs-Strafbescheid öffnet.
Jedenfalls schaue ich seither ein bisschen genauer hin, wenn es um Prostitution geht, aber noch ein bisschen genauer schaue ich hin, seit eine Bekannte – jung, schön, erfolgreich, gut verheiratet – mir versicherte, Prostitution sei notwendig, weil „ein gesellschaftliches Ventil“. Wenn es keine Prostituierten gäbe, würden Vergewaltigungen zunehmen, und überhaupt, ob ich denn nicht wisse, was es bedeute, sehr viele Jahre lang verheiratet zu sein, da sei es gut, wenn der Mann zu Prostituierten gehen könne, weil der Frau „die Lust vergangen sei“. Nun, ich weiß tatsächlich nicht, wie es sich anfühlt, so lange verheiratet zu sein, aber ich denke doch, solche Fälle wären bei Psychologen, bei der Paartherapie oder gar beim Scheidungsrichter besser beraten als bei der Prostituierten.
Das älteste Gewerbe der Welt?
Ja, und dann wäre da noch die Frage nach dem „ältesten Gewerbe der Welt“, das Über-Argument, das sofort aus dem Ärmel gezaubert wird, wenn es um das Thema des Frauenkaufs geht. Ist die Prostitution im tatsächlichen und absoluten Sinne "das älteste Gewerbe der Welt", das heißt, haben sich also auch die Männer ihr erstes Geld mit Prostitution verdient, oder ist sie lediglich das erste (älteste) Gewerbe, das man dem weiblichen Geschlecht zugestand?
Jedenfalls ist es maximal faszinierend, zu beobachten, wie Männer alles daran setzen, sich dieses Vorrecht der Unterwerfung, der Ausbeutung und ja, auch der Unterdrückung der Frau zu bewahren, immer noch, trotz Aufklärung und Internet und Globalisierung, und wie zu allem Überfluss Frauen sie in diesem Begehren auch noch unterstützen. Dabei, aber wahrscheinlich will das eh niemand wissen, ist es bewiesen und belegt, dass
„Die NGO Foundation of Women’s Forum (FWF) schätzt, dass jedes Jahr allein in Europa etwa 500.000 Frauen sexuell ausgebeutet werden. Detlef Ubben, der mehr als zehn Jahre Chefermittler im Bereich Menschenhandel und Zwangsprostitution des LKA war, schätzt, dass bis zu 95 Prozent der rund 2.250 Prostituierten in Hamburg nicht freiwillig arbeiten. Der aktuelle Leiter der zuständigen Abteilung für organisierte Kriminalität, Jörn Blicke, formuliert es vorsichtiger: "Ein sehr hoher Anteil der Prostituierten arbeitet nicht selbstbestimmt oder nicht für sich selbst." Manche Frauen werden erpresst, andere geschlagen, manche werden von ihren Partnern oder ihrer Familie dazu angehalten, und trauen sich nicht, sich zu wehren. („Wirklich freiwillig ist niemand Prostituierte“, Zeit Online, 11.10.2012).
Menschenverachtend
Wahrhaftig, es braucht schon einen eisernen Willen und ein unglaubliches Maß an Verachtung nicht nur des weiblichen, sondern auch des eigenen Geschlechts, um dieses menschenunwürdige Phänomen in unserer modernen, aufgeklärten Gesellschaft mit ein paar fadenscheinigen Ausflüchten und schlecht gestrickten Deckmäntelchen am Leben zu erhalten. Und es auch noch zu stärken, dank eklatanter Ungleichgewichte in unserer männergemachten, männergewollten und männerdominierten, ungerechten Welt.
Aber in Wahrheit wundert mich das alles ja schon gar nicht mehr: Wenn ich nämlich sehe, dass in bald zehn Tagen gerade mal 194 (!) von 380.000 (!!) wahlberechtigten Südtirolerinnen den Appell „Una legge per dare più rappresentatività politica alle donne“ unterzeichnet haben, dann kann ich nur noch sagen, dass wohl die Jahrtausende währende Gehirnwäsche, der wir Frauen nun schon unterzogen worden sind, wahrhaftig und nachhaltige Wirkung zeigt. Dabei könnten wir es schon längst besser wissen, denn natürlich geht es in der Sache der Frauen nicht (nur) um diese, nicht (nur) um Gleichberechtigung und Gleichstellung, es geht um nichts weniger als um eine bessere und eine gerechtere Welt. Für alle. Hier wäre ein Weg, gern auch für Männer:
http://temi.repubblica.it/altoadige-appello/?action=vediappello&idappello=391302
Notabene: Es gehört hier zwar nur sehr bedingt dazu, aber doch: Wollen wir wirklich glauben, dass die Herren von der SVP (lauter mit allen Wassern gewaschene Polit-Profis) die Umsetzung ihrer halbherzigen 30(!)-Prozent-Frauenquote „versehentlich“ verpatzt haben?
Selbstbestimmt sich selbst verkaufen
Ja, da bin ich ganz deiner Meinung. Was immer aus freien (!) Stücken passiert und nicht aus irgendeiner Not heraus - sei diese nun finanzieller, psychischer oder welcher Natur auch immer - ist in Ordnung und hat akzeptiert zu werden. Aber ich denke auch, wirklich freiwillige Prostitution braucht keine geordnete, kontrollierte und überhaupt keine Plattform - die hat's nicht nötig, weder geordnet noch kontrolliert zu werden (und zwar nicht nur, weil sie ein eher seltenes Phänomen ist...).
Ich würde weniger über
Ich würde weniger über freiwillig oder unfreiwillig als über bewußt oder unbewußt debattieren. Die psychologischen Hintergründe der Prostitution sind sehr vielschichtig und wurden ja schon zur Genüge analysiert, fast immer scheint Macht im Spiel. Da es aber so ist wie es ist, scheint es mir menschenwürdiger, die Hinterhofatmosphäre zu vermeiden und aus dem Gewerbe ein geregeltes zu machen, zum Wohle aller Beteiligten.
Antwort auf Ich würde weniger über von no name
Weil es ist wie es ist
muss es noch lange nicht bleiben, wie es ist, finde halt ich. Die Unterscheidung darüberhinaus zwischen "freiwillig und unfreiwillig" oder "bewusst und unbewusst" ist eine SEHR feinstoffliche, das ist wohl eine Debatte, wie sie vielleicht Psychologen führen könnten, vielleicht auch nicht. Jedenfalls, ist es nicht auch so, dass ein Mensch sehr oft glaubt, etwas freiwillig zu tun/zu lassen, derweil aber von ganz gemeinen weil unbewussten Unterströmungen ge-/verleitet wird? Jedenfalls möchte ich bei dieser Gelegenheit insgesamt gestehen, dass mir die nördlichen Länder alleweil sympathischer werden, auch wenn's dort immer nur kalt ist. Schau mal hier: http://menschenhandelheute.net/2012/02/24/prostitution-in-schweden/ Und ich glaube, vorausgesetzt, ich habe das richtig verstanden, Deutschland will auch schon alleweil wieder rückwärts rudern mit seinem ultraliberalen Modus. Wie auch immer kann es nicht sein, dass in einer Welt und einer Zeit wie der unseren Menschen betrogen, belogen, gestohlen, geprügelt und versklavt werden, übrigens natürlich stets solche, die arm, jedenfalls aber in der einen oder anderen Form ausgeliefert sind. Da ist die Hinterhofatmosphäre doch zumindest ehrlich... Und hier noch was zum Gucken: http://www.zeit.de/gesellschaft/2013-06/fs-dana-popa-not-natasha-2 (zum Wohle!)
Antwort auf Ich würde weniger über von no name
Silvia, mir gefallen Deine
Silvia, mir gefallen Deine Recherchen und ich finde, Du bist so eine von grundauf ehrliche Kämpferin für die Menschenrechte. Ja, schlimm, was sich so alles tut und ich bin Deiner Meinung mit dem größeren Vertrauen in die nordische Transparenz, wenn ich auch glaube, dass die Seele des einzelnen im Süden oft viel zarter ist.
Antwort auf Ich würde weniger über von no name
Bravo, alle beide...
Mir gefallen eure Überlegungen! Die Bemerkung von Weiss Heid zu den südlichen Seelen kann ich bestätigen. Darin liegt eigentlich die ganze Faszination des Südens, garniert mit mildem Klima. Wenn ich im Süden bin sehne ich mich nach dem Norden und umgekehrt. Ich kann beide genießen, solange ich das Privileg habe, abwechseln zu können.
Da sehe ich durchaus eine Parallele in der Beziehung zwischen den Geschlechtern. Ein Künstlerpaar hat mir bei Asphalt Art in Meran einen Zettel in die Hand gedrückt mit folgendem Text von Giorgio Gaber:
"Secondo me la donna e l'uomo sono destinati a rimanere differenti. E contrariamente a molti io credo che sia necessario mantenerle se non addirittura esaltarle queste differenze. Perché è proprio da questo scontro-incontro tra un uomo e una donna che si muove l'universo intero. All'universo non gliene importa niente dei popoli, delle nazioni. L'universo sa soltanto che senza due corpi differenti e due pensieri differenti non c'è futuro".
Antwort auf Ich würde weniger über von no name
WeissHeid, Frank
Weiss Heid, erklär mir doch bitte noch, warum du die Diskussion bei "bewusst/unbewusst" lieber sähest als bei "freiwillig/unfreiwillig"? Und Frank, ich bin ganz deiner Meinung, schade bloß, dass es ganz so aussieht, als seien du und ich nur einige wenige von insgesamt sehr wenigen... anderenfalls bräuchte doch die Menschheit weder Quoten noch sonstige Instrumente, um den Frauen ihre "Teilhabe/Teilnahme" zu sichern an den Geschicken und der Gestaltung der Welt. Denn wenn Männer verstünden, was du verstehst, dann würden sie doch einfach Platz machen, oder?
Antwort auf Ich würde weniger über von no name
Hab Deine Frage erst jetzt
Hab Deine Frage erst jetzt gelesen: es ist meine tiefe Überzeugung, dass der Mensch, würde er mehr für sein Bewußtsein tun (können), in fast jeder Situation entscheidungsfrei wäre, also nicht Opfer und nicht getrieben. Diese Entscheidungsfreiheit unterscheidet uns (wahrscheinlich) von den Tieren. Unsere Erziehung ist aber so aufgebaut, dass das Bewußtsein kaum gefördert wird und im Gegenteil, je älter wir werden, desto mehr tritt Verdängung an dessen Stelle und wir wollen gar nicht mehr wissen, warum wir was tun.
Antwort auf Ich würde weniger über von no name
Verdrängung
Verdrängung
Frank, Du bist einfach DER
Frank, Du bist einfach DER WEISE ohne Heid und wenn Du Dich (endlich) mit meiner Freundin Silvia triffst, ruft mich an, dann komm ich zum Kaffee....
Einseitige Sichtweise
"...ist es bewiesen und belegt, dass...": "...es wird geschätzt..."! Haha!
Ich beweise hiermit: "ich glaube Silvia hat noch niemals mit einer Betroffenen gesprochen."
www.sexworker.at
Hier kannst du ja mal anfangen, richtig zum Thema zu recherchieren. Bin gespannt auf die Ergebnisse!
@ Lukas Thanei
Es ist tatsächlich bewiesen und belegt, dass geschätzt wird, dass allein in Europa jährlich 500.000 Frauen sexuell ausgebeutet werden. Haha! Falls dann die Schätzung irren sollte, und es doch "nur" 250.000 sein sollten, dann sind das immer noch 250.000 zu viel. Einverstanden? Richtig, dein Beweis und dein Glaube stimmen völlig überein - ich habe tatsächlich noch nie mit einer Betroffenen gesprochen. Aber du, wenn du - Beispiel - dich über die Südtiroler oder italienische Politik äußerst, dann tust du das erst, nachdem du mit mindestens einer Minister/Abgeordneten sämtlicher politischen Richtungen gesprochen hast, richtig?? Deinem Link bin ich nachgegangen, finde dort aber nicht, was ich vermutlich finden soll und was mich meine Meinung ändern hieße. Ich lese dort aber z. B., dass "Prostitution keine systematische Ausbeutung von Frauen ist (tatsächlich würde ich persönlich eher von systemischer Ausbeutung sprechen). Und ich lese daraus, dass die Personen, die sich dort äußern, ihre Tätigkeit freiwillig ausüben. Was soll mir das sagen? Dass es keine Zwangsprostitution gibt? Und also alles bestens ist? Weißt du was? Dann würde ich jetzt einfach mal so dahin sagen, dass das Problem der freiwilligen und lustvollen Frauen und Männer wie in sexworker.at in erster Linie a) die Konsumenten und b) die Lieferanten von Zwangsprostituierten sind. Was schlägst du vor?
Antwort auf @ Lukas Thanei von Sylvia Rier
Schätzungen kann man nicht beweisen
Hallo Frau Rier,
da Sie hier auch einen unserer Artikel verlinkt haben, möchten wir uns auch in die Diskussion einklinken.
1. Sie sprechen von bewiesenen und belegten "Schätzungen". Ich glaube, es ist allen klar, dass Schätzungen weder bewiesen noch belegt werden können. In der Debatte um Menschenhandel sind alle Schätzungen "Erfindungen", die dazu dienen die Debatte möglichst unsachlich und skandalisierend zu führen - wobei ich mit dieser Kritik weder Menschenhandel noch andere Formen der Ausbeutung verharmlosen möchte. Der Verweis auf solche Zahlen begünstigt aber keine sachliche und ernst gemeinte Debatte.
2. Empirische Zahlen gibt es und sind viel niedriger. Italien ist das Land mit der höchsten Anzahl von Opfern von Menschenhandel - eine Zahl, die auch eine höhere Aufklärungsquote zeigt. Pro Jahr werden in Europa ca. 9000-10.000 Fälle nachgewiesen. Diese beschränken sich jedoch nicht nur auf den sogenannten Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung. http://menschenhandelheute.net/zahlen-daten-und-fakten/
Wie viele Opfer gibt es denn in Südtirol? Können Sie sich mal bei den Behörden erkundigen? Und was passiert mit den Opfern?
3. Sie nennen das schwedische Modell als Erfolgsmodell und verlinken auf unseren Text, obwohl gerade in dem Text das Modell kritisiert wird. Der Menschenhandel in Schweden hat eben nicht abgenommen. Vor allem mit dem Menschenhandel zur Arbeitsausbeutung hat Schweden immer noch enorme Probleme - wahrscheinlich weil sie den Fehler gemacht haben, der immer wieder wiederholt wird, nämlich Menschenhandel alleine mit Prostitution gleichzusetzen.
4. Was Menschenhandel von Prostitution unterscheidet können Sie hier nachlesen - ich denke das unterscheidet sich auch in Italien. http://menschenhandelheute.net/2013/02/26/menschenhandel-zur-sexuellen-…
5. Das italienische Modell zum Opferschutz wird weltweit angepriesen: Vielleicht schreiben Sie dazu mal was? http://www.ban-ying.de/pageger/itmodell.html
6. Es ist grundsätzlich notwendig zwischen Sexarbeit und Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung zu trennen. Schließlich sind auch Arbeit und Zwangsarbeit nicht dasselbe. Alles in einen Topf zu schmeißen ist oberflächlich und bringt eine sachliche Debatte, die auch im Interesse der Opfer ist, nicht voran.
7. Wenn Sie aus moralischen Gründen Sexarbeit ablehnen und nicht glauben können, es gäbe "freiwillige" Sexarbeiter_innen, dann können Sie das tun. Aber bitte vermischen Sie das dann nicht mit einer Debatte über Menschenhandel, die dadurch nicht besser wird.
Antwort auf @ Lukas Thanei von Sylvia Rier
Schätzungen kann man nicht beweisen
Hallo Frau Rier,
da Sie hier auch einen unserer Artikel verlinkt haben, möchten wir uns auch in die Diskussion einklinken.
1. Sie sprechen von bewiesenen und belegten "Schätzungen". Ich glaube, es ist allen klar, dass Schätzungen weder bewiesen noch belegt werden können. In der Debatte um Menschenhandel sind alle Schätzungen "Erfindungen", die dazu dienen die Debatte möglichst unsachlich und skandalisierend zu führen - wobei ich mit dieser Kritik weder Menschenhandel noch andere Formen der Ausbeutung verharmlosen möchte. Der Verweis auf solche Zahlen begünstigt aber keine sachliche und ernst gemeinte Debatte.
2. Empirische Zahlen gibt es und sind viel niedriger. Italien ist das Land mit der höchsten Anzahl von Opfern von Menschenhandel - eine Zahl, die auch eine höhere Aufklärungsquote zeigt. Pro Jahr werden in Europa ca. 9000-10.000 Fälle nachgewiesen. Diese beschränken sich jedoch nicht nur auf den sogenannten Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung. http://menschenhandelheute.net/zahlen-daten-und-fakten/
Wie viele Opfer gibt es denn in Südtirol? Können Sie sich mal bei den Behörden erkundigen? Und was passiert mit den Opfern?
3. Sie nennen das schwedische Modell als Erfolgsmodell und verlinken auf unseren Text, obwohl gerade in dem Text das Modell kritisiert wird. Der Menschenhandel in Schweden hat eben nicht abgenommen. Vor allem mit dem Menschenhandel zur Arbeitsausbeutung hat Schweden immer noch enorme Probleme - wahrscheinlich weil sie den Fehler gemacht haben, der immer wieder wiederholt wird, nämlich Menschenhandel alleine mit Prostitution gleichzusetzen.
4. Was Menschenhandel von Prostitution unterscheidet können Sie hier nachlesen - ich denke das unterscheidet sich auch in Italien. http://menschenhandelheute.net/2013/02/26/menschenhandel-zur-sexuellen-…
5. Das italienische Modell zum Opferschutz wird weltweit angepriesen: Vielleicht schreiben Sie dazu mal was? http://www.ban-ying.de/pageger/itmodell.html
6. Es ist grundsätzlich notwendig zwischen Sexarbeit und Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung zu trennen. Schließlich sind auch Arbeit und Zwangsarbeit nicht dasselbe. Alles in einen Topf zu schmeißen ist oberflächlich und bringt eine sachliche Debatte, die auch im Interesse der Opfer ist, nicht voran.
7. Wenn Sie aus moralischen Gründen Sexarbeit ablehnen und nicht glauben können, es gäbe "freiwillige" Sexarbeiter_innen, dann können Sie das tun. Aber bitte vermischen Sie das dann nicht mit einer Debatte über Menschenhandel, die dadurch nicht besser wird.
Antwort auf @ Lukas Thanei von Sylvia Rier
@ redaktion menschenhandel
Danke - für die ausführliche Info und Stellungnahme. Ich werde sehr gerne lesen und Informationslücken genauso gerne schließen. Ich bin weit davon entfernt - wie Sie unterstellen- freiwillige Sexarbeit aus moralischen oder überhaupt Gründen abzulehnen. Wie käme ich dazu. Allerdings würde mich schon (auch) interessieren, wer Interesse daran haben sollte, Zahlen wie "geschätzte 500.000" zu erfinden, um eine heuchlerische Debatte zu führen? Ihren Artikel habe ich übrigens bewusst verlinkt, obwohl er, wie Sie sagen, die Fehler des schwedischen "Erfolgsmodell" aufzeigt und es kritisiert (allerdings liebäugelt, glaube ich, Norwegen und noch ein paar Länder mit demselben Modell), weil ich mir ja kein Urteil anmaßen will und kann. Grundsätzlich glaube ich aber, dass das Modell ein guter Ansatz ist, was jedoch natürlich nicht heißt, dass es perfekt ist bzw. nicht verbessert werden könnte. Es heißt ja wohl auch in diesem Text, dass man gut daran täte, spezfische Maßnahmen und Gesetze zu erarbeiten, indem man (freiwillige) Sexarbeiter mit einbezieht. Das fände ich persönlich sehr vernünftig (vielleicht könnten diese ja sogar durch "Insider-Wissen" gute Hilfe leisten in Sachen Bekämpfung des Menschenhandels, jenes, den Sie ja auch verurteilen (vorausgesetzt, man will das auch und vorausgesetzt, ich habe Sie richtig verstanden). Übrigens: Wie ist es zu erklären, dass es heißt (! ) in Griechenland z. B. habe seit "Ausbruch" der Krise Prostitution massiv zugenommen?
Antwort auf @ Lukas Thanei von Sylvia Rier
Mein Kommentar basierte auf
Mein Kommentar basierte auf mehrere Aussagen, die ich in Ihren Kommentare gefunden hatte.
Ihrer Reaktion auf meinen Kommentar kann ich voll zustimmen - vor allem, dass Sexarbeiter_innen in die Debatte mit einbezogen werden sollten. Aber gerade das ist ja auch ein Schwachpunkt des Schwedischen Modells, denn dort wurden diese nie in den demokratischen Prozess eingebunden. Dort wo sie eingebunden werden, lehnen sie das Gesetz ab - wie aktuell in Schottland. Außerdem finde ich es nicht plausibel, Kunden zu kriminalisieren, aber weiterhin die Einkünfte aus der Sexarbeit zu besteuern, wie es Norwegen tut - das ist heuchlerisch.
Zur Frage, wer Interesse an eine Übertreibung der Zahlen haben sollte: Nun ja - alle möglichen NGOs, deren Finanzierung auf dem Spiel steht. So manche argumentieren, dass sich sogar eine "Rettungsindustrie" entwickelt hat, die möglichst viele Menschen vor den Augen der Presse aus Bordellen holt, aber kaum Interesse daran hat, strukturelle sozio-ökonomischen Veränderungen herbeizuführen. http://www.antitraffickingreview.org/ http://paper-bird.net/2012/01/28/the-rescue-industry/
Wer gegen Menschenhandel kämpft, kann Gelder beantragen, um Stellen zu finanzieren, die auch nicht immer den Opfern direkt zu gute kommen. Wenn realistische Zahlen genannt, werden, gibt es weniger Geld. Ergo, weniger westliche NGOs, die sich die Etikette der "Retter" auf die Fahne schreiben können.
Aber dazu könnte man noch viel mehr und komplexer schreiben.
Antwort auf @ Lukas Thanei von Sylvia Rier
Die Zunahme der Prostitution
Die Zunahme der Prostitution (sie meinten hier nicht "Menschenhandel", denke ich) in Griechenland hat komplexe Gründe. Für alle ist die Wirtschaftskrise sicherlich ein Hauptgrund (ein Problem, das z.B. das schwedische Modell nicht lösen würde). Die Krise trifft - übrigens auch in Italien - Frauen am stärksten, vor allem, wenn sie jung sind. In der Erwerbswelt werden nach wie vor Männer privilegiert. Frauen (aber sicherlich auch der eine oder andere Mann), die also ihren Unterhalt nicht mehr bestreiten können, nutzen die Sexarbeit um Geld zu verdienen. Nun kann man alle möglichen negativen Impulse haben, wenn man das liest, aber ich würde argumentieren, dass Frauen, die "volente o nolente" in der Sexarbeit landen, nicht vom Staat diskriminiert werden dürfen, dass ihnen ihre mehr oder weniger temporäre Erwerbsquelle auch nicht in Zukunft zur Last werden sollte, z.B. durch Bestrafung, menschenrechtswidrige Gesundheitsauflagen oder durch eine Stigmatisierung.
Wir können die Vorstellung, dass Menschen aus Armut in die Prostitution gehen ablehnen und das "scheiße" finden, genauso wie wir Obdachlosigkeit oder andere Formen der Armut ablehnen. In allen Fällen müssen wir aber darauf achten, dass Gesetze diese Personen nicht noch zusätzlich ausschließen und stigmatisieren. Ein Diskurs, der prinzipiell Prostituierte als Opfer sexueller Ausbeutung sieht und Zahlen übertreibt tut das.
Was die Geschlechterungerechtigkeit betrifft, die Sie ja auch in ihrem Artikel ansprechen: Das ist kein Problem, das man mit einem Freierverbot löst - ich denke, das dürfte allen einleuchten. In Italien scheint das Problem z.B. eher das zu sein, dass Frau ohne Sex mit dem Chef karrieretechnisch nicht weiterkommt, dass junge Mädchen bis vor wenigen Jahren davon träumten "Velina" zu werden und nicht aufgrund ihrer intellektuellen Fähigkeiten anerkannt zu werden. Die privaten Sender des ehemaligen Ministerpräsidenten haben hier viel Schaden angerichtet und das Problem zementiert. Wir sollten mal über den gesellschaftsübergreifenden Sexismus sprechen, der Frauen in der Erwerbsarbeit als weniger tüchtig sieht als Männer - eine Sicht, die übrigens auch Frauen oft haben. Wie das in Südtirol ist, kann ich nicht so gut beurteilen, aber vielleicht schreiben sie mal was darüber, ohne sich ins Thema "Prostitution" zu flüchten... ;)
Antwort auf @ Lukas Thanei von Sylvia Rier
eine Schätzung ist kein Beweis
Einverstanden, es werden zu viele Frauen sexuell ausgebeutet. Das muss aufhören. Wir brauchen nicht um Zahlen zu diskutieren, es sind zu viele, viel zu viele. Aber bitte, verwechseln wir nicht Beweise mit Schätzungen. Das tut zumindest meinem Techniker-Hirn ziemlich weh und macht jegliche weiter Ausführung in meinen Augen unglaubwürdig.
Und nichts ist bestens, das Problem das du anspricht existiert und ich will es keinesfalls kleinreden. Aber es wird nicht gelöst, indem wir das Problem einfach über einen Bereich spannen in dem es kein Problem gibt. Ganz offensichtlich gibt es Männer, die für Sex bezahlen. Ebenso offensichtlich gibt es Frauen, die diese Nachfrage freiwillig befriedigen wollen. (Nun kann man darüber diskutieren was freiwillig ist. Steigt ein Mann freiwillig in einen lebensgefährlichen Minenschacht oder doch nur des Geldes wegen?) Das kann man gut finden oder nicht, aber es wird sich meiner Einschätzung nach nicht ändern, solange wir nicht als Gesellschaft eine neuen Verteilungsschlüssel für Einkommen etablieren. Warum es also kriminalisieren?
Es gibt Frauen die ausgenutzt werden (und nicht nur sexuell). Diesen muss geholfen werden. Um es mit einem Beispiel zu verdeutlichen: wenn es Frauen gibt, die bei der Arbeit ausgenutzt werden, werden wir das Problem nicht lösen, indem wir Frauen das Arbeiten und Arbeitgebern das Anstellen von Frauen verbieten. Wir können das Problem wohl eher lösen, indem wir klare Regeln schaffen, in welchen Frauen arbeiten können. Frauen haben dann eine rechtliche Position, welche sie nicht haben, wenn man ihnen das Arbeiten verbietet.
Das kann man 1:1 auf die Prostitution ummünzen. Das Verbot der Prostitution besteht im Moment aus vorgeschobenen schein-moralischen Gründen. Es geht nicht darum, Frauen zu schützen. Und ist man erstmal selbst in der Illegalität, kann man sich mit dem Recht nicht wehren. Kriminalisiert man nur die Freier, geben die Huren ihren Job offensichtlich nicht auf sondern solidarisieren sich mit den Freiern und tauchen dann gemeinsam in die Illegalität ab, wo Freier und Huren rechtlos sind und dann das Recht des physisch Stärkeren gilt. In meinen Augen keine Option.
Also was spricht gegen Puffs? Dort können Frauen selbstständig oder als Angestellte ihrer Arbeit nachgehen und haben eine rechtliche Handhabe gegen Freier und Arbeitgeber. Hure sollte ein normaler Beruf sein, mit Sozialversicherung und Steuern. Den Strassenstrich kann man dann wirklich verbieten und muss nicht alle Augen zudrücken, weil man es nicht in den Griff bekommt. Zwangsprostitution ist kein primäres Problem von Bordellen und wenn, dann kann dies vom Gesetzgeber weitgehend verhindert werden - sofern gewollt. In einem Bordell gibt es nämlich im Gegensatz zum Strassenstrich ganz eindeutig einen Verantwortlichen, sprich den Inhaber des Ladens. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es diese Verteufelung der Prostitution ist, welche viele Frauen in die komplette Rechtlosigkeit befördert.
Und was deinen Vergleich mit der Politik betrifft: du verwechselt da etwas absolut Grundlegendes. Bei der Politik urteile ich über Aktionen der Politiker, welche mein Leben in einer Weise beeinflussen, die ich verstehe. Ich muss niemanden Fragen, ob ein Gesetz gut oder schlecht für mich ist, es betrifft mich ja direkt und ich kann meine Meinung darüber abgeben. Ich weiss auch, dass niemand auf der Welt Bomben aufs Dach bekommen will und ich kann somit strikt gegen jegliche kriegerische Haltung von Ministern sein, ohne jemals mit einem von ihnen gesprochen zu haben.
Wie aber willst du für Prostituierte sprechen, wenn du selbst keinen Kontakt mit ihnen hast? Es tut doch in diesem Zusammenhang nur gut sich auch nur ansatzweise in deren Welt zu begeben, und ist es nur so etwas entferntes wie ein Forum.
Ah ja
Du kannst mir doch bestimmt die Frage beantworten, ob "Prostitution (tatsächlich) das älteste Gewerbe der Welt ist" (oder ob es nicht vielleicht doch nur das erste Gewerbe ist, das man Frauen zugestand)? Würde mich wirklich interessieren - danke!
Gut.
Dann schließen wir erst Mal mit sämtlichen bisherigen (meinen) Schreib- und Denkschludrigkeiten, dazu Missverständnissen, Irrtümern und was sonst noch alles durch Internet-Diskussionen kreucht und fleucht.
Aber ich glaube doch, verstanden zu haben, dass Menschenhandel in erster Linie Frauen (und Kinder) betrifft und schädigt, und überwiegend zum Zwecke der Prostitution (ich erlaube mir, hier einen Link aus www.menschenhandelheute.net einzufügen, so kann sich jeder ihr eigenes Bild machen: http://menschenhandelheute.net/zahlen-daten-und-fakten/
Es scheint mir also eher schwierig bis unglaubwürdig, dass Prostitution mehrheitlich freiwillig sein soll. Wenn ich dann noch betrachte, was redaktion menschenhandel in ihrem Kommentar „Die Zunahme der Prostitution“ (in Griechenland) so treffend ausführt und beschreibt, was bleibt dann noch übrig im Sinne von „Bordelle legalisieren“ und „Straßenstrich verbieten“? Was bzw. wem soll das helfen? Ich denke nach wie vor: Freiwillige Prostitution braucht doch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit weder groß an „Regulierung“ noch an „Kontrolle“. Ich denke (!) mal, Frauen und Männer, die freiwillige Sexarbeit leisten, können sich teuer genug verkaufen und also vermutlich selbst für ein gutes, sicheres und vor allem selbstbestimmtes Arbeitsumfeld und –ergebnis sorgen. Ich habe im Übrigen und aus der Lektüre verschiedenster Texte zum Thema ganz und gar nicht den Eindruck, dass die Legalisierung von Bordellen weder Menschenhandel noch Zwangsprostitution eingedämmt hätte, vielmehr sieht’s ziemlich scharf nach dem Gegenteil aus.
Und jetzt noch einmal kurz nach Griechenland und meiner Überfrage: Warum wählen (fast) nur Frauen in Krisensituationen wie im Kommentar „Die Zunahme der Prostitution“ beschrieben, diesen Weg - und (fast) keine Männer? Gibt es etwa nicht genügend Männer, die männliche Prostituierte konsumieren möchten? Wie ist es überdies möglich, dass Männer (z. B. in Griechenland) trotz Krise scheinbar immer noch die Mittel finden, Not-Prostituierte zu bezahlen, und sogar exorbitante Steigerungen dieses Geschäftszweiges zu finanzieren? Nein nein, bis auf weiteres bleibe ich bei meiner Meinung, dass Prostitution vor allem Ausdruck einer ungeheuren Verachtung des weiblichen Wesens zum Ausdruck bringt. Und ja, ich finde es ungeheuerlich, dass in unserer modernen, aufgeklärten Welt immer noch viel zu viele Frauen als einzigen Ausweg in (finanziellen) Krisensituationen die Prostitution sehen.
In dem Sinne: Jede Wette, dass es einst nicht nur Sklavenhalter gab, die die Sklaverei verteidigten und ihre Vorzüge lobten, sondern auch Sklaven, die dasselbe taten, weil sie einigen oder auch vielen von ihnen "Sicherheiten und Vorteile" gewährte. Jede Wette, dass es einst nicht nur Feudalherren gab, die die Leibeigenschaft verteidigten und ihre Vorzüge lobten, sondern auch Leibeigene, die das taten, weil sie einigen oder auch vielen von ihnen "Sicherheiten und Vorteile" gewährte. Und so passt m. E. dieser Satz von Richard David Precht (den er über das Essen und Töten von Tieren sagte) auch hier recht gut: „Die Abschaffung der Sklaverei ist einen ähnlichen Weg gegangen. Irgendwann war es durch die Entwicklung der Gesellschaft ein Widerspruch, der nicht mehr zu ertragen war“.
Es hilft manchmal ein bisschen, aber nie sehr nachhaltig, die Symptome zu regulieren. Ich möchte also - zum Wohle aller - ein bedingungsloses Grundeinkommen vorschlagen, dann würde sich wohl sehr schnell zeigen, wie viele Frauen sich freiwillig und aus Lust prostituieren.
Antwort auf Gut. von Sylvia Rier
1.Bedingungsloses
1.Bedingungsloses Grundeinkommen - klar! Dem kann man nur zustimmen!
2. Aus der Feststellung, dass vor allem Frauen und Kindern von Menschenhandel betroffen sind (der übrigens viele weitere Formen der Ausbeutung umfasst), kann im Umkehrschluss NICHT gesagt werden, dass die Mehrheit der Prostituierten das unfreiwillig machen.
2b: Es gibt Untersuchungen, die gezeigt haben, dass all diese Statistiken einem sogenannten "selection bias" unterliegen. Wenn alle glauben, dass nur Frauen und Kinder Opfer von Menschenhandel sind und dass Menschenhandel nur in der Sexindustrie stattfindet, werden auch nur diese Opfer gefunden werden. Männliche Opfer von Menschenhandel und weibliche Opfer in anderen Industrien und Bereichen, z.B. im Haushalt, laufen daher Gefahr nie entdeckt zu werden, weil alle sich auf die Prostitution stürzen. Die Statistik gibt wieder, wo der Schwerpunkt von aktuellen Ermittlungsarbeiten liegt, aber ganz sicher nicht, wo Ausbeutung stattfindet: http://www.no-trafficking.org/init_underserved.html
In gewisser Weise kann man sagen, dass ein zu starker Fokus auf Prostitution, Menschenhandel in anderen Sektoren begünstigt, da alle glauben, dort sei alles in Ordnung.
3. Sie sprechen hier regulierende Maßnahmen an, die den Straßenstrich oder Bordelle betreffen. Ich würde Sie aber wirklich ganz stark dazu ermutigen sich auch mit den praktischen und alltäglichen Folgen solcher Regulierungen für die in der Prostitution tätigen Menschen zu betrachten. Ich verstehe weiterhin nicht, welche Position Sie jetzt dazu haben. Wollen Sie Prostitution verbieten, ergo Bordelle und Straßenstrich verbieten? Weder eine Legalisierung (Deutschland und Niederland) noch ein Verbot (die meisten Länder, insb. USA) von Bordellen haben den Menschenhandel ausgerottet. Verbote weder den Menschenhandel noch Prostitution reduzieren sondern diese lediglich unsichtbar machen und die Menschen noch anfälliger für Gewalt und Ausbeutung machen.Oder wollen sie eine arbeitsrechtliche Regulierung der Prostitution - was mit einem Verbot ja nicht möglich ist? Ihre Ansichten erscheinen mir leider immer noch etwas widersprüchlich...
4. Warum wählen Männer in Krisensituation nicht die Prostitution? Weil Frauen der Meinung sind, sie dürften nicht für Sex bezahlen und es demnach kaum "Nachfrage" gibt? Das wäre eine Antwort. Weil man in der Öffentlichkeit nicht über männliche Prostitution spricht, obwohl es sie gibt, wäre auch eine Antwort. Weil nur Frauen Geld für Sex verlangen können, wäre auch eine Antwort. Weil Prostitution als weibliche Domäne präsentiert wird und die Vorstellung, dass auch Männer Sex gegen Entgelt anbieten gegen viele Diskurse geht und z.B. viele feministische Annahmen über Prostitution in Frage stellt.
5. Widersprüche: Wenn Sie Prostitution als "Gewalt gegen Frauen" sehen und diese abschaffen wollen, können Sie nicht die Position vertreten, es gebe freiwillige Prostitution und sie müssen leugnen, dass es männliche Anbieter von sexuellen Dienstleistungen gibt. Sie müssten auch jegliche arbeitsrechtliche Regelung ablehnen, da diese Prostitution festschreibt. Wenn sie diese Position vertreten, stehen sie aber jeglichen Forderungen für mehr Rechte von Seiten der Sexarbeiter_innen gegenüber - schließlich wollen diese (mehrheitlich) Prostitution nicht abschaffen und fordern ihre Anerkennung als Beruf - mit Rechten und Pflichten.
Es ist logisch nicht vereinbar, Sexarbeit mit Rechten und Pflichten versehen zu wollen und gleichzeitig Prostitution abschaffen zu wollen. Hier müssen Sie eine Entscheidung treffen.
Menschenhandel ist eine Straftat und kann nicht mit Prostitution gleichgesetzt werden - das kann ich nur wiederholen. Wenn sie Menschenhandel bekämpfen wollen, müssen sie an anderen Stellen ansetzen: Restriktive und menschenverachtende Migrationsregime, die Migration aus ärmeren Ländern nur noch mit Schleusern ermöglicht, usw. usf.
P.S. Danke für die ausführliche Antwort! Solche Diskussionen sollte es öfter geben
Paradies liebe ( A 2012)
Dieser film zeigt um was es bei prostitution geht. Lieben sie schwarze,sportliche, schöne , unterwürfige männer.anschaue n und sich fragen welche rolle man spielen möchte.
Achja, das ist ja nur eine doku aus einer komplett anderen welt.
Antwort auf Paradies liebe ( A 2012) von Luis Durni
Ja, dieser Film
ist m. E. hochgradig sehenswert, wie auch die beiden anderen dieses Regisseurs (ich hab's leider noch nicht geschafft...). Ich füge hier mal den Link zum Trailer auf youtube ein: http://www.youtube.com/watch?v=o_E5Pf3LipE&. Ich persönlich glaube ja, dass bezahlte "Liebe" in einer hoch (?!) entwickelten (?!) Gesellschaft wie der unseren keinen Platz (mehr) haben sollte, so lange zumal, wie nicht die Mittel, Instrumente und Wege gefunden werden, absolut sicher zu stellen, dass der Dienst auch wirklich aus freiem Willen und "bewusst" (nach Weiss Heid) geleistet wird. Dass wir Frauen uns offensichtlich - vielleicht aus einem - meinemeinung! - falsch verstandenen Emanzipationsdenken heraus? - veranlasst sehen, Männern in diesem einsamen Tun nachzueifern, stimmt mich übrigens auch sehr, sehr nachdenklich.