RAI Sender Baustelle
Ausführlich und durchaus kontrovers wurde am Mittwoch Vormittag im Landtag der Beschlussantrag der Süd-Tiroler Freiheit (STF) diskutiert, mit dem eine “Neuausrichtung von RAI Südtirol” gefordert wurde.
Schon im Vorfeld hatte RAI-Chefredakteurin Heidy Kessler die Vorfreude gedämpft: Sie komme gar nicht in Verlegenheit, zur Forderung Stellung der STF zu nehmen, RAI Südtirol zu einem eigenständigen Lokalsender umzubauen, so Kessler, denn es sei “kein konkretes Thema, das mittelfristig Realität werden könnte”.
Wie sich am Mittwoch zeigte, haben auch die Landtagsabgeordneten der STF die Aussagen der RAI-Chefredakteurin auf salto.bz aufmerksam gelesen. In ihren Wortmeldungen bezogen sich sowohl Bernhard Zimmerhofer als auch Sven Knoll auf die Probleme, von denen Kessler berichtet: Sie selbst habe kaum Spielraum bei Entscheidungen über Personal und Ausgaben; auch die Finanzierung über das Mailänder Abkommen – 20 Millionen Euro fließen vom Land an die RAI-Zentrale nach Rom, mit denen RAI Südtirol finanziert wird – habe daran nichts geändert. Viel realistischer und wünschenswerter als einen Landessender hält Heidy Kessler allerdings mehr Autonomie für sich und ihre Redaktion – auch vor dem Hintergrund, dass RAI Südtirol laut den jüngsten ASTAT-Daten zunehmend Hörer und Zuseher an andere Radio- und Fernsehsender verliert.
Selbst unter den Oppositionskollegen stieß der Antrag der STF jedoch auf wenig Zustimmung. Man sei zwar “kein Freund der RAI” und sei “politisch nicht mit allem einverstanden”, aber “so schlecht” sei RAI Südtirol “auch nicht”, es gebe “auch gute Sendungen” und ein Angriff auf sie sei “nicht gerecht”, hieß es aus den Reihen der Freiheitlichen. Man werde sehen, wie die neue Chefredakteurin – Heidy Kessler ist seit September 2017 offiziell im Amt – arbeite, fügte Sigmar Stocker hinzu, der sich einen Seitenhieb nicht verkneifen konnte: Wolfgang Mayr – Kesslers Vorgänger – sei “wirklich links” gewesen.
Der Antrag sei kein Angriff au die RAI, betonte Myriam Atz Tammerle als Mitunterzeichnerin. Ziel sei vielmehr eine “gezieltere Einsetzung der Mittel, die das Land dafür ausgibt. Die RAI soll mehr Unabhängigkeit bekommen.”
Dem entgegnete Alessandro Urzì (Alto Adige nel Cuore), dass die Abhängigkeit von Rom RAI Südtirol “auch Unabhängigkeit in der lokalen Berichterstattung” gewähre. Er warne davor, den Sender “zu sehr unter Kontrolle zu stellen”, so Urzì.
In dieselbe Kerbe schlug auch Riccardo Dello Sbarba von den Grünen. Als Teil der so genannten “vierten Gewalt” müsse RAI Südtirol klar von der politischen Macht getrennt bleiben. Im Übrigen halte er die Vision eines selbstständigen Senders für nicht finanzierbar, meinte Dello Sbarba.
Sein Parteikollege Hans Heiss betonte, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Südtirol eine zentrale Rolle ausübe, “was gerade in einer Minderheitensituation wichtig ist und ebenso als Kontrast zu den Fake News”. “Aber”, fügte Heiss hinzu, “die ASTAT-Daten haben auch gezeigt, dass ein Umbau nötig ist”. Mehr Eigenverwaltung sei wünschenswert, doch es gelte auch, die Steigerung der Qualität im Auge zu behalten – “auch beim Musikprogramm”.
Mehr Verwaltungsspielraum hielt auch Andreas Pöder (Bürgerunion) für wünschenswert: “Wenn Südtirol die RAI Südtirol selbst verwalten könnte, könnte man vieles machen.”
Im Anschluss an die Debatte stellte Landeshauptmann Arno Kompatscher klar, dass es in dem Antrag der STF nicht um Inhalte, sonder um organisatorische Aspekte gehe. Wie Chefredakteurin Heidy Kessler informierte Kompatscher, dass Verhandlungen mit der RAI-Zentrale am Laufen seien, um im Rahmen der 20 Millionen Euro, mit denen Rom über das Land die hiesige RAI finanziere, “maximalen Handlungsspielraum” bei RAI Südtirol zu ermöglichen. “Noch ist das Ergebnis nicht das, was man sich vorgestellt hat”, gestand der Landeshauptmann, der sich auch aus Südtirol “mehr Initiative” erwarte. Konkret vom Koordinator von RAI Südtirol, Markus Perwanger.
In seiner Replik unterstrich auch Erstunterzeichner Bernhard Zimmerhofer, dass der Beschlussantrag keine Attacke auf RAI Südtirol sei. Und wenn sie einen Freistaat wollten, müssten sie einen unabhängigen Lokalsender unterstützen, so Zimmerhofer in Richtung Freiheitliche. Zugleich kündigte er eine Anfrage zur Verwendung der 20 Millionen Euro an und wiederholte seine Kritik an der mangelnden Gestaltungsfreiheit für RAI Südtirol.
Am Ende wurde der beschließende Teil des Antrags jedoch mit 8 Ja und 22 Nein abgelehnt.
Das größte Handicap für RAI
Das größte Handicap für RAI Südtirol ist wohl, dass jede Personaleinstellung, auch nur für eine zeitweilige Mitarbeit, von Rom genehmigt werden muss. Da werden wohl jeweils Carabinieri und Digos in Bewegung gesetzt, um zu überprüfen, ob die ins Auge gefasste Person nicht möglicherweise "antiitalienische" Gefühle hegt. Aus diesem Grund kommen solche Personen bei RAI Südtirol nicht vor. "Antisüdtiroler" Gefühle sind hingegen durchaus zulässig.
Antwort auf Das größte Handicap für RAI von Hartmuth Staffler
Ich nehme an, Ihren
Ich nehme an, Ihren Behauptungen liegen Ihnen vorliegende mündliche Beweise von Einschüchterungen zugrunde?
Antwort auf Ich nehme an, Ihren von Ludwig Thoma
Hier geht es nicht um
Hier geht es nicht um Einschüchterungen, sondern, wie ich versucht habe darzulegen, dass jeder, der auch nur eine kleine freie Mitarbeit für RAI Südtirol machen will, das OK aus Rom braucht. Da wird niemand eingeschüchtert, sondern die Digos wird wohl einfach nur in ihre Akten schauen und nach Rom mitteilen, dass der Herr (oder die Frau) soundso durch italienkritische Leserbriefe in den Dolomiten aufgefallen ist, dass sie womöglich sogar der Südtiroler Freiheit oder den Freiheitlichen nahesteht oder mit jemandem, der einer dieser Parteien nahesteht, ein Verhältnis hat. Dann wird nichts aus dem Arbeitsverhältnis mit RAI Südtirol.
Antwort auf Hier geht es nicht um von Hartmuth Staffler
Ja wenn Leute behaupten
Ja wenn Leute behaupten Italien habe 1912 (oder war es schon '09? unterrichten Sie uns!) den WK 1 angefangen, dann werden die eben genauer kontrolliert, bevor sie im öffentlich-rechtlichen ihr Bestes geben können. Man hat ja schließlich einen Bildungsauftrag.
Den Rest Ihrer Behauptungen können Sie auch belegen?
Antwort auf Ja wenn Leute behaupten von Ludwig Thoma
Ich empfehle Ihnen die
Ich empfehle Ihnen die Lektüre des Buches "La scintilla. Da Tripoli a Sarajevo: Come l'Italia provocò la Prima Guerra Mondiale". In diesem Buch behaupten der Historiker Franco Cardini, Geschichtsprofessor an den Universitäten Florenz und Bari, sowie der Militärhistoriker und Kommunikationswissenschaftler Sergio Valzana , dass Italien mit der Kriegserklärung an die Türkei vom 29. September 1911 den Ersten Weltkrieg provoziert habe. Jedenfalls waren die beiden Balkankriege 1912 und 1913 unmittelbare Folge des italienisch-türkischen Krieges, und die Verschärfung der Spannungen zwischen Österreich und Serbien eine Folge der Balkankriege. Sergio Valzania war übrigens von 2002 bis 2009 Programmdirektor des RAI Hörfunkes. Für den Rest meiner Behauptungen verweise ich auf die Aussagen von Heidy Kessler, Chefredakteurin von RAI Südtirol, wonach der RAI Südtirol in Personalfragen die Hände gebunden sind. Mit anderen Worten: Sämtliche Personalangelegenheiten werden in Rom entschieden.
Antwort auf Das größte Handicap für RAI von Hartmuth Staffler
Paranoides Geschwätz eines
Paranoides Geschwätz eines Verteters „populärer Proleten“ (Žižek) deren phantomhafte Kopfschmerzen sie endlos zum Kampf gegen Windmühlen anstachelt.
Warum sollte es denn bitte
Warum sollte es denn bitte Thema der Politik sein, RAI Südtirol vor Konkurrenz zu schützen? Verantwortung der Politik ist, hochwertige und unabhängige Information zu ermöglichen. Da kann man über den Erfolg von Südtirol Heute nur dankbar sein. Wer sich einen autonomen Haussender wünscht, denkt wohl mehr an Haussender als an Autonomie.
Was hingegen Autonomiepolitik zu Gesicht stehen würde, wäre einen SAT-Kanal zu bespielen, damit auch das letzte Tal der Europaregion und drüber hinaus mehrsprachig beschallt wird. Auf diesem Sender dürfen Südtirol Heute, Tagesschau und andere friedlich nebeneinander bzw. nacheinander um Publikum in belebender Konkurrenz buhlen. In 24 Stunden ist Platz für alle. Grenzenlos.