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Gesellschaft | #alsodann

Google tratscht auch

Mag sein dass ich naiv bin, aber mich skandalisiert der Facebook-Skandal eigentlich weniger. Eher schon das Tohuwabohu drumrum.

Netz und Intimität passen nicht zusammen. Nagelpilz ist etwas Intimes. Meiner verfolgte mich ein Jahr lang. Egal, wo ich mich einloggte, er war immer schon da. Auf der Zehe war er auch. Von da hatte ich ihn tippend ins Netz gebracht, als ich Google fragte, wie ein Nagelpilz aussieht. Herr Google antwortete mir umgehend und ebenso umgehend tratschte er mein Intimes seinen  Netzkumpanen weiter. Und schon ging's los mit der Werbung. Ständig boten sich mir Zaubertinkturen an. Dabei hatte ich mir längst etwas verschreiben lassen. Das hatte Mister Google samt Kollegen aber nicht mitbekommen. Nach einem Jahr war der Nagelpilz weg, die Werbung auch. Inzwischen kommen Trinkflaschen auf mich zu und Bergjacken.

Eins ist klar. Wenn mir Google weiterhilft, muss ich bezahlen, wenn ich einen Gratis-Ratscher auf WhatsApp machen will, auch. Das Leben kostet eben. Und es ist gewiss nicht Nächstenliebe, die Facebook dazu bringt, andere mit meinem Geschreibsel zu beschicken.

Netz und Intimität passen nicht zusammen.

Wie Facebook die zu Beschickenden aussucht und wie es die Posts aussucht, die ich bekomme, möchte ich allerdings schon gern wissen. Mit dieser Neugier bin ich auch nicht allein. Denn alle sind scharf auf den Algorithmus. Facebooks „Handlungsvorschrift zur Lösung eines Problems in endlich vielen Schritten“ ist Gold wert.

Wertvoll sind auch meine Daten, und deshalb gehe ich fürsorglich damit um. Aber unterm Strich brauche ich das Netz und das Netz braucht mich. Ein Deal. Und sollte mir Trump mit blöder Werbung kommen, fühle ich mich stark genug, ihm zu widerstehen. Genau so wie den Zaubermitteln gegen Nagelpilz.

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gorgias

Frau Mumelter, kann es nicht sein dass google eine Frau ist? Eine richtige Tratschtante, die allen gleich von Ihrem Fußpilz erzählen musste, Schließlich ist auch jene Person die im Krankenhaus Innichen gleich allen erzählen musste, dass jemand HIV positiv war eine Frau, dagegen ist Ihr Fußpilz doch eine Lapalie.
Sie sollten doch von Ihrem unausgesprochenen Motto dass alles schlechte vom Mann kommt endlich absehen. Zumindest Tratschen, Lästern und Giften sind doch weibliche Königsdisziplinen, es kommt einem zumindest vor, wenn man bestimmte Kolummnen liest.

So., 15.04.2018 - 00:27 Permalink

Wenn ich nicht völlig die Aufregung der letzten Wochen missverstanden haben soll, so ist das "obligatorische Trump Bashing" tatsächlich der Dreh-und-Angelpunkt der aktuellen, manchen eben schizofren erscheinenden, Facebook Kontroverse. Du weißt schon, Cambridge Analytica, Trump presidency campaign, zielgenaue Triggerwerbung. Insofern ist das kein dahingewurschtelter Satz, sondern tatsächlich der Kern von Frau Mumelters Kolumne.

Und, ja, die Textgattung "Kolumne" darf man schon ein bisschen von dem von dir erwünschten Informationshandbuch unterscheiden, lieber Oliver. Bei Kolumnen bedienen sich die Autoren oftmals ganz alltäglicher Geschichten, die in der Ichform geschrieben sind mit einer Pointe enden - wobei zahlreiche Kolumnen auch einen polemischen Charakter aufweisen. Wer regelmäßig Print liest, erkennt den Textstil treffsicher. Dass du dahinter Logorrhoe vermutest, ist eher weltfremd. Wahrscheinlich war dein Beitrag aber auch eine Kolumne.

So., 15.04.2018 - 14:55 Permalink

Ich finde die Kolumne gut und passend! Was nicht zwingend bedeuten muss, dass sie voll meine Meinung vertretet. Sie regt aber technisch weniger versierte Leute, und andere, bei denen die sehr wichtige Thematik noch nie richtig angekommen ist, zum nachdenken an. Meiner Meinung nach ist genau das der Zweck einer guten Kolumne. Die harten Fakten, holt sich der neu Interessierte dann aus gut recharchierten Artikeln und Quellen seines Geschmackes.

Fr., 20.04.2018 - 19:46 Permalink