Grieser Mauern
Für viele scheint es eine Kriegserklärung zu sein, manche können auch darüber lachen. Vor allem, wenn die neueste Entwicklung in der alten Causa Weingartenwegvon den Kreativen der Satire-Plattform „Gries ist nicht Bozen“ nacherzählt wird: „I nostri muri non saranno mai abbastanza alti da ostacolare la barbarie bolzanina!“, schrieben sie am Wochenende unter dem Foto eines hohen Walls vor dem Grieser Grünkeil. Eine satirische Überzeichnung, die aber nicht einmal so weit von der Realität entfernt ist. Denn dort, wo bisher Fußgänger und Radfahrer mit teils akrobatischen Kunstücken unter einer Schranke durchtauchten, versperrt seit Ende vergangener Woche tatsächlich eine Art Mauer den Zugang zur weit angenehmeren Verbindungsstraße zwischen Krankenhaus und Grieser Platz als die stark befahrene Vittorio-Veneto-Straße: ein undurchdringliches und hohes Tor, das nur für Anrainer mit Fernbedienung passierbar ist.
Bozens Gated Community wurde die große Fläche von Weinparzellen, alten Höfen und neuen Villen westlich des Grieser Platzes von der salto-community betitelt. Wieso wird einem Viertel, das einen beträchtlichen Teil der Fläche der Landeshauptstadt besiedelt, erlaubt sich vom Rest der Stadt abzuschotten, ist die Frage, die seit Jahren immer wieder im Bozner Gemeinderat, aber auch im Südtiroler Landtag diskutiert wird. Zumindest aus Sicht der Anrainer, ihrer Vertreter im Bauernbund sowie zumindest Teilen der SVP, ist die Antwort einfach: Weil es sich dabei um Konsortialwege handelt, also um Privateigentum, das gebaut wurde, um die Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen zu ermöglichen. Da die Mitglieder der Konsortien auch noch für alles, was auf den Wegen passiert, haften und die Gefahr eines Zusammenstoßen von Traktoren und Fahrradfahrern als keineswegs unwahrscheinlich eingeschätzt wird, soll die Zufahrt zum Weingartenweg für alle Nicht-Berechtigen geschlossen werden.
Eine Position, die jedoch nur eine Minderheit der Ausgeschlossenen besänftigt, wie sich in diesen Tagen in sozialen Medien und Pressemitteilungen vor allem italienischer Parteien zeigt. Und das aus gleich mehrerlei Gründen. In einer Stadt, die im Verkehr erstickt, kommt es nicht sonderlich gut an, wenn sich ein Viertel herausnimmt, nicht nur den motorisierten Verkehr auszusperren, sondern nun auch noch Fahrradfahrer und Fußgänger. Noch dazu, nachdem sich dort in den vergangenen Jahr nicht etwa die Apfelanlagen oder Weinpergeln, sondern exklusive Villen ausbreiteten. Und so hat der Konflikt nicht erst mit seiner aktuellen Zuspitzung einen ethnisch-sozialen Drall: Reiche Grieser Bauern und Villenbesitzer contra gemeines – und nun vollends ausgesperrtes - Fußvolk, SVP-Schützlinge gegen das Wahlvolk von Alessandro Urzì & Co.
Der Landtagsabgeordnete von Alto Adige nel cuore ist bereits 2013 mit einem Gesetzesentwurf im Landtag abgeblitzt: Damit wollte er eine landesweite Verpflichtung einführen, all jene Konsortialwege für Fußgänger und Radfahrer zugänglich zu machen, die öffentliche Förderungen für die Errichtung der Wege erhalten haben. Gleichzeitig sollten sie die Mitglieder der Konsortien von ihrer Wegehaftung befreit werden. In den kommenden Tagen will Urzì einen weiteren Vorstoß in diese Richtung machen, kündigte er am Wochenende an. „Wenn die Konsortien des Grieser Grünkeils die BürgerInnen vom Weingartenweg ausschließen wollen, sollen Gemeinde und Land keinerlei öffentliche Gelder mehr für diese Privaten bereitstellen“, will der Landtagsabgeordnete in einem weiteren Gesetzesentwurf fordern. Sprich: keine Gelder oder Beiträge für die Straßen und ihre Instandhaltung, für öffentliche Beleuchtung, für die Müllabfuhr, ja selbst für die Postzustellung, die laut Urzì mittlerweile auch vom Land gezahlt wird.
Option Enteignung
Ein gewichtiges Argument, das in der Diskussion immer wieder vorgebracht wird. Wenn es hier um private Straßen geht, warum holt die SEAB dann entlang der gesamte Weingartenstraße Rest- und Bio-Müll ab, fragt beispielsweise auch PD-Gemeinderat Claudio Della Ratta. Er kritisiert, dass die SVP, die gerade einmal 17 Prozent des Bozner Gemeinderats stelle, seit jeher jeglicher Lösung des Problem im Weg steht. So zum Beispiel die Möglichkeit der Gemeinde, die Weingartenstraße durch die Eintragung als Straße in den Bauleitplan der Gemeinde und eine Enteignung öffentlich zugänglich zu machen, die einst selbst Alt-Landeshauptmann Luis Durwnalder als Lösung des Problems vorgeschlagen hatte.
Umwelt- und Mobilitätsstadträtin Marialaura Lorenzini wurde von der Zuspitzung des Problem jedenfalls kalt erwischt, wie sie am Wochenende gegenüber italienischen Medien zugab. „Ich hatte keine Ahnung“, wird sie zitiert. Am Montag erhofft sie sich bei der Stadtratssitzung eine Klärung von den „Kollegen Repetto und Walcher“. Laut der Stadrätin muss nun in jedem Fall geklärt werden, ob die Straße ausschließlich oder nur teilweise im Konsortialbesitz steht. Entsprechend sei auch die Frage der öffentlichen Beleuchtung und Müllabfuhr zu regeln. „Doch es bleibt eine hässliche Optik“, meint sie. Immerhin seien nun Fahrradfahrer durchgefahren, „ich verstehe die Aufregung nicht, sagt Marialaura Lorenzini im Corriere dell’Alto Adige. Vor allem nachdem man sich gegenseitig einen Gefallen leiste: „Die Traktoren drehen schließlich auch auf dem Parkplatz des Krankenhauses um.“
Oh je, Umwelt- und
Oh je, Umwelt- und Mobilitätsstadträtin Lorenzini ist in ihrem eigenen Ressort offensichtlich ahnungslos. Peinlich, fast noch peinlicher als die 49.000 €, die sie im Winter verschwendet hat, um die Islamterrorbarrieren (auch als "Merkel-Lego" bekannt) "verschönern" zu lassen.
Übliche Versagen der Gemeinde
Übliche Versagen der Gemeinde Bozen. Baur (nicht die Bauern) sollte auch den Oswaldweg für alle nicht Bozen Dorf sperren lassen.
an opposition, bürger und
an opposition, bürger und saltoredaktion:
bitte dranbleiben, sonst wird das thema wieder totgeschwiegen
Da bräuchte es eigentlich nur
Da bräuchte es eigentlich nur eine gut gezielte PR-Kampagne um den Weg unattraktiv zu machen. Welcher gesundheitsbewusster Jogger oder Radfahrer will einen von Schwermetallen und Pestiziden belasteten Weg nutzen?
Wer da so laut protestiert
Wer da so laut protestiert sollte sich fragen, ob er auf seinem Privatgrund auch alle durchfahren lassen möchte, und sich dann noch im echten oder vermeintlichen Schadensfall mit Haftungsklagen konfrontiert zu sehen.