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Welchen Preis hat Sport?

Der Beschluss zu “Sport macht Schule” und die gleichnamige Kampagne von Landesrat Philipp Achammer werfen bei der 5 Sterne Bewegung eine Menge Fragen auf.
Sport Kinder
Foto: Pixabay

Macht es sich Philipp Achammer zu einfach? Der Slogan, mit dem der Bildungslandesrat wochenlang durch das Land tingelte und der Titel der gleichnamigen Kampagne klingt simpel: Sport macht Schule.
Damit bewirbt der Landesrat den Beschluss der Landesregierung von vergangenem November, den Sportunterricht in den deutschsprachigen Grund- und Mittelschulen aufzustocken. Die Entscheidung wurde damit begründet, “dem natürlichen Bewegungsbedürfnis der Kinder und Jugendlichen Rechnung zu tragen und deren harmonische Entwicklung und deren Lernen zu fördern”.

“Aber zu welchem Preis?”, fragen sich nun Paul Köllensperger und Francesca Morrone. Den beiden 5-Sterne-Politikern ist nicht verborgen geblieben, dass die Erhöhung des Stundenkontingents für den Sportunterricht für Unmut und Wirbel sorgt. Denn: Damit die aufgestockte Pflichtquote erfüllt werden kann, muss anderswo gekürzt werden. “Das sorgt unter den Lehrpersonen für Besorgnis”, berichten Köllensperger und Morrone. Laut ihren Informationen seien es besonders die Fächer Italienisch L2 und Religion, bei denen Unterrichtszeit zugunsten des Sportunterrichts abgezwackt wird. Bereits vor gut einem Monat war eine Debatte entstanden, als Bischof Ivo Muser in einem Zeitungsinterview die Entscheidung einiger Schulen, den Rotstift beim Religionsunterricht anzusetzen, bedauerte.

 

Ja, aber...

“Das Ziel der Maßnahme – mehr Bewegung für die Kinder – teilen wir sehr wohl”, stellen Köllensperger und Morrone in einer Aussendung mit, “denn für die 5 Sterne Bewegung stehen Ausbildung, Bewegung und eine gesunde Lebensführung der Kinder im Mittelpunkt”. “Aber”, fahren sie fort, “wir sollten nicht vergessen, dass die Landesregierung bereits vor drei Jahren eine Anerkennung von außerschulischen Aktivitäten – dank der Abkommen mit Sport- und Musikvereinen – beschlossen hat”.

Im Landtag hat Paul Köllensperger nun eine Anfrage an Landesrat Achammer eingereicht, da man befürchtet, dass “die Konsequenzen hinsichtlich der Umsetzung und der Arbeitsplätze nicht ausreichend in Betracht gezogen wurden”. Ganze 15 Fragen wurden dem Landesrat zur Beantwortung vorgelegt. Unter anderem will Köllensperger wissen, ob und wie das deutsche Schulamt die Schulen, sprich Schuldirektionen und Lehrer, bei der Umsetzung des Beschlusses konkret unterstützt.

Darüber hinaus fragt Köllensperger, warum ein Beschluss, der den Schulen “aufgezwungen” worden sei, “derart heftig als Medienevent beworben” worden sei und wie viel das Land für die Kampagne “Sport macht Schule” ausgegeben hat. “Unserer Meinung nach”, so Köllensperger und Morrone, “sollten die öffentlichen Gelder eher für den Ankauf von Lehrmaterial verwendet werden, etwa für PCs und interaktive Tafeln, denn die Schulen benötigen dringend eine zeitgemäße Ausstattung mit Hard- und Software”.

Ebenso verlangen die 5-Sterne-Vertreter “eine Klarstellung vonseiten des Landesrates zu folgenden Aspekten des Projekts, die nie erwähnt worden sind: die Daten zu den Sportaktivitäten der Schüler und die Meinungen der Schuldirektoren und der Lehrer zum Projekt”. Konkret will man wissen, “erstens, ob es eine Studie gibt, die zeigt, dass Kinder an deutschen Schulen mehr Sport brauchen (und italienische und ladinische Kinder nicht)” und “zweitens, ob die Schulen ausführliche Informationen über die Umsetzung des Projektes erhalten haben”. Denn, und damit schließen Köllensperger und Morrone, “letztendlich wurde der Schwarze Peter an die Schulen abgegeben”.