Der junge Mann am Impfschalter hatte mein Geburtsjahr verkehrtherum geschrieben und aus der realistischen 54 eine belastende 45 gemacht, sodass ich plötzlich neun Jahre älter war. Das war das Schlimmste an der Impfprozedur. Das Beste an der Impfprozedur hingegen waren zwei Pflaster an den Oberarmen, die sich vorzüglich zum heldenhaften Herumzeigen eigneten. Und das Oberallerbeste an der Impfprozedur war und ist, dass ich vollkommen gratis und relativ unkompliziert vor Krankheiten geschützt werde, die mich allzu früh ins Grab bringen könnten. Dieser Gratis-Schutz ist ein Privileg. Deswegen ist mir die überkandidelte Südtiroler Impfgegner-Attitüde vollkommen fremd. Wenn sie dann aus politischem Kalkül zelebriert wird, ist sie mir regelrecht zuwider.
Schon klar, dass Kinder geschützt werden müssen, weil sie's noch nicht selber können. Aber nicht der Schutz gegen Impfungen macht Sinn sondern jener vor fatalen ansteckenden Krankheiten. Nur, wer weiß heute noch, wie Kinderlähmung aussieht? Eben. Aus unserem Luxus heraus überheblich zu sagen „wird schon nichts sein, wenn mein Kind Masern bekommt“, finde ich abwegig. Da sag ich mir lieber „werd scho nix sein, wenn ich mich impfen lasse“. Die Statistik habe ich jedenfalls auf meiner Seite, und von der Pharmaindustrie werde ich auch nicht bezahlt.