Gesellschaft | Statistikinspektor

Statistikinspektor gesucht und gefunden

Das Land sucht einen Statistikinspektor für die Evaluationsstelle. Der Wettbewerb ist eine Farce.
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Foto: upi

Ein Experte tut not!

Endlich! Nachdem die sogenannte Evaluationsstelle nach ihrer Neuerrichtung im Jahre 2013 jahrelang der Meinung war, man könne ohne Kenntnisse im Umgang mit Daten auskommen, besinnt man sich jetzt anders und sucht nach einem Statistikexperten. Das muss dann gleich ein  Inspektor sein, damit er in die Landeshierarchie hineinpasst, geht es doch möglicherweise auch darum, einem verdienten Mitglied der Evaluationsstelle einen passenden Amtsgrad zu verleihen, damit diese Person nicht länger in einer untergeordneten Position verharren muss. Denn Ausschreibungen, die auf eine bestimmte Person zugeschnitten sind, haben in Südtirol in allen Bereichen Tradition. Das ist nicht verboten und manchmal auch nicht schlimm. Sicherlich hätte sich der morgige Gewinner eine Direktberufung verdient, aber das geht nicht. 

Keine Statistik mehr in den letzten Jahren

Nach Auflösung der ersten Evaluationsstelle, die laut Auftrag aus dem Autonomiegesetz auch für die Untersuchung des Schulsystems zuständig war und für die deshalb die Anwendung statistischer Kenntnisse das tägliche Geschäft bedeutete, hat sich die Tätigkeit der neuen Evaluationsstelle nur mehr auf Unterrichtsinspektionen reduziert, ganz im Sinne der Landesregierung, welche die mit der ungeliebten Schulautonomie eingeführte ordentliche externe Evaluation nach acht Jahren abgeschafft hatte. Die neuen Evaluatoren sind eine Art Inspektoren, die von Klasse zu Klasse laufen, dafür ist ihr Amt auch reichlich mit Personal bestückt, irgendwelche Kenntnisse braucht es dazu nicht, währenddessen die Daten aus den flächendeckenden Untersuchungen wie Kompetenztests, PISA und INValSI in Deutschland und in Rom ausgewertet werden. Wo man es doch selber versucht hatte, ist es schiefgelaufen. Das Fehlen technischer Kenntnisse hat sich z.B. bei PISA 2012 ausgewirkt. Der zugehörige Bericht, ein Machwerk von 161 Seiten, wurde von einem Team mit Mitgliedern u.a. aus der Evaluationsstelle verfasst, dessen Mitglieder weder von Statistik noch von PISA die leiseste Ahnung hatten. Der Bericht strotzt nur so von Fehlern. Der Forderung, das mit Landesgeldern teuer finanzierte Druckwerk einzustampfen, ist man immer noch nicht nachgekommen. Schade um das viele Geld. Der Schaden ist aber noch größer, wenn man weiß, wie genau das deutschsprachige Ausland auf die Südtiroler Ergebnisse schaut und womöglich von einem schlecht gemachten Bericht auf eine geringe Glaubwürdigkeit der Ergebnisse schließt. Der Bericht zu PISA 2015 ist etwas besser geworden, aber wiederum hat man Nichtexperten einige Teile  davon schreiben lassen, mit entsprechendem Resultat.

Neue Ausblicke für die externe Evaluation

Mit einem neuen Statistikinspektor könnte die neue Evaluationsstelle auch einige Aufgaben der vorigen Einrichtung wieder weiterführen, nämlich auch ein wenig in das Schulsystem hineinzuschauen, damit der schwarze Peter nicht allein bei der Einzelschule hängen bleibt. Dazu gehören fokussierte Evaluationen, aber auch die Unterstützung der internen Evaluation, was die jetzige Evaluationsstelle und das Umfeld in Schulamt und pädagogischer Abteilung aus einer Fehlinterpretation der Evaluationsaufgaben heraus vehement ablehnt. Dazu gehört auch die Begleitung und Bewertung von bestimmten didaktischen und pädagogischen Maßnahmen, die Überprüfung ihrer Effizienz und Nachhaltigkeit, eben ihres Wertes, wie es bereits  die Bedeutung des Wortes  ‚Evaluation‘ aufträgt. Nicht zuletzt könnten auch die gesetzlichen Maßnahmen der Landesregierung im Schulbereich in den letzten Jahren  überprüft werden, Gesetze, die unter der massiven Beeinflussung des Schulamtes und der pädagogischen Abteilung entstanden sind, ob zum Wohle der Schule müsste eben erst überprüft werden.

Alles Gute dem Gewinner des Wettbewerbs

So wollen wir dem Gewinner des Wettbewerbes, den man vielleicht schon vor der Ausschreibung ins Auge fasste, bei seiner schwierigen Aufgabe viel Glück, Fingerspitzengefühl aber auch eine gewisse Standfestigkeit, zumindest den wissenschaftlichen Teil seiner Arbeit betreffend, wünschen. Er hätte es sicher auch mit einer unabhängigen Kommission gut gemacht. Es ist nämlich eine eigenartige Kommission, vor die er antritt: die jetzige Chefin der Evalautionsstelle ist die Kommissionspräsidentin, dabei  ist auch der Leiter der Pädagogischen Abteilung, der immer schon in Sachen Evaluation seine Finger im Spiel haben wollte, beides nicht gerade Experten im zu prüfenden Fach. Ausgeglichen wird das wissenschaftliche Manko durch eine Sekretärin des ASTAT. Schaut man sich die Fragen der schriftlichen Prüfung an, so findet man viel Evaluationsstelle und wenig Statistik, und was diesbezüglich gefragt wird, ist ein Hohn auf diese schöne Wissenschaft.

Der tüchtige Mann, der morgen (13.06.) den Wettbewerb gewinnen wird , hätte sich einen würdigeren Wettbewerb verdient.

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Astat Landesin… Do., 14.06.2018 - 16:25

Wir möchten hiermit richtigstellen, dass das vom ASTAT entsandte Kommissionsmitglied nicht im Berufsbild einer „Sekretärin“ (gemeint ist wohl Sekretariatsassistentin), sondern in jenem eines/r Statistikinspektors/in mit Hochschulabschluss eingestuft ist.

Do., 14.06.2018 - 16:25 Permalink