auch ich bin selbstbestimmungsbefürworter und setze mich dafür ein, dass vor- und nachteile der jeweiligen szenarien im falle einer abstimmung neutral und sachlich disktutiert werden (was im moment leider - noch - nicht der fall ist). man hört meist nur slogans - aber selten fundierte argumente.
auch dein beitrag trägt nicht unbedingt zu dieser - von dir selbst geforderten - versachlichung bei. hier ist warum:
"jede sprachminderheit sollte das recht haben der selbstbestimmung"
warum müssen wir das selbstbestimmungsrecht an ethnische minderheiten koppeln? selbstbestimmung - individuell wie kollektiv - sollte doch nicht an "sondersituationen" im nationalen sinne gebunden sein. wenn sich rein hypothetisch z.b. die bewohner der französischen côte d'azur und des italienischen ligurien mehrheitlich und demokratisch dazu entschließen, einen gemeinsamen staat zu errichten, dann sollten sie das doch bitte tun dürfen. was würde dagegen sprechen? (außer der italienischen und französischen verfassung, die eine solche abspaltung verbieten. aber verfassungen sind auch nur menschenwerk und nicht unveränderlich. sie müssen sich dem demokratischen willen anpassen und nicht umgekehrt).
"obwohl ich ein grüner bin, bin ich absolut für die selbstbestimmung"
das hätte wohl eher heißen sollen "WEIL ich ein grüner bin, bin ich absolut für die selbstbestimmung". ich kenne kein grünes parteiprogramm auf der welt, das sich nicht klar für direktdemokratische partizipation (wozu auch eine abstimmung über den zukünftigen status eines territoriums gehört) ausspricht. wie bitte könnte man als grüner gegen die selbstbestimmung - ein urlinkes prinzip - sein???
"aber wenn es so weit geht, dass man will unbedingt vom staat abspringen"
du musst zwischen prozess und ziel unterscheiden. die selbstbestimmung ist ein demokratischer akt, bei dem man sich für verschiedene möglichkeiten (ziele) entscheiden kann. selbstbestimmung heißt, die südtiroler können demokratisch und frei darüber bestimmen, ob sie bei italien bleiben möchten, ob sie die autonomie ausbauen oder vielleicht auch abschaffen wollen, ob sie sich an österreich angliedern möchten, ob sie einen unabhängigen staat errichten wollen usw. wenn man ein mögliches, von einigen gefordertes, ziel von vornherein ausschließt, ist es keine selbstbestimmung mehr. entweder du widersprichst dir also - oder du hast nicht verstanden, was selbstbestimmung heißt.
"ohne zu sagen, welche vorteile der bürger auch in südtirol von diesem angeblich maroden staat italien hat"
anstatt aufzufordern, den bürgern die vor- und nachteile zu erklären, könntest du diese doch nennen. meine frage an dich: was sind die vorteile, die südtirol bei italien hat? und was wären die nachteile, die wir im falle einer loslösung zu befürchten hätten?
"wer nicht die folgen aufzeigt, der handelt fahrlässig"
also nochmal - zeige mir die folgen auf (sonst handelst du ja selbst fahrlässig). sowohl vor- als auch nachteile würden mich wirklich sehr interessieren.
"Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert."
dieser leitspruch steht auf der sprachrohr.tv facebook-seite. verträgt sich das mit den getätigten aussagen? mir kommt nämlich vor, es wird immer so getan, als ob nur eine institutionelle veränderung gefahren in sich bergen würde, nicht aber die beibehaltung des status quo. dabei war dieser doch seit jahrzehnten nicht mehr so sehr von unsicherheit und gefahr geprägt als heute.
eine veränderung birgt zweifelsohne gefahren in sich. aber das tut der status quo zumindest im gleichen ausmaß.
ich habe sehr aufmerksam Deinen Kommentar gelesen, finde ihn interessant, habe darüber nachgedacht und möchte Dir darauf gerne antworten.
Eine Prämisse muss ich allerdings voraussetzen: ich war, obwohl selbst und meine Eltern in Südtirol geboren, bis zu meinem 36igsten Lebensjahr österreichischer Staatsbürger, habe immer in Südtirol gelebt und gearbeitet und weiß wovon ich spreche. Eine sogenannte "Rückkehr" zu Österreich ist allein schon wegen dem Verhalten der österreichischen Bevölkerung den Südtirolern gegenüber sehr mit grundsätzlichen Problemen beladen. Wer dies bestreitet, der ignoriert die aktuelle Stimmungslage in Österreich. Ich bleibe dabei, "obwohl" ich ein GRÜNER bin, bin ich für das grundsätzliche Selbstbestimmungsrecht.Dies ist kein Widerspruch, nein, sondern meine ganz persönliche Meinung als Bürger mit einer Lebensgeschichte und Erfahrung. Als "Österreicher" wurde ich in Österreich als "Itaker" verspottet und in Südtirol war ich der Sch...Österreicher oder der "crucco austriaco". Lieber Harald, ich respektiere Deine Meinung, glaube aber nicht, Dir eine Rechtfertigung für meine sich in den Jahren gebildeten Meinung schuldig zu sein. In diesem Sinne diskutiere ich gerne mit Dir. LG Kurt
ich erwarte mir keine rechtfertigung. wofür denn auch? du hast ja deine meinung nicht gesagt bzw. keine argumente gebraucht, für die du dich rechtfertigen könntest. das war meine kritik. dazu habe ich lediglich ein paar dinge festgestellt. vielleicht hast du ja lust, doch noch darauf zu antworten.
1. wenn du sagst "wer nicht die folgen aufzeigt, der handelt fahrlässig" und "ohne zu sagen, welche vorteile der bürger auch in südtirol von diesem angeblich maroden staat italien hat", dann ist es doch legitim wissen zu wollen, was deines erachtens die folgen bzw. besagte vor- und nachteile wären.
FRAGE: was wären die folgen eines selbstbestimmungsprozesses und was sind die vorteile von südtirols zugehörigkeit zu italien?
2. "obwohl ich ein grüner bin, bin ich absolut für die selbstbestimmung" ist ein widerspruch. außer du kannst mir ein einziges grünes programm zeigen, in dem die direktdemokratische partizipation - und somit das grundsätzliche selbstbestimmungsrecht - nicht verankert ist.
FRAGE: nach welchem grünen grundsatz ist deine aussage kein widerspruch? gibt es eine einzige grünpartei auf der welt, die prinzipiell gegen direktdemokratische partizipation ist?
3. "aber wenn es so weit geht, dass man will unbedingt vom staat abspringen". noch einmal: selbstbestimmung ist ein prozess, ein demokratischer akt, in dem die bevölkerung über unterschiedliche möglichkeiten des zukünftigen institutionellen rahmens befindet. wenn du für die selbstbestimmung bist - was wie gesagt für einen grünen eine selbstverständlichkeit ist - dann kannst du nicht eine der möglichkeiten, die von einem teil der bevölkerung vorgeschlagen wird, von vornherein ausklammern. du kannst mit demokratischen mitteln dagegen arbeiten, dass sich die mehrheit nicht für eine loslösung entscheidet. wenn die bevölkerung aber über diese möglichkeit gar nicht mehr entscheiden kann, dann ist es keine selbstbestimmung.
FRAGE: wieso ist es prinzipiell fahrlässig, ein potentielles ziel für einen selbstbestimmungsprozess vorzuschlagen? ist es nicht normal, dass parteien ihre wege so schmackhaft wie möglich machen? ist es nicht in der folge aufgabe des politischen diskurses, die für und wider den menschen aufzuzeigen, anstatt einen möglichen weg von vornherein auszuschließen?
ZUSATZFRAGE: birgt der status quo (zugehörigkeit zu italien) angesichts des italienischen schuldenberges, der korruption, der instabilen politischen lage, des rückstandes in sämtlichen demokratie- und freiheitsrankings im europäischen vergleich usw. nicht auch ähnlich viele gefahren und ungewissheiten wie eine mögliche loslösung?
auf eine frage, die ich gar nicht gestellt habe, hast du indes geantwortet: bezüglich "rückkehr" zu österreich, die nach meinem dafürhalten keine "rückkehr" wäre, da südtirol nie teil eines österreichischen nationalstaates sondern vielmehr teil eines monarchistischen vielvölkerstaates war (zwei dinge, die man nur schwer vergleichen bzw. gleichsetzen kann obwohl die republik österreich so etwas wie rechtsnachfolger der monarchie ist), bin ich auch der meinung, dass das kein erstrebenswertes ziel wäre. und zwar nicht nur aus dem grund, den du nennst. es wäre eine reine umkehr der jetzigen situation - in der logik eines nationalstaates. und das wäre alles andere als zielführend. trotzdem muss im zuge der selbstbestimmungsdebatte auch diese option (über die wir nicht alleine entscheiden, da es diesbezüglich auch eines österreichischen beschlusses bedarf) eine daseinsberechtigung haben. auch wenn ich sie nicht unterstütze. wenn die demokratische mehrheit in unserem land diesen weg verfolgen möchte (was ich nicht hoffe), haben wir - als gegner dieses weges - dies zu akzeptieren. alles andere wäre undemokratisch.
Man mag Herrn Duschek wegen der nicht gelieferten Erklärungen kritisieren aber dann möchte ich auch anmerken daß in der ganzen bei der ganzen Diskussion um die verschiedenen Visionen und Wünsche so getan wird als wäre Südtirol eine Insel in einem Ozean im luftleeren Raum; ganz losgelöst von Recht und Gesetz und komplett unberücksichtigt was die ganz Nachbarschaft davon hält und ob sie überhaupt damit einverstanden wäre; weil das ist meiner Ansicht auch ein springender Punkt; von Italien ganz zu schweigen dessen Verfassung ja eine Abspaltung verbietet.
Zusätzlich; wieso soll ich ausgerechnet Jenen glauben und vertrauen die sich bereits heute mit gängigem Recht sehr schwer tun und Recht, Gesetz, Verfassungen und Internationale Verträge für "menschenwerk und nicht unveränderlich" halten? Die Verfassung eines hypothetischen postethnischen Südtirols(oder wie auch immer man das Gebilde nennen will) wäre ebenfalls "menschenwerk und nicht unveränderlich" und wer sagt mir daß die dann nicht nach und nach (Salamitaktik) einer neuen 'ethnischen Dynamik' angepasst wird; um es mal so neutral wie möglich zu formulieren. Südtirol ist (zum Glück) nicht Österreich und besitzt eine multiethnische Gesellschaft mit einer geteilten Öffentlichkeit; meine Welt ist illusionsfrei und bzgl. der Dynamik die in einem solchen Staat entstehen kann(brauche mir nur die heutigen innerpatriotischen Kräfteverhältnisse anzuschauen) bin ich noch pessimistischer. Tut mir leid; da fehlt mir schlicht das Vertrauen; und nicht nur mir. Mir ist die persönliche und kulturelle Selbstbestimmung sehr wichtig und weit wichtiger als die Südtiroler Version bei der eine (ethnische) Mehrheit davon träumt zu 'schaffen' und die letzten 90 Jahre rückabzuwickeln.
Bzgl. "südtirol bei italien" fällt mir eine ganze Menge ein. Erst einmal daß über Italien Südtirol bereits heute Mitglied von EU, €, Nato ecc. ist; also in gesicherten internationalen Verhältnissen lebt; Südtirols Autonomie international abgesichert ist und im Großen und Ganzen auch funktioniert, Italien das mA notwendige Korrektiv ist um der kleineren Italienischen Sprachgruppe Südtirols den notwendigen kulturellen Hintergrund zu bieten; was also auch in Zukunft Südtirols Besonderheit und Mehrwert sicherstellt.
Kurz zusammengefasst; Sebstbestimmung&Sezession sind mA Abenteuer mit full risk, von ethnischen Spannungen überschattet und bergen mehr Gefahren als Vorteile; das Vertrauen dafür fehlt mir sowieso. Zuletzt; links-rechts Diskussionen langweilen nicht nur weil ethnische Bösewichter genauso links wie rechts sein können.
Wieso also unter Qualen alles ändern zu wollen?
wieso soll ich ausgerechnet Jenen glauben und vertrauen die sich bereits heute mit gängigem Recht sehr schwer tun und Recht, Gesetz, Verfassungen und Internationale Verträge für "menschenwerk und nicht unveränderlich" halten?
FRAGE: heißt das, du hälst recht, gesetz, verfassungen und internationale verträge nicht für menschenwerk (gottgegeben?) und daher für unveränderlich? - naturgesetzen gleich?
Die Verfassung eines hypothetischen postethnischen Südtirols wäre ebenfalls "menschenwerk und nicht unveränderlich"
SEHR RICHTIG
wer sagt mir daß die dann nicht nach und nach (Salamitaktik) einer neuen 'ethnischen Dynamik' angepasst wird
NATÜRLICH kann das passieren. in der politik sprechen wir immer nur von wahrscheinlichkeiten und nie von gewissheiten. es könnte aber auch genau so passieren, dass italien sich entscheidet, seine verfassung zu ändern (denn egal was du sagst - auch die italienische verfassung ist menschenwerk und kann durch entsprechende parlamentarische mehrheiten abgeändert werden) und die autonomie abzuschaffen. ist zwar einigermaßen unwahrscheinlich, aber auch nicht unwahrscheinlicher als das von dir beschriebene szenario.
Erst einmal daß über Italien Südtirol bereits heute Mitglied von EU, €, Nato ecc. ist; also in gesicherten internationalen Verhältnissen lebt;
RICHTIG. nur sind diese verhältnisse nicht so wahnsinnig gesichert und außerdem gibt es auch außerhalb dieser "gesicherten internationalen verhältnisse" leben. bisweilen sogar recht gutes. wobei ich der meinung bin, dass eine eu-mitgliedschaft erstrebenswert ist, man den euro in keinem fall verlieren würde (siehe montenegro, kosovo usw.) und ich auf eine nato-mitgliedschaft nicht gerade scharf wäre.
Italien das mA notwendige Korrektiv ist um der kleineren Italienischen Sprachgruppe Südtirols den notwendigen kulturellen Hintergrund zu bieten;
GUTES ARGUMENT. in der derzeitigen situation bedarf es dieses korrektiv tatsächlich, da der institutionelle rahmen dies vorsieht. hätten wir eine verfassung, die sich nicht-national definiert sondern einen mehrsprachigen quellcode hat, bräuchte es dieses korrektiv wohl nicht. die tessiner überleben auch recht gut ohne das "italienische hinterland".
links-rechts Diskussionen langweilen nicht nur weil ethnische Bösewichter genauso links wie rechts sein können.
STIMMT. spar ich mir beim nächsten mal. hab's nur erwähnt, weil kurt "obwohl" gesagt hat und ihm offensichtlich nicht bewusst ist, dass zwischen grün (=links) und selbstbestimmung kein widerspruch besteht.
Natürlich sind Verfassungen ecc. Menschenwerk und nicht gottgegeben; und natürlich birgt auch die heutige Situation unter Umständen Gefahren; aber mA sind die geringer als bei einem Sprung ins nichts wie man es sich hier vorstellt bei der über staatliche Zugehörigkeiten wie über Vor- und Nachteile von verschiedenen Urlaubsdestinationen diskutiert wird. Das was Südtirol wäre ist mE zutiefst unsicher; ob die Nachbarn(geschweige denn I) zustimmen zutiefst unsicher und ich halte es sogar für unwahrscheinlich(Präzedenzfall, Grenze aus WK I und II, wir hatten uns bereits darüber unterhalten). Du kannst gerne das Bsp. Tessin nennen; aber wir sind nicht die Schweiz die seit Jahrhunderten keinen Krieg mehr geführt hat und die ebenfalls seit Jahrhunderten DD und ein ausgefeiltes und tolerantes politisches System entwickelt haben. Wir sind Südtirol und bei uns gibt es Zuviele(und dazu zähle ich auch manche BBDler) die in der Vergangenheit leben und zutiefst revanchistisch denken; was sich nicht zuletzt in der Haltung zu Sachfragen ausdrückt(ich kenne Deine und Du kenst meine Haltung bsw. zur Ortsnamenfrage). Auf das mangelnde Vertrauen bes. der liberalen Südtiroler und Italiener habt Ihr keine Antwort; da nützt es auch nichts wenn man 26% der Bevölkerung immer mit ihrer Geschichte gängelt. No way, kein Vertrauen; und daher sind Befürworter auch gleichweit wie vor 30 Jahren; trotz Krise Italiens.
"Natürlich sind Verfassungen ecc. Menschenwerk und nicht gottgegeben; "
DACHT ich's mir doch. es hat mich nur verwundert, dass du diesen sager gegen mich verwendet hast.
"natürlich birgt auch die heutige Situation unter Umständen Gefahren; aber mA sind die geringer als bei einem Sprung ins nichts"
AKZEPTIERT. das ist deine legitime meinung. ich sehe das etwas anders. damit müssen wir leben.
"dazu zähle ich auch manche BBDler) die in der Vergangenheit leben"
BITTE nicht kommentatoren mit autoren verwechseln. von uns lebt niemand in der vergangenheit. nach dieser logik wärst du auch bbdler und ich könnte bbd als projekt vorwerfen, dass es tummelplatz überzeugter autonomiebefürworter ist.
"Auf das mangelnde Vertrauen bes. der liberalen Südtiroler und Italiener habt Ihr keine Antwort"
1. sind für mich italienischsprachige auch südtiroler
2. meinst du mit liberale südtiroler wohl deutschsprachige wie dich
3. waren wir in den vergangenen wochen auf mehreren terminen mit fast ausschließlich "liberalem" italienischsprachigen publikum, die - zu unserer überraschung - sehr viel unverkrampfter über das thema diskutiert haben, als es "liberale" deutschsprachige wie du tun. die diskussionen waren extrem sachlich und unaufgeregt. ganz entgegen den stereotypen vom hitzigen "italiener" und kühlen "deutschen".
p.s. bei diesen gelegenheiten sprachen übrigens - wiederum zu unserer verwunderung - mit ganz wenigen ausnahmen alle stets von "sudtirolo" und nicht von "alto adige". waren die dann alle auch zutiefst revanchistisch?
4. bbd ist sehr liberal. zugegeben nicht extrem wirtschaftsliberal (neolibs bzw. neocons sind wir keine), aber sozialliberal - bezüglich zuwanderung (gleichwertige mitbürger und somit auch "staatsbürger" eines selbständigen südtirols), sexueller ausrichtung, bürger- und freiheitsrechten usw. was meinst du also mit "liberale" südtiroler? zählt bbd da nicht dazu? inwiefern sind wir nicht liberal? es sei denn, du verstehst liberal nur ökonomisch. dann sind wir nicht extrem liberal. nur ein bisschen.
Nun gut; Ihr glaubt also von einer politischen Veranstaltung(die ja auch auf italienischer Seite einschlägiges Publikum anzieht) darauf zu schließen was die Italiener Südtirols wollen; das ist mA bei den Haaren herbeigezogen; genausogut könnte ich eine Schützenveranstaltung besuchen und dort die Akzeptanz für Sezession 'messen'; tut mir leid; das ist nicht seriös. Halte dem die von der ff veröffentliche Umfrage entgegen bei dem sich nur 8% der Italiener für einen Freistaat erwärmen könnten; eine seriös gemachte Umfrage. Zudem; gäbe es auf Italienischer Seite dieses Interesse gäbe es längst(wie auf deutscher) das entsprechende politische Angebot. Im Herbst kommt ja zum Glück die LTW; zumal ja klar ist wer für was steht können wir uns ja dann darüber weiter unterhalten.
Zu 1: Natürlich sind die Italiener für mich auch Südtiroler, so sie es selbst wollen; ich kenne Wenige die sich selbst als solche bezeichnen und sich lieber als italiano/a oder altoatesino/a definieren. Du schließt mA zusehr von Deinem Ambiente auf die Allgemeinheit der 26% Italienischsprachigen Südtirols.
2.Wenn ich von mir spreche sicher.
3. Wie gesagt; Dein Ambiente wo sich entsprechendes Publikum einfindet; kein Italiener den ich kenne hat von diesen Veranstaltungen auch nur Notiz genommen. Ich habe eben kein Problem mit Alto Adige und wenn eine Mehrheit von Italienern unsere Heimat so nennen will(auch offiziell) dann begrüße ich das; auch eine Domain saa würde ich begrüßen. Liberal ist aus meiner Sicht auch wenn man anderen eben nicht die eigene Terminologie aufzwingt; für mich hat Beides Platz. Revanchismus ist wenn man einer Seite die eigene Terminologie aufzwingen will; bei mir kann und soll jede Seite selbst entscheiden.
4. Ich halte es wie mit dem Wein; verkoste den Inhalt und spare mir das Etikett. Aus meiner Sicht gibt es im Netz allgemein sehr wohl Wechselwirkungen zwischen Onlinenachrichtenseiten/Blogs und Kommentatoren. Ich sehe im sezessionistischen Universum sehr wohl antiliberale und revanchistische Tendenzen; da kann ich Euch auch nicht ganz davon ausnehmen; gewisse Gruppierungen und Staaten bekommen dabei aus mA eine unfaire Behandlung; und da meine ich auch Italien als Staat.
"Ihr glaubt also von einer politischen Veranstaltung(die ja auch auf italienischer Seite einschlägiges Publikum anzieht) darauf zu schließen was die Italiener Südtirols wollen; "
nein. das tun wir keinesfalls und das habe ich auch nicht behauptet. ich will damit nur sagen, dass "die italiener" nicht so homogen sind, wie du immer meinst, wenn du von den "26%" schreibst, für die wir kein angebot hätten. du verallgemeinerst. nicht ich. ich schließe aufgrund dieser beobachtungen nicht auf die gesamtheit, da es subjektive beobachtungen sind. so wie deine beobachtungen eben nur solche sind und sich nicht auf alle umlegen lassen.
die 8% verbinden mit sezession wahrscheinlich auch fast nur das "sichtbare" angebot der stf oder der f. ebenso wie auf deutschsprachiger seite ist diese idee mit revanchismus verknüpft und es ist sehr schwierig ein anderes modell zu propagieren, da die wahrnehmungen sehr von vorurteilen geprägt sind. würde ich befragt werden "sind sie für den freistaat südtirol a la freiheitliche?" würde ich auch nein sagen. speziell die italienischsprachige community bewegt sich - wohl auch aufgrund von sprachproblemen - zu einem sehr großen teil in einem eigenen kosmos und blickt wenig über den tellerrand. der "urbane italiener" ist diesbezüglich durchaus mit dem "deutschsprachigen talbewohner" vergleichbar.
wir wollen niemandem etwas aufzwingen. wir machen ein angebot, das man annehmen kann - oder auch nicht. ich habe immer wieder gesagt, dass ich hoffe und glaube, dass die italienischsprachigen im lande irgendwann so weit sind wie die australier. es liegt an ihnen, diese entscheidung zu treffen, nicht an mir. mir sei es aber erlaubt, die handhabe der toponomastik zu kritisieren. so wie ich mich - wie ich dir bereits einmal geschrieben habe - in österreich gegen die austrofaschistischen benennungen ausgesprochen habe.
"kein Italiener den ich kenne hat von diesen Veranstaltungen auch nur Notiz genommen."
wobei ich eurac-science-cafes doch für relativ unverdächtig halte, weil das dortige publikum für gewöhnlich schon ein recht kritisches und denkendes ist. ich finde es schade, dass deine bekannten von solch hochkarätigen veranstaltungen keine notiz nehmen.
"Ich sehe im sezessionistischen Universum sehr wohl antiliberale und revanchistische Tendenzen;"
die sehe ich auch. die sind sogar die mehrheit. gerade deshalb ist es so wichtig, zwischen wie du sagst "inhalt" (also den offiziellen artikeln) und den kommentaren auf unserer seite zu unterscheiden. wie gesagt. salto ist ja auch kein "sezessionsportal" obwohl sich leute wie ich hier tummeln.
Euer Problem ist daß Ihr Euch Bewegung nur von Italienischer Seite erwartet; aber wer vertritt denn seit Jahrzehnten die gleiche Position? Aus meiner Sicht ist es gerade die starre und kompromisslose Haltung die Euch in den Augen vieler Italiener unmöglich macht; zu Namen die seit Jahrzehnten in Gebrauch sind wird nolens volens(Herkunft egal) eine emotionale Bindung entwickelt; die Italiener Südtirols sind eben keine Miniminderheit denen man in Australien freundlicherweise ein paar Namen überlässt; die wollen auf Augenhöhe selbst entscheiden. Vielleicht seit ja ihr eines Tages bereit das anzuerkennen; die Hoffnung stirbt ja immer als letztes. Natürlich verbinden diese 8% Sezession mit der STF, den Freiheitlichen und den Schützen; da haben sie auch vollkommen recht zumal sie sehr wohl die Kräfteverhältnisse innerhalb des Südtiroler Separatismus zu bewerten imstande sind; und da sind halt Parteien mit mehreren Zehntausend Stimmen anders zu bewerten als ein Blog mit wenigen Intellektuellen und einem gutgemeinten Angebot. Mit Verlaub; eurac-science-cafes erreichen ein paar Intellektuelle (die anderen gleichgesinnten Intellektuellen auf die Schulter klopfen worauf das dann im Blog als Erfolg verlauft wird); die 'italienische Seele' des Landes erreicht ihr nicht; und noch weniger die 92% dies so etwas nicht wollen. Euer Angebot steht; natürlich ist Niemand gezwungen das anzunehmen; aber das ist wenig mehr als das Bewerben eines Ladenhüters; um es mal drastisch auszudrücken; die tiefen emotionalen Bindungen die Italiener Südtirols gerade mit Italien(und auch ihren Herkunftsregionen) verbinden werden von Euch mA kläglich unterschätzt. In unserem Land bewegt sich jede Ethnie in ihrem Kosmos; was mA weniger eine Folge der Autonomie sondern mehr der Geschichte insgesamt ist; gerade die übergroße Mehrheit der Sezessionisten hat kein Interesse an einem gemeinsamen Bewußtsein; was auch entsprechende Befragungen und Initiativen gezeigt haben.
....Deine wenigen Worte haben es auf den Punkt gebracht. Leider konnte ich es nicht so deutlich sagen, denn mir fehlen manchmal die richtigen Worte, wenn ich all jene "politischen Unwahrheiten" im Vorwahlkampf ertragen muss. Südtirol ist ein wunderbares Land, ich, meine Kinder, meine Familie wir fühlen uns wohl und genießen in einem mehrsprachigem Land zu leben. Liebe Grüße Kurt Duschek
Danke; auch ich fühle mich im heutigen Südtirol unendlich wohl; bei der Arbeit und auch persönlich lebe ich in einer multiethnischen Umgebung und diese Südtiroler Besonderheit und Mehrwert werde ich gerne(mit demokratischen Mitteln und hier online) gegen jene Puristen verteidigen die ihre Glückseligkeit in einer Zeitmaschine rückwärts suchen. Bei den ganzen 'Visionendiskussionen' soll und muß man auch immer berücksichtigen wie das patriotisch-sezessionistische Universum aussieht, wo es historisch herkommt und wie die Mehrheitsverhältnisse(und Ziele) darin aussehen. Mögen andere ihre Vision anpreisen und Italien (oft zurecht) auch in den tiefsten Boden schreiben; es ist aber ein europäisches demokratisches Land mit vielen interessanten Gesichtern und Eigenheiten.
Und daß die Autonomie funktioniert(im Großen und Ganzen) zeigen ja auch die kruden Zahlen. Man brauche dazu nur die ethnische Konsistenz durch die Jahrzehnte der deutschen und ladinischen Sprachgruppe zu verfolgen und diese bsw. mit jener der Kärntner Slowenen zu vergleichen; mein Lieblingsvergleich. :)
Wer also behauptet daß Südtirol schleichend assimiliert wird und wer behauptet nur ein eigener Staat(oder Anschluss an Ö) garantiere das ethnische Überleben der Südtiroler argumentiert mA ohne Grundlage. Die Welt ist voller ethnischer Gruppen ohne eigenem Staat; selbst in Europa gibt es dafür x Beispiele. Ich vertraue den Sezessionisten nicht; in der Haltung zu vielen Sachfragen ähneln sie sich sehr; wer sagt mir daß sich die Ziele nicht auch sehr ähneln? Und ob sie überhaupt ein fundamentales Interesse an einem multiethnischen Südtirol haben? Von den beiden größeren Gruppen erwarte ich mir das sicherlich nicht. Für mehr Vertrauen müssen schon die Befürworter selbst sorgen; und vor allem dafür werben. Meiner Ansicht fehlt bisher ein reales und faires Angebot an die Italiener unserer Heimat; es gibt keine ausgestreckte Hand sondern im wesentlichen nur das Verharren auf Prinzipien und (ethnischen) Mehrheiten; meine Ansicht.
"Südtirol ist ein wunderbares Land, ich, meine Kinder, meine Familie wir fühlen uns wohl und genießen in einem mehrsprachigem Land zu leben."
"auch ich fühle mich im heutigen Südtirol unendlich wohl; bei der Arbeit und auch persönlich lebe ich in einer multiethnischen Umgebung und diese Südtiroler Besonderheit und Mehrwert werde ich gerne(mit demokratischen Mitteln und hier online) gegen jene Puristen verteidigen die ihre Glückseligkeit in einer Zeitmaschine rückwärts suchen."
VOLLE ZUSTIMMUNG. ich fühle und handle gleich. der faktor mehrsprachigkeit gehört ausgebaut statt eingeschränkt (vor allem auch was das ladinische betrifft.) die lebensqualität in südtirol ist sehr gut und ich fühle mich sauwohl. und auch ich verteidige online und mit demokratischen mitteln diesen mehrwert gegen menschen, die mit der zeitmaschine in die vergangenheit reisen möchten.
es ist aber ein europäisches demokratisches Land mit vielen interessanten Gesichtern und Eigenheiten.
VOLLE ZUSTIMMUNG.
dennoch ist für mich die zufriedenheit mit dem status quo niemals eine rechtfertigung für stillstand (da bin ich ganz bei einsteins zitat, das kurt auf seiner facebook-seite gepostet hat). nur weil es mir und unserer gesellschaft verhältnismäßig sehr gut geht, heißt das doch nicht, dass ich nicht an meiner bzw. unserer weiterentwicklung arbeiten darf?
ich finde, dass das derzeitige system (nicht nur in italien - sondern, wie zum teil die finanzkrise, die meines erachtens eine systemkrise ist, zeigt, in der ganzen industrialisierten welt) große hemmnisse hat, die es zu überwinden gilt. und eines dieser hemmnisse ist meines erachtens das realtiv junge nationalstaatliche system.
daher, lieber kurt, wäre es nett, wenn du trotzdem noch auf meine vorher gestellten fragen antworten könntest.
was meinst du übrigens mit "politischen unwahrheiten" im vorwahlkampf?
Nein; wieso soll mein Modell Stillstand und Deines fortschrittlich sein?
Zustimmung zu diesen 2/3 Sätzen; aber meine Welt und mein Modell die das tragen sollen sind vollkommen anders. Diese Welt kann ich nicht ändern; aber in Südtirol lässt im status quo noch viel bewegen; deshalb bin ich auch auf der anderen Seite.
Bei solchen Diskussionen wird den Befürwortern der Selbstbestimmung manchmal eine Italienfeindlichkeit (oder eine Abneigung gegen den Multikulturalismus) unterstellt. Dies mag zwar sehr oft gerechtfertigt sein (siehe politische Landschaft Südtirols), aber dass einige andere Befürworter der Selbstbestimmung nicht (!) a priori italienfeindlich sind und auch andere Gründe und Argumente anführen können warum eine Selbstbestimmung unter Umständen Sinn machen kann, sieht man beispielsweise bei den FAQs der brennerbasisdemokratie.eu. http://www.brennerbasisdemokratie.eu/?page_id=200
Dazu schreibe ich am besten mal nichts; kann mich aber nicht des Eindrucks erwehren daß fast nur negative Seiten herausgestrichen werden; nur soviel. Fairness ist wenn man Positives und(!) Negatives erwähnt.
add "Fairness ist wenn man Positives und(!) Negatives erwähnt."
Absolut einverstanden! Ich denke eine ergebnisoffene, nüchterne und objektive Debatte ist gefragt (ohne Stammtischparolen, die in diesem Zusammenhang leider oft zu hören sind).
Nur zur Klarstellung: Ich bin weder ein Befürworter noch ein Gegner der Selbstbestimmung (im Südtirol-Kontext). Mich interessieren einfach die Argumente beider Seiten.
"Italienfeindlichkeit" und mehr oder minder eng damit verwandte Ideen (wie u. a. und z. B. dass: Wohlstand/Wohlleben fußt auf Autonomie fußt auf "Anderssein" und daraus resultierend müssen wir Unterscheidungsmerkmale/Trennungslinien zwischen den Ethnien "pflegen") - was dann? Mit welcher Begründung, wenn nicht jener des "Unrechts", der gefährdeten Minderheit usw. usf., könnte eine Unabhängigkeit/Sezession gefordert werden? Wenn Harald schreibt „nur weil es mir und unserer gesellschaft verhältnismäßig sehr gut geht, heißt das doch nicht, dass ich nicht an meiner bzw. unserer weiterentwicklung arbeiten darf?ich finde, dass das derzeitige system (nicht nur in italien - sondern, wie zum teil die finanzkrise, die meines erachtens eine systemkrise ist, zeigt, in der ganzen industrialisierten welt) große hemmnisse hat, die es zu überwinden gilt. und eines dieser hemmnisse ist meines erachtens das realtiv junge nationalstaatliche system“, dann muss das doch bedeuten, dass jede beliebige Region in Europa heute, morgen, übermorgen völlig losgelöst von allem anderen die Unabhängigkeit von „ihrem“ jeweiligen Staat fordern könnte (z. B. weil ihr grad die Steuergesetzgebung nicht in den Kram passt), was ihr auch schwerlich verwehrt werden könnte – oder wo denke ich falsch? (Und, noch einmal: Was sollte morgen in diesem fiktiven unabhängigen Südtirol z. B. die italienische Ethnie daran hindern, die Unabhängigkeit zu fordern? Wie könnte ihr dieses Ansinnen verwehrt werden?). Es kann doch wohl nicht sehr weit führen, wenn ein Winzlings-Südtirol sich über den „Nationalstaat“ erheben und mit dessen Prinzipien brechen will - inmitten von Nationalstaaten, die alle miteinander keine Anstalten machen, ihre Nationalstaatlichkeit aufzugeben? Wie soll das funktionieren? In meinen Augen ist der Teller der „bbd“ler exakt der gleiche Teller, wie ihn auch alle anderen Unabhängigkeitsbefürworter anbieten – bbd garniert ihn halt ein bisschen edler. Wenn ich dann noch beobachte, wie sich jetzt schon die Lager spalten, wie die einen den anderen gegenüberstehen, wo das Ganze noch nichts als eine Idee ist – dann will ich lieber nicht daran denken, wie’s zugehen wird, sollte diese Idee/Utopie/Fiktion jemals Realität werden.
die betonung des "andersseins" ist die grundlage unserer vielgepriesenen autonomie. zu "italienfeindlichkeit" besteht kein zusammenhang, den die entscheidung für dieses system wurde von beiden seiten mitgetragen. das heißt nicht, dass mir diese grundlage gefällt. aber sie ist im autonomiestatut festgeschrieben. ein mitgrund, warum ich eben etwas neues anstreben möchte. es ist nämlich faktum, dass wir unsere autonomie haben, weil ein teil der südtiroler bevölkerung "anders" ist, als das restliche "staatsvolk". sind wir nicht mehr anders, verlieren wir die legitimation für die autonomie.
"Mit welcher Begründung, wenn nicht jener des "Unrechts", der gefährdeten Minderheit usw. usf., könnte eine Unabhängigkeit/Sezession gefordert werden?"
mit einer weiterentwicklung gesellschaftlichen zusammenlebens, einer überwindung von logiken, die aus dem 19. jahrhundert stammen vielleicht?
"dann muss das doch bedeuten, dass jede beliebige Region in Europa heute, morgen, übermorgen völlig losgelöst von allem anderen die Unabhängigkeit von „ihrem“ jeweiligen Staat fordern könnte"
da denkst du überhaupt nicht falsch, sondern völlig richtig. das verstehe ich unter demokratie.
"Was sollte morgen in diesem fiktiven unabhängigen Südtirol z. B. die italienische Ethnie daran hindern, die Unabhängigkeit zu fordern? Wie könnte ihr dieses Ansinnen verwehrt werden?"
überhaupt nicht könnte und sollte man das verwehren. die italienischsprachigen (und alle anderen auch - die blonden, die ultner, die weinbauern, die pensionisten, die schwulen, die männer usw.) hätten dieses recht natürlich. die frage ist, wie wahrscheinlich es wäre. wenn wir einen staat schaffen, der sich eben nicht als "deutsches" südtirol mit italienischer und ladinischer minderheit definiert (was italien bzw. das autonomiestatut aber sehr wohl tun), sondern die ethnie - wie das mit dem ebenfalls wichtigen identitätsstiftenden merkmal religion bereits passiert ist - nicht als unterscheidungsmerkmal (das zwar jeder hat) heranzieht. eine art ethnie-säkularer staat. die muslime, protestanten, juden, buddhisten und hindus in südtirol kommen ja auch nicht auf die idee, einen eigenen staat zu fordern. in gewissem sinne sind die europäischen nationalstaaten - zu denen auch italien zählt - heute ethnie-"gottesstaaten". wenn wir ein unabhängiges südtirol richtig angehen, dürfte die "ethnie" keinen ausreichenden grund für eine weitere abspaltung mehr hergeben. dennoch stünde es - wenn der demokratische wille besteht - jedem territorium frei, sich institutionell dorthin zu bewegen, wohin es möchte.
"Es kann doch wohl nicht sehr weit führen, wenn ein Winzlings-Südtirol sich über den „Nationalstaat“ erheben und mit dessen Prinzipien brechen will - inmitten von Nationalstaaten, die alle miteinander keine Anstalten machen, ihre Nationalstaatlichkeit aufzugeben?"
"In Wirklichkeit kommt das Zeitalter der europäischen Nationalstaaten, das erst im 18. Jahrhundert begann, nun an sein Ende. Und diese Entwicklung ist gut." das sag nicht ich, sondern roland benedikter. südtiroler und professor für politik an der stanford university in der financial times deutschland (http://www.ftd.de/politik/europa/:euro-zone-weg-mit-den-nationalstaaten…). mit dieser einschätzung ist er bei gott nicht allein. und auch ich vernehme die anzeichen, und mögen sie jetzt auch noch so unbedeutend und klein erscheinen (unabhängigkeitsbestrebungen in zahlreichen regionen, diskussion um mitsingen der hymne von spielern mit migrationshintergrund in der deutschen fußballnationalmannschaft, unruhen in vorstädten europäischer metropolen usw.). außerdem passieren solche entwicklungen ja nicht von heute auf morgen. es kommt kein beschluss aus brüssel, der sagt: "heute schaffen wir die nationalstaaten ab und regionalisieren europa". das sind immer entwicklungen, die an den bruchstellen des nationalstaatlichen konzeptes natürlich als erstes sichtbar werden ("ethnische" mischgebiete, urbane bereiche mit großem anteil von migranten usw.).
am ende dieses prozesses könnte endlich ein funktionierendes vereintes und buntes europa stehen, in dem nicht mehr nationalstaatliche exekutiven legislative spielen und nationale partikularinteressen vertreten (müssen, da sie ja nicht von der europäischen sondern der im nationalen sinne "eigenen" bevölkerung gewählt wurden). in die isolation und gegenseitige abschottung wird die regionalisierung allein schon aus selbsterhaltungstrieb ganz bestimmt nicht führen. wir sind zur zusammenarbeit gezwungen. nur funktioniert die meines erachtens in einheiten zwischen - sagen wir 500.000 und zwei bis maximal 10 millionen menschen - die sich über ein echtes europäisches parlament auf gemeinsame regeln verständigen, besser, als in den schwerfälligen nationalstaaten, die innerhalb ihrer - oft per definition - unveränderlichen grenzen zu viele interessen zu berücksichtigen haben und niemals "europäisch" denken werden.
tut mir leid, aber nach 10sekunden intro hatte ich nur noch geduld bis "mich wundert, wer alles auf den zug aufspringt". möge.video produktion sollten sie austauschen, die scheinen auch auf den falschen zug aufgesprungen zu sein. videoblogs sind ein heikles geschäft, aber diese videos sind gegen jede regel des handwerks. vielleicht stellen Sie den text inzwischen online? Sie haben sonst interessante sachen zu berrichten...
lieber kurt
auch ich bin selbstbestimmungsbefürworter und setze mich dafür ein, dass vor- und nachteile der jeweiligen szenarien im falle einer abstimmung neutral und sachlich disktutiert werden (was im moment leider - noch - nicht der fall ist). man hört meist nur slogans - aber selten fundierte argumente.
auch dein beitrag trägt nicht unbedingt zu dieser - von dir selbst geforderten - versachlichung bei. hier ist warum:
"jede sprachminderheit sollte das recht haben der selbstbestimmung"
warum müssen wir das selbstbestimmungsrecht an ethnische minderheiten koppeln? selbstbestimmung - individuell wie kollektiv - sollte doch nicht an "sondersituationen" im nationalen sinne gebunden sein. wenn sich rein hypothetisch z.b. die bewohner der französischen côte d'azur und des italienischen ligurien mehrheitlich und demokratisch dazu entschließen, einen gemeinsamen staat zu errichten, dann sollten sie das doch bitte tun dürfen. was würde dagegen sprechen? (außer der italienischen und französischen verfassung, die eine solche abspaltung verbieten. aber verfassungen sind auch nur menschenwerk und nicht unveränderlich. sie müssen sich dem demokratischen willen anpassen und nicht umgekehrt).
"obwohl ich ein grüner bin, bin ich absolut für die selbstbestimmung"
das hätte wohl eher heißen sollen "WEIL ich ein grüner bin, bin ich absolut für die selbstbestimmung". ich kenne kein grünes parteiprogramm auf der welt, das sich nicht klar für direktdemokratische partizipation (wozu auch eine abstimmung über den zukünftigen status eines territoriums gehört) ausspricht. wie bitte könnte man als grüner gegen die selbstbestimmung - ein urlinkes prinzip - sein???
"aber wenn es so weit geht, dass man will unbedingt vom staat abspringen"
du musst zwischen prozess und ziel unterscheiden. die selbstbestimmung ist ein demokratischer akt, bei dem man sich für verschiedene möglichkeiten (ziele) entscheiden kann. selbstbestimmung heißt, die südtiroler können demokratisch und frei darüber bestimmen, ob sie bei italien bleiben möchten, ob sie die autonomie ausbauen oder vielleicht auch abschaffen wollen, ob sie sich an österreich angliedern möchten, ob sie einen unabhängigen staat errichten wollen usw. wenn man ein mögliches, von einigen gefordertes, ziel von vornherein ausschließt, ist es keine selbstbestimmung mehr. entweder du widersprichst dir also - oder du hast nicht verstanden, was selbstbestimmung heißt.
"ohne zu sagen, welche vorteile der bürger auch in südtirol von diesem angeblich maroden staat italien hat"
anstatt aufzufordern, den bürgern die vor- und nachteile zu erklären, könntest du diese doch nennen. meine frage an dich: was sind die vorteile, die südtirol bei italien hat? und was wären die nachteile, die wir im falle einer loslösung zu befürchten hätten?
"wer nicht die folgen aufzeigt, der handelt fahrlässig"
also nochmal - zeige mir die folgen auf (sonst handelst du ja selbst fahrlässig). sowohl vor- als auch nachteile würden mich wirklich sehr interessieren.
kompatibilität
"Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert."
dieser leitspruch steht auf der sprachrohr.tv facebook-seite. verträgt sich das mit den getätigten aussagen? mir kommt nämlich vor, es wird immer so getan, als ob nur eine institutionelle veränderung gefahren in sich bergen würde, nicht aber die beibehaltung des status quo. dabei war dieser doch seit jahrzehnten nicht mehr so sehr von unsicherheit und gefahr geprägt als heute.
eine veränderung birgt zweifelsohne gefahren in sich. aber das tut der status quo zumindest im gleichen ausmaß.
Lieber Harald
ich habe sehr aufmerksam Deinen Kommentar gelesen, finde ihn interessant, habe darüber nachgedacht und möchte Dir darauf gerne antworten.
Eine Prämisse muss ich allerdings voraussetzen: ich war, obwohl selbst und meine Eltern in Südtirol geboren, bis zu meinem 36igsten Lebensjahr österreichischer Staatsbürger, habe immer in Südtirol gelebt und gearbeitet und weiß wovon ich spreche. Eine sogenannte "Rückkehr" zu Österreich ist allein schon wegen dem Verhalten der österreichischen Bevölkerung den Südtirolern gegenüber sehr mit grundsätzlichen Problemen beladen. Wer dies bestreitet, der ignoriert die aktuelle Stimmungslage in Österreich. Ich bleibe dabei, "obwohl" ich ein GRÜNER bin, bin ich für das grundsätzliche Selbstbestimmungsrecht.Dies ist kein Widerspruch, nein, sondern meine ganz persönliche Meinung als Bürger mit einer Lebensgeschichte und Erfahrung. Als "Österreicher" wurde ich in Österreich als "Itaker" verspottet und in Südtirol war ich der Sch...Österreicher oder der "crucco austriaco". Lieber Harald, ich respektiere Deine Meinung, glaube aber nicht, Dir eine Rechtfertigung für meine sich in den Jahren gebildeten Meinung schuldig zu sein. In diesem Sinne diskutiere ich gerne mit Dir. LG Kurt
Antwort auf Lieber Harald von kurt duschek
keine rechtfertigung
ich erwarte mir keine rechtfertigung. wofür denn auch? du hast ja deine meinung nicht gesagt bzw. keine argumente gebraucht, für die du dich rechtfertigen könntest. das war meine kritik. dazu habe ich lediglich ein paar dinge festgestellt. vielleicht hast du ja lust, doch noch darauf zu antworten.
1. wenn du sagst "wer nicht die folgen aufzeigt, der handelt fahrlässig" und "ohne zu sagen, welche vorteile der bürger auch in südtirol von diesem angeblich maroden staat italien hat", dann ist es doch legitim wissen zu wollen, was deines erachtens die folgen bzw. besagte vor- und nachteile wären.
FRAGE: was wären die folgen eines selbstbestimmungsprozesses und was sind die vorteile von südtirols zugehörigkeit zu italien?
2. "obwohl ich ein grüner bin, bin ich absolut für die selbstbestimmung" ist ein widerspruch. außer du kannst mir ein einziges grünes programm zeigen, in dem die direktdemokratische partizipation - und somit das grundsätzliche selbstbestimmungsrecht - nicht verankert ist.
FRAGE: nach welchem grünen grundsatz ist deine aussage kein widerspruch? gibt es eine einzige grünpartei auf der welt, die prinzipiell gegen direktdemokratische partizipation ist?
3. "aber wenn es so weit geht, dass man will unbedingt vom staat abspringen". noch einmal: selbstbestimmung ist ein prozess, ein demokratischer akt, in dem die bevölkerung über unterschiedliche möglichkeiten des zukünftigen institutionellen rahmens befindet. wenn du für die selbstbestimmung bist - was wie gesagt für einen grünen eine selbstverständlichkeit ist - dann kannst du nicht eine der möglichkeiten, die von einem teil der bevölkerung vorgeschlagen wird, von vornherein ausklammern. du kannst mit demokratischen mitteln dagegen arbeiten, dass sich die mehrheit nicht für eine loslösung entscheidet. wenn die bevölkerung aber über diese möglichkeit gar nicht mehr entscheiden kann, dann ist es keine selbstbestimmung.
FRAGE: wieso ist es prinzipiell fahrlässig, ein potentielles ziel für einen selbstbestimmungsprozess vorzuschlagen? ist es nicht normal, dass parteien ihre wege so schmackhaft wie möglich machen? ist es nicht in der folge aufgabe des politischen diskurses, die für und wider den menschen aufzuzeigen, anstatt einen möglichen weg von vornherein auszuschließen?
ZUSATZFRAGE: birgt der status quo (zugehörigkeit zu italien) angesichts des italienischen schuldenberges, der korruption, der instabilen politischen lage, des rückstandes in sämtlichen demokratie- und freiheitsrankings im europäischen vergleich usw. nicht auch ähnlich viele gefahren und ungewissheiten wie eine mögliche loslösung?
auf eine frage, die ich gar nicht gestellt habe, hast du indes geantwortet: bezüglich "rückkehr" zu österreich, die nach meinem dafürhalten keine "rückkehr" wäre, da südtirol nie teil eines österreichischen nationalstaates sondern vielmehr teil eines monarchistischen vielvölkerstaates war (zwei dinge, die man nur schwer vergleichen bzw. gleichsetzen kann obwohl die republik österreich so etwas wie rechtsnachfolger der monarchie ist), bin ich auch der meinung, dass das kein erstrebenswertes ziel wäre. und zwar nicht nur aus dem grund, den du nennst. es wäre eine reine umkehr der jetzigen situation - in der logik eines nationalstaates. und das wäre alles andere als zielführend. trotzdem muss im zuge der selbstbestimmungsdebatte auch diese option (über die wir nicht alleine entscheiden, da es diesbezüglich auch eines österreichischen beschlusses bedarf) eine daseinsberechtigung haben. auch wenn ich sie nicht unterstütze. wenn die demokratische mehrheit in unserem land diesen weg verfolgen möchte (was ich nicht hoffe), haben wir - als gegner dieses weges - dies zu akzeptieren. alles andere wäre undemokratisch.
Selbstbestimmung...
Man mag Herrn Duschek wegen der nicht gelieferten Erklärungen kritisieren aber dann möchte ich auch anmerken daß in der ganzen bei der ganzen Diskussion um die verschiedenen Visionen und Wünsche so getan wird als wäre Südtirol eine Insel in einem Ozean im luftleeren Raum; ganz losgelöst von Recht und Gesetz und komplett unberücksichtigt was die ganz Nachbarschaft davon hält und ob sie überhaupt damit einverstanden wäre; weil das ist meiner Ansicht auch ein springender Punkt; von Italien ganz zu schweigen dessen Verfassung ja eine Abspaltung verbietet.
Zusätzlich; wieso soll ich ausgerechnet Jenen glauben und vertrauen die sich bereits heute mit gängigem Recht sehr schwer tun und Recht, Gesetz, Verfassungen und Internationale Verträge für "menschenwerk und nicht unveränderlich" halten? Die Verfassung eines hypothetischen postethnischen Südtirols(oder wie auch immer man das Gebilde nennen will) wäre ebenfalls "menschenwerk und nicht unveränderlich" und wer sagt mir daß die dann nicht nach und nach (Salamitaktik) einer neuen 'ethnischen Dynamik' angepasst wird; um es mal so neutral wie möglich zu formulieren. Südtirol ist (zum Glück) nicht Österreich und besitzt eine multiethnische Gesellschaft mit einer geteilten Öffentlichkeit; meine Welt ist illusionsfrei und bzgl. der Dynamik die in einem solchen Staat entstehen kann(brauche mir nur die heutigen innerpatriotischen Kräfteverhältnisse anzuschauen) bin ich noch pessimistischer. Tut mir leid; da fehlt mir schlicht das Vertrauen; und nicht nur mir. Mir ist die persönliche und kulturelle Selbstbestimmung sehr wichtig und weit wichtiger als die Südtiroler Version bei der eine (ethnische) Mehrheit davon träumt zu 'schaffen' und die letzten 90 Jahre rückabzuwickeln.
Bzgl. "südtirol bei italien" fällt mir eine ganze Menge ein. Erst einmal daß über Italien Südtirol bereits heute Mitglied von EU, €, Nato ecc. ist; also in gesicherten internationalen Verhältnissen lebt; Südtirols Autonomie international abgesichert ist und im Großen und Ganzen auch funktioniert, Italien das mA notwendige Korrektiv ist um der kleineren Italienischen Sprachgruppe Südtirols den notwendigen kulturellen Hintergrund zu bieten; was also auch in Zukunft Südtirols Besonderheit und Mehrwert sicherstellt.
Kurz zusammengefasst; Sebstbestimmung&Sezession sind mA Abenteuer mit full risk, von ethnischen Spannungen überschattet und bergen mehr Gefahren als Vorteile; das Vertrauen dafür fehlt mir sowieso. Zuletzt; links-rechts Diskussionen langweilen nicht nur weil ethnische Bösewichter genauso links wie rechts sein können.
Wieso also unter Qualen alles ändern zu wollen?
Antwort auf Selbstbestimmung... von Martin Geier
bitte um klarstellung
wieso soll ich ausgerechnet Jenen glauben und vertrauen die sich bereits heute mit gängigem Recht sehr schwer tun und Recht, Gesetz, Verfassungen und Internationale Verträge für "menschenwerk und nicht unveränderlich" halten?
FRAGE: heißt das, du hälst recht, gesetz, verfassungen und internationale verträge nicht für menschenwerk (gottgegeben?) und daher für unveränderlich? - naturgesetzen gleich?
Die Verfassung eines hypothetischen postethnischen Südtirols wäre ebenfalls "menschenwerk und nicht unveränderlich"
SEHR RICHTIG
wer sagt mir daß die dann nicht nach und nach (Salamitaktik) einer neuen 'ethnischen Dynamik' angepasst wird
NATÜRLICH kann das passieren. in der politik sprechen wir immer nur von wahrscheinlichkeiten und nie von gewissheiten. es könnte aber auch genau so passieren, dass italien sich entscheidet, seine verfassung zu ändern (denn egal was du sagst - auch die italienische verfassung ist menschenwerk und kann durch entsprechende parlamentarische mehrheiten abgeändert werden) und die autonomie abzuschaffen. ist zwar einigermaßen unwahrscheinlich, aber auch nicht unwahrscheinlicher als das von dir beschriebene szenario.
Erst einmal daß über Italien Südtirol bereits heute Mitglied von EU, €, Nato ecc. ist; also in gesicherten internationalen Verhältnissen lebt;
RICHTIG. nur sind diese verhältnisse nicht so wahnsinnig gesichert und außerdem gibt es auch außerhalb dieser "gesicherten internationalen verhältnisse" leben. bisweilen sogar recht gutes. wobei ich der meinung bin, dass eine eu-mitgliedschaft erstrebenswert ist, man den euro in keinem fall verlieren würde (siehe montenegro, kosovo usw.) und ich auf eine nato-mitgliedschaft nicht gerade scharf wäre.
Italien das mA notwendige Korrektiv ist um der kleineren Italienischen Sprachgruppe Südtirols den notwendigen kulturellen Hintergrund zu bieten;
GUTES ARGUMENT. in der derzeitigen situation bedarf es dieses korrektiv tatsächlich, da der institutionelle rahmen dies vorsieht. hätten wir eine verfassung, die sich nicht-national definiert sondern einen mehrsprachigen quellcode hat, bräuchte es dieses korrektiv wohl nicht. die tessiner überleben auch recht gut ohne das "italienische hinterland".
links-rechts Diskussionen langweilen nicht nur weil ethnische Bösewichter genauso links wie rechts sein können.
STIMMT. spar ich mir beim nächsten mal. hab's nur erwähnt, weil kurt "obwohl" gesagt hat und ihm offensichtlich nicht bewusst ist, dass zwischen grün (=links) und selbstbestimmung kein widerspruch besteht.
Antwort auf Selbstbestimmung... von Martin Geier
from hell...
Natürlich sind Verfassungen ecc. Menschenwerk und nicht gottgegeben; und natürlich birgt auch die heutige Situation unter Umständen Gefahren; aber mA sind die geringer als bei einem Sprung ins nichts wie man es sich hier vorstellt bei der über staatliche Zugehörigkeiten wie über Vor- und Nachteile von verschiedenen Urlaubsdestinationen diskutiert wird. Das was Südtirol wäre ist mE zutiefst unsicher; ob die Nachbarn(geschweige denn I) zustimmen zutiefst unsicher und ich halte es sogar für unwahrscheinlich(Präzedenzfall, Grenze aus WK I und II, wir hatten uns bereits darüber unterhalten). Du kannst gerne das Bsp. Tessin nennen; aber wir sind nicht die Schweiz die seit Jahrhunderten keinen Krieg mehr geführt hat und die ebenfalls seit Jahrhunderten DD und ein ausgefeiltes und tolerantes politisches System entwickelt haben. Wir sind Südtirol und bei uns gibt es Zuviele(und dazu zähle ich auch manche BBDler) die in der Vergangenheit leben und zutiefst revanchistisch denken; was sich nicht zuletzt in der Haltung zu Sachfragen ausdrückt(ich kenne Deine und Du kenst meine Haltung bsw. zur Ortsnamenfrage). Auf das mangelnde Vertrauen bes. der liberalen Südtiroler und Italiener habt Ihr keine Antwort; da nützt es auch nichts wenn man 26% der Bevölkerung immer mit ihrer Geschichte gängelt. No way, kein Vertrauen; und daher sind Befürworter auch gleichweit wie vor 30 Jahren; trotz Krise Italiens.
Antwort auf Selbstbestimmung... von Martin Geier
ok
"Natürlich sind Verfassungen ecc. Menschenwerk und nicht gottgegeben; "
DACHT ich's mir doch. es hat mich nur verwundert, dass du diesen sager gegen mich verwendet hast.
"natürlich birgt auch die heutige Situation unter Umständen Gefahren; aber mA sind die geringer als bei einem Sprung ins nichts"
AKZEPTIERT. das ist deine legitime meinung. ich sehe das etwas anders. damit müssen wir leben.
"dazu zähle ich auch manche BBDler) die in der Vergangenheit leben"
BITTE nicht kommentatoren mit autoren verwechseln. von uns lebt niemand in der vergangenheit. nach dieser logik wärst du auch bbdler und ich könnte bbd als projekt vorwerfen, dass es tummelplatz überzeugter autonomiebefürworter ist.
"Auf das mangelnde Vertrauen bes. der liberalen Südtiroler und Italiener habt Ihr keine Antwort"
1. sind für mich italienischsprachige auch südtiroler
2. meinst du mit liberale südtiroler wohl deutschsprachige wie dich
3. waren wir in den vergangenen wochen auf mehreren terminen mit fast ausschließlich "liberalem" italienischsprachigen publikum, die - zu unserer überraschung - sehr viel unverkrampfter über das thema diskutiert haben, als es "liberale" deutschsprachige wie du tun. die diskussionen waren extrem sachlich und unaufgeregt. ganz entgegen den stereotypen vom hitzigen "italiener" und kühlen "deutschen".
p.s. bei diesen gelegenheiten sprachen übrigens - wiederum zu unserer verwunderung - mit ganz wenigen ausnahmen alle stets von "sudtirolo" und nicht von "alto adige". waren die dann alle auch zutiefst revanchistisch?
4. bbd ist sehr liberal. zugegeben nicht extrem wirtschaftsliberal (neolibs bzw. neocons sind wir keine), aber sozialliberal - bezüglich zuwanderung (gleichwertige mitbürger und somit auch "staatsbürger" eines selbständigen südtirols), sexueller ausrichtung, bürger- und freiheitsrechten usw. was meinst du also mit "liberale" südtiroler? zählt bbd da nicht dazu? inwiefern sind wir nicht liberal? es sei denn, du verstehst liberal nur ökonomisch. dann sind wir nicht extrem liberal. nur ein bisschen.
Antwort auf Selbstbestimmung... von Martin Geier
@Harald
Nun gut; Ihr glaubt also von einer politischen Veranstaltung(die ja auch auf italienischer Seite einschlägiges Publikum anzieht) darauf zu schließen was die Italiener Südtirols wollen; das ist mA bei den Haaren herbeigezogen; genausogut könnte ich eine Schützenveranstaltung besuchen und dort die Akzeptanz für Sezession 'messen'; tut mir leid; das ist nicht seriös. Halte dem die von der ff veröffentliche Umfrage entgegen bei dem sich nur 8% der Italiener für einen Freistaat erwärmen könnten; eine seriös gemachte Umfrage. Zudem; gäbe es auf Italienischer Seite dieses Interesse gäbe es längst(wie auf deutscher) das entsprechende politische Angebot. Im Herbst kommt ja zum Glück die LTW; zumal ja klar ist wer für was steht können wir uns ja dann darüber weiter unterhalten.
Zu 1: Natürlich sind die Italiener für mich auch Südtiroler, so sie es selbst wollen; ich kenne Wenige die sich selbst als solche bezeichnen und sich lieber als italiano/a oder altoatesino/a definieren. Du schließt mA zusehr von Deinem Ambiente auf die Allgemeinheit der 26% Italienischsprachigen Südtirols.
2.Wenn ich von mir spreche sicher.
3. Wie gesagt; Dein Ambiente wo sich entsprechendes Publikum einfindet; kein Italiener den ich kenne hat von diesen Veranstaltungen auch nur Notiz genommen. Ich habe eben kein Problem mit Alto Adige und wenn eine Mehrheit von Italienern unsere Heimat so nennen will(auch offiziell) dann begrüße ich das; auch eine Domain saa würde ich begrüßen. Liberal ist aus meiner Sicht auch wenn man anderen eben nicht die eigene Terminologie aufzwingt; für mich hat Beides Platz. Revanchismus ist wenn man einer Seite die eigene Terminologie aufzwingen will; bei mir kann und soll jede Seite selbst entscheiden.
4. Ich halte es wie mit dem Wein; verkoste den Inhalt und spare mir das Etikett. Aus meiner Sicht gibt es im Netz allgemein sehr wohl Wechselwirkungen zwischen Onlinenachrichtenseiten/Blogs und Kommentatoren. Ich sehe im sezessionistischen Universum sehr wohl antiliberale und revanchistische Tendenzen; da kann ich Euch auch nicht ganz davon ausnehmen; gewisse Gruppierungen und Staaten bekommen dabei aus mA eine unfaire Behandlung; und da meine ich auch Italien als Staat.
Antwort auf Selbstbestimmung... von Martin Geier
präzisierung
"Ihr glaubt also von einer politischen Veranstaltung(die ja auch auf italienischer Seite einschlägiges Publikum anzieht) darauf zu schließen was die Italiener Südtirols wollen; "
nein. das tun wir keinesfalls und das habe ich auch nicht behauptet. ich will damit nur sagen, dass "die italiener" nicht so homogen sind, wie du immer meinst, wenn du von den "26%" schreibst, für die wir kein angebot hätten. du verallgemeinerst. nicht ich. ich schließe aufgrund dieser beobachtungen nicht auf die gesamtheit, da es subjektive beobachtungen sind. so wie deine beobachtungen eben nur solche sind und sich nicht auf alle umlegen lassen.
die 8% verbinden mit sezession wahrscheinlich auch fast nur das "sichtbare" angebot der stf oder der f. ebenso wie auf deutschsprachiger seite ist diese idee mit revanchismus verknüpft und es ist sehr schwierig ein anderes modell zu propagieren, da die wahrnehmungen sehr von vorurteilen geprägt sind. würde ich befragt werden "sind sie für den freistaat südtirol a la freiheitliche?" würde ich auch nein sagen. speziell die italienischsprachige community bewegt sich - wohl auch aufgrund von sprachproblemen - zu einem sehr großen teil in einem eigenen kosmos und blickt wenig über den tellerrand. der "urbane italiener" ist diesbezüglich durchaus mit dem "deutschsprachigen talbewohner" vergleichbar.
wir wollen niemandem etwas aufzwingen. wir machen ein angebot, das man annehmen kann - oder auch nicht. ich habe immer wieder gesagt, dass ich hoffe und glaube, dass die italienischsprachigen im lande irgendwann so weit sind wie die australier. es liegt an ihnen, diese entscheidung zu treffen, nicht an mir. mir sei es aber erlaubt, die handhabe der toponomastik zu kritisieren. so wie ich mich - wie ich dir bereits einmal geschrieben habe - in österreich gegen die austrofaschistischen benennungen ausgesprochen habe.
"kein Italiener den ich kenne hat von diesen Veranstaltungen auch nur Notiz genommen."
wobei ich eurac-science-cafes doch für relativ unverdächtig halte, weil das dortige publikum für gewöhnlich schon ein recht kritisches und denkendes ist. ich finde es schade, dass deine bekannten von solch hochkarätigen veranstaltungen keine notiz nehmen.
"Ich sehe im sezessionistischen Universum sehr wohl antiliberale und revanchistische Tendenzen;"
die sehe ich auch. die sind sogar die mehrheit. gerade deshalb ist es so wichtig, zwischen wie du sagst "inhalt" (also den offiziellen artikeln) und den kommentaren auf unserer seite zu unterscheiden. wie gesagt. salto ist ja auch kein "sezessionsportal" obwohl sich leute wie ich hier tummeln.
Antwort auf Selbstbestimmung... von Martin Geier
Bewegung...
Euer Problem ist daß Ihr Euch Bewegung nur von Italienischer Seite erwartet; aber wer vertritt denn seit Jahrzehnten die gleiche Position? Aus meiner Sicht ist es gerade die starre und kompromisslose Haltung die Euch in den Augen vieler Italiener unmöglich macht; zu Namen die seit Jahrzehnten in Gebrauch sind wird nolens volens(Herkunft egal) eine emotionale Bindung entwickelt; die Italiener Südtirols sind eben keine Miniminderheit denen man in Australien freundlicherweise ein paar Namen überlässt; die wollen auf Augenhöhe selbst entscheiden. Vielleicht seit ja ihr eines Tages bereit das anzuerkennen; die Hoffnung stirbt ja immer als letztes. Natürlich verbinden diese 8% Sezession mit der STF, den Freiheitlichen und den Schützen; da haben sie auch vollkommen recht zumal sie sehr wohl die Kräfteverhältnisse innerhalb des Südtiroler Separatismus zu bewerten imstande sind; und da sind halt Parteien mit mehreren Zehntausend Stimmen anders zu bewerten als ein Blog mit wenigen Intellektuellen und einem gutgemeinten Angebot. Mit Verlaub; eurac-science-cafes erreichen ein paar Intellektuelle (die anderen gleichgesinnten Intellektuellen auf die Schulter klopfen worauf das dann im Blog als Erfolg verlauft wird); die 'italienische Seele' des Landes erreicht ihr nicht; und noch weniger die 92% dies so etwas nicht wollen. Euer Angebot steht; natürlich ist Niemand gezwungen das anzunehmen; aber das ist wenig mehr als das Bewerben eines Ladenhüters; um es mal drastisch auszudrücken; die tiefen emotionalen Bindungen die Italiener Südtirols gerade mit Italien(und auch ihren Herkunftsregionen) verbinden werden von Euch mA kläglich unterschätzt. In unserem Land bewegt sich jede Ethnie in ihrem Kosmos; was mA weniger eine Folge der Autonomie sondern mehr der Geschichte insgesamt ist; gerade die übergroße Mehrheit der Sezessionisten hat kein Interesse an einem gemeinsamen Bewußtsein; was auch entsprechende Befragungen und Initiativen gezeigt haben.
Lieber Martin Geier
....Deine wenigen Worte haben es auf den Punkt gebracht. Leider konnte ich es nicht so deutlich sagen, denn mir fehlen manchmal die richtigen Worte, wenn ich all jene "politischen Unwahrheiten" im Vorwahlkampf ertragen muss. Südtirol ist ein wunderbares Land, ich, meine Kinder, meine Familie wir fühlen uns wohl und genießen in einem mehrsprachigem Land zu leben. Liebe Grüße Kurt Duschek
Antwort auf Lieber Martin Geier von kurt duschek
:)
Danke; auch ich fühle mich im heutigen Südtirol unendlich wohl; bei der Arbeit und auch persönlich lebe ich in einer multiethnischen Umgebung und diese Südtiroler Besonderheit und Mehrwert werde ich gerne(mit demokratischen Mitteln und hier online) gegen jene Puristen verteidigen die ihre Glückseligkeit in einer Zeitmaschine rückwärts suchen. Bei den ganzen 'Visionendiskussionen' soll und muß man auch immer berücksichtigen wie das patriotisch-sezessionistische Universum aussieht, wo es historisch herkommt und wie die Mehrheitsverhältnisse(und Ziele) darin aussehen. Mögen andere ihre Vision anpreisen und Italien (oft zurecht) auch in den tiefsten Boden schreiben; es ist aber ein europäisches demokratisches Land mit vielen interessanten Gesichtern und Eigenheiten.
Antwort auf Lieber Martin Geier von kurt duschek
Nachtrag...
Und daß die Autonomie funktioniert(im Großen und Ganzen) zeigen ja auch die kruden Zahlen. Man brauche dazu nur die ethnische Konsistenz durch die Jahrzehnte der deutschen und ladinischen Sprachgruppe zu verfolgen und diese bsw. mit jener der Kärntner Slowenen zu vergleichen; mein Lieblingsvergleich. :)
Wer also behauptet daß Südtirol schleichend assimiliert wird und wer behauptet nur ein eigener Staat(oder Anschluss an Ö) garantiere das ethnische Überleben der Südtiroler argumentiert mA ohne Grundlage. Die Welt ist voller ethnischer Gruppen ohne eigenem Staat; selbst in Europa gibt es dafür x Beispiele. Ich vertraue den Sezessionisten nicht; in der Haltung zu vielen Sachfragen ähneln sie sich sehr; wer sagt mir daß sich die Ziele nicht auch sehr ähneln? Und ob sie überhaupt ein fundamentales Interesse an einem multiethnischen Südtirol haben? Von den beiden größeren Gruppen erwarte ich mir das sicherlich nicht. Für mehr Vertrauen müssen schon die Befürworter selbst sorgen; und vor allem dafür werben. Meiner Ansicht fehlt bisher ein reales und faires Angebot an die Italiener unserer Heimat; es gibt keine ausgestreckte Hand sondern im wesentlichen nur das Verharren auf Prinzipien und (ethnischen) Mehrheiten; meine Ansicht.
Antwort auf Lieber Martin Geier von kurt duschek
dann sind wir eh einer meinung :-)
"Südtirol ist ein wunderbares Land, ich, meine Kinder, meine Familie wir fühlen uns wohl und genießen in einem mehrsprachigem Land zu leben."
"auch ich fühle mich im heutigen Südtirol unendlich wohl; bei der Arbeit und auch persönlich lebe ich in einer multiethnischen Umgebung und diese Südtiroler Besonderheit und Mehrwert werde ich gerne(mit demokratischen Mitteln und hier online) gegen jene Puristen verteidigen die ihre Glückseligkeit in einer Zeitmaschine rückwärts suchen."
VOLLE ZUSTIMMUNG. ich fühle und handle gleich. der faktor mehrsprachigkeit gehört ausgebaut statt eingeschränkt (vor allem auch was das ladinische betrifft.) die lebensqualität in südtirol ist sehr gut und ich fühle mich sauwohl. und auch ich verteidige online und mit demokratischen mitteln diesen mehrwert gegen menschen, die mit der zeitmaschine in die vergangenheit reisen möchten.
es ist aber ein europäisches demokratisches Land mit vielen interessanten Gesichtern und Eigenheiten.
VOLLE ZUSTIMMUNG.
dennoch ist für mich die zufriedenheit mit dem status quo niemals eine rechtfertigung für stillstand (da bin ich ganz bei einsteins zitat, das kurt auf seiner facebook-seite gepostet hat). nur weil es mir und unserer gesellschaft verhältnismäßig sehr gut geht, heißt das doch nicht, dass ich nicht an meiner bzw. unserer weiterentwicklung arbeiten darf?
ich finde, dass das derzeitige system (nicht nur in italien - sondern, wie zum teil die finanzkrise, die meines erachtens eine systemkrise ist, zeigt, in der ganzen industrialisierten welt) große hemmnisse hat, die es zu überwinden gilt. und eines dieser hemmnisse ist meines erachtens das realtiv junge nationalstaatliche system.
daher, lieber kurt, wäre es nett, wenn du trotzdem noch auf meine vorher gestellten fragen antworten könntest.
was meinst du übrigens mit "politischen unwahrheiten" im vorwahlkampf?
Antwort auf Lieber Martin Geier von kurt duschek
@Harald
Nein; wieso soll mein Modell Stillstand und Deines fortschrittlich sein?
Zustimmung zu diesen 2/3 Sätzen; aber meine Welt und mein Modell die das tragen sollen sind vollkommen anders. Diese Welt kann ich nicht ändern; aber in Südtirol lässt im status quo noch viel bewegen; deshalb bin ich auch auf der anderen Seite.
Antwort auf Lieber Martin Geier von kurt duschek
Bei solchen Diskussionen wird
Bei solchen Diskussionen wird den Befürwortern der Selbstbestimmung manchmal eine Italienfeindlichkeit (oder eine Abneigung gegen den Multikulturalismus) unterstellt. Dies mag zwar sehr oft gerechtfertigt sein (siehe politische Landschaft Südtirols), aber dass einige andere Befürworter der Selbstbestimmung nicht (!) a priori italienfeindlich sind und auch andere Gründe und Argumente anführen können warum eine Selbstbestimmung unter Umständen Sinn machen kann, sieht man beispielsweise bei den FAQs der brennerbasisdemokratie.eu. http://www.brennerbasisdemokratie.eu/?page_id=200
Antwort auf Lieber Martin Geier von kurt duschek
bbd
danke david!
http://www.brennerbasisdemokratie.eu/?page_id=11356 :-)
Antwort auf Lieber Martin Geier von kurt duschek
?
"nicht (!) a priori italienfeindlich"?
Hmm...
Dazu schreibe ich am besten mal nichts; kann mich aber nicht des Eindrucks erwehren daß fast nur negative Seiten herausgestrichen werden; nur soviel. Fairness ist wenn man Positives und(!) Negatives erwähnt.
Antwort auf Lieber Martin Geier von kurt duschek
@ martin g.
hast du je schon mal ein positives wort über uns selbstbestimmungs- und unabhängigkeitsbefürworter verloren?
Antwort auf Lieber Martin Geier von kurt duschek
@Martin Geier
add "Fairness ist wenn man Positives und(!) Negatives erwähnt."
Absolut einverstanden! Ich denke eine ergebnisoffene, nüchterne und objektive Debatte ist gefragt (ohne Stammtischparolen, die in diesem Zusammenhang leider oft zu hören sind).
Nur zur Klarstellung: Ich bin weder ein Befürworter noch ein Gegner der Selbstbestimmung (im Südtirol-Kontext). Mich interessieren einfach die Argumente beider Seiten.
Antwort auf Lieber Martin Geier von kurt duschek
Bin froh, dass wir den Kurt
Bin froh, dass wir den Kurt nicht verloren haben...und bravo David: es ist die Ausgewogenheit, die wichtig ist in diesen Dingen, das find ich auch.
Wenn nicht
"Italienfeindlichkeit" und mehr oder minder eng damit verwandte Ideen (wie u. a. und z. B. dass: Wohlstand/Wohlleben fußt auf Autonomie fußt auf "Anderssein" und daraus resultierend müssen wir Unterscheidungsmerkmale/Trennungslinien zwischen den Ethnien "pflegen") - was dann? Mit welcher Begründung, wenn nicht jener des "Unrechts", der gefährdeten Minderheit usw. usf., könnte eine Unabhängigkeit/Sezession gefordert werden? Wenn Harald schreibt „nur weil es mir und unserer gesellschaft verhältnismäßig sehr gut geht, heißt das doch nicht, dass ich nicht an meiner bzw. unserer weiterentwicklung arbeiten darf?ich finde, dass das derzeitige system (nicht nur in italien - sondern, wie zum teil die finanzkrise, die meines erachtens eine systemkrise ist, zeigt, in der ganzen industrialisierten welt) große hemmnisse hat, die es zu überwinden gilt. und eines dieser hemmnisse ist meines erachtens das realtiv junge nationalstaatliche system“, dann muss das doch bedeuten, dass jede beliebige Region in Europa heute, morgen, übermorgen völlig losgelöst von allem anderen die Unabhängigkeit von „ihrem“ jeweiligen Staat fordern könnte (z. B. weil ihr grad die Steuergesetzgebung nicht in den Kram passt), was ihr auch schwerlich verwehrt werden könnte – oder wo denke ich falsch? (Und, noch einmal: Was sollte morgen in diesem fiktiven unabhängigen Südtirol z. B. die italienische Ethnie daran hindern, die Unabhängigkeit zu fordern? Wie könnte ihr dieses Ansinnen verwehrt werden?). Es kann doch wohl nicht sehr weit führen, wenn ein Winzlings-Südtirol sich über den „Nationalstaat“ erheben und mit dessen Prinzipien brechen will - inmitten von Nationalstaaten, die alle miteinander keine Anstalten machen, ihre Nationalstaatlichkeit aufzugeben? Wie soll das funktionieren? In meinen Augen ist der Teller der „bbd“ler exakt der gleiche Teller, wie ihn auch alle anderen Unabhängigkeitsbefürworter anbieten – bbd garniert ihn halt ein bisschen edler. Wenn ich dann noch beobachte, wie sich jetzt schon die Lager spalten, wie die einen den anderen gegenüberstehen, wo das Ganze noch nichts als eine Idee ist – dann will ich lieber nicht daran denken, wie’s zugehen wird, sollte diese Idee/Utopie/Fiktion jemals Realität werden.
Antwort auf Wenn nicht von Sylvia Rier
liebe silvia
die betonung des "andersseins" ist die grundlage unserer vielgepriesenen autonomie. zu "italienfeindlichkeit" besteht kein zusammenhang, den die entscheidung für dieses system wurde von beiden seiten mitgetragen. das heißt nicht, dass mir diese grundlage gefällt. aber sie ist im autonomiestatut festgeschrieben. ein mitgrund, warum ich eben etwas neues anstreben möchte. es ist nämlich faktum, dass wir unsere autonomie haben, weil ein teil der südtiroler bevölkerung "anders" ist, als das restliche "staatsvolk". sind wir nicht mehr anders, verlieren wir die legitimation für die autonomie.
"Mit welcher Begründung, wenn nicht jener des "Unrechts", der gefährdeten Minderheit usw. usf., könnte eine Unabhängigkeit/Sezession gefordert werden?"
mit einer weiterentwicklung gesellschaftlichen zusammenlebens, einer überwindung von logiken, die aus dem 19. jahrhundert stammen vielleicht?
"dann muss das doch bedeuten, dass jede beliebige Region in Europa heute, morgen, übermorgen völlig losgelöst von allem anderen die Unabhängigkeit von „ihrem“ jeweiligen Staat fordern könnte"
da denkst du überhaupt nicht falsch, sondern völlig richtig. das verstehe ich unter demokratie.
"Was sollte morgen in diesem fiktiven unabhängigen Südtirol z. B. die italienische Ethnie daran hindern, die Unabhängigkeit zu fordern? Wie könnte ihr dieses Ansinnen verwehrt werden?"
überhaupt nicht könnte und sollte man das verwehren. die italienischsprachigen (und alle anderen auch - die blonden, die ultner, die weinbauern, die pensionisten, die schwulen, die männer usw.) hätten dieses recht natürlich. die frage ist, wie wahrscheinlich es wäre. wenn wir einen staat schaffen, der sich eben nicht als "deutsches" südtirol mit italienischer und ladinischer minderheit definiert (was italien bzw. das autonomiestatut aber sehr wohl tun), sondern die ethnie - wie das mit dem ebenfalls wichtigen identitätsstiftenden merkmal religion bereits passiert ist - nicht als unterscheidungsmerkmal (das zwar jeder hat) heranzieht. eine art ethnie-säkularer staat. die muslime, protestanten, juden, buddhisten und hindus in südtirol kommen ja auch nicht auf die idee, einen eigenen staat zu fordern. in gewissem sinne sind die europäischen nationalstaaten - zu denen auch italien zählt - heute ethnie-"gottesstaaten". wenn wir ein unabhängiges südtirol richtig angehen, dürfte die "ethnie" keinen ausreichenden grund für eine weitere abspaltung mehr hergeben. dennoch stünde es - wenn der demokratische wille besteht - jedem territorium frei, sich institutionell dorthin zu bewegen, wohin es möchte.
"Es kann doch wohl nicht sehr weit führen, wenn ein Winzlings-Südtirol sich über den „Nationalstaat“ erheben und mit dessen Prinzipien brechen will - inmitten von Nationalstaaten, die alle miteinander keine Anstalten machen, ihre Nationalstaatlichkeit aufzugeben?"
"In Wirklichkeit kommt das Zeitalter der europäischen Nationalstaaten, das erst im 18. Jahrhundert begann, nun an sein Ende. Und diese Entwicklung ist gut." das sag nicht ich, sondern roland benedikter. südtiroler und professor für politik an der stanford university in der financial times deutschland (http://www.ftd.de/politik/europa/:euro-zone-weg-mit-den-nationalstaaten…). mit dieser einschätzung ist er bei gott nicht allein. und auch ich vernehme die anzeichen, und mögen sie jetzt auch noch so unbedeutend und klein erscheinen (unabhängigkeitsbestrebungen in zahlreichen regionen, diskussion um mitsingen der hymne von spielern mit migrationshintergrund in der deutschen fußballnationalmannschaft, unruhen in vorstädten europäischer metropolen usw.). außerdem passieren solche entwicklungen ja nicht von heute auf morgen. es kommt kein beschluss aus brüssel, der sagt: "heute schaffen wir die nationalstaaten ab und regionalisieren europa". das sind immer entwicklungen, die an den bruchstellen des nationalstaatlichen konzeptes natürlich als erstes sichtbar werden ("ethnische" mischgebiete, urbane bereiche mit großem anteil von migranten usw.).
am ende dieses prozesses könnte endlich ein funktionierendes vereintes und buntes europa stehen, in dem nicht mehr nationalstaatliche exekutiven legislative spielen und nationale partikularinteressen vertreten (müssen, da sie ja nicht von der europäischen sondern der im nationalen sinne "eigenen" bevölkerung gewählt wurden). in die isolation und gegenseitige abschottung wird die regionalisierung allein schon aus selbsterhaltungstrieb ganz bestimmt nicht führen. wir sind zur zusammenarbeit gezwungen. nur funktioniert die meines erachtens in einheiten zwischen - sagen wir 500.000 und zwei bis maximal 10 millionen menschen - die sich über ein echtes europäisches parlament auf gemeinsame regeln verständigen, besser, als in den schwerfälligen nationalstaaten, die innerhalb ihrer - oft per definition - unveränderlichen grenzen zu viele interessen zu berücksichtigen haben und niemals "europäisch" denken werden.
auf zügen aufspringen
tut mir leid, aber nach 10sekunden intro hatte ich nur noch geduld bis "mich wundert, wer alles auf den zug aufspringt". möge.video produktion sollten sie austauschen, die scheinen auch auf den falschen zug aufgesprungen zu sein. videoblogs sind ein heikles geschäft, aber diese videos sind gegen jede regel des handwerks. vielleicht stellen Sie den text inzwischen online? Sie haben sonst interessante sachen zu berrichten...