„Italienischer Landeskonservator unvorstellbar“. Mit dieser Forderung liess am Dienstag SVP-Fraktionssprecher Oswald Schiefer aufhorchen.
Der Grund: „Ein autonomiepolitisch so wichtiges Amt könne nicht in italienische Hände gelegt werden“, versicherte der Landtagsabgeordnete der Tageszeitung Dolomiten. Im Wahlkampf werden wir uns noch auf viele Ungereimtheiten dieser Art einstellen müssen.
Würde man die SVP-Forderung auf das Staatsgebiet ausweiten, hätte der Tiroler Peter Assmann nie Direktor des Palazzo Ducale in Mantua werden können, der mit über 1000 Räumen der grösste Museumskomplex der Welt ist. Der 55-jährige wäre selbst nicht auf die Idee gekommen, sich im Nachbarland um den Posten eines Museumsdirektors zu bewerben. Es war seine Frau, die ihn dazu gedrängt hat. Assmann sprach zu Beginn kaum italienisch. Das hinderte ihn freilich nicht daran, durch eine Reform des trägen Staatssystems bereits im ersten Jahr die Besucherzahlen um über 50 Prozent zu steigern.
Würde man heute einem Bürger, der eine riskante Operation vor sich hat, eine Liste von zehn prominenten Chirurgen vorlegen, würde er sich wohl kam an deren Muttersprache orientieren, sondern an deren Curriculum.
Und würde die bornierte Forderung der SVP auch im Rest des Staatsgebietes gelten, hätte der 36-jährige deutsche Archäologe Gabriel Zuchtriegel nie zum Leiter des archäologischen Museums in Paestum aufsteigen können, der Deutsche Eike Schmidt nie zum Direktor der Uffizien und der Brite James Bradborn nie zum Leiter der Brera-Pinakothek in Mailand.
In Südtirol dagegen wird die Qualifikation der Sprache untergeordnet. Das kann zwar mit dem unseligen ethnischen Proporz auf eine lange Tradition zurückblicken, bleibt aber diskriminierend. Denn deutsch ist kein Qualitätssiegel (auch wenn das in Südtirol viele so sehen), sondern eine Sprache wie viele andere. Würde man heute einem Bürger, der eine riskante Operation vor sich hat, eine Liste von zehn prominenten Chirurgen vorlegen, würde er sich wohl kaum an deren Muttersprache orientieren, sondern an deren Curriculum. Und ob der Arzt Kanadier oder Norweger ist, wäre wohl eine Nebensache. Würde sich ein bekannter italienischer Kunsthistoriker bei uns niederlassen, weil ihm das Land gefällt, käme er als Leiter des Denkmalamtes wohl nicht in Frage, weil er die falsche Muttersprache hätte.
Es mutet seltsam an, dass der für Denkmalschutz zuständige Landesrat nicht der deutschen Sprachgruppe angehört, sondern der ladinischen.
Da mutet es seltsam an, dass der für Denkmalschutz zuständige Landesrat nicht der deutschen Sprachgruppe angehört, sondern der ladinischen. Der Denkmalschutz war für Landesrat Florian Mussner stets so zweitrangig, dass er ihn sogar dem Urbanistik-Ressort unterordnen wollte. Schutz und Konservierung historischer Bauten waren für den Grödner ein eher nebensächliches Anliegen.
Aber jetzt, wo wir auf Wahlen zusteuern, gilt es, Farbe zu bekennen und sich vor der völkischen Rechten keine Blösse zu geben. Ein walscher Denkmalschützer ?
Gott bewahre. Schiefer: „Die autonomiepolitisch seit den Zeiten von Anton Zelger und Bruno Hosp so wichtige Position des Landeskonservators an einen italienischen Kandidaten zu vergeben, wäre nicht vorstellbar.“ Ganz nach Zelgers sattsam bekannter Devise: „Je klarer wir trennen, desto besser verstehen wir uns.“