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Vinschg(fr)au

Die Vinschger SVP-Frauen schalten auf stur. Nach dem Ausscheiden von Elfi Kirmaier will man keine Kandidatin mehr aufstellen. Damit kommt die SVP in die Bredouille.
Mahlzeit, SVP
Foto: Pixabay/salto.bz
GAU kommt aus der Nuklearforschung und steht im deutschen Sprachgebrauch auch als Abkürzung für „Größter Anzunehmender Unfall“ bei einem Kernkraftwerk. Selten hat die Abkürzung besser gepasst, wie in diesem Fall.
Denn die Südtiroler Volkspartei hat ein ernsthaftes Problem im Vinschgau. Besser gesagt mit den Vinschger SVP-Frauen. „Das ganze ist mehr als nur eine peinliche Geschichte“, heißt es aus der SVP „wir machen und so oder so lächerlich“.
Das Problem ist im westlichsten Bezirk des Landes zwar hausgemacht, droht aber nachhaltige Konsequenzen auf Landesebene mit sich zu ziehen.
 

Keine Staatsbürgerschaft

 
Ausgangspunkt ist eine Geschichte, die salto.bz bereits Ende Mai enthüllt hat. Aus den SVP internen Vorwahlen gingen im Vinschgau zwei Kandidaten für die anstehenden Landtagswahlen hervor: Sepp Noggler und Elfi Kirmaier.
Die 56jährige gelernte Krankenschwester mit Management-Zusatzausbildung sticht bei den Vorwahlen im Vinschgau die favorisierte Latscher Vizebürgermeisterin Sonja Platzer deutlich aus. Am 19. Mai 2018 nominiert der SVP-Bezirk Vinschgau Kirmaier und Noggler als bindende Landtagskandidaten.
Was bis dahin nur ein kleiner Kreis weiß: Elfi Kirmaier hat ein größeres Problem. Der gebürtige Bayerin, die mit dem Journalisten und ehemaligen Direktor der Stiftung Vital Franz Plörer verheiratet ist, fehlt zu diesem Zeitpunkt die italienische Staatsbürgerschaft. Es ist keine Bagatelle.
 
Obwohl Kirmaier selbst und auch die Verantworlichen innerhalb der SVP - nach der Salto-Meldung - dieses Manko anfänglich kleinreden, ist bereits Ende Mai klar, dass die SVP-Kandidatin die Staatsbürgerschaft nicht mehr rechtzeitig bekommen wird.
Das liegt zum einen am langwierigen Genehmigungsverfahren. Zum anderen aber auch an den Versäumnissen der Kandidatin selbst. Den Kirmaier hatte bereits vor Jahren das Ansuchen gestellt, dann aber die Anerkennung unterbrochen. Jetzt war sie davon ausgegangen, dass sie nur mehr einige Dokumente nachreichen muss. In Wirklichkeit beginnt der Genehmigungsweg aber von vorne. Am 21. Juli erklärte Elfi Kirmaier, dass sie Ihre Kandidatur zurückziehe, weil sie die italienische Staatsbürgerschaft nicht rechtzeitig bekomme.
 

Beleidigte Vinschgerinnen

 
Elfi Kirmaier und die Vinschger SVP-Frauen hatten sich in Wirklichkeit verzockt. Man war davon ausgegangen, dass sich auch in diesem Fall, das wiederholen würde, was vor fünf Jahren Marie Måwe schaffte. Die Schwedin und SVP-Kandidatin erhielt im Schnelldurchlauf die Staatsbürgerschaft für die Kandidatur. Damals hat die SVP ihre politischen Netzwerke in Rom spielen lassen. Mehrere Parlamentarier intervenierten. Marie Måwe bekam eine Vorzugsbehandlung und damit rechtzeitig die Staatsbürgerschaft.
Doch inzwischen haben sich die Zeiten, der Politstil und auch die handelnden Personen geändert. Es gab für Kirmaier diese Notfall-Hilfe durch die SVP-Spitze nicht.
Genau das ist dann der Vorwurf, den die SVP-Frauen in Richtung Parteiobmann, Landeshauptmann und SVP-Spitze machen. 
 
Man hat nichts getan“, meint Elfi Kirmaier im vertrauten Kreis sarkastisch, „weil ich keine Schwedin bin“. Bedingungslos unterstützt wird diese Trotzhaltung von den Vinschger SVP-Frauen. Die Vinschger-Frauenchefin Roselinde Gunsch-Koch sagt SVP intern seit Tagen: „Das haben uns die Männer in Bozen eingebrockt, jetzt sollen sie es auch ausbaden“.
Doch man geht noch weiter. Die Vinschger SVP-Frauen haben die Losung ausgegeben: Niemand aus ihren Reihen soll den Listenplatz von Elfi Kirmaier einnehmen. Sonia Platzer und andere haben bereit offiziell abgesagt. Damit aber hat die SVP wirklich ein ernsthaftes Problem.
 

Abis Suche

 
Denn das Wahlgesetz sieht ein klares Geschlechterverhältnis vor. Fällt im Vinschgau eine Frau auf der bereits fast geschlossenen SVP-Liste weg, muss eine Frau nachnominiert werden. Ansonsten müsste ein bereits designierter männlicher Kandidat von der SVP-Kandidatenliste gestrichen werden.
Die undankbare Aufgabe des Feuermannes fällt damit dem SVP-Kammerabgeordneten Albrecht Plangger zu. Der Vinschger SVP-Bezirksobmann klappert seit zehn Tagen den Vinschgau auf der Suche nach einer Kandidatin ab. Bisher absolut ergebnislos.
Man überlegt schon eine Kandidatin aus dem Altersheim zu rekrutieren“, spottet ein SVP-Landtagsabgeordneter. Es ist kein Witz, sondern durchaus eine Option, die Plangger & Co durchspielen.
 
Dem SVP-Bezirk Vinschgau wäre damit kaum gedient. Aber auch die zweite Option ist für die Vinschger Volkspartei alles andere als schmeichelnd. Man verzichten auf den Listenplatz und geht am 21. Oktober nur mit einem männlichen Kandidaten, Sepp Noggler, in die Landtagswahl.
Es stehen mehrere Frauen - etwa in den SVP-Bezirken Burggrafenamt oder Eisacktal - bereits in den Startlöchern. Arno Kompatscher und Philipp Achammer könnten durchaus eine weitere Frau auf jenen zehn Listenplätze nominieren, deren Besetzung dem Landeshauptmann und dem Parteiobmann zustehen.
Die Folge wäre ein neuer Aufstand unterm Edelweiß. Wie bei Gerd Lanz würden hier die Bezirkskandidaten ordentlich aufbegehren und Widerstand leisten, dass ihnen im allerletzten Moment eine Konkurrentin vorgesetzt wird.
SVP-Obmann Philipp Achammer beschreibt die Situation völlig anders. "Bezirksfrauenrefentin Heidi Gamper hat von Anfang an erklärt", sagt der SVP-Obmann zu salto.bz, "dass man eine Nachfolgekandidatin suchen muss und auch die Vinschger Frauen das auch übernehmen". Laut Achammer haben man bereits eine Liste möglicher Namen vorgelegt. "Es gibt eine Kandidatin", so Achammer am Mittwoch.
Am Donnerstagabend wird es dazu eine Dringlichkeitssitzung der Vinschger Bezriksleitung geben. Nächste Woche soll der Bezirksausschuss dann offiziell die Nominierung vornehmen.
Man darf gespannt sein.
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Hartmuth Staffler Mi., 01.08.2018 - 12:58

Es kann auch einem Journalisten einmal (oder vielleicht auch öfter) passieren, dass er die Orientierung verliert. Dafür gibt es ja geographisch und auch sonst allgemein gebildete Leser, die die richtige Richtung von selbst finden.

Mi., 01.08.2018 - 12:58 Permalink
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Sell Woll Fr., 03.08.2018 - 09:44

Im Vinschgau sollen augenscheinlich 2 Männer durchgewunken werden die sich beide keiner Vorwahl stellen mussten, weil Pinggera sich nicht getraut hat gegen Noggler als männlichen Bezirkskandidaten anzutreten. Die einzige Vorwahl hat zwischen 2 Frauen stattgefunden von denen nun keine antritt. Die Alibi-Kandidatur der Seniorin soll nach außen das Bild einer Auswahlmöglichkeit liefen. Es ist davon auszugehen dass man ihr zugesagt hat keinen Cent aus der eigenen Tasche für den Wahlkampf ausgeben zu müssen. Sie wird landesweit haushoch den letzten Platz auf der SVP-Liste belegen aber die Partei kann sich weiterhin als die einzig basisdemokratische rühmen. Was für eine Farce!

Fr., 03.08.2018 - 09:44 Permalink