Ich bin gerade dabei aus dem Haus zu gehen, will nur noch rasch auf's Klo, da läutet das Festnetz. Ich nehme ab, um „non mi interessa“ zu sagen, und schon stecke ich in der Stichprobe. Dauert nicht lang, sagt die Umfragende. Sie will mir nichts verkaufen, sie will mir eher etwas abkaufen, will meine Meinung haben. Trotz der Eile bemühe ich mich um Konzentration, visualisiere das, was die Umfragende vorliest. Gar nicht so einfach bei den vielen Auswahlmöglichkeiten, die mich durch den Hörer überfallen. Zwischen Sanität und Migration wird mir so ziemlich alles als dringendstes Südtiroler Problem angeboten. Auf Sanität und Migration tippen eh alle, denk ich mir, weil sie damit medial überversorgt sind. Deshalb stürze ich mich auf die Wohnungsnot. Schließlich tue ich mich gerade schwer, eine Unterkunft für eine Frau aus Afrika zu finden.
Zwischen Sanität und Migration wird mir so ziemlich alles als dringendstes Südtiroler Problem angeboten.
Die Fragerei flutscht nur so dahin, weil die Umfragende im Akkord arbeitet und ich in die Stadt muss und aufs Klo. Keine Zeit also für abwägendes Nachdenken, da kommen eher Gefühle.
1.059 solcher Gefühlsauskünfte wurden erhoben, und diese Woche konnten sie zusammengefasst und smiley-verziert in beiden großen Tageszeitungen nachgelesen werden. Das ist neu, seit Auftraggeberin Athesia für beide Blätter zuständig ist. Der Wahlkampf wurde angepfiffen, und er wird gelenkt werden. Aus dem Bauch. Stammtisch eben.