Wirtschaft | Geschlossene Toblacher Struktur

Sommerputz in der Nordic Arena

Den SVP-Oberen weht kalter Wind um die Ohren, in den Gemeinden. Wo bleibt die SVP-Erneuerung, fragt sich in Toblach eine Gruppe von Gastwirten und steht noch einmal auf: Beschwerde über die Nordic Arena.
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Foto: Privat

Unzufriedenheit hat in Südtirol im Moment viele Gesichter: Bürgerlistler im Ahrntal berichten von anonymen Drohbriefen, Wipptaler Ortsobmänner „fühlen sich gepflanzt“, wenn der Name Christian Egarter fällt (heute, 16. Juli wieder vor Gericht) und auch im Hochpustertal gibt es Unmut gegen "die da oben". Walter Baur vom Hotel Hubertus in Toblach formuliert es klar und eindeutig: "Ich zahl doch nicht 25.000 Euro für etwas, was geschlossen ist und nicht funktioniert. Zu verantworten hat das das Land und die Gemeinde. Die haben die Nordic Arena finanziert." Ob er seinen Namen in den Medien stehen sehen möchte? "Na ja, dann gehen die Boykotte halt wieder von vorne los. Wenn man in der Gemeinde was braucht, dauert es länger, es kommt plötzlich zu Kontrollen im Hotel, das kenn ich alles, aber ja, schreiben Sie meinen Namen."

Diskussionen mit Hauruck

Seit 2009, dem Jahr, in dem der Spatenstich zur Nordic Arena gelegt wurde, herrscht dicke Luft in der Gemeinde. „Zunächst hatten wir 60 Unterschriften gesammelt im Tourismusverein, heute sind wir noch 15, die gegen diese Struktur und gegen das Vorgehen insgesamt ankämpfen. Der eine knickt ein, weil er eine Baugenehmigung braucht, der eine sagt wegen 1.000 Euro streit ich nicht....“, erzählt eine kämpferische Dame der Nordic-Arena-Gegner. 4,5 Millionen Euro mussten vor vier Jahren aufgebracht werden, 1,5 Millionen stemmte die Provinz, der gleiche Anteil fiel auf die Gemeinde und noch mal 1,5 Millionen Euro auf die Mitglieder des Tourismusvereins Toblach. Nicht allein um das Geld gehe es, so die Gastwirtin, sondern um "das arrogante Vorgehen der Macher." Viele der Mitglieder im Tourismusverein seien von Anfang an gegen den Bau gewesen, "explizit zu sagen getraut haben es sich nicht viele, andere wurden mundtod gemacht“, erzählt sie. Baur war damals Vizepräsident des Toblacher HGV: "Ich hab mehrmals gesagt, das Stadion ist zur groß, das ist nichts für den Gast. Wenn wir ein Rennen machen, können wir ja auch Containier aufstellen. Da braucht es diese Struktur nicht. Wer soll denn die Instandhaltung zahlen, die Folgekosten?" Der Finanzierungsbeschluss im Tourismusverein fiel auf einer Sitzung, bei der von 260 Mitgliedern 80 anwesend waren. „Die haben entschieden, ohne viel Diskussionen, von den Statuten her waren sie in Ordnung“, weiß die rührige Touristikerin, „in einer Hauruckaktion lief das Ganze über die Bühne.“

David gegen Goliath

Die Protestierer zogen ihre Konsequenzen, stiegen aus, aus dem Tourismusverein. Die Nordic Arena wurde trotzdem gebaut. Überzeugt, dass der damalige Weg der einzig richtige war, sind alle aus der Gruppe, „wir vermarkten uns auch ohne den Tourismusverein, den brauchen wir nicht“, geben sich die Toblacher kämpferisch. Der einzige, der von der momentan brachliegenden Struktur der Nordic Arena profitiert, ist laut Hotelier Baur „der Santer und seine Sportler.“ Herbert Santer, Vier-Sterne Wellness Hotelier, Sportpropagierer, Vater der „Santer-Sisters“ und Vorsitzender des SVP-Ausschusses Pustertal für Schule, Kultur, Sport und Heimat ist wegen seines entschiedenen Auftretens seit jeher umstritten: „Entweder es geht das, was er will oder er zieht es einfach durch“, klagen unmittelbare Kenner aus seinem Dunstkreis, „auch wenn er mittlerweile in vielen Gremien nicht mehr drinnen ist, von hinten schafft er es doch immer zu macheln.“

Welcher Kompromiss?

Guido Bocher, Bürgermeister der etwa 3.300 großen Gemeinde relativiert den Vorwurf, die Struktur sei zu nichts nütze. „Eines möchte ich sagen: Die Nordic Arena trägt wesentlich zur Weiterentwicklung des Tourismus bei. Toblach ist das Langlaufparadies und wir freuen uns immer sehr, wenn uns wintersportliche Top-Veranstaltungen wie der Weltcup zugewiesen werden. Da braucht es Strukturen, um an forderster Front mitmischen zu können.“ Bocher hofft auf eine Kompromisslösung in diesem „langwierigen Fall“: Dass die Nordic Arena momentan wegen Wartungs- und Reparaturarbeiten geschlossen ist, tue nichts zur Sache, „sie soll ja am 1. September wieder geöffnet werden.“ Walter Baur sieht das anders, die Nordic Arena ist zu, die unmittelbar angrenzende Rollerbahn aber geöffnet, kassieren würde niemand: "Die Sache ist wohl eindeutig: Momentan ist die Rollerbahn offen, weil die Mannschaften trainieren. Und die wohnen im Hotel Santer. Jeder schaut weg und jedem ist es egal. Mir nicht, denn es geht um mein Geld, das ich zahlen soll." Die Veranwortung in dieser Sache weist Bürgermeister Bocher klar von sich: "Die Nordic Arena steht zu 100 Prozent im Besitz des Tourismusvereins," und damit auch in dessen Verantwortung. Wessen Verantwortung also ist es, wenn eine derartige Struktur in der Hochsaison unbenutzt ist und brach liegt? Des Bürgermeisters Zurückhaltung sei ihm nicht zu verdenken, munkelt man im Dorf: „Bei den ganzen SVPlern, mit denen er als Italiener zu tun hat.... Das ist nicht einfach. Der Bürgermeister hat keinen leichten Stand. Ob er einen Standpunkt hat...?"

Der Kampf um die 250.000 Euro, die die abtrünnigen Touristiker für die Nordic Arena noch zahlen müssten, ist nicht ausgestanden, der Fall liegt vor dem Schiedsgericht. Auf eine klare Aussage warten die Toblacher. „Drei Mal haben wir vom Brandstätter einen Brief gekriegt, aber zahlen werden wir bestimmt nicht", so Baur. Denn eine florierende Tourismuseinrichtung stellen sich die 15 Gastwirte anders vor.

 

 

 

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Profil für Benutzer Walter Harpf
Walter Harpf Di., 16.07.2013 - 18:28

Angesichts der Presseberichte über das originelle Finanzierungsmodell bei der Toblacher „Nordik-ARENA“, stellt sich die Frage, warum beispielsweise die Brunecker/Reischacher Tourismustreibenden nicht zur Abdeckung des jährlichen Hallenbad-Defizits und/oder – immer laut Toblacher Logik – zur Teilfinanzierung des Ried-Projektes herangezogen werden!?

Walter Harpf, Bruneck
Johanna Kofler, Toblach

Di., 16.07.2013 - 18:28 Permalink