Wirtschaft | Einkommen
Michls Thron
Foto: Landesdenkmalamt
Er gehört sicher zu den 10 Bestverdienern in Südtirol. Gleichzeitig dürfte er auch einer der größten privaten Steuerzahler sein. Michl Ebner, Präsident der Bozner Handelskammer und vor allem Kopf und Besitzer des Athesia-Konzerns. In der Steuererklärung 2018 steht ein Gesamteinkommen von 1.344.750 Euro. Michl Ebner zahlt dafür mehr als eine halbe Million Euro an Einkommenssteuer.
Seit 44 Jahren sitzt Michl Ebner ununterbrochen in einem bezahlten öffentlichen Mandat. Zuerst als Parlamentarier in Rom, dann in Brüssel und seit 2008 als Präsident der Bozner Handelskammer.
Wie finanziell vorteilhaft der Abschied des Athesia-Bosses von der aktiven Mandatspolitik dabei war, lässt sich anhand seiner Steuerklärungen nachzeichnen. Ebner konnte sein Einkommen innerhalb von zehn Jahren fast vervierfachen. 2008 hatte der damals scheidende EU-Parlamentarier und Neo-Handelskammerpräsident noch ein Gesamteinkommen von 374.404 Euro. 2018 sind es bereits knapp 1,35 Millionen Euro. Davon kommen 152.359 Euro von der Handelskammer und dem Exekutivkomitee der Unionecamere.
Die Unternehmen
Michl Ebner hat verschiedene Funktionen in insgesamt 30 Unternehmen. Der Großteil davon gehört zum Athesia-Konzern. Für diese Ämter bekam er - laut Eigenerklärung - im Jahr 2017 eine Gesamtentschädigung von 757.431,64 Euro.
Auffallend dabei: Die Athesia AG hat vor wenigen Jahren den Alto Adige und dessen Herausgebergesellschaft SETA SPA übernommen. Michl Ebner sitzt nicht im Verwaltungsrat der SETA. Er ist aber gesetzlicher Vertreter und auch offizieller Sekretär der Verwaltungsrates. Konkret heißt das, dass der Hauptaktionär bei den Verwaltungsratssitzungen das Protokoll führt. Eine doch etwas unübliche Situation.
Interessant sind aber auch die Firmenbeteiligungen in der offiziellen Vermögenserklärung, die der Handelskammerpräsident am 25. September 2018 vorgelegt hat. Demnach hält Michl Ebner nur mehr 2 Aktien an der Athesia AG, sowie 1 Prozent an der Midi II Kg. Dazu kommt eine Beteiligung an der „E & E GmbH“ und an der „E & E Holding und Consulting GmbH“. An beiden Unternehmen hält Ebner ein Beteiligung von jeweils einem Euro.
Sie haben richtig gelesen. Was wie ein Witz klingt, hat formal durchaus seine Richtigkeit. Dabei war Michl Ebner mit 25,66 Prozent bis vor zwei Jahren noch der größte Einzelaktionär der „Athesia AG“. Daran hat sich wenig geändert. Auf dem Papier wurden die Beteiligungsverhältnisse inzwischen aber umgebaut und besser verschachtelt. So kann man Beteiligungen mit einem Realwert von gut 35 Millionen Euro hinter einem Euro verstecken.
Die Familienholding
Am 23. Mai 2016 wird vor der Bozner Notarin Elena Lanzi die „E&E Holding & Consulting GmbH“ gegründet. Das unscheinbare Unternehmen mit einem Gesellschaftskapital von 10.000 Euro wird umgehend zu einem Big Player in der Südtiroler Wirtschaftswelt und darüber hinaus.
E&E steht für Michl und Toni Ebner. Michl Ebner ist Verwaltungsratspräsident der neuen Firma, sein Bruder Toni Ebner Stellvertreter. Zudem sitzen im Verwaltungsrat die Kinder von Toni Ebner – Anton und Veronika -, sowie die Kinder von Michl Ebner, Cosima und Georg.
Die Familie Ebner bringt fast alle Beteiligungen am Athesia-Konzern in diese neue Familienholding ein. Zusammengefasst werden Michl Ebners Aktien (25,66%) jene von Toni Ebner (20 %). Dazu kommen noch die Aktien von Mutter Martha Ebner-Flies (789 Aktien), Bruder Heinrich Ebner (152), Schwester Astrid Ebner (1.930), dem Michl-Ebner-Unternehmen „Midi II KG“ (4.345) und der Ehefrau von Toni Ebner, der Verwaltungsrichterin Margit Falk (1.212) sowie der Kinder von Michl Ebner, Georg und Cosima (jeweils 710) und der Kinder von Toni Ebner, Anton (591) und Veronika (589). Damit hält die E&E 44,84 Prozent der Athesia AG. Weil die Athesia AG wenig später Eigenaktien liquidiert, hält die Familienholding inzwischen über 50 Prozent am Athesia-Konzern.
Der Sinn der E&E-Gründung ist eindeutig: Die neue Familienholding soll einerseits dem Koloss „Athesia AG“ eine stabile Mehrheitsgesellschafterstruktur geben, andererseits aber auch den Generationswechsel in der Verleger- und Unternehmerfamilie Ebner in geordnete Bahnen lenken.
Über den Dächern
Dass Michl Ebner inzwischen bereits an eine Übergabe der Geschäfte an seine Kinder denkt, zeigt auch noch ein anderes Detail. 2018 taucht erstmals in der Eigenerklärung des Handelskammerpräsidenten eine neue Gesellschaft auf. Die „MICO Kg des Michl Ebner & Co.“. Das Unternehmen, in dem Michl Ebner als geschäftsführender Gesellschafter fungiert, gehört dem Athesia-Boss und seiner Tochter Cosima.
Dieses Unternehmen hat inzwischen einen besonderen Firmensitz angemietet.
Zwischen 1950 und 1952 wurde an der Ecke Leonardo-Da-Vinci-Straße/Sernesiplatz Bozens erstes Hochhaus errichtet. Das 39 Meter hohe Gebäude nach Plänen des Bozner Architekten Luis Plattner, das heute unter Denkmalschutz steht, hat im obersten Stockwerk ein Attikageschoss mit Balkonen. In diesem Stockwerk thront man im wahrsten Sinne des Wortes über der Bozner Altstadt.
Jahrelang hatten in diesen Räumen der Designer Stefan Rier und sein Büro noa ihren Sitz. Jetzt hat Ebners MICO KG das Geschoss angemietet. Nach Informationen von salto.bz will Michl Ebner dort sein privates Büro unterbringen.
Noblesse oblige. Eben.
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EUR 1.344.750 – das ist
EUR 1.344.750 – das ist überraschend wenig...
Antwort auf EUR 1.344.750 – das ist von W. C. Karcher
also wenn für sie das wenig
also wenn für sie das wenig ist ?
Antwort auf also wenn für sie das wenig von Michael Kerschbaumer
Das ist doch angesichts der
Das ist doch angesichts der vielen Funktionen, Tätigkeiten, Verfilz.. äh, Vernetzung usw. doch recht wenig... Nur keinen Neid also. Die Selbstbedienungsmentalität der Politiker ist um einiges verwerflicher. Ebenso der Neid der Linksjournaille.
Herrn Ebner fragen ob er mit
Herrn Ebner fragen ob er mit dem Geld zum Mond fährt. Wenn nicht, dann bringt er es auf dieser Welt in Umlauf und davon profitiert die Allgemeinheit. Geld muss zirkulieren damit alle etwas davon haben.
In der Tat, die
In der Tat, die Geldzirkulation ist so umwerfend, daß es in der Welt keine Armen mehr gibt, weil alle etwas davon haben. Schattenbanksysteme und Offshore-Finanzplätze sind Regulierungsoasen, in denen die Finanzmarktakteure , wie in einem Kloster, in voller Zurückgezogenheit menschliche Solidaritätspläne entwickeln, die später gutherzige Investoren verwirklichen. Selig wird, wers glaubt.
Antwort auf In der Tat, die von alfred frei
In Nordkorea und Venezuela
In Nordkorea und Venezuela sieht man wie die staatlich verordnete Solidarität funktioniert. Dort geht's den Leuten ja weltweit am besten!
Ich glaube, dass man an Herrn Ebners Steuerklärung (dem von 1,2 Millionen gerade mal 700.000 € übrig bleiben) Zweifels ohne erkennen kann, dass er recht solidarisch ist, oder? Er verdient zwar im Monat das was ein relativ gut verdienender Mann in einem Jahr verdient, zahlt aber auch für jedes Monat mehr als der einzelne gut Verdiener.
Wenn eine solche Einstellung
Wenn eine solche Einstellung zur Anhäufung von Kapital menschlich rechtfertigend sein soll, wie sie hier manche (z. B. Karcher u. co.) an den Tag legen, dann wundert es mich überhaupt nicht, wenn andere auf dies selbe Weise rechtfertigen, dass Diebstahl solcher Reichtümer nur eine Verteilung auf andere darstellen würde. Wer kann es Ihnen verübeln, wenn letztere sich für solchen Diebstahl ungerechtfertigt verurteilt fühlen.