Ein „Avaaz“ auch für Südtirol?
Avaaz.org – das Wort bedeutet auf Persisch Stimme oder Lied - steht für eine neue Art von bürgerschaftlichem Engagement weltweit, sozusagen Politik von unten, mit dem erklärten Ziel, „Werte und Sichtweise der Weltbevölkerung für globale Entscheidungen einfließen zu lassen“. Also nichts anderes als mehr Demokratie weltweit. Das in Kanada ansässige, relativ kleine Team nutzt alle Möglichkeiten des Internets, um politischen Druck auf die Verantwortlichen zu machen. Avaaz macht's mit seinen Aktionen für die Pressefreiheit, für Menschenrechte verschiedener Art, für Umweltschutz und soziale Anliegen vor, wie das digitale Netz zum Sprungbrett für eine Art „Weltzivilgesellschaft“ werden kann. Mit erstaunlichem Erfolg.
Avaaz ist die größte Online-Bewegung der Geschichte. Es gibt keine andere, so große, weltweite, themenübergreifend arbeitende, demokratische Hightech-Bürgerbewegung, die innerhalb von zwei Stunden in hunderten Ländern koordiniert demokratisch Druck aufbauen kann. Obwohl es Avaaz erst seit wenigen Jahren gibt, kann die Organisation heute auf gut 25 Millionen ständige Unterstützer zählen. Jede Woche kommen 100.000 dazu. In Deutschland sitzen 480.000, in Italien 240.000 Internetnutzer, die regelmäßig die Avaaz-Appelle unterzeichnen und weiterleiten. Avaaz kann politisch Verantwortliche binnen kürzester Zeit mit hunderttausenden Unterschriften bombardieren. Ihre schiere Masse lässt dann doch manchen Politiker einlenken oder nachgeben. In Italien trug z.B. eine Avaaz-Aktion dazu bei, die „legge bavaglio“ zur Abstrafung von Redakteuren bei Veröffentlichungen von Korruptionsskandalen zu blockieren. In der EU brachte Avaaz 2013 mit 2,6 Millionen Unterschriften ein Verbot von bienengefährdenden Pestiziden durch. In Brasilien veranlasste Avaaz die größte Internetpetition der Geschichte gegen den korrupten Senatspräsidenten mit 1,6 Millionen Unterstützern. Ein hoffnungsvoller Ansatz.
Was weltweit funktioniert und es immer mehr Leuten erlaubt, mit einem Mausklick Widerstand zu signalisieren und digitale Protestwellen durchs Netz zu schicken, ist durchaus auch auf regionaler Ebene machbar. Zwar ermöglicht es das internationale Avaaz-Team jetzt technisch, auch Kampagnen vor Ort zu lancieren, doch braucht es auch Koordinatoren vor Ort, die die Problematik gut kennen. Damit könnten Landespolitiker mit Mail- und Telefonlawinen davon abbringen, unbemerkt irgendeinen Angriff auf die Umwelt und Landschaft durchzuziehen; es könnten gezielt Aktionen befeuert werden, um mit demokratischen Mitteln gefährliche Maßnahmen zu verhindern. Ein lokal verankertes Avaaz-Netz könnte auch abertausende Netznutzer dazu bringen, direktdemokratische Petitionen und Initiativen im Netz zu unterschreiben, wie vom neuen Gesetz zur direkten Demokratie vorgesehen, und damit rasch konkreten Druck zu erzeugen. Man könnte nicht mehr so leicht und resigniert sagen „Ach was, nutzt ja doch nichts“, sondern erleichtert: „Avaaz, es nutzt!“.
Thomas Benedikter
Sehr gute Idee!
Sehr gute Idee! Ich habe selbst bei vielen Avaaz-Aktionen unterschrieben und habe es genossen, zu einer (endlich mal) positiven globalen Macht zu gehören, die in der Lage zu sein scheint, ganzen Staaten und globalen Lobbies die Stirn zu bieten. Es wäre interessant zu wissen, ob das auch auf lokaler Ebene funktioniert...
Gefahren von e-voting
Gerade heute lese ich in der Neuen Züricher Zeitung einen Kommentar zur Sicherheit von e-votings:
http://www.nzz.ch/meinung/debatte/gefaehrdung-demokratischer-institutio…