Bauern in Lauerstellung
Dass der Bauernbund gern auf Altbewährtes setzt und von Experimenten nicht viel hält, stand spätestens nach den Landtagswahlen fest. In aller Klarheit sprach sich SBB-Obmann Leo Tiefenthaler gegen eine Koalition der SVP mit den Grünen aus. “Wir setzen auf Kontinuität”, hieß es auch am Samstag. Auf der Klausurtagung des Bauernbundes stand die Wahl des neuen Landesobmannes an: Es bleibt der alte. Mit 91 Prozent der Stimmen wurde Leo Tiefenthaler in seinem Amt bestätigt. “Lasst uns in den nächsten fünf Jahren gemeinsam die Interessen der bäuerlichen Bevölkerung vertreten”, sagte der 57-jährige Montaner nach seiner Wiederwahl zur versammelten Bauernschaft im Terlaner Raiffeisensaal. An Vertretern auf wichtigen Schlüsselpositionen fehlt es den Bauern nicht: Arnold Schuler und Maria Hochgruber Kuenzer als Landesräte, Herbert Dorfmann als Europaparlamentarier, Manfred Schullian und Meinhard Durnwalder als Parlamentarier in Rom und eine ganze Hand voll an Landtagsabgeordneten dürfen die Bauern zu ihren Fürsprechern zählen.
Ganz oben auf der Prioritätenliste des SBB für die kommenden Jahre steht die Umsetzung des neuen Raumordnungsgesetzes. Unter der Federführung der neuen Raumordnungslandesrätin Hochgruber Kuenzer – ihres Zeichens eine bei den Landtagswahlen vom SBB unterstützte Kandidatin – müssen knapp zwei Dutzend Durchführungsbestimmungen ausgearbeitet werden. “Dazu werden wir Vorschläge einbringen”, kündigte Tiefenthaler am Samstag an.
Ebenso will sich der SBB an den Verhandlungen über die neue EU-Agrarpolitik beteiligen. “Zusammen mit Bauernverbänden aus Österreich und Deutschland wollen wir erreichen, dass die kleinen Familienbetriebe im Berggebiet besonders berücksichtigt werden”, so Tiefenthaler. Sorgen bereitet der Brexit, der eine Reduzierung des Agrarbudgets zur Folgen haben könnte. “Es darf aber nicht bei der kleinstrukturierten Landwirtschaft gespart werden”, steht für den SBB-Obmann fest.
Schutz von Grund und Boden, Reduzierung des Flächenverbrauchs, mehr Respekt vor bäuerlichem Eigentum – auch diese Anliegen kamen am Samstag auf den Tisch. Ebenso will der SBB die Landwirtschaft den Menschen näher bringen und dabei “noch intensiver mit der Gesellschaft kommunizieren”, hieß es in Terlan. Doch auch untereinander will man besser auskommen: “In Bezug auf den Pflanzenschutz wurde unterstrichen, dass es ein gutes Miteinander von biologisch und integriert wirtschaftenden Betrieben geben muss”, heißt es in der Aussendung des SBB nach der Klausurtagung.
Der Dauerbrenner Großraubwild beschäftigt die Bauern auch 2019. Sie beharren darauf, Abschüsse zu ermöglichen. Vor allem die Wolfspopulation müsse reduziert werden können, “denn man kann nicht alle Almen, die beweidet werden, einzäunen”, meinte EU-Parlamentarier Dorfmann am Samstag. Der italienische Umweltminister Sergio Costa spricht sich bekanntlich gegen die Entnahme von Wolf und Bär aus und hat das “Wolfsgesetz”, das der Landtag vergangenen Juli genehmigt hat, vor den Verfassungsgerichtshof gebracht. Inzwischen liegt der Entwurf für einen nationalen Wolfsplan vor, auf den auch Südtirol immer wieder gepocht hatte. “Wir haben den Managementplan noch nicht zu Gesicht bekommen, wir warten darauf, dass er auf die Tagesordnung der Regionenkonferenz gesetzt wird”, erklärte Landeshauptmann Arno Kompatscher Anfang Februar.
Ein weiteres großes Thema, in das sich die Südtiroler Bauern einklinken, ist der Verkehr. Vor allem der Verkehr auf der Brennerautobahn werde von vielen Landwirten im Unterland und dem Eisacktal als zunehmende Belastung wahrgenommen, hieß es am Samstag in Terlan. “Es braucht dringend Maßnahmen, um die Brennerautobahn zu entlasten. Mögliche Lösungen sind eine verstärkte Nutzung der Schiene und eine bessere Verteilung des Verkehrs auf alle alpenquerenden Übergänge”, so die Botschaft.
Weitere Themen, die am Samstag angesprochen wurden, sind das ländliche Wegenetz – die Bauern fordern mehr Geld für die Instandhaltung und kürzere Genehmigungsfristen bei Projekten –, die Wasserversorgung, die Berglandwirtschaft, die vor allem für jüngere Menschen attraktiver gemacht werden soll, eine bessere Unterstützung für die steigende Anzahl an Bauern, die Heumilch produzieren, und mehr Förderungen für Betriebe, die in das Tierwohl investieren.
Um all diese Belange wird sich in den kommenden fünf Jahren Leo Tiefenthaler als SBB-Obmann an vorderster Front bemühen. Flankiert wird er von zwei Stellvertretern. Als solcher bestätigt wurde am Samstag Bezirksobmann des Burggrafenamtes Bernhard Burger. Der zweite, neue Stellvertreter ist der Eisacktaler Bezirksobmann Daniel Gasser aus Feldthurns. Auch weiter Spitzenfunktionäre wurden neu gewählt: Der Vertreter der Ladiner im Landesbauernrat wird Walter Trebo aus St. Martin in Thurn, zum Vertreter der Bergbauern im Landesbauernrat wurde Alberich Hofer aus Moos/Pfelders gekürt.
Hmm. Das klingt tatsächlich
Hmm. Das klingt tatsächlich nach Altbewährtem. "Lasst uns die Interessen der bäuerlichen Bevölkerung vertreten." Das ist legitim. Aber auch bedrohlich: Wird's mit dem "Pflanzenschutz", also dem Ausbringen von Pestiziden, so weitergehen? Bio und integriert nebeneinander? Ich hör' die Vöglein schon singen: "Grund und Boden gehören mir, also kann ich damit machen, was ich will." Gesellschaft lebt von Erneuerung, siehe Deutschland: Junge Menschen sehen dort nicht ein, warum der Kohleabbau bis 2038 weitergehen soll. Auch den Bauernvertreter/innen in Südtirol würde es guttun, wenn sie ein paar Junge in ihren Reihen hätten.
Südtirol ist nun mal ein
Südtirol ist nun mal ein landwirtschaftlich geprägtes Gebiet; und der Nicht-Landwirt hat auch Volksvertretern die Stimme gegeben wohl wissend, dass diese sich um die Belange der Bauern kümmern werden und nicht um die seinen. Bei den Gastwirten, Handwerkern ist es nicht viel anders. Interessant wird jedoch die Zukunft, denn das Interesse an der harten Arbeit schwindet und die Nachfolge in den Griff zu bekommen ist kein Honigschlecken.
Deshalb werden die Beiträge für die Landwirtschaft steigen und die Zahl der landwirtschaftlichen Unternehmer stagnieren. Außer man stuft Schlipsträger wie Tommy auch als Landwirt ein, dann braucht man sich um den Fortbestand der Agrarwirtschaft in Südtirol keine Sorgen machen. Wer dann anpackt, ist allerdings eine gute Frage....