Gesellschaft | AVS
Polemik um Tourenplaner
Foto: DAV/Silvan Metz
„Fünf Jahre war der Service kostenlos“, sagt die Sachbearbeiterin des AVS Karin Leichter, „der technische Aufwand sowie die Useranzahlen machen es jetzt aber nötig, Bezahlversionen anzubieten. Die AVS-Mitarbeiterin fügt dann hinzu: „So kann die Qualität des Tourenportals gewährleistet und weiter ausgebaut werden kann.“
Seit rund fünf Jahren besteht das Tourenportal alpenvereinaktiv.com. Mithilfe des digitalen Kartenmaterials, der Höhenprofile und Weglängen können Radfahrer, Wanderer, Ski- oder Hochtourengeher ihre Tour planen, speichern und ausdrucken – und zwar weltweit. Außerdem profitieren Nutzer von Nutzern, da sie sich als Autor registrieren können, um eigene Erfahrungen weiterzugeben.
Das Portal ist 2013 als Gemeinschaftsprojekt der Alpenvereine Deutschland, Österreich und Südtirol entstanden. Ruft man die Internetseite auf, erscheint seit Dezember 2018 ein Hinweis: „Das neue Abo-Modell auf alpenvereinaktiv.com“ – oder anders gesagt, für einige Dienste muss nun bezahlt werden.
Die Kritik
Diese Entscheidung eine Paywall einzuführen ist aber bei vielen Usern auf heftige Kritik gestoßen. Vor allem die Tatsache, dass der Südtiroler Alpenverein rund 3,5 Millionen Euro vom Land Südtirol zur Erfassung der digitalen Wegedaten bekommen hat, die in das Projekt eingeflossen sind, sorgt in den sozialen Netzwerken und darüber hinaus für kontroverse Diskussionen. Ebenso die Tatsache, dass Nutzer, die mit ihren Erfahrungsberichten das Tourenprogramm gefüttert haben, jetzt dafür bezahlen sollen
Karin Leichter will diese Kritik so nicht stehen lassen. „Das ist so nicht korrekt“, sagt die AVS-Sachbearbeiterin, „die Daten, welche im Zuge des EU finanzierten Wegeprojektes (2001 bis 2007) gesammelt worden waren, sind nach wie vor frei zugänglich und zwar auf dem GeoBrowser des Landes.“ Zudem: „Das Tourenportal liefert nicht nur Daten zu den Wanderwegen, sondern umfassende Informationen zum Planen und Durchführen von Bergtouren.“
Und die Erfahrungsberichte der Nutzer? „Auch die bleiben sowohl in der Frei-Version als auch in den Bezahl-Versionen für alle sichtbar“, betont Leichter.
Abo-Varianten
Den Usern stehen seit Jahresanfang drei Nutzermöglichkeiten zur Verfügung: Free, Pro und Pro+. In der Freiversion sind alle von Communitymitgliedern und registrierten Alpenvereins-Autoren geschriebenen und kommentierten Tourenbeschreibungen und Erfahrungsberichte einsehbar. Außerdem können die Touren mit der Open Street Map geplant und ausgedruckt werden.
Die Pro-Version ist werbefrei und die geplanten Touren können offline gespeichert werden. Mit den Bezahl-Versionen hat man außerdem Zugriff auf die Outdooractive Karten, welche das weltweite Planen der Touren erleichtern. Und dann gibt es noch das AV-Kartenmaterial. „AVS-Mitglieder erhalten schon bei der Pro-Version Zugriff auf das digitale AV-Kartenmaterial, welches sonst nur Pro+ Abonnenten zur Verfügung steht“, erklärt Leichter. Zusätzlich erhalten Pro+ Abonnenten das Kartenmaterial für die Schweiz und Frankreich. Der Alpenverein empfiehlt die Pro-Version, die für AVS-Mitglieder 29,99 Euro kostet, die Pro+ Version kostet für Nicht-Mitglieder das Doppelte, für AV-Mitglieder 49,99 Euro. Bis Ende Februar gibt es außerdem für AV-Mitglieder einen Einführungsrabatt von 10 Euro auf beide Versionen.
"Auch gedrucktes Kartenmaterial kostet Geld“, sagt Leichter, „und mit alpenvereinaktiv.com erhalten die Abonnenten eine umfassende digitale Unterstützung beim Planen und Durchführen der Touren.“ Leichter betont außerdem die Wichtigkeit der registrierten und aktiven Tourenautoren: „Ab drei beschriebenen Touren, die unseren Qualitätsmerkmalen entsprechen, erhalten die registrieren AV-Autoren kostenlos Zugriff auf die Pro-Version.“
Wohin fließt das Geld?
„Nach fünf Jahren gratis Service, war es nun an der Zeit, dass sich das Portal selbst erhalten kann“, begründet Karin Leichter die Entscheidung. Das Betreiben der Seite sei sehr kostspielig, die Lizenzen müssten bezahlt und auch der technische und personelle Aufwand müsse mit eingerechnet werden. Für die technische Unterstützung hat der Alpenverein die Firma Outdooractive mit ins Boot geholt. „Das Portal soll sich ja weiterentwickeln und verbessert werden, das kostet auch Geld“, meint die AVS-Mitarbeiterin.
So wird das Skitourennetz sowie das Mountainbikenetz in Zukunft ausgebaut. Die Lawinenlageberichte sollen nicht nur auf der Website sein, sondern auch in die App inkludiert werden. Außerdem gehen die Bemühungen dahin, die Lawinenlageberichte geografisch auszuweiten, momentan sind sie für Südtirol, Trentino, Österreich und den bayrischen Alpenraum verfügbar. „Viele weitere Details sind in Planung“, verspricht Leichter, „wie zum Beispiel Ausrüstungslisten für die Touren.“
Dass die Entscheidung richtig war, misst man beim Alpenverein auch an den Zahlen. Denn 3.600 User haben bereits ein Abo abgeschlossen.
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Irgendwo versteh ich den AVS
Irgendwo versteh ich den AVS schon wenn er meint die Seite sollte sich selbst tragen. Es bleibt doch jeden selbst überlassen Mitglied beim AVS zu werden, da ist man mit einen relativ kleinen Beitrag versichert und kann vergünstigt den Service nutzen.
Vernachlässigen wir mal, dass
Vernachlässigen wir mal, dass im Artikel ein Zitat gleich zweimal wiederholt wird (lest ihr eure Texte vor Veröffentlichung nicht noch einmal durch?) und gehen auf die Fakten ein. Die genannte 29,99 Euro für Alpenvereins-Mitglieder sind keine Einmalzahlung, sondern jährlich zu entrichten - diese Tatsache ist im Text nirgends genannt. Außerdem wäre interessant zu erfahren, ob die 3.600 abgeschlossenen Abos nur Mitglieder des Alpenvereins Südtirol betreffen oder Mitglieder aller Beteiligten Alpenvereine. Aber auch wenn es Abos von AVS-Mitgliedern wären: Bei rund 68.000 Mitgliedern hätten dann nur 5,3 Prozent ein Abo abgeschlossen. Das werte ich nicht als Erfolgsstory. Die Tatsache, dass die im Zuge des EU-finanzierten Wegeprojekts gesammelten Daten nach wie vor frei auf dem GeoBrowser des Landes frei zugänglich sind, heißt ja nicht, dass diese nicht für alpenvereinaktiv.com verwendet wurden. Daten, die mit Finanzierung des Landes gesammelt wurden. Mich erinnert das an die üblichen Public-Private-Partnership-Projekte (PPP). Die öffentliche Hand zahlt, der private Investor, der ins Boot geholt wird (www.outdooractive.com) hat die Vorteile (Daten!) und die Kunden (Alpenvereinsmitglieder) haben das Nachsehen.
Antwort auf Vernachlässigen wir mal, dass von Caramba Ole`
Danke für den Hinweis, war
Danke für den Hinweis, war eigentlich ursprünglich als hervorgehobenes Zitat gedacht. Olé
Antwort auf Vernachlässigen wir mal, dass von Caramba Ole`
"Die Tatsache, dass die im
"Die Tatsache, dass die im Zuge des EU-finanzierten Wegeprojekts gesammelten Daten nach wie vor frei auf dem GeoBrowser des Landes frei zugänglich sind, heißt ja nicht, dass diese nicht für alpenvereinaktiv.com verwendet wurden."
Das bedeutet aber im Umkehrschluss genau so wenig, dass nur der AVS die Daten nutzen kann bzw. etwas davon hat.