Wahrscheinlich wäre es
Wahrscheinlich wäre es effektiver, die Schaumstoffhüllen an den Köpfen anzubringen.
Wer weiter googelt, findet Infos der Umweltagentur dazu, wie man smart (schlau) mit dem Handy umgeht. Nicht simsen beim Gehen, nicht googeln beim Fahren, nicht surfen beim Essen. In London gab es die ersten Laternenpölster gegen Walk 'n' Text-Unfälle bereits 2008. Jetzt sind sie bei uns angekommen, wesentlich kleiner, dafür aber pink statt weiß. Oooookay.
Ich bin zwar noch nie an einen Laternenpfahl gerannt, aber was nicht ist, kann noch werden. Ab und zu muss ich nämlich schon kontrollieren, ob die Welt an mir vorbeigerauscht ist.
Ich bin zwar noch nie an einen Laternenpfahl gerannt, aber was nicht ist, kann noch werden
Kurz vor dem Laternenpfahl fällt mir dann Ötzi ein. Der streifte einfach so durch die Wildnis mit ein paar Fellen am Körper bei Regen und Schnee, ohne wirkliches Haus, ohne Supermarkt, ohne Notrufnummer, ohne Handy. Eine leise Ahnung davon vermittelte jener Film, in dem Jürgen Vogel als Ötzi radebrechend durch die rätische Bergwelt zieht. Er hatte keine Flugrettung, niemanden, dem man die Schuld geben kann, wenn etwas nicht klappt, nur Bär und Wolf ab und zu und den Wald. Den brauche ich auch.
Kurz vor dem Laternenpfahl fällt mir dann Ötzi ein. Der streifte einfach so durch die Wildnis mit ein paar Fellen am Körper bei Regen und Schnee, ohne wirkliches Haus, ohne Supermarkt, ohne Notrufnummer, ohne Handy
Die Menschheit hat’s überlebt. Gut sogar. Kaum zu glauben. Ich muss zugeben, dass ich schon nervös werde, wenn mein Telefonprovider ausfällt. Noch nervöser werde ich, wenn mein Smartphone verschwindet. Ganz schlimm wird’s, wenn die Cloud streikt und apokalyptisch, wenn der Strom nicht wiederkommen will. Dann wäre das sorgfältig Aufbewahrte futsch, die Telefonnummern der Liebsten, das Leben halt. Beklemmend. Ötzi wusste, es ist niemand da, wenn etwas nicht klappt. Kein Netz, kein doppelter Boden. Keine lange Leine für die Kids. Und kein pinkfarben umhüllter Laternenpfahl.
Wahrscheinlich wäre es effektiver, die Schaumstoffhüllen an den Köpfen anzubringen.
Die Pölsterchen sind als eine Provokation und Aufmerksamkeitsmagnet gedacht und nicht ernsthaft um Zusammenstöße abzumildern. Hätte man sich vor dem Schreiben der Kolumne die Mühe gemacht, die Internetseite staysmart.it zu besuchen, hätte man feststellen können, dass hier mehr oder weniger die selben kritischen Gedankenanstöße hervorgebracht werden wie Frau Mumelter es selbst tut:
4 Nicht vom Handy abhängig werden!
Die übermäßige Nutzung des Handys führt zur Abhängigkeit. Betroffene neigen dazu, sich auszugrenzen und zu isolieren. Lassen Sie sich nicht anstecken und zu einem „Social Zombie“ machen! Schalten Sie Ihr Handy bei Tisch, während eines Gesprächs oder im Restaurant aus und geben Sie der realen Kommunikation Vorrang!
Social Zombie?!
Die übermäßige Nutzung des Handys führt zur Abhängigkeit. Betroffene neigen dazu, sich auszugrenzen und zu isolieren. Die sogenannten „Social Zombies“ werden laufend mehr. Lassen Sie sich nicht anstecken! Geben Sie der realen Kommunikation Vorrang!
Ein weiteres Thema, das ein bischen technischer ist, aber wahrscheinlich wegen der fehlenden technischen Affinität der Kampagnengestalter vernachlässigt wurde, ist die informationelle Selbstbestimmung bzw. Datenschutz. Dort befinden wir uns wirklich noch in der späten Jungsteinzeit bei Ötzi:
https://www.golem.de/news/datenschutz-18-000-android-apps-spionieren-nu…
Und noch was Frau Mumelter: Die Menschheit hat viel überlebt, aber den Lebensstandard und die Lebensqualität, die sie heute genießen haben Sie der Technik zu vedanken. Mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 30 Jahren für Frauen wären Sie für die damalige Zeit schon längst überfällig.