Gesellschaft | Dorfsennerei Prad

Ziegenmilch liegt in der Luft

Die Bürgergenossenschaft Obervinschgau übernimmt die Bio-Dorfsennerei von Prad
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: BGO

Seit wenigen Tagen wird in der Dorfsennerei von Prad wieder begeistert gemolken und gekäst. Obwohl der Betrieb seit 1904 existiert, floss die Milch nicht immer konstant. 2014 musste die Produktion wegen Absatzschwierigkeiten schließen. Anfang 2018 nahm ein belgischer Investor die Struktur wieder auf, aber nach zwei Monaten hatte sich auch der zweite Anlauf ausgekäst- der Investor zog sich zurück. Nun entschied die Bürgergenossenschaft Obervinschgau, den Betrieb zu übernehmen- und zwar als biologische Ziegenmilch-Sennerei. 

Die biologische Milchziegenerhaltung und damit verbundene lokale Verarbeitung bärge enormes Potential, sagt Elisabeth Prugger, Vorstandsmitglied der Bürgergenossenschaft Obervinschgau (BGO) und Käsereilehrerin in Salern. Um den steinigen Weg der Dorfsennerei auf eine fruchtbare Milchstraße zu führen, sind hochwertige Produkte und eine überdurchschnittliche Milchqualität von herausragender Bedeutung. Die Genossenschaft erkannte daher das enorme Potential von Bio-ziegenmilch- und Käse. „Wir wollen die Geschichte hinter dem Käse erzählen und dadurch den Wert der hergestellten Lebensmittel vermitteln,“ erklärt Prugger.

Mit der Genossenschaftsform habe man nun die Chance, Konsumierende und Hofwirtschaften zu vereinen. Dafür startete die BGO ein Beteiligungsmodell, bei dem Interessierte sich mit einer Summe von ab 200 Euro in der Sennerei miteinbringen können, und im Gegenzug dafür Gutscheine für Ziegenkäse, Gemüse, Obst und anderen veredelten Produkten erhalten. Um den Absatz zu garantieren, und den Bäuerinnen und Bauern ein finanzielles Standbein auch langfristig zu gewährleisten, wurden bereits Partnerbetriebe eingebunden, die Gutscheine akzeptieren. „Wir sind mit mehreren Biofachgeschäften und auch mit dem lokalen Handel in Kontakt und sehr zuversichtlich, über diese Kanäle einen großen Teil der Produkte abzusetzen,“ meint Vorstandsmitglied Prugger.

Neben der Produktion hochwertiger Milchprodukte und einem finanziellen Standbein für landwirtschaftliche Hofbetriebe des Obervinschgaus, verfolgt das Projekt aber auch andere Ziele: „Landwirtschaft hat die Aufgabe den Menschen, die Natur, und die Herstellung von Lebensmitteln zu erklären und nicht, Gewinne zu maximieren,“ so Prugger vom BGO. Die Haltung von Ziegen leiste zudem einen wertvollen Beitrag zum Erhalt einer vielfältigen Kulturlandschaft, welche auch die Grundlage für einen nachhaltigen Tourismus sei.

Die Bewirtschaftung soll sich dem vorhandenen Naturraumpotential des Obervinschgaus anpassen, die verarbeiteten Käsespezialitäten im regionalen Kreislauf im Alpenraum vermarktet werden. Für die Hochwertige Produktqualität soll ebenso eine wesensgerechte Milchziegenerhaltung gewährleistet sein. „Die Tierhaltung ist auf den Hofwirtschaften an die Bedürfnisse der Ziegen anzupassen“, erklärt die Käsereilehrerin Prugger, „daher erfolgt im Sinne einer nachhaltigen Produktion die Fütterung der Milchziegen vor allem mit Grundfutter vom eigenen Hof. Die Verfütterung von gärenden Futtermitteln ist verboten.“ Neben dem EU-Biozertifikat habe der Betrieb außerdem die Möglichkeit, Qualitätsstandards festzulegen, die über das Biosiegel hinausgehen und das besondere seiner Produkte ausmachen. Laut Prugger sei die Umsetzung der Qualitätsstandards sei in der Startphase mit wenigen Hofwirtschaften leichter möglich.

Tiergerecht, regional und qualitativ hochwertig- unter diesen drei Stichworten lässt sich das Bio-Attribut der Dorfziegenmilch-Sennerei Prad zusammenfassen. Die Konsumierenden dürfen sich demnächst über die verschiedensten Produkte freuen- vom Weichkäse aus thermisierter Ziegenmilch mit Weißschimmel bis hin zu länger gereiften Schnittkäsen. Langfristiges Ziel sei die Herstellung von Rohmilchkäse, erzählt BGO Vorstandsmitglied Prugger. Am meisten wünsche sie sich für die Zukunft, „mit der Weiterführung der Dorfsennerei Prad zur Existenzsicherung der beteiligten Hofwirtschaften beizutragen und dadurch eine achtsame Landwirtschaft zu fördern, sowie die Konsumierenden mit hervorragendem Ziegenkäse zu erfreuen.“ Die Ziegenmilch liegt bereits in der Luft, und der Käse steht in Prad auch bald vor der Tür.

http://www.bio-dorfsennerei.it/de/beteiligung/ 

Ich finde diese Initiative gut und wünsche ihr viel Erfolg!
Was mich an diesem Beitrag stört ist, dass man heute bei normalen landwirtschaftlichen Produkten und Lebensmitteln immer so hochtrabende Formulierungen verwenden muss, wie z. B. "...qualitativ hochwertig- unter diesen drei Stichworten lässt sich das Bio-Attribut der Dorfziegenmilch-Sennerei Prad zusammenfassen" oder "Produktion hochwertiger Milchprodukte" sowie "Für die Hochwertige Produktqualität".
"....dafür Gutscheine für Ziegenkäse, Gemüse, Obst und anderen veredelten Produkten erhalten" Frage: was wird bei Obst und Gemüse veredelt?

Sa., 13.04.2019 - 14:08 Permalink

Hallo Herr Bacher,

Sie stoßen sich am Wort hochwertig? Ich finde, dass es sich bei diesem Projekt nicht gerade um eine "normale" oder alltägliche Initiative handelt und dies auch durchaus betont werden darf und soll. Es werden hier sicher nicht nur normale Lebensmittel produziert sondern ein Mehrwert für die ganze Region Obervintschgau geschaffen. Da ist das Wort vom hohen Wert denke ich schon angebracht.

Zu den veredelten Produkten: Ich lese den Satz so, dass neben Obst und Gemüse auch andere veredelte Produkte erhältlich sind. Letztes Jahr wurde z.B. am Wochenmarkt in Meran neben vielen anderen Produkten auch Öl und Mehl aus Hanfsamen angeboten.

Beste Grüße

Sa., 13.04.2019 - 18:26 Permalink

Auch da die Frage: was ist dabei das Veredelte? Bei Käse ist es geläufig, weil man vom Rohprodukt Milch durch Verarbeitung, Fermentierung und Verfeinerung ein neues Produkt kreiert. Was ist bei Mehl oder Hanfsamen veredelt? Das sind bäuerliche Produkte, die es so schon seit Generationen gibt bzw. gegeben hat. Ich glaube die genannten Erzeugnisse sind sicher nicht für einen großen Markt gedacht. Deswegen braucht es dieses großspurige Marketing nicht. Die Qualität wird sich am örtlichen und regionalen Markt durchsetzen!

Sa., 13.04.2019 - 21:39 Permalink

Wenn ich Sie recht verstehe:
Bäuerliche Produkte die es so schon seit Generationen gibt --> nicht für einen großen Markt gedacht --> Soll man nicht als hochwertig bezeichnen?
Klingt nach einem gut durchdachten Konzept. Das hat ja bisher auch immer super funktioniert, deswegen bekommen die Bauern für ihren Almkäse auch so hohe Preise, weil sich die Qualität am örtlichen und regionalen Markt ganz von alleine durchsetzt!!

So., 14.04.2019 - 11:28 Permalink
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Wie funktioniert das steuerrechtlich mit den unterschiedlichen Mehrwertsteuersätzen bei unterschiedlichen Produkten?
Verkauf einer zukünftigen Sache passt ja, wenn es ein Gutschein für ihren Käse ist.
Aber wenn dann mit dem Gutschein ein anderes Produkt bei einem anderen Erzeuger oder im Handel erworben werden kann, dann wird das mit der Mehrwertsteuer interessant...noch interessanter wenn Produkte im Ausland erworben werden können.
Hoffentlich ist dieser Aspekt gut durchdacht worden. Denn in dieser Form ist es nicht das selbe wie die „Englhörner“.

Sa., 13.04.2019 - 20:26 Permalink