Wer mich kennt, der weiß, dass mich genau zwei Dinge verlässlich triggern (zum Berserker machen, für die weniger mit Netzsprache Vertrauten unter Ihnen). Zum Einen ist das, wenn jemand den göttlichen George Michael schlechtmacht. George Michael hat „Careless Whisper“ mit 17 (!) im Bus (!!) geschrieben und zeitlebens großzügig an Bedürftige gespendet. So jemanden muss man doch nicht durch den Dreck ziehen, nur weil er vielleicht nicht immer die richtigen Entscheidungen getroffen hat, was verbotene Substanzen oder Toilettenverhalten angeht. Das ist das Eine. Zum Anderen ergießt sich mein glühendheißer Zorn regelmäßig über jene, die sich pseudointellektuell „Impfskeptiker“ nennen, in Wahrheit aber doch nur verantwortungslose, ignorante Dummbratzen sind. Sie finden, ich bin zu hart in meiner Wortwahl? Ich finde nicht. Ich finde, wir waren bisher viel zu nachlässig mit diesen Dummbratzen. Ich finde, es ist Zeit für Tacheles. Letzte Woche musste ich aus der „ff“ erfahren, dass die über 150.000 Euro teure Impfkampagne „Weil Leben Freude macht“ des Sanitätsbetriebs quasi nichts gebracht hat. Die Impfraten sind 2018 nämlich in fast allen Bereichen gesunken. Möglicherweise wäre auch in der unter dem Motto „freundlichen Menschen beim Lächeln zusehen“ stehenden Plakataktion endlich Tacheles angebracht gewesen, anstatt die Impffaulen mit Samthandschuhen unterm Kinn zu kraulen. „Weil Leben Freude macht“?
Ich bitte Sie. „Weil Nichtimpfen killt“ wäre der ehrlichere Slogan gewesen. Vielleicht killt es nicht Ihr, aus irgendwelchen fadenscheinigen Gründen ungeimpftes Kind, aber eventuell das immunschwache, das aus ÜBERLEBENSTECHNISCHEN Gründen nicht geimpft werden DARF. Führen Sie sich den Fall von Angelina zu Gemüte, die aufgrund einer Maserninfektion zu einem Pflegefall wurde, wenn es Ihre Nerven packen (meine packten es beinahe nicht), und erzählen Sie mir dann noch was von wegen Impfen sei eine freie Entscheidung. Oder schauen Sie sich die Geschichte von Alice an, in deren Fall zum Glück der gesunde Menschenverstand zu siegen scheint, und deren Rückkehr ins Klassenzimmer dadurch ermöglicht werden soll, dass die ungeimpften Kinder ausquartiert werden. Eine Maßnahme, die endlich geraderückt, was lange gnädig verschleiert wurde: Dass nämlich die ungeimpften Kinder, oder besser: ihre Eltern, das Problem sind, und nicht die Kinder, deren Immunsystem zu schwach für eine Impfung ist.
Es geht mir nur darum, mein totales Unverständnis auszudrücken für diese elterliche Dummheit und Verantwortungslosigkeit. Sie vertrauen selbsternannten Experten, die nebenher Zeitmaschinen bauen oder einfach nur Wählerstimmen kapern wollen, mehr, als diplomierten Ärzten, die jahrelang studiert und geforscht haben
Ich bemühe mich jetzt nicht mit Argumenten, die können Sie online zuhauf finden , die Fakten sind da; allein, sie interessieren Sie nicht, denn Sie beziehen Ihr „Wissen“ aus Elternforen, in denen rechtschreibfehlersatt und zum Weinen wirr vor Impfschäden gewarnt wird. Ich gehe gar nicht darauf ein, es ist mir zu doof, und außerdem werde ich es eh nicht schaffen, Sie zu bekehren. Es geht mir nur darum, mein totales Unverständnis auszudrücken für diese elterliche Dummheit und Verantwortungslosigkeit. Sie vertrauen selbsternannten Experten, die nebenher Zeitmaschinen bauen oder einfach nur Wählerstimmen kapern wollen, mehr, als diplomierten Ärzten, die jahrelang studiert und geforscht haben. Nun gut, früher hatten der Pfarrer, der Lehrer und der Doktor immer recht im Dorf, und die Watschn bekam auch im Zweifelsfall immer das Kind, auch nicht okay. Aber heute wird den ehemaligen Autoritäten a priori mit Skepsis und Widerwillen begegnet, hinter allem wird eine Verschwörung (z.B. die böse Pharmaindustrie, der bevormundende Staat) gewittert, vor der es das eigene Kind zu schützen gilt, und das unter dem Deckmantel einer „aufgeklärten Geisteshaltung“.
Kinderkrankheiten werden als harmlos abgetan, „die haben uns auch nicht geschadet“, heißt es oft, als handle es sich um einen Abenteuerurlaub, aus dem der Nachwuchs gestärkt für das Leben hervorgehen soll. Dass einem Anderen damit Schaden zugefügt werden kann, daran wird kein Gedanke verschwendet, denn wichtig ist ja immer nur MEIN Kind. „Ich impfe meine Kinder nicht“, ließ mich einst bauernschlau eine Mutti wissen, „sind ja schon die anderen alle geimpft.“ Ja, haha, genau dafür ist der Herdenschutz gedacht, für deine pumperlgsunde Brut. Dass sie mit dieser Denke ebendiesen Herdenschutz, der so wichtig für die Immunschwachen ist, sabotierte, das ging ihr erst nach mehrmaligem Erklären auf. Geändert haben wird es nichts, denn Solidarität und Empathie sind wohl Konzepte, die schön klingen, aber nichts gelten, wenn Eltern dadurch auch nur minimal die individuelle Entfaltung und Verfassung ihrer Sprösslinge in Gefahr sehen. Wer’s nicht glaubt, dem sei ein Lokalaugenschein auf dem Spielplatz empfohlen. Haut ein Kind dem anderen die Schaufel um die Ohren, wird der Übeltäter nicht mehr an ebendiesen aus der Sandkiste gezerrt, sondern sein Tun wird vom Elternteil mit heimlichem Stolz beobachtet (“Ein richtiger Kerl!“). Meldet man als Angehörige/r des Opfers Zweifel an der Richtigkeit des Vorgefallenen an, heißt es höchstens: „Was soll ich tun? Das müssen sie sich schon selbst ausmachen.“ Mag stimmen, wenn die Kontrahenten einander ebenbürtig sind - meistens sind sie es jedoch nicht. Vom Recht des Stärkeren auszugehen, davon sollten wir als wirklich aufgeklärte Gesellschaft eigentlich längst abgekommen sein, und trotzdem machen impffaule Eltern in der Impffrage, die gar keine solche sein sollte, nichts anderes. Dabei ist es das Recht des Schwächeren, das es immer und überall zu schützen gilt.
Hinzu kommt diese, bereits oben erwähnte unsägliche Berufung auf die „Natürlichkeit“ von Kinderkrankheiten, zu deren Therapie ein paar Globuli genügen. Wissen Sie was? Auch sterben ist natürlich. Und zu den magic Zuckerkügelchen folgendes: Auch ich habe den halben Badeschrank voll mit dem Zeugs. Junge Eltern kaufen alles, wenn das Baby viel weint. Als mir die, übrigens namhafte, Ärztin und Homöopathin dann die gefühlt hundertste Ampulle à7 Euro 50 andrehen wollte, wagte ich dann doch die Frage: „Glauben Sie wirklich, dass das was nützt?“ Die Antwort kam mit ertapptem Lächeln: „Es nützt, dass Sie daran glauben. Das Mittel selbst nützt nichts.“ Na bravo. Die vielen Euros wären besser in Ferrero Rochers und somit in die Nerven der Mutter investiert worden.
Zu hoffen bleibt, dass hier wie in vielen anderen Dingen die Kinder recht bald schlauer werden als ihre Eltern, so wie jener Teenager in Ohio, der sich gegen den Willen seiner Erzeuger impfen ließ.
Schließen möchte ich damit, dass zu hoffen bleibt, dass hier wie in vielen anderen Dingen die Kinder recht bald schlauer werden als ihre Eltern, so wie jener Teenager in Ohio, der sich gegen den Willen seiner Erzeuger impfen ließ. Das ist nämlich auch ein Aspekt, der von Impfgegnern außer Acht gelassen wird: In all der Aufregung, dass sie mit „IHREM“ Kind tun und lassen können, was sie wollen, vergessen sie, dass Kinder niemandem gehören außer sich selbst. Und es eventuell irgendwann gar nicht so toll finden, was die Eltern durch Unterlassung mit ihnen angestellt haben. Im harmloseren Fall, weil das heiß ersehnte Praktikum an der Uniklinik in letzter Minute ins Wasser fällt, weil sie nicht geimpft sind. Im schlimmeren Fall, weil sie selbst oder andere dadurch irreversible gesundheitliche Schäden davontragen. Also, liebe Impfgegner, die Ihr nun sogar als globale Bedrohung eingestuft werdet, legt euch schon mal die Rechtfertigungen zurecht, wenn der Nachwuchs irgendwann fragt, warum ihr euch damals so habt in die Irre leiten lassen.
Und stellt Euch vor, die kleine Angelina, die eben noch fröhlich umhersprang und jetzt im Dämmerzustand auf den Tod wartet, weil sie als Baby die ach so harmlosen Masern bekam, wäre EUER Kind. Nur für einen kurzen Moment. Wenn Euch das gelingt, dann gibt es eigentlich keine Ausrede mehr.