Gesellschaft | Klimaerwärmung

der Mensch und sein "Anthropozän"

FridaysForFuture (FFF) und die Forderungen für den Klimaschutz: eine Bürger- Betrachtung mit unerwartetem Ausgang
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: FridaysForFuture

Aufgrund der Aktualität der Bewegung und der fortschreitenden Klimaänderung selbst so wie der aktuellen Diskussionen sei die Broschüre „unsere Forderungen für den Klimaschutz“ von FFF näher betrachtet. Was hat es nun auf sich mit den „Zielen“ von FFF, und den darin zitierten Berichten des IPCC, des „Paris Agreement“, des „1,5-Grad-Celsius-Zieles“ und dem, was Stand der Wissenschaft und Vorhaben der Politik ist.

Das sei nun anhand des Faltblattes von FFF betrachtet (Zitate daraus kursiv):

Die Klimakrise stellt fürdie Stabilität der Ökosysteme unseresPlaneten und für Millionen von Menschen eine existenzielle Bedrohung dar“:

Nur vordergründig ist es die Klimakrise: in Wirklichkeit ist es die Umweltverschmutzung. Also die der Erderwärmung zugrunde liegende Ursache, an welcher mittlerweile beinahe alle auf Erden lebenden Menschen beteiligt sind. Die Verantwortung für etwa 80% des kumulierten, menschlich verursachten CO2-Anstieges geht allerdings auf Kosten der Industrienationen: und NUR diese kumulierte Gesamtmenge ist letztendlich wirksam. Die existenzielle Bedrohung trifft dabei nicht „Millionen“, sondern Milliarden von Menschen: sie trifft UNS ALLE! 

Nicht nur die Umweltverschmutzung allein ist die Ursache der Erderwärmung. Auch die Überbevölkerung gehört zu den primären Ursachen. Nicht nur der Grad an NACHHALTIGER ENTWICKLUNG, sondern auch die ZUKÜNFTIGE BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG (welche bei FFF völlig unerwähnt bleibt) sind wichtigste Parameter für die Zukunft. Keine Erwähnung findet auch der NATÜRLICHE ANTEIL der derzeitigen Erderwärmung, was der Vollständigkeit halber erwähnt werden muss: in den nächsten JAHRZENHNTEN wird es deswegen ein Miteinander von natürlichen Klimaschwankungen und voranschreitender anthropogener Erwärmung geben. So können lokale Ereignisse eine natürliche oder anthropogene Ursache haben oder aus einer Überlagerung beider Faktoren hervorgehen.

Eine ungebremste Erderwärmung ist eine enorme Gefahr für Frieden und Wohlstand weltweit“.

Eine "ungebremste Erderwärmung" ist – so zeigt es der derzeitige Stand der Forschung– nicht nur eine „enorme Gefahr für Frieden und Wohlstand“, sondern eine Gefahr fürs ÜBERLEBEN DES MENSCHEN generell. Dies trifft zu, wenn die zurzeit angenommene SENSITIVITÄT des CO2 bestätigt und diese auch über Szenarien LINEAR ANSTEIGEND bleibt. Eine weitere Frage ist, was die gleichzeitig ablaufende Abkühlung der Stratosphäre für die Zukunft des Klimas bedeuten wird. Völlig unerwähnt ist die in verschiedenen Gebieten MENSCHLICH VERURSACHTE VULNERABILITÄT der Wohn- und Arbeitsräume des Menschen. Der Klimawandel mag durchschnittlich mehr und mancherorts durchschnittlich regenreichere Klimaereignisse bringen: Anzahl von Toten und Höhe der Schäden hängt aber sehr oft vom Menschen selbst ab (z.B. ungeregeltes Bauen in Überflutungsgebieten; fehlende Infrastrukturen trotz bekannter Gefahren…)

„Seit Beginn der Industrialisierung hat sich die Erde laut IPCC bereits um circa ein Grad Celsius erwärmt“. 

Die Klimaforschung basiert auf "direkten Daten" und Proxydaten, es geht bei der Betrachtung der möglichen zukünftigen Klimatrends aber stets um Wahrscheinlichkeiten und Projektionen.

Es muss hier angeführt werden, dass es in den letzten Jahrhunderten – in der „kleinen Eiszeit“ – eine Abkühlung gegeben hat, und diese vorerst aufgeholt wurde. Diese beginnende Erderwärmung hat möglicherweise eine weitere Abkühlung verhindert. Es ist allerdings nachgewiesen, dass das zusätzliche CO2 in der Atmosphäre fossilen Ursprungs ist, also von menschlicher Aktivität stammt. Und dass es inzwischen mehr ist, als es je zur Zeit des Homo Sapiens war.

„Es bleibt daher wenig Zeit, den Klimawandel aufzuhalten und so zu verhindern, dass die Kipppunkte im Klimasystem überschritten werden.

Wieviel Zeit bleibt, ist nicht genau bekannt. Auch ist ein „Klimawandel“ nicht einfach so „aufzuhalten“: diese Formulierung erweckt den Eindruck, als hätte der Mensch einen Hebel an der „Maschine Klima“, und könnte diese einfach so lenken: dies ist bei weitem nicht so. Es gibt mehrere „KIPPELEMENTE“, die zu völlig unterschiedlichen Szenarien wirksam werden. Die meisten werden (erst) jenseits einer Temperaturerhöhung im Vergleich zum vorindustriellen Durschnitt von 4 – 6 Grad Celsius schlagend, siehe dazu die Abbildung 2.

Abb. 2: Erwärmungsszenarien und Kippelemente, aus dem Buch „Der Klimawandel“, von S. Rahmstorf und H. J. Schellnhuber

 „Tun wir das nicht, werden die verursachten Schäden weit höhere Kosten mit sich bringen als alle Investitionen in konkrete Maßnahmen zur Vermeidung der Klimakatastrophe“.

Das ist absolut korrekt.

„Das Pariser Abkommen ist die verbindliche Grundlage für effektive Klimaschutzmaßnahmen, die auf internationaler Zusammenarbeit basiert“. 

Das Pariser gründet auf einen vorherigen diplomatischen Kompromiss (Rahmstorf): „Wir beschließen alle gemeinsam, dass jeder selbst beschließt, welchen Beitrag er zum Vorhaben Weltrettung beitragen möchte“.  POLITISCH erreichte man damit tatsächlich Ergebnisse. 

Was allerdings die OPERATIONALISIERUNG der Ziele betrifft, ist der Pariser Vertrag ein Falschdokument. Die „KOMPLETTE FREIWILLIGKEIT der nationalen Klimaschutzmaßnahmen wird nicht zur erforderlichen Dekarbonisierung der Weltwirtschaft führen“ (Rahmstorf): hier wird nachgebessert werden müssen. In dieser Hinsicht sind Protestaktionen legitim. Die – unrealistische - Forderung der 1,5°C-Limitierung des Klimawandels wird die geophysikalischen Prozesse allerdings wenig beeindrucken: diese werden trotzdem ablaufen, DIE TEMPERATUR WIRD STEIGEN. In Paris wurde neben der Unverbindlichkeit der Maßnahmen auch die Emissionen des Schiffs- und Flugverkehrs ausgespart! Die bisherigen Ziele und Maßnahmen, welche die Staaten eingegangen sind, ergeben, dass das Ziel von Paris „massiv verfehlt“ wird (H. Graßl). „Leider konnte man sich in Paris nicht darauf einigen, das Wort „Dekarbonisierung“ in den Vertragstext aufzunehmen“ (Mojib Latif). Das Wichtigste wurde ausgespart, man glaubt es nicht!

Bis 2030 müsste z.B. die Kohleverstromung WELTWEIT beendet sein und kein Verbrennungsmotor mehr laufen (Schiffe, Flugzeuge, LKWs, Autos, Maschinen). Wird dies ausreichend kommuniziert? Nein.

„Der aktuelle klimapolitische Kurs in Deutschland ist mit diesem Abkommen unvereinbar und muss durch ein auf dem1,5 °C-Ziel beruhendes Klimaschutzgesetz sowie eine zukunftsorientierte und nachhaltige Zusammenarbeit auf europäischer und globaler Ebene ersetzt werden“. 

Das Ziel einer Erwärmung von max. 1,5°Celsius ist unrealistisch: es ist NICHT (MEHR) einzuhalten. 2017 und auch 2018 waren nochmal die höchsten CO2-Emissionen. Diese wirken Jahre bis Jahrzehnte nach, und werden auf Grund der Trägheit des Klimasystems die Temperatur in der Atmosphäre weiter erhöhen. Es macht keinen Sinn, ein NICHT (MEHR) ERREICHBARES ZIEL zu definieren. Eine nachhaltige Zusammenarbeit auf europäischer und globaler Ebene hängt zudem leider nicht von Deutschland oder einem einzelnen jeweiligen Land ab. Solange China, Indonesien, Indien und Brasilien souveräne Staaten sind, werden diese (leider) tun, was sie für sich selbst als vorteilhaft halten. Von den USA unter ihrer derzeitigen Führung ganz zu schweigen. Auch Russland wird seinen einzigen Wohlstandsbringer, die fossilen Brennstoffe, wohl nicht aufgeben. Ich bin hier sehr, sehr skeptisch: es sind die KUMULATIVEN EMISSIONEN ÜBER VIELE JAHRZEHNTE, die die Entwicklung des Klimas bestimmen: und diese können NUR GLOBAL gestoppt werden.

Die Stabilisierung der Kohlendioxidkonzentration auf ein bestimmtes Niveau erfordert eine ERHEBLICHE REDUKTION des derzeitigen Ausstoßes. Je TIEFER das gewünschte Stabilisierungsniveau liegt, umso FRÜHER muss die Reduzierung beginnen (eben 2019, verlangt daher FFF), um die sonst drohenden tiefgreifenden wirtschaftlichen Verwerfungen zu vermeiden. Bei einem Stabilisierungsniveau von +1,5°Celsius ist dieser Zeitpunkt bereits verflossen. Selbst lange NACH der Stabilisierung wird die Temperatur mindestens ein Jahrhundert lang um einige Zehntel Grad weiter ansteigen. Es ist also definitiv nichts mehr mit den +1,5°Celsius!

Berechnungen auf derzeitiger Grundlage des Wissensstandes zeigen, dass die Möglichkeit des Erreichens des 2°-Celsius-Zieles (!) bei einer äquivalenten CO2-Konzentration oberhalb von 450 ppm relativ gering ist. Diese Konzentration von 450 ppm wird in Kürze erreicht sein. Das 2°-Celsius-Ziel ist nur noch zu erreichen, wenn die WELTWEITEN CO2-Emissionen sofort massiv sinken: also ein Anhalten unserer gewohnten Welt, mit der Folge eben dieser tiefgreifenden wirtschaftlichen Verwerfungen (von welchen FFF nicht sprechen will).

„In dieser Politik muss sich der Gedanke der Klimagerechtigkeit widerspiegeln. Entscheidungen, die zu Lasten ärmerer Regionen und künftiger Generationen getroffen werden, sind inakzeptabel“.

Das ist ein hehres und moralisch korrektes Ziel. Lässt es sich umsetzen? Nein. 

Vor allem in China, Indien, Indonesien, in Brasilien, Afrika, Latein- und Südamerika wollen 2 – 3 Milliarden Menschen reisen und konsumieren wie wir es tun. Wie sagen wir denen, dass das NICHT MEHR geht? Das ist ein wichtiger Aspekt! 

Und wenn es einen Ausgleich geben soll, wird klar, dass diese sich noch entwickeln dürfen, nun aber AUF KOSTEN DES WOHLSTANDES der Industrienationen: konsequent zu Ende gedacht, muss dies bei FFF offen und ehrlich kommuniziert werden. Dies bedingt nämlich, dass die Menschen der Industrienationen ihren Lebensstil radikal herunterfahren (müssen)! Wissen dies all die Jugendlichen, die hier streiken? Keine Fernreisen mehr, keine billigen Produkte aus Fernost, Handys werden Luxusartikel, Kleidung und Essen ebenso. Die Menschen werden aus Werbebüros, Reisebüros, Ingenieurbüros, Verwaltungen, Event-Veranstaltungen zurück als Arbeiter in die Landwirtschaft gehen müssen. Ich möchte dies ganz klar darlegen, da diese Aspekte völlig unausgesagt bleiben. Hier muss man das gesetzte Ziel in seinen Auswirkungen ehrlich zu Ende denken.

Und: ALLE ENTSCHEIDUNGEN werden AUCH „zu Lasten ärmerer Regionen und künftiger Generationen“ gehen! Dies geht gar nicht anders. Märchen erzählen hilft nicht weiter.

„Fridays For Future Deutschland fordert die Regierungen auf Kommunal-, Landes-, und Bundesebene auf, die Klimakrise als solche zu benennen und sofortige Handlungsinitiative auf allen Ebenen zu ergreifen. Noch haben wir die Chance und damit die Verantwortung, eine Klimakatastrophe abzuwenden. Für den notwendigen Wandel müssen Sektor übergreifend grundlegende Veränderungen stattfinden“.

Hierbei ist auf jeden Fall eine VORAUSSCHAUENDE SICHT ÜBER VIELE JAHRZEHNTE geboten, wenn man den EINFLUSS POLITISCHER MASSNAHMEN auf die zukünftige Klimaentwicklung und auf das tägliche Leben der Menschen bewerten will. Ziele setzen, OHNE die Auswirkungen dieser Ziele auf die betroffenen Menschen darzustellen, ist nicht korrekt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in Europa noch viele Jugendliche demonstrieren werden, wenn sie mitbekommen, dass sie dadurch ihr freies und mediales (Luxus-)Leben RADIKAL ÄNDERN und herabfahren – um mit deren Sprache zu reden: downsizen - müssen. Vorerst ist dann erst Mal Schluss mit lustig.

„Vor allem in den Sektoren Energieerzeugung, Wohnen und Bauen, Industrie, Transport und Verkehr sowie Landwirtschaft sind enorme Anstrengungen nötig. Das wirtschaftliche Handeln darf nicht weiterhin planetare Grenzen überschreiten“.

„Die Frage, ob der Mensch das Klima beeinflusst, ist bereits geklärt. Wir wissen auch, dass dies erhebliche Konsequenzen haben wird. Die Frage, die wir uns nun stellen müssen, ist: WAS TUN WIR DAGEGEN“. „Die Wissenschaft hat ihre Bringschuld längst erbracht. Jetzt ist die Politik gefragt… Die Politik wird dafür die RAHMENBEDINGUNGEN setzen müssen, und das IN INTERNATIONALER ABSTIMMUNG. Das Klimaproblem ist NICHT NATIONAL lösbar“ (Mojib Latif, 2012). 

Abb. 3: Risiken und Folgen globaler Erwärmung, aus dem Buch „Der Klimawandel“, von S. Rahmstorf und H. J. Schellnhuber

Wir benötigen ein langfristiges gekoppeltes Klima-Ökonomie-Modell: eine Strategie über Jahrzehnte, die sowohl das Klima als auch die Wirtschaft so wenig wie möglich belastet. Ohne diese Vorgehensweise wird es zu großen wirtschaftlichen Verwerfungen kommen. Auch die Wirtschaft ist ein träges System und erfordert langfristiges Handeln. Die hier von FFF festgehaltenen Ziele und der hier aufgezeigte Weg dorthin wird aber zu diesen großen Verwerfungen und zu einem umfangreichen Downsizing unseres gewohnten Lebens führen: das wird im Faltblatt von FFF völlig VERSCHWIEGEN.

Eine sofortige Stabilisierung des Treibhausklimas ist illusorisch. Dies geht NUR über RADIKALE Maßnahmen, über DIKTATUR, und würde weltweit Chaos, Krieg, Bürgerkrieg und Verhungern von Millionen Menschen bewirken. DAS muss VORHER gut und umfassend zu Ende gedacht werden. Und mitgeteilt werden. Ich befürchte, viele Demonstranten bei FFF wissen nicht, wie sehr ihre illusorischen Forderungen ihr eigenes Leben auf den Kopf stellen würden.

 

„Die Verwirklichung dieser Forderungen muss sozial verträglich gestaltet werden und darf keinesfalls einseitig zu Lasten von Menschen mit geringem Einkommen gehen. Diesbezüglich müssen die Regierungen entsprechende Konzepte vorlegen“.

„Radikal umsetzen“ und „sozial verträglich“ schließen sich gegenseitig aus. Wenn das Leben einfacher und teurer, viel teurer wird, geht dies zwangsweise „zu Lasten von Menschen mit geringem Einkommen“. Hier ist Realitätssinn von Nöten. Die Politik ist im – zugegeben selbsterzeugten – Dilemma. Wenn demokratische Politiker radikal handeln, wie es FFF verlangt, werden sie abgewählt. Dann übernehmen die „Alles-Versprechen-Populisten“. Und dann Gute Nacht Klima und Gesellschaft.

Abb. 4: Werden sie bald BMW fahren, oder wir im Eselskarren?

„Der Staat muss seiner Verantwortung gegenüber der Umwelt und nachfolgenden Generationen im Sinne von Artikel 20a des Grundgesetzes und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte gerecht werden“.

Richtig: es geht um nicht weniger als um den Erhalt der auch für den Menschen so günstigen Lebensbedingungen auf unserem Planeten. Dies darf weder durch eine Klimaerwärmung noch durch die Zerstörung des politisch-gesellschaftlichen Lebens und unserer demokratischen Grundsätze einhergehen. Auch darf dies nicht mit einer nachfolgenden Verringerung der Lebensqualität ALLER Menschen auf Erden, mit Chaos und Verteilerkriegen enden. Anstatt mit dem „Zug Menschheit“ gemeinsam auf ein neues Gleis abzubiegen, erstmal gehörig gegen die Wand fahren, um den Zug vollständig zu stoppen? DAS ist in meinen Augen nicht der richtige Weg.

Das Umbauen der Weltwirtschaft in eine kohlendioxidfreie ist eine JAHRHUNDERTAUFGABE (man denke nur an die fehlenden Stromnetze). Begonnen MUSS WERDEN: zum Beispiel mit einem Verbot der Verwendung von Schweröl als Schiffstreibstoff, einem sofortigen Stopp der Brandrodung von Urwäldern – und dem geordneten, schnellen Kohleausstieg, wobei keine neuen Kohlekraftwerke gebaut werden dürfen. Der Ausbau der Stromnetze muss folgen, und dann gibt das eine das andere.

„Uns ist bewusst, dass diese Forderungen ambitioniert sind, doch wenn wir jetzt nicht entschlossen handeln, werden wir das 1,5°C-Ziel verfehlen. Die dadurch entstehenden Schäden werden nicht reparabel sein“.

Wie gesagt, wahrscheinlich ist auch das 2°C-Ziel kaum noch zu erreichen. Wenn man ehrlich ist, ist es dies nicht mehr. Daher ist es legitim und notwendig, auf das „Umsetzungsproblem“ hinzuweisen. Aber mit REALEN ZIELEN und, wie FFF weiter oben sagt „sozial verträglich“, was eben entsprechende Zeiträume erfordert. Die Konsequenzen für das tägliche Leben der Bürger müssen aufgezeigt werden.

Um eine Wende zu erreichen, die von der Gesellschaft mitgetragen werden kann, fordern wir absolute Transparenz und faktenbasierte Aufklärung für alle Bürger*innen. Alle getroffenen Maßnahmen müssen unabhängigen wissenschaftlichen Kontrollen unterliegen, die ihre Wirksamkeit beurteilen. Vor allem junge Menschen müssen wegen ihrer besonderen Betroffenheit stärker in den demokratischen Prozess einbezogen werden.

Um die Wende zu erreichen“ erschien im April 2017 folgender Artikel https://www.wissenschaft.de/umwelt-natur/sechs-meilensteine-fuer-eine-co2-wende/ (Zitat):

 „Was muss bis 2020 erreicht werden?

Die sechs Meilensteine der Experten für die Zeit bis 2020 beginnen mit dem Energiesektor. Hier sei das Ziel eine Erhöhung des Anteils der Erneuerbaren an der globalen Energieversorgung auf 30 Prozent, so die Forscher. Außerdem KEINE GEMNEHMIGUNGEN FÜR NEUE KOHLEKRAFTWERKE mehr und die schrittweise Stilllegung der alten Kraftwerke (siehe dazu meinen Beitrag „Prometheus“ vom 25. April 19).

Im Transportsektor müsste der Marktanteil der Elektrofahrzeuge an den Neuwagenverkäufen auf 15 Prozent weltweit gesteigert werden – gegenwärtig liegt er bei rund einem Prozent (!). Die Treibstoffeffizienz für LKW und andere Nutzfahrzeuge muss um 20 Prozent steigen, außerdem sollte die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel in den Städten verdoppelt werden. Im Flugverkehr sollte eine Senkung der Treibhausgas-Emissionen um 20 Prozent erreicht werden.

Bei der Landnutzung sehen die Wissenschaftler die Ziele vor allem in der Aufforstung und dem Kampf gegen Bodenerosion. „Zurzeit machen die Nettoemissionen durch Entwaldung und veränderte Landnutzung zwölf Prozent (!) der globalen Emissionen aus“, berichten die Forscher. Innerhalb der nächsten Dekade müsse dies AUF NULL gesenkt werden. Dazu könnten nachhaltigere Landwirtschafts-Praktiken beitragen.

Bei der Infrastruktur müssten sich Städte bis 2020 das klare Ziel stecken, ihre Gebäude und Infrastruktur bis 2050 komplett zu dekarbonisieren und dafür rund 300 Milliarden US-Dollar jährlich zur Verfügung stellen. Pro Jahr sollten zudem drei Prozent der Gebäude zu Nullemissionshäusern oder Passivenergiehäusern umgerüstet werden.

Die Industrie muss bis 2020 Pläne entwickeln und publizieren, wie sie ihre Emissionen bis 2050 um die Hälfte reduzieren wollen. Ansatzpunkte wären eine Steigerung der Effizienz, möglicherweise eine Sequestrierung des CO2 und eine Senkung des Energiebedarfs. Im Finanzsektor wird im Jahr 2020 (!) im Idealfall eine Billion US Dollar jährlich (!) für den Klimaschutz mobilisiert – sowohl durch den Privatsektor als auch Regierungen und Banken. Zudem tragen sogenannte Grüne Wertpapiere dazu bei, Klimaschutzbemühungen zu stärken.

Große Transformation:

„Diese Ziele klingen im besten Falle IDEALISTISCH, im schlechtesten Fall UNREALISTISCH“, räumen die Forscher ein. „Aber wir leben in einem Zeltalter exponentieller Transformation. Daher denken wir, dass eine Konzentration auf diese Ziele auch den Erfindungsreichtum anfeuern wird.“ Sie sind zuversichtlich, dass sowohl der technologische Fortschritt als auch das politische Momentum einen Punkt erreicht haben, der den Beginn der „großen Transformation zur Nachhaltigkeit“ ermöglicht“.

Was aber geschah WIRKLICH?

2017 und 2018 waren dann die Jahre mit der jeweils höchsten CO2-Emission!

Das bedeutet, dass sowohl das 1,5°C-Ziel als auch das 2°C-Ziel NICHT mehr erreichbar sind. 

Ziele MÜSSEN REALISTISCH formuliert werden. Stefan Rahmstorf sagt dazu (2018): „Der Scheitelpunkt des GLOBALEN AUSSTOSSES der kumulierten Emissionen darf nicht später als 2020 erreicht sein, ansonsten werden Reduktionsmaßnahmen nötig, die sich eigentlich nur im Rahmen einer globalen Kriegswirtschaft realisieren lassen“. Ist dies bei den Zielen von FFF ausreichend kommuniziert? Ich finde: Nein.

Die Bewältigung des Klimawandels kann die Feuertaufe für die im Entstehen begriffene Weltgemeinschaft sein. Dies gelingt nur, wenn wir weder Wegsehen noch fanatisch unrealistische Ziele verfolgen.

An diesem Punkt erscheint es notwendig, einige Berichte anzusehen:

  1. Der Synthesebericht des IPCC 2014 (Abb. 5)

Schöne übersichtliche Grafik, aber: im ganzen Bericht kein Klartext über konkrete Maßnahmen. Nichts!

2. IPCC-Bericht zum 1,5°C-Ziel, 2018 (Abb. 6):

Abb. 6: „IPCC – Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger“: da steht nichts Konkretes an notwendigen Entscheidungen drin – absolut nichts!

Das deutsche Umweltbundesamt zum Bericht:

  • „Um die Erderwärmung auf maximal 1,5°C zu begrenzen, ist eine radikale Reduktion der Treibhausgasemissionen weltweit insbesondere bis 2030 erforderlich.
  • Die bestehenden Klimaschutzzusagen unter dem Übereinkommen von Paris sind dafür nicht ausreichend.
  • Zusätzlich zur radikalen Reduktion der Treibhausgasemissionen ist der Entzug von CO2 aus der Atmosphäre (Carbon Dioxide Removal; CDR) notwendig. Die dafür aufgezeigten Optionen zum CO2-Entzug sind bei Anwendung in großmaßstäbigem Umfang meist unerprobt und risikobehaftet“.

Schöner übersichtlicher Bericht, aber: im ganzen Bericht kein Klartext über konkrete Maßnahmen, über zu treffende Entscheidungen. Nichts!

3. COP24-Konferenz in Katowice, Dezember 2018 (Abb. 7):

Abb. 7: Wikipedia zu den Ergebnissen der Konferenz in Katowice (Foto Wikipedia):

„Am 15. Dezember 2018 spätabends konnte die Konferenz einen Kompromiss als Ergebnis verkünden, dass der Anstieg der Erderwärmung auf 2 GRAD begrenzt werden SOLL, gemessen an vorindustriellen Werten. Als neue „Normen“ gelten hierbei zum Beispiel: 

  • Ein UN-Komitee SOLL dokumentieren, wie die einzelnen Länder den VON IHNEN SELBST gesetzten Emissionszielen genügen.
  • Transparenzregeln und Standards zur CO2-Erfassung zur Nachvollzieh- und Vergleichbarkeit der jeweiligen nationalen Anstrengungen zur Zielerreichung. Ärmeren Ländern wird dabei mehr Zeit gewährt zur Schaffung entsprechender technischer Voraussetzungen.
  • Schäden und Verluste durch den Klimawandel (→ Loss and Damage) werden bei nun regelmäßigen Bestandsaufnahmen zur Umsetzung des Pariser Abkommens erfasst. Dies gilt als Erfolg der besonders bedrohten Inselstaaten, welche für den Umgang mit den entsprechenden Schäden mehr Unterstützung fordern.
  • Die Industriestaaten legen nun alle zwei Jahre einen Bericht über ihre Finanzhilfen für Anpassung und Klimaschutz vor.
  • Ab 2020 sollen die Staaten alle zwei Jahre berichten, welche Maßnahmen sie ergreifen, um ihre Treibhausgasemissionen zu senken.
  • Ab 2023 soll nun alle fünf Jahre bilanziert werden, ob die Anstrengungen der Staaten die Erderwärmung wirksam begrenzen können (Bemerkung: IN 5 JAHREN wird dann auch ein 3°C-Ziel nicht mehr erreichbar sein).
  • Ab 2025 sollen die Industriestaaten und freiwillig die Schwellenländer ihre Finanzhilfen für die Anpassung an den Klimawandel weiter aufstocken; alle Zahlungen und ihre Effekte müssen genau dokumentiert werden.
  • Am internationalen Handel mit CO2-Zertifikaten dürfen nur Länder teilnehmen, die regelkonforme Ziele zur Begrenzung ihrer entsprechenden Emissionen verfolgen.

Die verabschiedeten Regeln sind KEIN „Muss“, sollen aber durch „Naming and Shaming“ („Nennen und Beschämen“) wirksam werden, indem entsprechende Länder bei Verletzungen öffentlich angeprangert werden“. 

Abschliessende Betrachtung:

Das ist schon ernüchternd: weder im Synthesebericht 2014, noch auf der Konferenz in Paris, noch im IPCC-Sonderbericht 2018, noch auf der Konferenz in Katowice im Dezember 2018 wurde irgendetwas KONKRETES vereinbart: Das ist NICHTS, da geschieht NICHTS. Keine einzige verpflichtende konkrete Maßnahme. Absolut ALLES ist politisch abgeschliffen und relativiert, alles wird den einzelnen Nationalstaaten zur freiwilligen „Besorgung“ überlassen: da werden weiter Kohlekraftwerke gebaut und Urwälder abgeholzt werden, und das Rad der Petroindustrie wird sich wie bisher weiterdrehen. 

Die Emissionsreduktion muss im Laufe der 2010er Jahre einsetzen, ansonsten besteht keine realistische Aussicht mehr, das Zwei-Grad-Ziel einzuhalten. Diese 2010er Jahre sind vorbei!

So bezeichnet Fatih Birol, Chefökonomin der internationalen Energieagentur IEA, es als „praktisch ausgeschlossen“, die mit dem 2-Grad-Ziel verbundenen Emissionsreduktionen zu bewältigen. "Wir sind eher auf einem Drei-bis-Vier-Grad-Pfad",sagte die Klimaforscherin Frieler – und ist mit dieser Einschätzung nicht allein. Ähnliches sagte Mojib Latif, Meteorologe vom Deutschen Klima-Konsortium, kürzlich im Gespräch mit ZEIT ONLINE.

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Am Ende werden die Konzerne, welche das CO2 in die Atmosphäre blasen, es mit sündhaft teuren Industrieanlagen auf unsere Kosten wieder aus der Atmosphäre holen, um es, wie den Atommüll, irgendwie unter Tag „wegzusperren“: das sind „ökologisch falsche Fluchtwege“.

Business as usual.

Der politische Wille fehlt.

Die einen tun scheinbar wirklich NICHTS, die anderen wollen SOFORT ALLES.

Jetzt bin auch ich ernüchtert. Und ratlos. 

Und mir wird langsam warm.

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Peter Gasser Mi., 01.05.2019 - 23:47

Anthropozän --> wikipedia:
"Der Ausdruck Anthropozän (zu altgriechisch ἄνθρωπος ánthropos, deutsch ‚Mensch‘ und καινός ‚neu‘) ist ein Vorschlag zur Benennung einer neuen geochronologischen Epoche: nämlich des Zeitalters, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist"

Mi., 01.05.2019 - 23:47 Permalink
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Elisabeth Garber Do., 02.05.2019 - 15:06

Danke für den ausführlichen Beitrag zu einem Thema, über welches man (als mündiger Bürger) auch im Detail besser Bescheid wissen sollte. Und worüber man sich (gottseidank - um nicht zu sagen gretaseidank bzw. FFFseidank-) zumindest schon mal einige Gedanken mehr macht und politisches ' business as usual' zum Dorn im Auge wird.
Nachdem der der komfortable Balken entfernt ist.

Do., 02.05.2019 - 15:06 Permalink
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Peter Gasser Do., 02.05.2019 - 18:06

Antwort auf von Elisabeth Garber

Ja, das mit dem Anstoss, sich mehr Gedanken zu machen, hat funktioniert.
Aber über Greta zu reden ist wesentlich einfacher als über die vorhandenen Fakten, die fehlenden Maßnahmen, die verschwiegenen Veränderungen, die falschen Ziele... und den latenten Betrug:
die Zeit für das 1,5°C-Ziel und die Zeit für das 2°C-Ziel sind bereits abgelaufen. Die Welt tanzt auf das +3°bis + 4°C-Ziel hin, welches in den folgenden Jahrzehnten dann zu + 5°C bis +6°C werden wird.
Da wir unseren Lebensstandard nicht aufgeben wollen und weitere 3 Milliarden Menschen unseren Lebensstandard erreichen wollen und weitere 3 Milliarden Menschen als Bevölkerungsüberschuss noch dazu geboren werden, wird dies so geschehen.

Do., 02.05.2019 - 18:06 Permalink
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Elisabeth Garber Sa., 04.05.2019 - 14:33

Antwort auf von Peter Gasser

Voll einverstanden, dass es wesentlich einfacher ist, über eine Einzelperson zu sprechen (finde die ganzen Prämierungen und den Nobelpreis-Vorschlag völlig deplatziert/peinlich und natürlich verlogen!) als über knallharte Fakten. Was aus FFF wird, muss man noch schauen - wenn das so langsam geht wie bei den Grünen, dauert es Jahre bis die Bewegung 'greift', aber damit war/ist zu rechnen. Die weltweite Vernetzung ambitionierter Jugendlicher in Zusammenarbeit mit Umwelt- Wissenschaftlern- und Organisationen ist/wäre heutzutage besser als ' damals' - mal schauen...
Untenstehenden Artikel bzw. Link, auf den ich heute gestoßen bin, sehe ich als gute Ergänzung zu ihrem Beitrag.
https://www.zeit.de/kultur/2019-05/erderwaermung-klimawandel-bilder-dat…

Sa., 04.05.2019 - 14:33 Permalink
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Peter Gasser Sa., 04.05.2019 - 14:41

Antwort auf von Elisabeth Garber

ja, da stimme ich überin, und danke für den Hinweis, ein guter Beitrag... und: der Kreis schliesst sich.
Autorin des von Ihnen verlinkten Artikels ist Birgit Schneider, welche von mir im Beitrag „Prometheus“ mit ihrem Buch „Klimabilder - eine Genealogie globaler Bildpolitiken von Klima und Klimawandel“ zitiert worden ist.

Sa., 04.05.2019 - 14:41 Permalink
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Peter Gasser Fr., 03.05.2019 - 18:31

Antwort auf von Elisabeth Garber

laut Spiegel (heute) liegen die „Balken“ bei den Bürgern:
„Die Politik produziert zwar Gesetze, Verordnungen, Richtlinien, aber keiner ist da, der die Energiewende koordiniert oder gar beschleunigt. Und alle fürchten nichts mehr als den WIDERSTAND DER BÜRGER, wenn irgendwo ein Windrad aufgestellt oder eine Stromtrasse verlegt werden soll“.

Fr., 03.05.2019 - 18:31 Permalink
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Elisabeth Garber Sa., 04.05.2019 - 14:54

Antwort auf von Peter Gasser

Na also vorgestern oder wann gab es im ARD eine gnadenlose Reportage zur schneidigen Landwirtschaftsministerin K. zwecks "Agrarwende". Die Dame hört renommierten Wissenschaftlern, die auch und warnend zu Wort kamen..., gar nicht mal zu oder sie hört zu und macht mit dem Monokulturwahnsinn samt Spritzmittel (Bodenverseuchung/Insektensterben etc.) so weiter als wär nix. Das wissen sie aber alles viel besser als ich.
Sorry, das war jetzt zwar etwas zur " Agrarwende", aber bin der Meinung, dass das alles zusammenhängend gesehen werden muss. In beiden Bereichen ist es die überbelastet Umwelt, die eine Wende fordert.
Die Bürger, so sehe ich es, werden von Medien grossteils zum Narren gehalten - im Interesse der Schalthebelfunktionäre.
Wir kriegen, da bin ich mir sicher, nur halbe Wahrheiten serviert - deshalb auch die Balken vor unsren Augen!

Sa., 04.05.2019 - 14:54 Permalink
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Peter Gasser Sa., 04.05.2019 - 15:04

Antwort auf von Elisabeth Garber

ja, da haben Sie wohl recht...
aber vielleicht machen die Medien dasselbe wie die Politiker: wichtig ist das HEUTE (Verkauf der Nachrichten), bzw.. NUR die Zeit bis zu den nächsten Wahlen... und dafür eignet sich das Thema nicht.
Wer kauft schon Medien oder hört Politikern zu, welche das Ende der oberflächlichen Spaß-Event-Urlaubs-Gesellschaft verkünden?
Da lieber HINEIN in die Katastrophe und sich dann als RETTER und HELD wiederum & erneut (und unschuldig) anbieten...
Die Klimaerwärmung scheint unser Kolosseum zu werden...

Sa., 04.05.2019 - 15:04 Permalink
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Peter Gasser So., 05.05.2019 - 10:43

Nachtrag:
Projekt der neuen Seidenstrasse:
China reagiert auf die Erderwärmung und damit darauf, dass Waren über See (bisher mit Schweröl betriebene Supertanker) oder Luftfracht (mit schädlichem Kerosin betriebene Flugzeuge) in Zukunft viel zu teuer werden, bzw. dieser Warenverkehr schwierig bis unmöglich wird. Um trotzdem wenigstens an den europäischen Konsumentenpool heranzukommen: Züge über die Seidenstrasse.
Porsche hat bereits angekündigt, seine Autos künftig auf diesem Weg nach China zu bringen.
Wie einst die Portugiesen den Warenverkehr zwischen Europa und Asien monopolisierten, werden dies bald die Chinesen tun: sie werden das neue Tor in den gesamten asiatischen Raum.

So., 05.05.2019 - 10:43 Permalink
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Elisabeth Garber So., 05.05.2019 - 12:51

Die Chinesen bestäuben ihre Monokulturen schon seit Jahren auf Leitern - also händisch. Stellt man sich das dann in Europa auch so vor? Ist das gemeint mit chinesischer Öko-Diktatur/Autorität?: Mundschutz wegen Luftverpestung und Menschen führen Arbeiten durch, die ehemals (ausgerottete) Insekten erledigten?
Ist das ein Horrorszenario? oder muss man mit so was auch 'hier' rechnen, wenn Europa ökologisch nicht radikal reagiert?
Die Naturwissenschaftler unter den Kommentatoren dürften da besser informiert sein und besseres Prognose-Potential haben und sind deshalb auch gefragt!

So., 05.05.2019 - 12:51 Permalink
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Peter Gasser So., 05.05.2019 - 13:05

Antwort auf von Elisabeth Garber

ah....
ja, das ist ein Horrorszenario... wenigstens bei uns in Europa.
Der Weg geht - langsam aber sicher - in Richtung regional, lokal, tiergerecht, nachhaltig: wenn der Konsument bereit ist, dies auch mit höherem Preis zu honorieren. Jede Produktion benötigt - VORHER - den Kunden.
Weltweit ist die landwirtschaftliche Produktion in Europa, und gar bei uns in Südtirol, bestens kontrolliert und wohl am wenigsten umweltschädlich - das wird doch gerne verschwiegen. Man kauft aus der ganzen Welt - BILLIG - ein, und echauffiert sich - NACHHER - über die Produktionsmethoden.
Googeln Sie mal die Produktion der Avocado... dann kaufen Sie wohl keine mehr.
Zum Thema: nein, wenn der Konsument es nicht will, wird es diese Horrorszenarien nicht geben. Wenn der Konsument aber noch weniger seines Monatsgehaltes für Lebensmittel und noch mehr für Spass-, Event-, Sport-, Urlaub- und Konsumindustrie ausgeben will, bekommt er als Essen das, was er zu zahlen bereit ist.
Regional, tiergerecht, nachhaltig, ökologisch, Qualität schlagen sich in den Produktionskosten eben nieder. Aber auch bei Tabak, Tee, Kleidung....

So., 05.05.2019 - 13:05 Permalink
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Peter Gasser So., 05.05.2019 - 13:34

Antwort auf von Elisabeth Garber

Es ist zu wünschen, dass der Mensch den Wert gesunder (auch ethisch gesunder) Nahrung, den Respekt vor der Natur (und dem Tier) und die Erde als seinen Lebensraum wieder entdecken wird.
Die derzeitige Event- und Konsumgesellschaft ist mit vorhandenen begrenzten Ressourcen nur unter immer drastischer und sichtbarer werdenden Schandtaten aufrecht zu erhalten.
Trotz Trump&Co wird dies evident werden.

So., 05.05.2019 - 13:34 Permalink
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Elisabeth Garber So., 05.05.2019 - 14:05

Antwort auf von Peter Gasser

Das wird noch dauern (Wunscherfüllung), wenn man in die Wägen an der Kasse blickt, die vor Ungesundem nur so strotzen...oder akzeptieren muss, dass Zentren wie Twenty und dgl. (auch an schönen Feiertagen) recht voll sind (auch mit Touristen...). Kein weiterer Kommentar.

So., 05.05.2019 - 14:05 Permalink
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Peter Gasser So., 05.05.2019 - 14:44

Antwort auf von Elisabeth Garber

... diesen Menschen bezeichnet ERICH FROMM als „homo consumens“, den das Prinzip des unbegrenzten Konsums als Lebensziel definiert - und das schon 1979!
Aus dem zoon politikon (Aristoteles) ist ein hemmungsloser Konsument geworden, alles & möglichst billig, „geiz ist geil“: und gleichzeitig will man iregndwie den Heiligenschein, dass man doch nicht so ist...

So., 05.05.2019 - 14:44 Permalink
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Sepp.Bacher So., 05.05.2019 - 20:04

Antwort auf von Peter Gasser

Rentner bzw. alte Leute geben wohl sehr wenig für " Spass-, Event-, Sport-, Urlaub- und Konsumindustrie" aus. Viele müssen - auch ich z. T. - auch bei den Lebensmitteln sparen und wählen dann eben billigere Produkte aus. Mir kann niemand vormachen, dass landwirtschaftliche Produkte z. B. aus dem Trentino oder aus dem Bundesland Tirol schlechter sind, als die immer "hochwertigen - ?1?" Südtiroler Markenprodukte. Ich gehe davon aus, dass im Großteil Italiens naturnaher produziert wird, als in Südtirol!

So., 05.05.2019 - 20:04 Permalink
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Peter Gasser So., 05.05.2019 - 20:10

Antwort auf von Sepp.Bacher

bitte missverstehen Sie dies nicht!
Regional ist vom Gesichtspunkt der Nahhaltigkeit und der Ökologie „besser“, da der (fehlende) Transport keine Umweltverschmutzung verursacht.
Natürlich werden überall auch qualitätsmäßig hochwertige Lebensmittel erzeugt. Aber ein in Neuseeland biologisch erzeugter Apfel, der mit einem Schweröl verbrennenden Containerschiff nach Europa gebracht wird, IST KEIN BIOAPFEL mehr.
Daher ist Regionalität ein wesentliches Merkmal der nachhaltigen Produktion.

So., 05.05.2019 - 20:10 Permalink
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Klaus Griesser Do., 09.05.2019 - 17:14

Ich teile zum Großteil diesen gut dokumentierten Artikel, gebe aber zu bedenken: wie sollen die Wissenschaftler hinter IPCC & COP24 & IPBES nach der Diagnose konkrete Maßnahmen vorschlagen, wenn das Problem ein globales ist, global anzupacken und keine Regierung reagiert? Die Haltung des Mädchens Greta Thunberg zeigt es exemplarisch auf: die Regierungen müssen von unten gezwungen werden Prioritäten festzulegen, Maßnahmenkataloge zu erstellen und Maßnahmen zu setzen. Ich in meinem regionalen Dunstkreis möchte "unsere" Landwirtschaft und Tourismus als Massenproduktionsmaschinen in die Bahnen verwiesen sehen...

Do., 09.05.2019 - 17:14 Permalink
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Peter Gasser Do., 09.05.2019 - 17:42

Antwort auf von Klaus Griesser

Ich stimme Ihnen ebenfalls zum Großteil zu.
Aber das Problem sind doch nicht primär die MassenPRODUKTIONSmaschinen, sondern die MassenKONSUMATIONSmaschinen, welche sich Menschen nennen.
Die Angelegenheit muss zu Ende gedacht werden! Das hilft doch nichts, wenn der hässliche Ökoapfel nicht immer verfügbar ist und das doppelte kostet, und fast alle kaufen dann den importierten, viel giftiger produzierten und noch viel mehr die Umwelt schädigenden Apfel, da viel billiger. Leider ist das Kaufargument bei den Lebensmitteln für den überwiegenden Teil der Menschen ausschliesslich der Preis, möglichst 1euro99 für alles und jedes.
Ich bin auch für nachhaltige und ökologische Landwirtschaft, aber als PRODUKT im Handel!
Europaweite Pflicht der nachhaltigen Produktion und des nachhaltigen Tourismus mit gleichzeitigem Verbot, anderes anzubieten. DAS macht Sinn.
Dann gibt es auch eine Reduktion des CO2: andernfalls wird die viel geringere ökologische Produktion durch die mit Schweröl angetriebenen Schiffen importierte und dazu noch billigere Importware ersetzt, und alles ist nur noch schlimmer: heimische Landwirtschaft bankrott, CO2-Ausstoss durch Import angestiegen. DAS macht keinen Sinn.
Der Schlüssel zum Ganzen sind der Konsument und der Gesetzgeber.
Dies der Landwirtschaft mit dem Risiko des Scheiterns der bäuerlichen Unternehmen aufzulasten, darf doch nicht gesellschaftsfähig sein.
Die Gesellschaft (alle Menschen, Konsumenten) ist der Verursacher, die Gesellschaft muss es ändern.

Do., 09.05.2019 - 17:42 Permalink
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Klaus Griesser Do., 09.05.2019 - 21:38

Antwort auf von Peter Gasser

Jetzt muss ich Ihnen glatt widersprechen: entscheidend ist die PRODUKTION, nicht die Konsumation! Die riesigen Schiffe die Sie erwähnen bringen "uns" massenhaft Schweinefleisch und Soja, die Schweine brauchen wir fürs Räuchern in Südtiroler Luft zwecks "Südtiroler Speck" für die ganze Welt, die Soja als eiweißreiche Nahrung für "unsre" Turbokühe, die dann Milch überproduzieren für Milchprodukte, die wir dann wieder mit Containerschiffen über die Ozeane liefern. Das betrifft eine Kategorie von gutstehenden landwirtschaftlichen Massenproduktionsbetrieben mit riesigen Maschinenparks, Ställen und Magazinen, darunter sind aber auch kleinere die hart an der Defizitgrenze liegen und an die Banken verschuldet sind. In unserem Land gibt es eine andere Kategorie von Bauern, die jährlich zu Hunderten scheitern, während andere hart mit lokalen Produkten wie Brotbacken mit eigenem Korn oder mit Gemüse zu überleben versuchen. Der Weltagrarbericht beweist, die Produktion für den Weltmarkt ist eine Sackgasse, es braucht eine kleinteilige, vielfältige Produktion für lokale/ regionale Märkte. Der Bauernbund täte im Interesse der Bauern gut daran, sich diesbezüglich umzustellen statt der industriellen Landwirtschaft mit den Monokulturen zu Subventionen zu verhelfen. Allein schon wegen des Klimawechsels mit unberechenbar wechselnden Dürre- und Regenperioden. Anders kann ich es mir nicht denken.

Do., 09.05.2019 - 21:38 Permalink
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Peter Gasser Do., 09.05.2019 - 21:59

Antwort auf von Klaus Griesser

... und ich widerspreche Ihnen: PRDUKTION, DIE NICHT KONSUMIERT WIRD, hilft niemandem.
ZUERST muss ich den MARKT schaffen, oder: schützen.
Dann kann ich die PRODUKTION für den neuen Markt machen.
Ansonsten kauft der eigensüchtige, oportunistische und unterhaltungssüchtige Mensch weiterhin, was er billiger bekommt.
.
Und NEIN, mit regionaler, lokaler Produktion können Sie ländliche Regionen wohl, teurer, ernähren: aber wie ernähren Sie regional eine 40-Millionen-Metropole? Keine Chance. Leider. Zu viele Menschen „auf einem Haufen“. Hier geht es nicht, wenn man dies richtig zu Ende denkt.

Do., 09.05.2019 - 21:59 Permalink
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Sepp.Bacher Fr., 10.05.2019 - 08:36

Antwort auf von Peter Gasser

Sie haben an anderer Stelle geschrieben, dass nur das produziert wird, was der Markt verlangt. M.E. ist es umgekehrt: der Konsument konsumiert das, was im angeboten wird. Man kreiert ein Produkt, das man hofft, dass es "der Kunde annimmt". Um das Produkt zu lancieren, gibt es Gratis-Verkostungen und Billigangebote. Der Kunde probiert, und wenn es ihm zusagt, kauft er es wieder, sonst nicht. Und der Vermarkter sagt dann, dass seine neue Kreation oder neue Produkt "gut angenommen" wurde oder nicht. Wenn man zum Beispiel nicht alle paar Jahre neue Apfelsorten anbieten würde, würden jene gekauft, die auf dem Markt sind. Und wenn nicht diese Menge an exotischen Früchten zu Billigpreisen angeboten würden, würde der Konsument eben europäisches Obst kaufen!

Fr., 10.05.2019 - 08:36 Permalink
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Michael Wrase Di., 22.12.2020 - 18:41

Guten Abend,
gerne fahre ich aus dem Schwarzwald in die wunderbaren Dolomiten.
Den Artikel von Peter Gasser aus 2019 habe ich bei einem Klimastreifzug im Internet gefunden.
Von 1961 bis 1963 war ich mit meinen Eltern in Indien. Mein Vater erzählte mir damals, daß jetzt auf der Erde 3 Milliarden Menschen leben und das das zuviel sei.
1972, mit sechszehn, las ich DIE GRENZEN DES WACHSTUMS vom CLUB OF ROME.
Danach stand für mich fest, daß ich keine Kinder haben wollte, weil diese mit sehr großer Wahrscheinlichkeit a) in Katastrophenzeiten leben werden und b) der sogenannte HOMO SAPIENS sein Recht auf Nachwuchs verwirkt hat.
Dieses entscheidende Element ist die radikalste Änderung, die die Menschen vollziehen müssen. Wenn nicht, wird Mutter Erde Ihre Kinder verstossen.

Di., 22.12.2020 - 18:41 Permalink