Gesellschaft | Migration

„Ich bin kein Tourist“

Die „Costa Family Foundation“ startet heute eine besondere Sensibilisierungskampagne. Plakate an den Bushaltestellen sollen die Betrachter zum Nachdenken bringen.
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Foto: Costa Family Foundation
 
„Ich bin kein Tourist, ich bin ein Mensch“: Das ist der Titel einer Kampagne mit der die „Costa Family Foundation“ die Menschen zum Thema Migranten sensibilisieren möchte. Der Startschuss zu Kampagne erfolgt am 6. Mai. An ausgewählten Bushaltestellen werden dann drei Wochen lang großflächige Plakate ausgehängt werden.
Im Zentrum der bewusst provokanten Kampagne stehen die Begriffe von Gastfreundschaft und Aufnahme.  Aspekte, die für eine Region, die hauptsächlich vom Tourismus lebt, von zentraler Bedeutung sind. „Wir möchte eine andere Perspektive aufzeigen, die über die üblichen Klischees und laut heraus gebrüllten Vorurteile hinausreicht“, sagt Elide Mussner Pizzinini.
 
 
Pizzinini, die seit acht Jahren die „Costa Family Foundation“ leitet, weiter: „Ziel ist es, Brücken zu bauen – wie schon vor Jahren der mittlerweile in Vergessenheit geratene Südtiroler Politiker Alexander Langer gefordert hat – und zwar aus den Brocken der Mauern, die man endlich einreißen sollte. Denn eine in sich gekehrte, geschlossene Gemeinschaft, die sich empfindungslos stets in Abwehrhaltung befindet und das eigene „Ich“ verteidigt, wird auf fatale Art und Weise abgestanden, welkt dahin und verliert ihre Fruchtbarkeit.
Die Mitarbeiter der Costa Family Foundation haben in den vergangenen Monaten vier Menschen getroffen, die eine Zeit lang zu Gast in der Casa Sole von St. Ulrich in Gröden waren. Der Fotograf Gustav Willeit hat sich abgelichtet. Es sind Debo aus Mali, Oyem aus Nigeria, Kane von der Elfenbeinküste und Nouri aus Afghanistan. Es sind Männer, die alles verloren haben und die bei uns die Möglichkeit suchen, etwas wiederzufinden. „Sie bitten um etwas Raum, denn der ihre ist ihnen gestohlen, entzogen, zerstört worden. Ist die Vorstellung wirklich so schwer, ein bisschen Platz für sie zu machen?“, fragen jetzt die Kampagnenmacher.
 
 
Die vier Migranten sind die Sujets der Plakate. In kurzen Worten erzählen sie darauf auf Deutsch, Italienisch und Ladinisch ihre Gesichte. Der Claim „Ich bin kein Tourist, ich bin ein Mensch“ soll den grundlegender Unterschied betonen: Ein Tourist ist jemand, der einen Ort aufsucht, um dort Ferien zu machen. Südtirol beherbergt jedes Jahr Millionen Touristen, die tatsächlich auch die wirtschaftliche Haupteinnahmequelle darstellen. Der Migrant – oder Geflüchtete – dagegen entscheidet sich für Europa, weil er auf der Flucht vor Gewalt, Krieg und Zerstörung ist. 
Was also verbindet Touristen und Migranten? Praktisch gar nichts, abgesehen von der Tatsache, dass beide Menschen sind. Und während ersterer überall akzeptiert ist, weil er Wohlstand bringt, wird letzterer meistens abgelehnt, weil er für das steht, was die Menschen nicht sehen wollen.
 
 
Michil Costa: „Der Migrant ist unser Negativ-Spiegel – Weiß und Schwarz, Tag und Nacht, Sonne und Mond. Wir aus der reichen westlichen Welt, die wir von gewaltigen Vorteilen profitieren, wollen nicht wahrhaben – in erster Linie aus Egoismus – dass der Fremde, der vermeintlich von draußen kommt, auch in uns selbst lebt. Jeder von uns trägt seinen eigenen „Feind“ in sich; jeder von uns ist Kain, jeder von uns ist sich selbst ein Fremder.
Die Costa Family Foundation wurde vor 12 Jahren von der Hoteliersfamilie Costa aus Corvara ins Leben gerufen. Nach einer Indienreise und einem Treffen mit Jetsun Pena, der Schwester des Dalai Lama beschlossen Michil Costa und seine Frau Joe Pedrollo eine Stiftung ins Leben zu rufen. Ziel der Stiftung ist es nicht nur Hilfsprojekte zu initiieren, sondern sie auch danach noch weiter zu begleiten. 2008 startete man mit einem Waisenhaus für 34 tibetanische Flüchtlingskinder in Dharamsala in Nordindien. Inzwischen betreut die Stiftung über ein Dutzend Projekte in Indien, Nepal, Afghanistan, Togo, Uganda und Äthiopien.
Zum Credo der Costa Family Foundation gehört es aber auch im eigenen Land Aufmerksamkeit zu schaffen und zur Aufmerksamkeit anregen. „Die Kampagne möchte die Menschen dazu einladen, sich zu öffnen, statt sich zu verschließen“, beschreibt Elide Mussner Pizzinini die Aktion. Und weiter: „Sich selbst durch die Augen des anderen zu betrachten, weil Gastfreundschaft ein Quell des Reichtums ist, weil eine Gemeinschaft, die sich in ihren Schützengräben einbunkert und Opfer der eigenen Konservierung wird, verkümmert, krank wird und sich zurückentwickelt.
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gorgias

Zum Thema Einwanderung brauchen wir weder Panik noch Gemenschle, sondern eine nüchterne Debatte mit offenen Ausgang.

Man hat wohl echte Migranten abfotografiert, aber allen am Ende das selbe Sprüchlein in den Mund gelegt. Das wirkt auf mich nicht authentisch, sondern effekthascherisch.

Mo., 06.05.2019 - 13:08 Permalink
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gorgias

Antwort auf von Peter Gasser

Nicht wenn es darum geht politische Maßnahmen zu treffen. Da ist immer mehr als der einzelne zu betrachten, sondern das Ganze in seinen Zusammenhängen.

Nebenbei werden diese Einzelschicksale dermaßen uniform und beliebig geschildert, dass sich da wenig erschließen läßt.

Mo., 06.05.2019 - 15:47 Permalink

Das sagt immer der, der selbst grad nicht SELBST als Individuum betroffen ist.
Es gibt NUR Einzelmenschen:
Menschenrechtskonvention, Artikel 6 (Anerkennung als Rechtsperson):
„Jeder hat das Recht, überall als rechtsfähig anerkannt zu werden“.
Es gibt keine „Masse Mensch“.

Mo., 06.05.2019 - 16:08 Permalink

Trotzdem werden politisch keine Einzelschicksale abgehandelt. Eine Einwanderungs- und Migrationspolitik schaut nicht auf einzelne, sondern legt allgemeine Regeln fest.
Und überall rechtsfähig zu sein, bedeutet nicht automatisch überall ein Aufenthaltsrecht zu haben.

Mo., 06.05.2019 - 16:23 Permalink

Ich habe grössten Respekt vor Menschen aus allen Herkunftslaendern aber wieso gibt es immer nur Kampagnien zu Herrschaften die irgendwo fluechten mussten, wieso gibt es keine Kampagnien um der Oeffentlichkeit mal klarzumachen welche katastrophalen Zustaende bei uns in den Altersheimen herrschen, die Suedtiroler die nach dem zweiten Weltkrieg das Land wieder in die Reihe bekommen haben bekommen fuer die vielen tausend Euros die Angehoerige bezahlen ueberhaupt keine Betreuung. mal 2 Betreuer auf 30 Pflegefaelle sind gang und gaebe , ohne 50 prozent auslaendisches pflegepersonal musste man fast alle Altersheime zusperren, der Suedtiroler ist im eigenen Land einfach nichts wert. Und nochmals ich habe groessten Respekt gegenueber allen Menschen aber das es in Suedtirol auch Probleme gibt das sollte sich die Oeffentlichkeit schon auch mal im Klaren sein

Mo., 06.05.2019 - 13:19 Permalink

Ich pflichte Gorgias bei, denn ich glaube, hier geht es auch wieder um Wahlpropaganda, die das (schlechte) Gewissen der Wähler, das überall und andauernd angesprochen wird, bekräftigen soll, sicher nicht um Aufklärung. Paktelt man mit der Lega usw., muss man andererseits an die braven Bürger denken, die sich an afrikanische Verhältnisse zu gewöhnen haben, weil es konveniert. Wenn man allgemein christlich, jüdisch oder buddhistisch wäre, oder auch nur simpel spirituell, bräuchte es diese "Aufklärungskampagne" ja gar nicht. Eigentlich wirklich schlimm. Niemand hat je so etwas für einen Chinesen getan.

Mo., 06.05.2019 - 17:37 Permalink

Herr Egger, die Chinesen sind hier auch niemals so zur Zielscheibe des Fremdenhasses geworden, wie Menschen aus dem Mittleren Orient oder aus Afrika. Und das auch nur weil sie - zutreffend oder nicht - mit Muslimen gleichgestellt werden, also geht es im Grunde eigentlich um einen Glaubenskrieg.
Überdies wandern und wanderten die Chinesen mit einem vollständig verschiedenen wirtschaftlichen Background ein und sind in der Lage sich eine Existenz aufzubauen. Dass auch da nicht alles Gold ist was glänzt, sei nur am Rande erwähnt, kümmert die rechten Schreier aber wenig.

Di., 07.05.2019 - 10:42 Permalink

MITTELVORBINDUNG/PRENOTAZIONE IMPEGNO DI SPESA D180011982
Esercizio/Jahr 2018 2019
Importo/Betrag 17.290,00 7.410,00
012 U19012.0120 259889 92028490214 92028490214 81822-02.02.2018 A 5.694,00 3.986,00 0,00 2.790,20
01 COSTA FAMILY FOUNDATION -
ONLUS
VIA COL ALT 105 - CORVARA 5.694,00 70,00

Mi., 08.05.2019 - 21:13 Permalink

Nicht sehr gendergerecht diese Kampagne, wo bleibt der Aufschrei der Feministinnen? Wurde der Beirat für Chancengleichheit über diesen Misstand informiert, was sagen die dazu?

Mo., 06.05.2019 - 17:58 Permalink
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gorgias

Welche Menschenrechtskonvention ist da genau gemeint?
Und dass diese besagt jeder sei gleich an Rechten kann auch nicht stimmen. Ausländer haben keine Bürgerrechte und dein Nachbar hat kein Recht auf dein Eigentum.
Man sollte vermeiden schwammig zu formulieren, sonst braucht man sich nicht wundern wenn alles konfus wird.

Mo., 06.05.2019 - 19:46 Permalink
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Peter Gasser

Antwort auf von gorgias

Es dürfte Ihnen entgangen sein, dass dies nicht „schwammig formuliert“, sondern wörtlich zitiert war (ein Blick ins göttliche Google hätte genügt): fragen Sie nicht, recherchieren Sie bitte selbst, bevor Sie schreiben.
Niemand hat behauptet, dass Diebstahl ein „Bürgerrecht“ wäre: wie kommen Sie auf eine solche Absurdität?

Mo., 06.05.2019 - 19:56 Permalink

Ich liebe diesen Satz: „Sie haben es nicht verstanden“.
Sie erlauben, dass ich Ihnen einen schönen Abend wünsche.
(gleich an Rechten bedeutet nach euklidischer Logik, dass jeder dasslbe Recht an SEINEM Besitz hat; außerhalb der euklidischen Logik erübrigt sich jede Diskussion - da kraule ich lieber vor Langeweile die Katze hinterm Ohr).

Mo., 06.05.2019 - 20:09 Permalink

Ist mir im Prinzip nicht entgangen, aber wenn man nicht richtig zitiert mit Quellenangabe und solche Sätze wie "Jeder Mensch ist gleich an Rechten." abgibt braucht es eine Präzisierung.

Und ob Sie eine Katze haben hat nichts mit der Diskussion zu tun und geht mir am Arsch vorbei. Und wenn Sie sich schon verabschieden, dann sollte es dabei bleiben auch wenn das wenn schon in einem Live-Chat gehört und in einer Kommentarbereich deplatziert bis unhöflich ist, weil man damit höchstens sagen will, dass es einen nicht weiter interessiert, was jemand noch zu sagen hat und nicht mehr darauf regieren will. Lustig ist nur, dass Sie sich dann trotzdem wieder melden.

Mo., 06.05.2019 - 21:10 Permalink

... und ich nehme mir die Freiheit, im jeweiligen Augenblick zu tun, was mir opportun erscheint. Neue Situation, neue Entscheidung.
Warum sollte ich mich (von Ihnen) konditionieren lassen. Beginnen Sie doch nicht wieder das „alte Spiel“...?
Auch wenn Sie nun nochmals provozieren: Katze, komm her.

Di., 07.05.2019 - 09:57 Permalink
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gorgias

Dann ist es vielleicht Zeit, dass Sie wieder am Boden ankommen:
Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte ist ein Ideal, an dem Orientierung zu finden sei[5], keine verbindliche Rechtsquelle des Völkerrechts.[6] Als solche sind sie nicht justiziabel, nicht einklagbar.
https://de.wikipedia.org/wiki/Allgemeine_Erkl%C3%A4rung_der_Menschenrec…

Ein demokratischer Staat ist in erster Linie seinen Bürger gegenüber verantwortlich.
Eine Demokratie, die nicht bedacht ist, die Voraussetzungen seiner Grundordnung zu erhalten, gibt sich selbst auf.

Di., 07.05.2019 - 10:04 Permalink

Von Propaganda kann wohl kaum die Rede sein, aber eine politische Orientierung der Plakate ist auf jedem Fall nicht von der Hand zu weisen. Dass dann die Foundation rein zufällig genau vor den Wahlen so eine Plakatkampagne startet, scheint wohl auch eher unwahrscheinlich.

Di., 07.05.2019 - 12:53 Permalink
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gorgias

Für einige Flüchtlinge würde eine andere Variante passen mit:
NON SONO UN TURISTA,
sono un . . .

Und nochmals: Nicht alle Flüchtlinge sind Vergewaltiger, doch ich kann mich nicht erinnern, wann das letzte Mal in Bozen am helligsten Tage eine 15jährige von ihren Fahrrad gezerrt wurde, einen Bauchhieb erhielt und dann benommen in einen nicht gut sichtbaren Bereich der Talferwiesen vergewaltigt wurde.

Vielleicht brauchen wir eine Sensibilisierungkampagne, die auch auf problematische Aspekte von Massenimmigration aufmerksam macht.

Mi., 08.05.2019 - 16:45 Permalink

Nicht alle sind Hilfesuchende sondern es gibt auch Glücksritter und Asylbetrüger. Die kalkulierte Risiken eingehen und von der Familie finanziert und nach Europa geschickt werden. Jene für denen nur das Beste gut genug ist und zwar Asyl in Deutschland oder Schweden. Denen Italien nicht gut genug ist und wo sich in Brixen eine Turnhalle voller "Hilfesuchender" über Nacht leert, weil wir anscheinend nicht gut genug sind, dass wir ihnen helfen dürfen. Wer hier nicht mitspielen will, ist augenscheinlich, doch einige sind zu doof, um es zu kapieren.

Mi., 08.05.2019 - 17:25 Permalink

Sie konnten den Sinn meines Beitrages nicht erfassen? ... schade.
.
Und ja, ich sehe an den armen Teufeln auf der Strasse, dass es reiche Fuzzis sind, von Ihren Familien bezahlt und geschickt, um uns auszunutzen... und dann beleidigen diese auch noch die Gorgíase, indem sie lieber nach D wollen, dieses undankbare Zeugs aber auch!
- woran erinnern mich jetzt gleich diese Beleidigungen ad personam wieder, da war doch was....?

Fr., 10.05.2019 - 07:48 Permalink

Ich bin bestimmt nicht beleidigt. Doch die Not muss wohl auf sehr hohem Niveau sein, wenn man von Italien nach Deutschland flüchten muss.

Ein Grund der Migration ist genau die Steigerung des Lebensstandards in den Herkunftsländern, die erst die Ressourcen hergibt, um so eine Unternehmung zu starten.
Dass es dann in Europa nicht alle schaffen was sie sich vorstellen ist eine andere Sache, aber mit asylberechtigten Flüchtlingen hat das in vielen Fälle sehr wenig zu tun.
Sehen Sie sich den gelungenen Film Joy an, dann wachen Sie vielleicht von Ihrem Schlaf der Gerechten auf.

Fr., 10.05.2019 - 08:25 Permalink