Gesellschaft | Offener Brief

“Anschlag auf die deutsche Sprache”

In einem Schreiben an die Krankenpflegerberufe-Kammer fordert ASGB-Chef Tony Tschenett, die verpflichtende Italienischprüfung für die Aufnahme in die Kammer abzuschaffen.
Tony Tschenett
Foto: YouTube/Autonomiekonvent

Das Schreiben endet zwar mit einem “mit freundlichen Grüßen”. Doch der Ton, den Tony Tschenett zuvor anschlägt, ist alles andere als freundlich. Der Vorsitzende des Autonomen Südtiroler Gewerkschaftbundes ASGB hat einen offenen Brief an die Südtiroler Kammer der Krankenpflegerberufe OPI BZ verfasst. Darin prangert Tschenett “eine offensichtliche Diskriminierung der deutschsprachigen Bewerber” an und spricht von einem “Anschlag auf die deutsche Sprache und damit auf das Autonomiestatut”.

Wörtlich heißt es in dem offenen Brief:

“Sehr geehrter Verwaltungsrat der OPI BZ,
 
die Verpflichtung ausländischer Krankenpfleger, sich auf Anordnung Ihrer Kammer einer italienischen Sprachprüfung zu unterziehen, um die Voraussetzungen um Aufnahme in die Südtiroler Kammer der Krankenpflegeberufe OPI BZ zu erwirken, verstößt, wie von Universitätsprofessor für Europarecht Walter Obwexer dargelegt, nicht nur gegen geltendes Recht, sondern ist als Anschlag auf die dem Italienischen gleichgestellte deutsche Sprache zu werten und damit als Anschlag auf das Autonomiestatut.
 
Der Autonome Südtiroler Gewerkschaftsbund (ASGB) verurteilt nicht nur jegliche Maßnahmen, die die deutsche Sprache zu einer Sprache zweiter Klasse degradieren und das Sonderstatut für Südtirol konterkarieren, sondern gibt im Hinblick eines offensichtlichen Mangels an Krankenpflegern und Pflegekräften zu bedenken, dass Ihre kurzfristige, für europäische Staatsbürger obsolete Anwendung nationaler Rundschreiben einen Schaden für das Südtiroler Sanitätswesen herbeigeführt hat. Es ist evident, dass mangels Italienischkenntnisse viele Bewerber durch die Prüfung gefallen sind und dem Pflegesektor fehlen.
 
Eine gewisse Distanz der deutschen Sprache gegenüber spannt sich bei Ihnen wie ein roter Faden durch Ihre gesamte Tätigkeit. Auf Ihrer Website erscheinen Informationen ausschließlich in Italienisch, obwohl sie von Pflichtbeiträgen Deutschsprachiger mitfinanziert wurde. Dasselbe gilt für Informationsschreiben und Ihre laufende Tätigkeit. Auch der Verwaltungsrat ist mehrheitlich italienisch besetzt.
 
Der ASGB ersucht Sie, zukünftig im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben und unter Wahrung der autonomen Rechte, die verpflichtende Italienischprüfung als Voraussetzung zur Aufnahme in die Kammer abzuschaffen und sich vermehrt um Ihre Aufgabe als Berufskammer zu kümmern: nämlich nach objektiven Kriterien die Voraussetzungen der Bewerber zu prüfen, um den Patienten eine bestmögliche Behandlung zu gewährleisten.”

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Profil für Benutzer △rtim post
△rtim post Di., 11.06.2019 - 22:58

Da haben Tschenett und Tribus recht. Endlich meldet sich mal jemand von der Gewerkschaft und sogar von den Grünen dazu: http://www.brennerbasis demokratie.eu/?p=49075&fbclid=IwAR17GPo-OpGuyub8XaQ_JwKtOhySmyV0HC5V7w7wqSn8nd_I_QnkXD-V6zQ
Bürgerrechte und völkerrechtliche verankerte Grundrechte der Bevölkerung und Minderheiten hierzulande, wie die vollkommene Gleichstellung und Gleichberechtigung der Deutschsprachigen im Sprachgebrauch mit Italienischsprachigen, kann/darf nicht zu einer alleinigen Kompetenz und Agenda der Süd-Tiroler Freiheit und der Freiheitlichen verkommen.
Wenn schon der Landeshauptmann sich der Verantwortung und die SVP sich ihres eigenen Parteistatuts im Artikel eins abputzen, sollten sie das den Bürgern auch mal sagen.
Vielleicht sollten sich die deutsch- und ladinischsprachigen Bürger und ihre Interessensvertreter bei all den fortgesetzten Verletzungen der Zweisprachigkeit in der Zukunft aber mal eher an Biancofiore ... orientieren.
Diese empört sich mal wegen eines verkehrt stehenden Schildes bei einer Sportveranstaltung, mal wegen einer angeblich fehlenden zweisprachigen Aufschrift auf einer der Türseiten des Gemeindeautos in Mölten, (s. Facebook - Biancofiore)
Gleich werden alle Hebel in Gang gesetzt: parlamentarische, ministerielle Anfragen, Interventionen beim Regierungskommissariat, beim Ministerpräsident und bei Antidiskrimmierungsstelle UNAR, Eingabe bei der Staatsanwaltschaft ...

Di., 11.06.2019 - 22:58 Permalink