Höchststrafe? Visionslosigkeit!
Paradoxerweise ist es gleichzeitig die politische Höchststrafe, wenn einem „Visionslosigkeit“ vorgeworfen wird. Eine Vision ist aber per se unrealistisch. Die Diskussion zu den Themen Autonomie, Selbstbestimmung und Unabhängigkeit strapaziert dieses Paradoxon in Südtirol bis zum Exzess. Deutungshoheit über die Realität versus Zukunftsvision. Politik sollte daher immer zweigestalt sein. Sie muss auf Basis der momentanen Gegebenheiten Realpolitik betreiben und gleichzeitig Konzepte für die Zukunft erdenken. Für Letzteres – und das lernen BWL-Studenten im ersten Semester wenn „Brainstorming“ auf dem Lehrplan steht – ist ein Parameter absolut unumgänglich: die Ergebnisoffenheit.
Diese Ergebnisoffenheit in der Zukunftsdiskussion fehlt in Südtirol. Sämtliche Vorschläge politischer Parteien zeichnen sich dadurch aus, dass sie Dinge a priori ausschließen, Tabus kreieren oder mithilfe des Prädikats „unrealistisch" Diskussionsverweigerung betreiben. Wenn ich jedoch etwas Neues schaffen möchte, muss ich nicht nur Bestehendes hinterfragen, sondern in der Folge auch Ungedachtes denken; sei es bei der Energieversorgung, beim Finanzsystem, beim Umweltschutz oder sonst einem Zukunftsthema. Fest steht allemal: Die Denkmäler haben wir den Visionären und nicht den Realisten gesetzt.
Konzepte
"Konzept (von lateinisch concipere ‚erfassen‘) bezeichnet in der deutschen Alltagssprache einen groben, nicht bis ins Detail ausgeführten Plan. Es kann sich um ein Metamodell oder eine Entwurfsplanung handeln, die eine übergeordnete oder eine vorläufige Sicht zu einem später auszuführenden Detailplan angeben." Wenn der "später auszuführende Detailplan" nicht innerhalb eines realistischen Zeitplans nachgeschoben wird, landen Konzepte stets im Reißwolf. Und: Nicht allen Visionären wurden Denkmäler gesetzt. Eine Vision allein ist noch längst keine Rechtfertigung.
Antwort auf Konzepte von Sylvia Rier
ad konzept
ok. in ermangelung passenderer synonyme habe ich mich wohl in der wortwahl vergriffen.
natürlich sind nicht alles visionen gut und werden nicht allen visionären denkmäler gesetzt. aber ohne besagte ergebnisoffenheit gibt es keine visionen. und visionen sind für mich schon die treibende kraft. alles, was wir heute als realität erleben, war irgendwann mal unrealistisch und reine vision. ich weigere mich einfach, etwas nicht denken zu dürfen, weil es nach diagnose einiger "unrealistisch" ist.
p.s.: kennst du ein denkmal eines bekennenden "realisten"?
Antwort auf Konzepte von Sylvia Rier
Nein, ich kenne keine
Denkmäler, die Realisten gesetzt wurden, aber mir fallen überhaupt keine Denkmäler ein, außer denen, die ein paar Kriegsherren oder von ein paar Kriegsherren gesetzt wurden, auch alles "Visionäre", in ihren Augen. Im Übrigen geht es ja nicht um die Vision per se, sondern um deine (eure) Vision, und - finde ich persönlich - auch viel weniger darum, ob sie "realistisch" ist, sondern vielmehr darum, ob sie "gut" ist.
Antwort auf Konzepte von Sylvia Rier
juhu!!!
"es geht nicht darum ob sie "realistisch" ist, sondern vielmehr darum, ob sie "gut" ist."
genau das versuch ich ja die ganze zeit zu sagen. endlich sind wir einer meinung.
Auch eine Vision bewegt sich
Auch eine Vision bewegt sich in einem Rahmen lieber Harald. Irgendeinen Rahmen wird es wohl immer geben müssen Harald. Mit der Ergebnisoffenheit hast du schon Recht, aber wenn ich eine Diskussion von "der Zukunft Südtirols" führe, dann betrifft das eine andere Ergebnisoffenheit, als wie wenn ich von der "Weiterentwicklung eines Autonomiemodells" spreche.
So oder so, nur weil wir hier von unterschiedlichen Definitionen sprechen, sollte man das nicht alles in einem Topf werfen finde ich.
Antwort auf Auch eine Vision bewegt sich von Klaus Egger
???
was meinst du mit rahmen?
in welchem rahmen bewegt sich die quantenphysik?
rahmen und vision vertragen sich nicht, denn ein rahmen begrenzt etwas innerhalb des zum jetzigen zeitpunkt denkbaren. die (bahnbrechende) vision zeichnet sich dadurch aus, dass sie diesen rahmen sprengt.
wenn die physik mittlerweile mittlerweile schon so weit ist, für unumstößlich gehaltene naturgesetze in frage zu stellen, wie können dann in der sozialwissenschaft per definition veränderliche und von menschen gemachte rahmen (sprich gesetzliche und vertragliche normen) die grenzen der visionen sein??? das ist doch absurd!
Antwort auf Auch eine Vision bewegt sich von Klaus Egger
Im aktuellen Spiegel steht
Im aktuellen Spiegel steht ein sehr guter Artikel über Wolfgang Schäubl und seine Arbeit. Über die Visionen und ihre politische Wirklichkeit. Ich finde er beschreibt sehr gut die Diskrepanz zwischen dem Wunsch nach ergebnisoffenen Visionsfindung und realpolitschem Arbeiten.
Ich hab versucht dir ein Argument hinzuschmeißen, aber gebe auch zu, es war schwach und ich kann dir nicht wirklich gegen halten. Deine Argumentation spricht von Dingen die nicht wirklich anfechtbar sind. Die ja für jeden vernünftigen Menschen etwas sind, dem man zustimmen müsste. Und doch gibt es für mich aktuelle politische Rahmenbedingungen die gewissen Visionen nicht den notwendigen Spielraum nach Ergebnisoffenheit geben. Und dann, das gebe ich ehrlich zu, beschäftige ich mich im Moment auch nicht damit. Mag falsch sein, mag visionslos sein, mag was auch immer sein. Aber ich finde die Vorstellung einfach zu romantisch irgendwo da oben ist die große Vision von was auch immer und hier unten verrecken wir im Sumpf des Turbokapitalismus.
Aber vielleicht habe ich dich auch jetzt wieder falsch verstanden. Dein Artikel hat mich echt verwirrt, geb ich zu.
Antwort auf Auch eine Vision bewegt sich von Klaus Egger
klarstellung
"Politik sollte daher immer zweigestalt sein. Sie muss auf Basis der momentanen Gegebenheiten Realpolitik betreiben und gleichzeitig Konzepte für die Zukunft erdenken."
... ist einer der kernsätze. realpolitik und vision schließen einander nicht aus. aber was geschieht, wenn die vision nicht mehr gelebt wird und nur mehr das "machbare" die oberste instanz ist, haben wir in der ära durnwalder erlebt. ich sage, es muss gleichzeitig möglich sein, eine derartig pragmatische realpolitik zu betreiben und visionen auszuarbeiten. für letzteres muss ich mich jedoch des realpolitischen rahmens entledigen. diesen hat ja auch durnwalder einigermaßen ausgereizt. das hat aber nichts mit visionen zu tun.
Antwort auf Auch eine Vision bewegt sich von Klaus Egger
Rahmen und Visionen...
Klaus Egger hat meiner Ansicht sehr wohl richtige Bedenken geäußert. Wollen und brauchen wir denn keinen Rahmen? Der Rahmen in Südtirol dürfte wohl die Gleichheit aller Bürger gleich welcher Zunge sein, das Recht auf die Gleichstellung der eigenen Sprache und der eigenen Kultur sowie das Recht daß das eigene Land das auch widerspiegelt; Toponomastik bsw. mA inklusive. Nein; Rahmenlosigkeit gefällt mir nicht. Dazu war das ganze 20. Jahrhundert mit 'rahmenlosen Visionären' komplett überfrachtet an deren Folgen wir heute noch zu knabbern haben. Nein Harald; so wird das nix. Halte Deinen Beitrag oben schlichtweg für naiv; die ganzen Bösewichter die sich ganz besonders über Rahmenlosigkeit freuen werden werden gar nicht erst berücksichtigt. Daher; jede Diskussion und natürlich auch die Zukunftsdiskussion braucht einen von allen Bürgern akzeptierten Rahmen; ansonsten könnte uns auch die 2/3 Demokratiefarce zuwinken.
Antwort auf Auch eine Vision bewegt sich von Klaus Egger
lieber martin
du hast mich leider nicht ganz verstanden. ich versuch's zu erklären:
das was du da schreibst, verstehe ich nicht als rahmen sondern als ziel. im moment verläuft die diskussion so, dass wir ein ziel nur innerhalb eines gewissen rahmes anstreben können. ich würde hingegen vorschlagen, das wir ein ziel definieren und dieses visionär verwirklichen. als ziel verstehe ich in diesem falle (und im gegensatz zur ziel und prozess-unterscheidung bei unabhängiger staat und selbstbestimmung) das "soziale ziel". die software, nicht die hardware. so könnte zum beisspiel das ziel lauten: "ein sozial gerechtes, friedliches, nachhaltig wirtschaftendes, gleichberechtigtes südtirol". den weg dort hin - die vision - darf ich mir aber nicht durch rahmen ("aber nur innerhalb der autonomie", "hauptsache ohne italien") verbauen. das meine ich.
ein beispiel zum besseren verständnis: ein mensch hatte einmal den traum vom fliegen. nach der derzeitigen südtiroler logik bekäme er zu hören: "fliegen? super! aber nur mit der hubschraubertechnik da vincis. alles andere ist unrealistisch." verstehst du, wieso derartige rahmen visionen bremsen, wo es am ende doch nur ums fliegen geht?
Antwort auf Auch eine Vision bewegt sich von Klaus Egger
Nein, Nein...
Weis sehr wohl was ich schreibe und das Geschriebene verstehe ich nicht als Ziel sondern als Rahmen dem sich jedes Ziel unterzuordnen hat. Sieh; es gibt auch das Sprichwort daß der Weg das Ziel ist. In Südtirol kann es dabei leicht sein daß der Weg das Ziel für immer verändern kann; un da kommt der starke Rahmen ins Ziel. An das 'Ergebnisoffen' glaube ich noch weniger; hier in Südtirol will ja Jeder seine Vision verkaufen; Du bsw. Dein BBD Modell; andere halt dann ein anderes. Meiner Ansicht braucht gerade unser Land einen starken Rahmen; ansonsten wird die Vision zum Nachteil einer Gruppe.
Zuletzt; ich mag keine intellektuelle Überheblichkeit; ich verstehe ganz genau was geschrieben steht und meine ganz genau was ich schreibe. Und ich kenne meine Pappenheimer. ;)
Am Anfang einer Vision sollte erst einmal eine Vertrauensbasis entstehen; als Fundament einer Vision. Und Nein; die gibt es in Südtirol (noch) nicht.
Antwort auf Auch eine Vision bewegt sich von Klaus Egger
@ martin
nein. angesichts deines, silvias und klausens kommentar liegt die schuld bei mir, da ich mich wohl missverständlich ausgedrückt habe. denn die kommentare zeigen, dass ihr das, was ich geschrieben habe, nicht so verstanden habt, wie es gemeint war. habe den text ziemlich in eile formuliert und daher rührt wohl auch die unschärfe.
Antwort auf Auch eine Vision bewegt sich von Klaus Egger
Martin verwechselt den Rahmen
Martin verwechselt den Rahmen in der realen Politik mit dem Rahmen bei der Entwicklung von Visionen. Doch genau um diese notwendige Unterscheidung geht es: Wenn wir gesellschaftlich eine ergebnisoffene Diskussion führen wollen (was nicht ausschließt, dass einige — wie BBD — einen konkreten Vorschlag unterbreiten) dürfen die Menschenrechte unser einziges Tabu sein. Nochmal: Es geht um die Diskussion und eine Diskussion muss eine demokratische Gesellschaft vertragen, immer und völlig egal, wie hart sie geführt wird. Was dann in reale Politik umgesetzt wird, kann nur das Ergebnis dieser Diskussion sein, ein Ergebnis, das nicht notwendigerweise alle befriedigt (vielleicht bin ich dann ja unzufrieden, weil am Ende der Diskussion ein Ergebnis steht, das mir nicht gefällt). Aber es muss wenigstens möglich sein, ohne Denkverbote und Verweigerungen über alles zu reden. Das fehlt mir derzeit in Südtirol und was mich ganz besonders stört, ist, dass man gerade nicht imstande ist, den Grünen die nötige Offenheit abzuringen... eigentlich ja ein Widerspruch.
Antwort auf Auch eine Vision bewegt sich von Klaus Egger
@pérvasion schreibt und meint
@pérvasion schreibt und meint ja im Prinzip ja in seinem letzten Kommentar das gleiche wie ich; nur daß mein Rahmen ein paar weitere Besonderheiten aufweist und daß 'Menschenrechte' bei mir weiter gefasst werden als bei ihm; die beinhalten bei mir bsw. auch die Namen und das Recht daß die Heimat auch die eigene Kultur wiederspiegelt. Un Nein; die die den Bedingungen und dem Rahmen oben nicht genügen sind für mich weder Gesprächs- noch Verhandlungspartner.
Welche Visionen?
Grundeinkommen, Energiewende, Basisdemokratie, Weltfrieden --- welche "Träume" sind im Rahmen und welche nicht?
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Als bekennender Freistaatskeptiker seie mir folgende Umdeutung von Haralds Titel erlaubt: Freistaatträume sind die Höchststrafe für die Visionslosigkeit der Autonomisten.
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Wenn nur halb soviel Energie in die Ausgestaltung der Autonomie gesteckt würde, wie in das Getöse gegen die "rahmenlosen" Visionen der anderen, würden die eigenen Vorstellungen nicht nur Rahmen und Namen, sondern auch Inhalte bekommen. Eine beherzte Vision, wohin sich denn die Autonomie weiterentwickeln könnte, haben wir bis dato nur von Thomas Benedikter gelesen. Interessanterweise wettert Thomas nicht über die anderen, sondern benutzt die bbd-Seite gar als Medium. Interessanterweise waren die "Autonomisten" ganz ganz still, als Thomas im Sommer seine 10 Thesen gepostet hatte, anstatt auf den Zug aufzuspringen und die Diskussion "im Rahmen" weiter zu gestalten.
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Ist "dagegen" wirklich konstruktiver als ein beherzteres "wofür", wofür eigentlich was genau? Vielleicht ist das beste Rezept gegen "rahmenlose" Visionen der anderen, mit ein bissel mehr Klarheit die eigenen, gerahmten Vorstellungen in die Welt zu tragen.
Antwort auf Welche Visionen? von Benno Kusstatscher
Top!!
Top!!
Antwort auf Welche Visionen? von Benno Kusstatscher
Den 'bekennenden
Den 'bekennenden Freistaatskeptiker' nehme ich Dir schlicht nicht ab; das mal ganz als erstes. Habe mich in der Vergangenheit öfters mit dem Ausbau der Autonomie beschäftigt; und dabei die Thesen Benedikters und Palermos diskutiert&kommentiert; hier auf Salto und auch auf SüdtirolNews. Persönlich stehe ich Palermos These näher einmal zuerst mit einem schmaleren Konvent zu beginnen und dann nach und nach immer weitere Teile der Gesellschaft einzubinden. Am Ende kann und soll man dann das Ergebnis dem Volk zur Abstimmung vorlegen. Auf Deine These ist es mir leicht sehr zu antworten zumal die 'Visionäre' eine Menge Energie darin stecken die Autonomie zu kritisieren, sie kleinzureden, zu diskreditieren oder sie gar anzufeinden. Das reicht bis zu Lächerlichkeiten wie bsw. I Phone Apps die manche bei uns auf deutsch nicht vorhanden sind; aber bitte, 'tutto fa brodo'.
Ein Dagegen wird es immer geben; die einen sind halt gegen die Autonomie. Und wie gesagt; das Ergebnisoffen nehme ich hier Keinem ab. Und ich denke auch kaum daß Sezessionisten ein Interesse daran haben können die Autonomie auszubauen zumal nichts einer Sezession mehr entgegenwirkt als eine gut funktionierende Autonomie. Die ganzen Separatismusbestrebungen in Europa haben berechtigten Forderungen nach mehr Autonomie und Minderheitenschutz bereits genug geschadet; solange Autonomie von Gewissen nur als Vorzimmer des Separatismus gesehen wird wird auf diesem Gebiet auch nix weitergehen; siehe Ablehnung der "Minority Safepack Initiative" der FUEV durch die EU Komission:
http://www.suedtirolnews.it/d/artikel/2013/09/17/minority-safepack-init…
Meine 'gerahmten Vorstellungen' habe ich genug in die Welt getragen; Euch wünsche ich Viel Spaß mit den 'Visionen'.
Antwort auf Welche Visionen? von Benno Kusstatscher
@ martin g.
1. benno ist eindeutig ein freistaatler: siehe http://www.salto.bz/de/article/13042013/der-freistaat-von-aussen-gesehen
2. ich würde noch weiter gehen als benno, aber das was er schreibt, tangiert genau das problem, das ich aufzeigen wollte.
3. bbd ist für die autonomie und wünscht sich - im gegensatz zur stf - eine hervorragend funktionierende autonomie und einen gesunden italienischen staat, der seine probleme hoffentlich besser zu lösen vermag als in jüngster vergangenheit. du willst in deinem fanatismus nicht wahrhaben, dass für uns das wohlergehen unserer gesellschaft einen höheren stellenwert hat, als die erreichung eines modells. wir würden uns zwar freuen, wenn man das bbd-modell irgendwann mal umsetzen könnte. dafür jedoch frieden und wohlstand im land aufs spiel zu setzen wäre wahnsinn. gleich welche "zukunftsvision" - sie darf nie zum selbstzweck verkommen.
Antwort auf Welche Visionen? von Benno Kusstatscher
@Martin
Ich muss ein schlechter Schreiber sein, wenn Du mir den Freistaatskeptiker immer noch nicht abnimmst. Du würdest mich wohl lieber als militanten Freistaatgegner sehen? Nein, nein, in so eine Schublade lass ich mich nicht stecken. Bei den Grabenkämpfen mache ich nicht mit.
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Ich muss eine schlechter Leser sein, da ich Deine oft tollen Beiträge hier auf Salto immer dankbar verschlinge. Aber ein Bild davon, wie Martin Geiers Autonomie 3.0 ausschauen könnte, konnte ich mir noch nicht machen. Klar, Rahmen und Namen hast Du stets klar abgesteckt, und auch ein Palermo spricht von Prozess, aber weder von Ziel noch von Inhalt. Das mag aus seiner Sicht klug sein, aber irgendwann muss das Ganze auch mit Inhalt gefüllt werden, ansonsten können halt viele die Sinnhaftigkeit nicht erkennen. Wen wundert's? Schick mir doch bitte einen Link, wo Du über Thomas seine Thesen diskutiert hattest. Ich lese das gerne nach.
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Ob denn die Selbstbestimmungsbestrebungen den Autonomiebestrebungen tatsächlich schaden, oder vielleicht auch nützlich sind, ist eine schwierige Frage und keine vereinfachte Feststellung. Auf jeden Fall wäre eine durchgeführte Selbstbestimmung mit pro-Italien-Ausgang eine schwere Keule zwischen den Knien der Autonomiebestrebungen. Den Vorwurf, diesen Trumpf im Ärmel leichtfertig zu verspielen, muss sich das andere Lager gefallen lassen. SB yes heisst nicht zwangsläufig SB now. Den verspielten Trumpf könnten wir irgendwann in Zukunft missen, aber wir sind Gott sei Dank weit von so einer Notlage entfernt. In dem Punkt bin ich ausnahmsweise ganz auf SVP Linie.
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Womit ich beim eigentlich Problem bin: bis dato konnte mir keine unserer werten Autonomieparteien ein Bild davon zeichnen, für welche Art von Weiterentwicklung der Autonomie sie eigentlich sind. Das ist für das Wahljahr, aber auch vor dem Hintergrund der Bürgerdemokratie oder auch der STF Volksbefragung schlicht und einfach zu wenig. Das Ergebnis kann man in so manchen TZ- und BBD-Blogs bzw. Kommentaren nachlesen.
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Niemand muss sich diesen vermuteten Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung als Vorwurf oder gar Häme auf sich sitzen lassen, aber zur Reflektion darf er gerne einladen.
Antwort auf Welche Visionen? von Benno Kusstatscher
@ benno
vergelt's gott für deine besonnenheit und redlichkeit. so stelle ich mir eine diskussion vor.
interessante diskussion
hab mir jetzt nochmals meinen ausgangstext durchgelesen und festgestellt, dass mehr auf basis des wissens um den hintergrund des schreibers als über den reinen text diskutiert wird. wäre interessant gewesen zu beobachten, was passiert wäre, wenn ich den text unter einem anderen namen veröffentlicht hätte.
der text lanciert ja kritik an autonomisten und sezessionisten gleichermaßen. mir ging es gar nicht um die gegenüberstellung zweier konzepte (die kommentare verknüpfen aber wieder alles nur mehr damit). mir geht es um die grundsatzdiskussion, die nicht stattfindet und nicht stattgefunden hat. stattdessen werden unumstößliche prämissen geschaffen (svp: nur im rahmen der autonomie; stf: hauptsache weg von italien). in meinen augen ist das dumm. wir machen den zweiten schritt vor dem ersten. die visionäre akademia ist die basis für die fakten. in südtirol wird versucht, fakten aufgrund nicht vorhandener grundlagen zu schaffen. die parteien versuchen ziemlich fantasielos etwas mit inhalt zu füllen, das eigentlich nichts ist - das gilt für die "vollautonomie" ebenso wie für den "freistaat". ergo: 1. schritt ergebnisoffene diskussion darüber, was wir wollen. nicht was martin g. will, oder was pervasion will oder was ich will (nicht der rahmen, sondern die art und weise, wie unsere gesellschaft aussehen soll). 2. ergebnisoffene diskussion über den weg dorthin. 3. ausarbeitung des konkreten konzeptes auf basis der vorher festgelegten wege und ziele.
Voreingenommenheit?
An sich kann man viel am Text von Harald kritisieren, aber mir fällt auf, dass sich fast jeder Kommentar auf etwas bezieht, was Harald gar nicht geschrieben hat. Und das ist DAS Zeichen, dass genau DAS fehlt, was Harald erreichen will: ergebnisoffen, unvoreingenommen und auf Augenhöhe über die Zukunft unserer Landes zu diskutieren. Doch genau das ist nicht möglich, da zu viele Menschen hier im Land, und ja, auch hier auf Salto, diesen "Rahmen" für unser Land so eng, so subiektiv gesetzt haben, dass ein Abweichen davon vielleicht als Schwäche ausgelegt werden könnte, und das ist ein Zeichen,ja leider ein trauriges Zeichen für unser Land.
Antwort auf Voreingenommenheit? von Manfred Gasser
das gefühl habe ich auch
ich sehe das auch so, manfred. ich habe bei der neuerlichen lektüre meines textes auch erkannt, dass er unschärfen aufweist. ironischerweise wurden aber nicht diese, sondern dinge, die ich gar nicht geschrieben habe, kritisiert. irgendwie bin ich froh darüber, da es tatsächlich - wie auch du feststellst - beweist, dass das, was ich kritisiere, tatsächlich so ist.
Haben wir denn
eigentlich sonst keine Probleme, an denen wir unsere visionären Fähigkeiten austesten könnten? Frage ich mich jetzt schon seit längerem.
Antwort auf Haben wir denn von Sylvia Rier
Probleme?
Hallo Silvia,
wenn du von "sonst keinen" Problemen sprichst, welches wäre dann das Problem, das hier so spezifisch angesprochen wird?
Übrigens, Harald schreibt doch nicht von Problemen, sondern von Visionen für unser Land, vom Totschlagargument "unrealistisch", und was dieses Wort für unser Land bedeutet. Natürlich steht es dir frei, all das auf einen bestimmte Art zu deuten, aber ich könnte dir mehrere Visionen aufzählen, die mit oben genanntem Wort von verschiedenen Gruppen, Personen, und auch Parteien totgeschlagen werden.
BGE-unrealistisch; Vollautonomie-unrealistisch; BBT-unrealistisch; Selbstbestimmung-unrealistisch; SEL an Gemeinden-unrealistisch. Fällt dir noch was ein?
Antwort auf Haben wir denn von Sylvia Rier
Zugegeben, auch ich
habe Haralds Text mit seiner Vision, die wir alle kennen, dafür sorgt er ja sehr nachhaltig, verknüpft – zwar ohne direkten Anlass, aber wohl auch nicht gänzlich unberechtigt. Dies vorausgeschickt und in diesem Kontext ist auch mein Kommentar zu verstehen – ich finde es bald unerträglich, wie unsere „Visionen“ oder zumindest Harald’s und der seinen und sehr vieler Südtiroler immer nur und immer wieder um dieses Ur-Südtiroler-Problem kreisen, den Südtiroler Bauchnabel, als da wäre: der Deutschsüdtiroler „disagio“. „Probleme“ für Visionen? Ich sähe z. B. ein „autofreies Südtirol“ als Vision lieber als den BBT; die „europäische Region mit dem höchsten Glücksindex“ lieber als „Selbstbestimmung“, aber auch „Die Region mit der visionärsten Einwanderungspoltik“, „die vielsprachigste Region der Welt“, „die familienfreundlichste Region Europas“ usw. usf. Nicht zuletzt: Die Wahrheit in Sachen „unrealistisch“ ist (meine Meinung): Unrealistisch ist nur, was nicht gewollt ist. Das gilt natürlich auch in Sachen Harald’s Vision.
Antwort auf Haben wir denn von Sylvia Rier
Und warum willst du dann
Und warum willst du dann nicht (basis-)demokratisch ermitteln lassen, was von der Bevölkerung (und nicht von mir oder von dir) gewollt ist? Dass das ein Dauerthema bleibt, ist doch ein Indiz (aber freilich kein Beweis), dass es vielen Menschen wichtig ist.
Antwort auf Haben wir denn von Sylvia Rier
Ich habe nichts gegen
diese basisdemokratische Abstimmung, habe ich nie gesagt, ich habe aber etwas gegen das Thema dieser basisdemokratischen Abstimmung, und ich finde auch, es wird künstlich und mit viel Aufwand warmgehalten und hoch geschaukelt, geht jedoch letztendlich weit an den Bedürfnissen der Bevölkerung vorbei. Harald sagt es ja übrigens selbst, dass er immer öfter hört: Wir haben andere Probleme.
Antwort auf Haben wir denn von Sylvia Rier
komplett verwirrt
jetzt hast du mich komplett verwirrt: du hast nichts gegen die abstimmung aber etwas gegen das thema der abstimmung???
freilich haben wir andere probleme, aber ich halte das argument "wir haben andere probleme" für hirnrissig. dieses argument suggeriert, dass wir uns um besagtes problem nicht kümmern sollten, weil es wichtigeres gibt. nach dieser logik dürften wir keinen cent in kultur oder ähnliches investieren, solange es noch armut gibt und menschen auf dieser welt verhungern. man sagt oft den frauen nach, dass sie multitaskingfähig wären. also ich traue einer gesellschaft, der politik und auch mir selbst zu, mehrere probleme unterschiedlicher hierarchie gleichzeitig anzugehen und zu lösen.