Sag niemals "Alto Adige"
Im Hotel Mondschein wurde heute Morgen von der Jungen Süd-Tiroler Freiheit die diesjährige Ausgabe ihres Merkheftes für Schüler vorgestellt. Es liege der Partei am Herzen, Schülern auch dieses Jahr ein Heft mit „direktem Lokalbezug zu Tirol“ mitzugeben. 2.000 Exemplare sollen ab Ende August in ganz Tirol verteilt werden.
Das Heft ist gefüllt mit Volkssagen, Dialektwörtern, historischen Beiträgen und Tiroler Persönlichkeiten. Der thematische Fokus auf dieser Ausgabe liegt auf der faschistischen Ortsnamengebung in Südtirol, den Südtiroler Freiheitkämpfern Jörg Klotz und Luis Amplatz, dem zerstörten Stadtteil Hof in Bozen und dem 100-jährigen „Friedensdiktat“ von Saint-Germain.
Sag niemals...Alto Adige
So findet sich im ganzen Heft die Rubrik „Sag niemals...Alto Adige“ wieder, die über die italienischen Namenserfindungen für Orte in Südtirol des Faschismus aufklären solle. Sie sollten nicht mehr von Schülern verwendet werden, weil sie laut Bezirkssprecher Cristian Kollmann noch immer manipulative Zwecke haben. „Mit einer Anleitung werden die Schüler dazu hingeführt, faschistische Ortsnamen generell nicht mehr zu verwenden.“ Im Laufe der Präsentation wird dann noch öfter die Meinungsfreiheit in Südtirol betont.
Das Merkheft solle einen Bildungsauftrag erfüllen, die Schüler aufmerksam machen gegenüber den in der Schule wenig thematisierten Freiheitskampf, „Kulturverbrechen“ in Südtirol. Aufgrund der Kontroversen und Debatten der letzten Jahre wird auch jetzt noch einmal auf ein Rechtsgutachten aufmerksam gemacht. Demnach seien Schulen nicht berechtigt, Werbemittel wie das Merkheft zu verbieten.
„Es soll bei Schülern das Gespür für die Einheit Tirols fordern.“
Um die Jugend aktiv einzubeziehen, gibt es den Aufruf, sich mit einer im Merkblatt enthaltenen Sprechblase abzulichten, auf der „Unser Unterricht bleibt DEUTSCH!“, steht. Denn: „Mehrsprachige Schulen und Sprachexperimente sind vor allem über Minderheiten gefährlich“, denn sie hätten die Assimilation an das Italienische zur Folge, sagt Vize-Landesjugendsprecherin Melanie Mair.
„Es soll bei Schülern das Gespür für die Einheit Tirols fordern.“, heißt es heute. Aber nicht nur das: das Heft grenzt ab, zwischen denen, die historisch in Südtirol verbrochen haben, und denen, die „die unangenehmen Auswirkungen, die bis heute zu spüren bekommen“, zwischen Italienischsprachigen und Deutschsprachigen.
Mit Aktionen wie der Herausgabe des Merkblattes oder einem kürzlich stattgefundenen Gewinnspiel, in dem besonders patriotische Tirol-Tattoos mit Alpenflair-Tickets gekürt wurden, versucht die Süd-Tiroler Freiheit die Jugend massiv zu polarisieren. „Die politisch kontroversen Diskussionen haben das Merkheft bei Schülern nur noch begehrter gemacht“, heißt es bei der Vorstellung. Eine eigentümliche Behauptung bei 2.000 gratis verteilten Heften, die für manche Schüler vielleicht auch nur das sind – Schulhefte. Allerdings mit einem schleichenden, manipulativen Unterton, der Patriotismus als Muss fordert und ein Miteinander der Sprachgruppen unterbinden möchte.
„Die Verteilaktion ist immer eine gute Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen“, so Tobias Innerhofer. Um verschiedene Meinungen auszutauschen und zu diskutieren. Am Ende der heutigen Vorstellung blieb es dennoch recht still.
Eigentümlich finde ich nur
Eigentümlich finde ich nur die Behauptung, dass die STF mit diesem Merkheft "ein Miteinander der Sprachgruppen unterbinden möchte". Ich habe italienische Bekannte, die sich konsequent weigern, die faschistischen Ortsnamen zu verwenden. Das scheint mir wohl auch das Anliegen des Merkheftes zu sein, und auf dieser Basis ergibt sich ein fruchtbares Miteinander der Sprachgruppen ganz von allein. Übrigens: Wenn ich nach Polen fahre, dann würde es mir nie in den Sinn kommen, die von den Nazis erfundene Ortsnamen wie z.B. Litzmannstadt zu verwenden. Was ist an den faschistischen Ortsnamen in Südtirol besser?
Antwort auf Eigentümlich finde ich nur von Hartmuth Staffler
Ich verstehe daß STF bzw. die
Ich verstehe daß STF bzw. die Freiheitlichen mit dieser Sprachenoffensive ihre eigene politische Existenz bemerken wollen, aber ich verstehe nicht warum diese Diskussion immer so stürmisch in der Gesellschaft ist.
Jede Sprachgruppe kann freilich ihre Ortsnamen verwenden. Wenn ich auf deutsch mit deutschsprachige Südtiroler rede, selbstverständlich verwende ich deutsche Ortsname. In restlichen Italien oder mit italienischprachige Südtiroler ist das Gegenteil. Es handelt sich bloß um eine Sache von Verständlichkeit.
Letzte Überlegung . In den Büchern, Zeitungen und deutsche Texte werden noch heutzutage immer die deutsche Ortsname Osteuropa verwendet. Ich interessiere mich an die deutsche Geschichte und habe nie hierzu Ceske Budejovice, Sopron, Wroclaw gelesen, sondern Budweis, Odenburg, Breslau usw. Es handelt sich immer um Verständlichkeit und das hat nichts zu tun mit Faschisten, Nazis oder andere Geiste aus der Vergangenheit.
Antwort auf Ich verstehe daß STF bzw. die von Paolo Carbone
Es stimmt tatsächlich, dass
Es stimmt tatsächlich, dass die historischen Ortsnamen Südtirols, die in der Zeit des Faschismus verboten waren, heute verwendet werden dürfen, ohne dass man deswegen im Gefängnis landet. Es stimmt aber auch, dass immer noch nur die faschistischen Namenserfindungen amtlich sind, während die historischen Ortsnamen nur geduldet werden. Der Vergleich mit den deutschen Ortsnamen in Osteuropa ist interessant. Es gibt auch dort historisch gewachsene deutsche Ortsnamen, sowohl Exonyme als auch Endonyme. Zusätzlich hat es im Osten auch Namenserfindungen der Nazis gegeben. Historische Ortsnamen des Ostens zu verwenden, ist durchaus berechtigt, wer die von den Nazis erfundenen Namen verwendet, macht sich auch heute noch an diesem Kulturfrevel mitschuldig. Diese Überlegungen treffen wohl auch auf Südtirol zu, nur dass es hier nicht die deutschen Nazis, sondern die italienischen Faschisten waren, die den Kulturfrevel begangen haben.