Es ist eine Nachricht, die kaum überrascht: Matteo Renzi kehrt dem Partito Democratico den Rücken. In einem Telefongespräch mit Parteichef Nicola Zingaretti kündigte der ehemalige Premier am Montagabend seinen Austritt an: "Non vedo il partito come nemico, ma manca una visione del futuro. Uscendo faccio chiarezza nel governo, che sarà piú forte."
Leere Polit-Rhetorik war schon immer ein Markenzeichen Renzis. Mit 34 stieg er zum Bürgermeister seiner Heimatstadt Florenz auf, mit 39 zum jüngsten Regierungschef der italienischen Geschichte. Er versprach, alles neu und alles anders zu machen, die Politik umzukrempeln. Dabei blieb er stets auf sich selbst fixiert – wie vorher nur sein Gegenspieler Silvio Berlusconi.
Die Beliebigkeit seines Polit-Geschwätzes begleitet auch seinen Abgang aus der Partei: "Mi piace da impazzire quando mi danno per morto. Se lascerò il Partito Democratico sarà perché mit buttano fuori. Forse vale la pena di prendere atto che non c'é più altra soluzione. Lascio il PD e sarà un bene per tutti. La mia decisione non avrà ripercussione sulla tenuta dell'esecutivo."
Entzaubert hat sich Renzi im Lauf der Jahre selbst – nicht zuletzt, indem er die Volksabstimmung über die Verfassungsreform zu einem Referendum über seine Person umgestaltete, das er deutlich verlor. Dass er seine Partei in diesem kritischen Moment und wenige Wochen vor der Regionalwahl in Umbrien verlässt, ist erneuter Ausdruck seiner egomanen Denkweise. Noch ist unklar, wie viele Parlamentarier ihn begleiten.
Luca Lotti dürfte ebenso im PD bleiben wie Lorenzo Guerini, Ettore Rosato. Teresa Bellanova und Davide Faraone gehen. Matteo Salvini kann sich die Hände reiben über die parteiinternen Konflkte in der Opposition.
In der Kammer dürfte Renzi über die für die Bildung einer Fraktion notwendigen 20 Abgeordneten verfügen. Im Senat wurde der Fraktionswechsel durch eine neue Regelung erschwert, die dasselbe Listenzeichen wie bei der Wahl erforderlich macht. Möglich wäre daher nur ein Wechsel zur gemischten Fraktion.
Am Abend sicherte Renzi Premier Giuseppe Conte in einem Telefongespräch seine weitere Unterstützung zu. Dabei mag sich der Regierungschef wohl an den Ministerpräsidenten Enrico Letta erinnert haben, dem Renzi 2014 versichert hatte: "Stai sereno, Enrico." Zwei Tage später stürzte er ihn.