Tod und Sterben ein Tabu
Was verstehe ich unter stolzen Seelen? Sie sind mit dem Bewußtsein gestorben, ein erfülltes Leben gehabt und ihre Lebensaufgabe erfüllt zu haben und rechtzeitig gestorben oder selbstbestimmt aus dem Leben geschieden zu sein. Und das ist eine Leistung, die heute nicht mehr oder noch nicht leicht zu erreichen ist.
Wer hat heute noch das Glück eines natürlichen Todes zu sterben? Nicht an Grippe – nein wir werden angehalten uns dagegen zu impfen und Massen laufen hin! Viele wünschen sich, an einem Herzinfarkt zu sterben. Keine Chance, denn du wirst gerettet, wiederbelebt, schon im Rettungsauto an Geräte angeschlossen und im Krankenhaus in der Reanimationsabteilung wieder aufgepäppelt, dann wieder nach Hause geschickt mit einem Paket lebensverlängernder Medikamente, über deren pünktlicher Einnahme dann andere wachen. Du mußt dich dann gesund ernähren, dich regelmäßig bewegen, usw. denn die Gesellschaft, die kirchliche Moral, die Ärztelobby sowie die Pharma- und Medizintechnik-Branche wollen es so. Nur einfach so sterben? Das wäre noch schöner!
Männer sind da noch „vernünftiger“: Sie gehen weniger zum Arzt, machen wenig Vorsorge, sterben häufiger bei der Arbeit, bei Auseinandersetzungen, bei Rettungseinsätzen, mit dem Auto, am Berg, bei Risiko-Sportarten, usw. und scheiden häufiger selbstbestimmt aus dem Leben. So sparen sie sich vielleicht fünf Jahre. Aber auch gegen diese „Unverantwortlichkeit“ wollen die obenerwähnten vorgehen. Die Männer sollen gefälligst auch………..! – sagen die Kommunikationsabteilungen.
Und wenn du nach reichlicher Überlegung zum Schluss kommst, dass du ein erfülltes Leben gehabt und deine Lebensaufgabe erfüllt hast und aus dem Leben scheiden möchtest, du hast keine Chance; denn wenn du – so wie man früher sagte – in Wasser gehst, dann springt dir sicher ein tapferer Feuerwehrmann hinter her und bringt dich ans Ufer und dann läuft’s wieder so, wie ich schon oben beschrieben habe. Zudem werden wir alten Menschen dauernd angehalten gesund zu essen, wenig Alkoholisches zu trinken,uns steht’s zubewegen, regelmäßig zur Vorsorge zu gehen und alles zu nutzen, was die moderne sündteure Medizintechnik für dich bereit hält: neue Gelenke, neue Organe, neue Herzklappen, u.n.v. mehr. Und so werden wir dauernd älter, werden senil, dement, oft aggressiv und ungut gegenüber den Pflegenden, werden Pflegefälle – obwohl wir dies alles niemals wollten und uns wünschten, noch rechtzeitig vorher zu sterben. Es gibt zu wenig Ärzte und Pfleger. Also werden wir von osteuropäischen oder lateinamerikanischen Frauen, die uns nicht verstehen und die wir nicht verstehen, versorgt. Defacto werden wir entmündigt; andere bestimmen über uns; du hast keine Chance mehr, zu genügend Schlafmittel zu kommen, sodass du für immer einschlafen könntest.
Diesbezüglich – also zur Frage der aktiven und passiven Sterbehilfe – steht im Parlament ein Gesetzesentwurf zur Diskussion. (Siehe Berichte in den Medien)! Hoffentlich geht etwas weiter; am besten wäre ein Lösung, wie in den Niederlanden oder Belgien; zumindest so, wie in der Schweiz! Nicht alle können sich leisten, in die Schweiz zu fahren um dort einen Becher mit einer tödlichen Dosis Anästhetikums zu erhalten, das viel Geld kostet.
Ein bißchen könnten wir uns auch selbst helfen: keine neuen Organe zu verlangen, die bedrohlichen Krankheiten zu akzeptieren und teure aufwendige Therapien abzulehnen! Das kann man! Man kann auch eine Patientenverfügung machen und dort festschreiben, welche lebensverlängernden Therapien man auf jeden Fall nicht zustimme. Leider kann man nicht festlegen, von keinem Defibrillator geschockt bzw. nicht reanimiert zu werden. Einfach natürlich sterben wird nicht zugelassen! Was man aber schon kann – daran denkt kaum jemand: man kann die lebensverlängernden Medikamente ablehnen oder jene, die man nimmt, langsam abbauen. Dazu bräuchte es oft die Hilfe des Hausarztes, aber die drücken sich meistens vor der Verantwortung. Also bleibt nur, sie einfach nicht zu nehmen und sich im Falle zu weigern, in ein Krankenhaus zu gehen. Und die Verwandten und Pflegenden sollen diesen Wunsch respektieren!
Ich weiß, dass dies alles nicht so leicht zu verändern ist. Man muss aber eine Diskussion darüber entfachen, dass man mit diesen hysterischen Aufforderungen, etwas zu tun, um das Leben zu verlängern, den Tod zu vermeiden, aufhören muss! Man sollte alles tun, damit es den Menschen gut geht, solange sie aktiv, bewußt und mit Freude leben. Sobald sie aber schwere Krankheiten haben, lebensmüde sind, an Altersdepression und/oder Demenz leiden, den Wunsch äußern, dass Gott sie abberufen möge oder sie einfach sterben möchten, dann muss man diese Wünsche ernst nehmen! Man sollte Hilfe für einen gewünschten, würdigen natürlichen Tod leisten!
Man könnte da auch über die verzerrte Alterspyramide, und was das mit der Gesellschaft macht, diskutieren. Darüber, ob die vielen (teils Hunger-)-Renten für die zunehmende Zahl der Rentner (die Geburtenstärksten Jahrgänge gehen z.Z. in Pension) noch weiter ausbezahlt werden können? Ob die steigenden Sanitätskosten weiter erschwinglich sein werden? Ob der erleichterte rechtzeitige Tod nicht auch Ärzte und Pfleger entlasten würden?
Aber für diese Feiertage reicht wahrscheinlich dieser tabuisierte „Happen“.
Vom Tod zu sprechen, ist in unserer Gesellschaft schon ein Tabu, geschweige dem von irgend einer Form von Sterbehilfe.
Ich habe letztes Jahr einen
Ich habe letztes Jahr einen Beitrag mit ähnlicher Thematik geschrieben: https://www.salto.bz/de/article/23092018/weder-freitod-noch-aktive-ster… und deshalb gehe ich mit dem Autor ziemlich d`accord.
Aber Herr Lechner, wenn Sie nicht mehr merken, dement zu sein, ist es Ihnen dann noch wichtig, am Leben zu sein?
Antwort auf Ich habe letztes Jahr einen von Sepp.Bacher
Kann dem nur zustimmen, was
Kann dem nur zustimmen, was ich da lese. Es sollte wirklich der letzte Wille der Betroffenen, an erster Stelle stehen - sonst nichts.
„Was verstehe ich unter
„Was verstehe ich unter stolzen Seelen? Sie sind mit dem Bewußtsein gestorben, ein erfülltes Leben gehabt und ihre Lebensaufgabe erfüllt zu haben und rechtzeitig gestorben oder selbstbestimmt aus dem Leben geschieden zu sein. Und das ist eine Leistung, die heute nicht mehr oder noch nicht leicht zu erreichen ist“.
Schön dargelegt.
Und auch ich möchte, wenn es denn einmal so weit ist, in Frieden und halbwegs bei Sinnen, sterben. Ich möchte mir den Tod nicht nehmen lassen, das letzte Abenteuer hier auf Erden. Mein Leben ist erfüllt.
Daher mein nächstes Vorhaben: die Patientenverfügung.
Antwort auf „Was verstehe ich unter von Peter Gasser
Längst erledigt und wie mir
Längst erledigt - und wie mir meine Hausärztin zu verstehen gab: der Andrang ist groß. Es gibt wohl so einige, die nicht die geringste Lust haben würdelos und/oder leidvoll dahin zu vegetieren und (medizinisch-künstlich am Leben) auf Gefatter Tod zu warten.
Die Politik müsste längst umdenken, aber im Papst-Staat dürfte das nochmals schwieriger sein. Auch die Pharmakonzerne werden sich dagegen mit Händen und Füßen wehren, und es gibt auch genug Mediziner, die mit der pharmazeutischen Industrie ' zusammenarbeiten', nett formuliert.
Antwort auf Längst erledigt und wie mir von Elisabeth Garber
Oh, " Gevatter Tod" logo!
Oh, "Gevatter Tod" logo!
Antwort auf Längst erledigt und wie mir von Elisabeth Garber
Ja Frau Garber, da habe ich
Ja Frau Garber, da habe ich auch noch etwas zu erledigen. Als ich mich einmal vor Jahren damit beschäftigt und die Unterlagen studiert habe, war ich eher enttäuscht, dass man zwar einiges verfügen kann, dass aber der Arzt letztendlich die Entscheidung trifft.
Aber ich glaube, da gab es Neuerungen, und da muss ich mich kundig machen. Mir gefällt die Idee aber nicht, dass man die Patientenverfügung bei irgend einer Behörde aufbewahrt. Das kommt mir zu bürokratisch vor.
Antwort auf Ja Frau Garber, da habe ich von Weiser Mann
@Weiser Mann Eine Version des
@Weiser Mann Meines Wissens behält eine Version des Dokuments der Hausarzt und die andere Version der Patient. Man muss/sollte die Patientenverfügung auch zusammen mit dem Hausarzt erledigen, der die einheitliche Unterlage nur ausdrucken kann... und bei Unklarheiten sachkompetente Auskünfte gibt.
Antwort auf @Weiser Mann Eine Version des von Elisabeth Garber
Danke für die Infos, Frau
Danke für die Infos, Frau Garber! Ja das ist die Information, die ich auch hatte; ich war auch einmal bei einer Info-Veranstaltung des Ethikkomitees des Sanitätsbetriebes, wo der damalige Vorsitzende Herbert Heidegger referierte. Die Erinnerung, dass da etwas neues war, lies mich aber nicht los.
Bei meiner spontanen Recherche im Netz lese ich, dass seit dem 1. Jänner eine neue Gesetzesbestimmung in Kraft ist, die vorsieht, dass in Zukunft ein zentrales Register eingerichtet würde, wo die Patientenverfügungen erfasst werden. Bis dahin sollte man sie kostenlos in der Gemeinde deponieren, die sie wohl dann weiterleiten werden. Diesbezüglich habe ich meine Bedenken, speziell in Landgemeinden wo jeder jede kennt!
Herr Lechner, es geht mir
Herr Lechner, es geht mir darum, dass man klärt, ob man, nachdem man den Lethe überquert hat, noch leben möchte? Das heißt: nichts mehr mitkriegen aber die Menschen um sich und die Gesellschaft noch weiter zu belasten. Man kann das klären und rechtzeitig Klarheit schaffen und evtl. Vorbereitungen treffen.
Ja, es spricht nichts dagegen, am Leben zu hängen und es zu geniesen, so lange man es noch kann.
Es freut mich, dass doch
Es freut mich, dass doch einige Stellungnahmen gekommen sind. Danke! Mich überrascht, dass es kein wirkliches Contra gibt. Jedenfalls nicht schriftlich. Aber möglich, dass Ärzte und Moralapostel nicht typische salto-User sind. Aber bei einigen regelmäßigen Kommentatoren hätte ich mir schon kritische oder zumindest skeptische Bemerkungen erwartet.
Mir ist ein Anliegen, dass es zu dem vorliegenden Gesetzesentwurf, auch eine Diskussion geben sollte, aus der sich mögliche Vorschläge und Forderungen an die Südtiroler Parlamentarier ergeben könnten. Aber wahrscheinlich müsste es eine Organisation geben, wie jene, bei der die gebürtige Innichnerin Mina Welby in Rom aktiv ist. Ich habe jedenfalls nie etwas gehört und kenne auch niemandem in Südtirol, der/die sich für dieses Anliegen hergibt. Sollte jemand etwas wissen, bitte hier posten oder sich melden. Danke!
Meine Meinung dazu ist, Herr
Meine Meinung dazu ist, Herr Lechner, es stimmt, dass dies nicht in umgekehrter Reihenfolge passieren darf, sondern wie es Weiser Mann vorschlägt, die betroffene Person selbst entscheidet, da sie ja keinen Nutzen mehr hat, wenn sie von der Außenwelt nichts mehr selber wahrnimmt.
In der heutigen Dolomiten wird darüber berichtet, dass "Besonders teuer sind die neuen Immuno- bzw. Target-Therapien bei der Tumorbekämpfung." „Bis vor 3 Jahren wurden Lungenkarzinome mit einer Chemotherapie bekämpft. Diese kostete weniger als 1000 Euro. Die neuen Immuno-Therapien kosten zwischen 20.000 und 170.000 Euro“, "Aber im Gegensatz zum Trentino, wo eine Deckelung der Kosten bei den Krebstherapien angedacht wird, steht dies bei Widmann nicht zur Diskussion."
Seine Losung lautet: Prävention. Ja da vertritt er die selbe Meinung wie Sie. Meine persönliche Beobachtung ist aber, so lange jemand gesund ist, stirbt er nicht. Die meisten sterben auch im hohen Alter noch in folge von Krebs, eines Schlaganfalls oder eines Herzinfarktes.
Antwort auf Meine Meinung dazu ist, Herr von Sepp.Bacher
Ich lese in der Neuen
Ich lese in der Neuen Züricher Zeitung von heute (Martinitag), "Medikamente werden immer besser und teurer, die Menschen werden immer älter. Doch es gibt auch schwerkranke Patienten, die auf Therapieangebote verzichten." Also geht doch auch diesbezüglich etwas weiter!
https://www.nzz.ch/zuerich/krebspatienten-entscheiden-sich-manchmal-zum…
Herr Lechner, ich weiß nicht,
Herr Lechner, ich weiß nicht, welche Regelungen es in Österreich bezüglich Patientenverfügung bzw. Sterbehilfe gibt? Kann man bei euch nicht auch diesbezüglich ein "Testament" machen und etwas für den Fall vorzubestimmen?
Bezüglich Krebs habe ich andere Erfahrungen. Z. B. eine Tante von mir war immer gesund und mit 80 oder knapp darüber erhielt sie die Diagnose Krebs und hat entschieden, keine lebenserhaltenden Therapien zu machen.
Auch zum letzten Absatz meine Erfahrung: die Beschwerden und die Belastung kommt dann halt später.
Resümee: Wir haben verschiedene Meinungen, die von verschiedenen Erfahrungen her rühren.