Politik | Landtagswahlen 2013

Wipptal: Dreikampf um 12.000 Stimmen

Aus dem kleinsten Wahlbezirk des Landes ist der Sprung in den Landtag besonders schwer. 2008 schafften ihn mit Thomas Egger und Christian Egarnter beide Hauptkonkurrenten. Nun wird aus dem Duo ein Trio – allerdings mit unterschiedlichen Startbedingungen.


Großer Aufmarsch der SVP-Granden im Wahlbezirk Wipptal am vergangenen Sonntag. Am Tag nach der Landesversammlung waren Arno Kompatscher, Richard Theiner, Martha Stocker, Angelika Margesin, Thomas Widmann und Peter Gasser auf Einladung der Ortsgruppen Brenner ins entlegene Plerscher-Tal nahe dem Brenner angereist, um trotz Regenwetter Stimmung für die anstehende Wahl zu machen. Vor den Klängen der Trenser Buam wurde im Vereinshaus von St. Anton beim Familienfest „geratscht und gefeiert“ – wie der Landeshauptmannkandidat das Motto vorgab. Mittten drin, im bunten Gemisch aus Politprominenz, lokalen Parteifunktionären und dem eher spärlich vertretenen Publikum: die wichtigste Person des Tage, der Wipptaler SVP-Kandidat Stefan Hofer.

Ein Spätberufener sozusagen. Immerhin war seine Ernennung als bindender Bezirkskandidat erst Ende Juli mit einigem zeitlichen Abstand zu den anderen SVP-Bezirken erfolgt; nach einer endlos scheinenden Zitterpartie, die auch nach dem offiziellen Rückzug seines Widersachers Christian Egartner nicht enden wollte. Doch das ist mittlerweile Schnee von gestern, erklärt Stefan Hofer  am Sonntag mit seinem kleinen Sohn auf dem Schoß: „Denn heute herrscht im Bezirk Wipptal wieder eine Einigkeit, wie es sie lange nicht mehr gegeben hat“. Vor allem „der Christian“, der unterstütze ihn als Bezirksobmann mittlerweile voll professionell. „Spätestens wie er gesehen hat, dass ich mit allen Ortgruppen gemeinsam unser Wahlprogramm erarbeitet habe, war wieder Frieden im Haus“, so Hofer.

Konkurrenz von Bauern oder Wirtschaft

Rund 8000 bis 10.000 Stimmen braucht er laut eigenen Schätzungen für einen Einzug in den Landtag; im eigenen Bezirk hofft er rund die Hälfte davon zu bekommen. Etwas mehr als 12.000 Wipptaler gingen bei den vergangenen Landtagswahlen an die Urnen; 56 Prozent stimmten 2008 für die Volkspartei, knapp 20 Prozent für die Freiheitlichen, alle anderen Listen blieben unter fünf Prozent.

 „Ein gewisses Problem könnte der Konflikt zwischen den Richtungen und den Bezirken darstellen“, meint Hofer. Denn gerade als einziger Kandidat seines Bezirks steht der Arbeitnehmervertreter auch bei den Wipptaler SVP-Wählern in Konkurrenz mit den Richtungsvertretern von Bauern oder Wirtschaft auf der Landesliste, die ebenfalls die Stimmen ihrer Mitglieder fordern.

Doch auch dank des Wahlpaktes mit dem Eisacktalern, der eine gegenseitige Bewerbung der KandidatInnen vorsieht, sowie seinem eigenen Auftritt hofft Hofer auf die nötigen Stimmen. Immerhin hat der Unternehmer und bisherige Präsident des Dachverbands für Soziales seinem zeitmäßigen Rückstand im Wahlkampf bereits publicitywirksamen Aktionen entgegen gesetzt. So die Rücklegung seine Mandates als Präsident des Dachverbandes bis zu den Wahlen, aber vor allem sein Wahlplakat, auf dem er die Folgen seines Motorradunfalls im Alter von 18 Jahren thematisiert: mit gut sichtbarer Beinprothese unter dem aufgekrempelten Anzugbein. „Das war eine harte Entscheidung“, meint er, „aber letztendlich hat mich meine Beraterin davon überzeugt , indem sie gesagt hat: Du tust das nicht für dich, sondern für andere Behinderten“. Ob die Botschaft als provokant oder mutig ankommt  – klar ist, dass Hofer damit auch außerhalb seines Tals zumindest so einige der 45.000 Mitglieder des Dachverbandes für Soziales und Gesundheit ansprechen wird.

Ähnliche Botschaften

Im Wipptal selbst wird sich der SVP-Kandidat dagegen zumindest thematisch mit der politischen Konkurrenz ins Gehege kommen. Denn einige der wichtigsten Punkte der SVP Wipptal finden sich auch den Wahlprogrammen seiner beiden Hauptkonkurrenten wieder, also Thomas Eggers „Wir Südtiroler“ und der Freiheitlichen: ob der Kampf gegen die Verkehrsbelastung, Bürokratieabbau und Arbeitsplatzsicherung – und allem voran die Sicherung der Grundversorgung am Krankenhaus Sterzing. „Wir teilen zweifelsohne eine soziale Grundeinstellung“, bilanziert Thomas Egger den Vergleich mit Hofer, „Der wesentliche Unterschied zu Hofer ist, dass ich die klinische Reform immer bekämpft habe, während er Landesrat Theiner verteidigt hat, als bestimmt wurde, dass Primar Pfitscher im Krankenhaus Sterzing keine Tumoroperationen mehr machen kann.“ Auch darüber hinaus gibt sich der ehemalige Sterzinger Bürgermeister gegenüber dem SVP-Konkurrenten gewohnt angriffslustig. „Ein Rennen gegen Hofer ist für mich sicher günstiger als das Rennen gegen Egartner vor fünf Jahren“, meint er. „Denn Hofer ist im Wipptal noch relativ unbekannt, auch weil in Brixen wohnt und in Bozen arbeitet.“

Und was ist mit seinen ehemaligen Parteifreunden von den Freiheitlichen? Wie groß ist das Kuchenstück von den zuletzt knapp 20 Prozent, auf das er nach der Trennung von den Freiheitlichen hofft? Immerhin führte diese im vergangenen Frühjahr nach dem Rücktritt des Bezirksrates auch zu einer Spaltung in den Gemeinderäten des Wipptals: mit einem „Wir Südtiroler-Lager“ in Sterzing und Ratschings, und dem Freiheitlichen-Lager in Franzensfeste und Pfitsch – und der Gemeinde Brenner, die zumindest laut Egger noch zwischen  beiden Lagern schwankt. „Ich sehe mich nicht im Kampf gegen meine ehemaligen Kollegen “, gibt sich Egger hier diplomatisch. Neben Stimmen aus dem ganze Land und ehemaligen blauen Wählern hoffe er vor allem auf neue Wählerschichten, die nicht mehr SVP wählen wollen, aber die Freiheitlichen nicht wählen würden.“

Prominenter Spitzenkandidat 

Schwamm drüber, ist auch der Kurs, den der Freiheitliche Wipptaler Spitzenkandidat Pius Leitner in Sachen Thomas Egger fährt. „Dass seine Verwandtschaft in Sterzing und Ratschings nach unserer Trennung mit ihm gegangen ist, ist zu respektieren und Geschichte – und wir schauen in die Zukunft“, sagt er. Kann die im Wipptal nur gesichert werden, wenn der landeweite Spitzenkandidat auch im kleinsten Wahlbezirk als Nummer Eins ins Rennen zieht?  „Wir haben mit Karin Knoflach eine gute Kandidatin“, antwortet Leitner. Doch da man auf ein zweites Zugpferd im Wipptal setzten wollte, und dafür die Zeit zu kurz war, sei er auf Wunsch des Landesparteivorstandes eingesprungen. „Das heißt, ich werde das Wipptal in Zukunft in besonderer Weise mitbetreuen, wie ich es auch schon vor der Kandidatur von Thomas Egger für die Freiheitlichen gemacht habe“, sagt Pius Leitner. Da er selbst einräumt, wie „schwer sich die Wipptaler immer tun, Kandidaten in den Landtag zu bringen“, liegt auf der Hand, dass dies wohl auch für die Freienfelder Projektleiterin Karin Knoflach gilt. Vom einem Stimmenkampf mit Egger will Pius Leitner nichts hören.  „Wir machen keinen Wahlkampf gegen Egger, sondern für die Menschen“, sagt er. Vorrangiges Ziel sei vielmehr die absolute Mehrheit der SVP zu brechen. „Und wenn jemand nun glaubt, er müsse einer anderen Oppositionspartei die Stimmen wegnehmen, hat er das Thema verfehlt“.

 

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Klaus Schuster Mi., 02.10.2013 - 15:21

Also sehr geehrte Frau Pitro, liebe Saltoleser,
ich hoffe schon sehr, dass es mir bei den Wählerinnen und Wählern nicht so ergeht wie bei diesem ihrem Artikel ! Im Gegensatz zu meinen Mitbewerbern hier im Wipptal bin ich kein hauptberuflicher Politiker und war deshalb mit meiner Antwort auf ihre Anfrage über Facebook etwas zu spät dran.
Erstens haben die Grünen im Wipptal ein ansehnliches Potential an Stammwählern und im Gegensatz zu den Kandidaten anderer Parteien bin ich hier wohnhaft, ziemlich bekannt, habe nicht des öfteren mein Parteibuch gewechselt und aufgrund meines bisherigen Engagements beim Sport, bei Stop BBT, beim Dachverband für Umweltschutz usw. ein hohes Maß an Gölaubwürdigkeit.

Mi., 02.10.2013 - 15:21 Permalink