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Braune Netzwerke in Südtirols Wirtschaft

Die Folgen der Aus- und Rückwanderung für Südtirols Nachkriegsentwicklung. Ein Beitrag von Gerald Steinacher aus dem Buch "Einmal Option und zurück". Teil 2
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Foto: Privatarchiv

Das soeben bei Edition Raetia erschienen Buch „Einmal Option und zurück“, herausgegeben von Günther Pallaver, Leopold Steurer und Martha Verdorfer, liefert eine erste umfassende Analyse der Folgen der Aus- und Rückwanderung von 1919 und zeigt den langen Schatten der Option bis in die Gegenwart auf. Unter anderem in Bezug auf die Nachkriegskarrieren von ehemaligen SS-Angehörigen, wie der in den USA lehrende Historiker Gerald Steinacher in seinem Beitrag aufzeigt.


Nazi-Beamter Heinricher

Kurt Heinricher, geboren 1911 im noch österreichischen Trient, war ein Freund von Nicolussi-Leck. Beide studierten in Turin Rechtswissenschaften und ließen den engen Kontakt auch später nicht abreißen. 1937 machte Heinricher seine Rechtsanwaltsprüfung und engagierte sich daneben im „Volkstumskampf“ Südtirols. Die Freizeit verbrachte er mit Klettern, Skifahren und Schwimmen. Heinrichers Schwester Trude war ebenfalls politisch aktiv und engagierte sich als „Katakombenschullehrerin“, also im geheimen Deutschunterricht für Südtiroler Kinder, stark gegen die Italianisierung Südtirols. Im Juli 1933 heiratete sie Viktor Walch aus Tramin, der eine Weinkellerei besaß und im Weinhandel tätig war. Dennoch hatte er noch genug Zeit für politische Betätigung im Rahmen der Südtiroler NS-Bewegung. Wiederholt besuchte er ideologische Schulungen im Dritten Reichen (Sonthofen 1940, Gauschulungsburg Hohenwerfen 1943), wo seine Vorgesetzten ihn als weltanschaulich einwandfrei einstuften. Kurt Heinricher zog im Rahmen der Option nach Innsbruck und wurde er als „Regierungsrat“ ins deutsche Beamtensystem übernommen. Wie sein Schwager zeigte er eine klare Geisteshaltung: In einem politischen Schulungskurs über NS-Ideologie in Krössinsee 1940 lobten die Vorgesetzten sein fundiertes Wissen in allen Bereichen der Nazi-Weltanschauung und sahen in ihm einen idealen Kandidaten für das Amt des „Kreisleiters oder Gauamtsleiters“. Heinricher bezeichnete sich damals als „gottgläubig“ und bekannte sich somit zum atheistischen „NS-Glauben“. Im Dezember 1942 beantragte Heinricher die Aufnahme in die NSDAP, was mit 1. Oktober 1943 auch genehmigt wurde. Am 28. Dezember 1942 heirateten Kurt und Annelies (geborene Markart aus Meran) im Standesamt Innsbruck. Bilder sagen oft mehr als tausend Worte und das trifft auch in diesem Fall zu: Fotos vom feierlichen Hochzeitsempfang auf Schloss Maretsch bei Bozen zeigen die familiären und politischen Bande des jungen Paares. Auf ihnen sind unter anderem neben Volksgruppenführer Peter Hofer auch Viktor und Trude Walch (Heinricher) zu sehen.

Heinricher kämpfte am Balkan und in der Ukraine, wurde schwer verletzt und verlor seinen linken Arm. Ein Foto vom Frühjahr 1943 zeigt ihn nach seiner Genesung in Innsbruck mit Karl Nicolussi-Leck. Ab Herbst 1943 war Heinricher einer der mächtigsten Männer im deutsch besetzten Trentino. Dort war er als „Deutscher Verwaltungsberater des Trentiner Präfekten“ am Aufbau des „Trentiner Sicherungsverbandes“ (Corpo Sicurezza Trentino) beteiligt, einer lokalen Miliz, die auch gegen Partisanen in Norditalien eingesetzt wurde. Bis Ende April 1945 blieb Heinricher in Trient und begab sich dann nach Meran, wo er die Kapitulation der deutschen Wehrmacht in Italien erlebte. Nach Kriegsende betonte er seine korrekte Haltung im Trentino und erhielt in diesem Sinne im Oktober 1945 sogar ein Schreiben des Erzbischofs von Trient. Nach Kriegsende kehrte Heinricher wieder nach Innsbruck zurück und arbeitete als freier Mitarbeiter der „Landesstelle Südtirol“ an der Tiroler Landesregierung. In jenen Jahren schrieb er an seinem Opus „Südtirol und der italienische Nationalismus: Entstehung und Entwicklung einer europäischen Minderheitenfrage“, welches erst sieben Jahre nach seinem Tod im Jahre 1989/90 unter dem Pseudonym „Walter Freiberg“ veröffentlicht wurde. Schließlich fand Heinricher eine sehr gute Position bei der Firma Swarovski mit Hauptquartier im Nordtiroler Wattens.

Landwirtschaftstechnik und NS-Netzwerke

In Argentinien empfing Fuldner Nicolussi-Leck mit offenen Armen und verschaffte ihm Beschäftigung im Rahmen der Deckfirma „CAPRI“, in der einige hochbelastete NS-Täter unterkamen. Fuldner und Nicolussi-Leck teilten sich auch ein Büro in der Avenue (Avenida) Córdoba 374 im Zentrum von Buenos Aires. Unter den Firmenmitarbeitern erscheinen bekannte Namen, etwa der des einstigen SS-Brigadenführers und nach dem Anschluss Österreichs kurzzeitigen Wirtschaftsministers Hans Fischböck. Er entkam 1951 mit Reisedokumenten des Roten Kreuzes unter falschem Namen (Jakob Schramm) nach Argentinien. Auch in seinem Fall unterzeichnete Pater Draganović persönlich den Antrag auf einen Reisepass des Roten Kreuzes.

Nicolussi-Leck gründete bald seine eigene, sehr erfolgreiche Firma für Beregnungstechnik: „Nicolussi Aspersión“. Dabei arbeitete er eng mit Fischböck zusammen. Dank der Aufträge und Kontakte der Regierung von Juan Perón wurde Nicolussi-Leck auch bald wieder in Italien und Deutschland unternehmerisch aktiv. Besonders in Südtirol liefen viele Verbindungen aus Spanien, Italien, Deutschland, Österreich und Argentinien zusammen. Nicht zuletzt der Landwirtschaftssektor bot für ehemalige Nazis ein weites Betätigungsfeld. Dem Historiker Leopold Steurer zufolge hatten einige Südtiroler Unternehmer gute Kontakte zu Militärdiktaturen in Lateinamerika, wobei das große Geschäft im Verschachern von landwirtschaftlichen Maschinen bestand. Der landwirtschaftlich-technische Bereich war offenbar auch in Südtirol für ehemalige Nazis, die im Lande einen Job suchten, das bevorzugte Metier. Es gab zuweilen auch ideologische Seilschaften innerhalb des Landwirtschaftssektors, der nicht zuletzt im „Hauptverband Landwirtschaftlicher Genossenschaften“ organisiert war. Einige Netzwerke alter Kameraden und deren neue Karrieren in der Landwirtschaftsindustrie waren ein offenes Geheimnis. 1949 vermuteten die britischen Behörden im „Hauptverband“ in Bozen sogar das „Hauptquartier der Nazi-Bewegung in Südtirol“. Bei der Auflistung der führenden Köpfe innerhalb dieser Organisation wurde auch ein gewisser „Nicolussi“ an prominenter Stelle genannt. Die Seilschaften im Bereich Landwirtschaftstechnik lassen sich im Fall von Nicolussi-Leck sehr gut dokumentieren. Die um Weltanschauung, Freundschaften und Geschäftsinteressen gesponnenen Netzwerke florierten noch bis in die 1980er Jahre hinein. Nicolussi-Lecks engste Mitarbeiter waren Michael (Much) Tutzer, Ferdinand (Ferdl) Lauggas und Paul Hafner. Man kannte sich seit der Schul- oder Studienzeit und hielt während der NS-Zeit eng zusammen. Tutzer war ein wichtiger Funktionär der NS-Bewegung in Südtirol. 1943 schrieb er etwa an seine Vorgesetzten:

Im Jahre 1939 musste ich mein Hochschulstudium unterbrechen, da ich durch die Bekanntgabe der Umsiedlung unserer Südtiroler Volksgruppe mich restlos der geheimen NS-Bewegung, der ich seit 1933 als Mitglied und seit 1934 in der Landesführung angehörte, zur Verfügung stellen musste. Ich konnte einen wesentlichen Beitrag dazu beitragen, dass das einmalige Bekenntnis der Südtiroler Volksgruppe zu Deutschland […] erreicht werden konnte.

SS-Sturmmann Tutzer war ein enger Mitarbeiter des Südtiroler NS-Führers Peter Hofer. Er besuchte Kurse in Nazi-Weltanschauung für politische Führer an den Ordensburgen in Sonthofen, Krössinsee und Erwitte, wurde mit dem Alten-Kämpferwinkel ausgezeichnet und schrieb 1943 stolz über seine Karriere: „Ich bin SS-Führerbewerber.“ Im Mai 1942 wurde er in der Sowjetunion schwer verwundet und in ein italienisches Spital gebracht. SS-Hauptsturmführer Robert Kukla und Nicolussi-Leck intervenierten zu seinen Gunsten, damit er Urlaub bekam, um seinen Diplomvolkswirt abzuschließen.

Ferdinand Lauggas hatte einen ähnlichen Hintergrund in der „Volksgruppenführung“ und war 1943‒1945 Kreisleiter von Bozen. Paul Hafner trat 1941 in die SS ein und diente ab 1942 in der Waffen-SS-Division „Nord“ an der finnisch-sowjetischen Grenze. Dort mehrmals verwundet und hochdekoriert, war er ab Juni 1944 Ausbildner an der SS-Junkerschule Bad Tölz, wo er auch die SS-Grenadier-Division „Nibelungen“, das letzte Aufgebot der SS, mitaufstellte. Nach einigen Monaten alliierter Kriegsgefangenschaft in Bayern flüchtete Hafner nach Innsbruck, wo er 1949 das Wirtschaftsstudium abschloss.

Die ehemaligen Kameraden gründeten alsbald Firmen, die ihnen nicht nur beruflich eine neue Heimat boten. 1950 riefen Tutzer und Nicolussi-Leck die Firma „Aedes“ in Bozen ins Leben, die sich wie die Firma „Mengele und Steiner“ in Meran auf den Import landwirtschaftlicher Maschinen aus Deutschland spezialisierte. „Mengele und Steiner“ wurde 1969 auch deshalb gegründet, um der Frau und dem Sohn des Nazi-Arztes Dr. Joseph Mengele eine finanzielle Absicherung in ihrem Südtiroler Refugium zu bieten. In Südtirol konnte Mengeles Familie auf alte Netzwerke zurückgreifen. Dank eines Südtiroler Ausweisdokuments entkam Joseph Mengele unter dem falschen Namen Helmut Gregor aus Tramin 1949 der Justiz. Während der Flucht über Italien wohnte Mengele in der Montellostrasse 22 in Tramin, wie aus seinem Antrag auf ein Reisedokument des Roten Kreuzes ersichtlich ist. Ungeklärt ist bis heute, wie der Massenmörder zu dieser Unterkunft kam. Sowohl sein Akzent als auch der gewählte Falschname „Gregor“ wären in Südtirol sicher aufgefallen. Mangelnde Italienischkenntnisse hätten die italienischen Behörden im Land stutzig machen und Zweifel an der Südtiroler Herkunft des Herrn Gregor aufkommen lassen können. Aber Fragen wurden anscheinend nicht gestellt und die Seilschaften funktionierten offenbar gut – in Tramin und anderswo.


Nazi-Vergangenheit, Seilschaften und Profit

Unter dem Motto „Wo ein Aedes-Silo ist, hat der Bauer Geld wie Mist!“ gründeten die Kameraden um Leck und Tutzer 1950 die „Allgemeine Beregnungsgesellschaft m. b. H.“ (kurz ABG – italienisch „Generalpioggia“), die sehr erfolgreich Beregnungsanlagen in ganz Italien errichtete. Im Firmenstatut ist zu lesen: „Der Zweck der Gesellschaft ist der Vertrieb von Beregnungsmaterial und die Ausführung von Beregnungs-Gülle-Abwasser- und Wasserversorgungsanlagen aller Art, sowie die dazu erforderliche Herstellung und Beschaffung des entsprechenden Materials aus dem In- und Auslande.“ Nicolussi-Leck war zu dieser Zeit noch in Argentinien, die Bozner Kameraden hielten ihn aber regelmäßig über die Geschäfte (und den Zustand des „Südtiroler Volkskörpers“) auf dem Laufenden. Nach seiner Rückkehr aus Südamerika wurde Nicolussi-Leck 1953 einstimmig zum Geschäftsführer der Firma gewählt. Die Aktivitäten der italienischen Firma sollten die argentinischen Geschäfte von „Nicolussi Aspersión“ ergänzen. Die ABG wuchs rasch und bald wagten dort weitere Kameraden aus der „Kampfzeit“ beruflich einen Neuanfang. Ferdinand Lauggas war von Anfang an dabei, Dr. Kurt Heinricher kam 1954 hinzu und arbeitete ab 1955 im Rahmen der ABG eng mit Georg Thaler zusammen. Der Nordtiroler Thaler, ein ehemaliger SS-Unterscharführer,  war offenbar ein enger Vertrauter von Nicolussi-Leck. 1960 wurde Thaler technischer Direktor der ABG und 1964 schließlich zweiter Geschäftsführer an der Seite von Nicolussi-Leck. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Dr. Anton Lun aus Bozen, hatte einen ähnlichen Hintergrund: Er besuchte Schulungskurse an den NS-Ordensburgen Sonthofen und Hohenwerfen und betonte 1943 seine aktive Tätigkeit im Rahmen der „illegalen Bewegung“ der Südtiroler Nazis. Er war auch einer der Wirtschaftsexperten innerhalb der „Südtiroler Volksgruppe“. Die ABG expandierte und erlebte auch dank der engen Zusammenarbeit mit dem „Mannesmann“-Konzern in Düsseldorf ein rasches Wachstum.

Mannesmann

Der Ursprung von Nicolussi-Lecks Verbindung mit der mächtigen Düsseldorfer Mannesmann AG bleibt im Unklaren. Aber er nahm seinen Ausgang in Argentinien, vielleicht während Nicolussi-Leck als Verkäufer von Landwirtschaftsmaschinen für Porsche-Diesel-Motorenbau arbeitete, eine Sparte von Mannesmann. 1955 wurde „Nicolussi Aspersión“ in Argentinien zu einer Tochtergesellschaft der Mannesmann GmbH. Die Firma Lecks verfügte damals über ein Startkapital von 1,2 Millionen Pesos. Partner waren neben Nicolussi-Leck noch Hans Fischböck und ein gewisser Herr Spielmann. Der Sitz der Firma befand sich in den 1950er Jahren in der Avenida Belgrano 624 in Buenos Aires. Mannesmann gehörte ähnlich wie Thyssen oder Krupp zu den größten Industrieunternehmen Deutschlands. Nach dem Soziologen Rolf Wiggershaus handelte es sich nicht um ein Unternehmen unter vielen. Mannesmann war Gründungsmitglied der Antibolschewistischen Liga und finanzierte die NSDAP. Im Zweiten Weltkrieg übernahm das Unternehmen Fabriken in besetzten Ländern. Trotz einer kurzen Pause aufgrund von Kriegsschäden und der Intervention der Alliierten schaffte es Mannesmann, bis 1949 seine internationale Organisation wieder auf die Beine zu stellen und in den USA und Kanada Verkaufsstellen zu eröffnen. Es nahm auch schnell wieder seine Geschäftstätigkeiten in Brasilien und Argentinien auf.

Ungeachtet der Einflussnahmen der Alliierten erwarb Mannesmann die „Sociedad Tubos Mannesmann“ in Buenos Aires wieder zurück, inklusive der Zweigstellen in Argentinien, Chile und Brasilien. Bald darauf sollte auch die Partnerfirma von Mannesmann „Dalmine“ mit Sitz in Mailand eine Rohrfabrik in Argentinien gründen. Mannesmann hoffte, von den ambitionierten Modernisierungsplänen Peróns in Argentinien zu profitieren.

Auch bei Mannesmann gab es nach 1945 einige braune Kontinuitäten und Seilschaften. SS-Obersturmbannführer Bernhard Baatz zum Beispiel, Ex-Kommandant des Einsatzkommandos 1 und Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD in Estland, machte bald wieder Karriere in der Privatwirtschaft. Er wurde nach dem Krieg zum Direktor der Mannesmann-Wohnungsbaugesellschaft in Duisburg. Noch bekannter ist der Fall von Wilhelm Zangen. Dieser war von 1934 bis 1957 Vorstandsvorsitzender bei Mannesmann und hatte zahlreiche weitere wichtige Funktionen im Konzern (etwa als Generaldirektor und Aufsichtsratsvorsitzender) inne. Zangen trat der NSDAP 1937 bei. Als Leiter der Reichsgruppe Industrie und als „Wehrwirtschaftsführer“ war er nicht unwesentlich an den Kriegsvorbereitungen beteiligt. Zangen stand auf der alliierten Liste möglicher Kriegsverbrecher, wurde aber letztlich nicht vor Gericht gestellt. Stattdessen erhielt er 1956 für seine Verdienste das Bundesverdienstkreuz mit Stern. Der Historiker Tim Schanetzky schreibt hierzu: „In diesem Zusammenhang können die ab 1947 in Nürnberg geführten Prozesse gegen insgesamt 36 Eigentümer, Vorstände und Manager der Konzerne Flick, IG Farben und Krupp allenfalls als symbolische, stellvertretende Anklage der deutschen Wirtschaft interpretiert werden.“

Zangen hatte großen Einfluss und verhalf nicht zuletzt Dr. Egon Overbeck, einem ehemaligen Generalstabsoffizier der Wehrmacht, 1962 zum Posten eines Mannesmann-Generaldirektors. Die Nachkriegsjahre im frühen Kalten Krieg erlaubten es vielen kompromittierten Persönlichkeiten, in der Industrie auf ihren Posten zu verbleiben. Nicht immer kann man hier NS-Seilschaften annehmen. Bei dem politischen Klima der 1950er Jahre dürfte der Hintergrund von Nicolussi-Leck und seinen braunen Kameraden aber ohnedies kaum jemanden gestört haben. Einer engen Zusammenarbeit zwischen der ABG und Mannesmannregner, einer Gesellschaft von Mannesmann, stand daher nichts im Wege. Der Markt für Sprinkler von Mannesmann, die zum Frostschutz und zur Bewässerung verwendet wurden, war sehr gut.

Im Dezember 1956 wurde die ABG in eine Tochterfirma der Mannesmannregner GmbH in Düsseldorf umgewandelt, wodurch das Kapital der ABG deutlich aufgestockt wurde. Mannesmann wurde bald wieder sehr aktiv in Italien, vor allem mit der Gesellschaft „Dalmine“ in Mailand, die Mannesmann-Rohre vertrieb. Nicolussi-Leck und seine ABG arbeiteten daher eng mit der Mailänder Firma zusammen. Paul Hafner wurde nach Spanien geschickt und arbeitete dort für Mannesmann im Beregnungsbereich. Der ehemalige „SS-Führer“ Hafner, der bis zu seinem Tod im Jahre 2010 ungestört in Madrid lebte, leugnete den Holocaust und hielt bis zum Schluss an seiner Überzeugung fest: „Für mich ist Hitler der Retter Europas und des Christentums!“

Nicht zuletzt die Frostschutzberegnung für Südtirols Obstplantagen entwickelte sich zu einem lukrativen Geschäft. Im Jahr 1956 gelang es Nicolussi-Leck, einen Großauftrag für die ABG Bozen an Land zu ziehen: den Bau der damals größten Bewässerungsanlage auf der Hochfläche von Natz-Schabs in Südtirol.

 

Mehr über den Großauftrag und die weitere Verflechtung der braunen Netzwerke in Südtirol im Beitrag: „Braune Netzwerke. Die Nachkriegskarrieren Südtiroler Nationalsozialisten in der Wirtschaft“ von Gerald Steinacher in:

 

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Hans Hanser Mo., 16.12.2019 - 11:46

Ja, und? Wollen Sie damit das braune Netzwerk in Südtirol und andernorts rechtfertigen? Sollen Mörder verklärt dargestellt werden nur weil Sie ein bisschen im Internet recherchiert haben?
Südtirols Vergangenheit ist in diesem Punkt wenig ruhmreich, umso wichtiger ist die geschichtliche Aufarbeitung bis ins kleinste Detail. Und eben ohne die Taten und die Täter zu rechtfertigen.

Mo., 16.12.2019 - 11:46 Permalink
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Elisabeth Garber Mo., 16.12.2019 - 14:44

Antwort auf von Hans Hanser

Was bilden Sie sich eigentlich ein Hanser? Oh, jetzt können' s mich melden, krieg sicher einen Verweis - de facto völlig unsachlich mein comment -> "off topic". Warum hab ich bei ihnen immer das Gefühl, dass sie ein Klarnamenschreiber mit anonymem "alter ego" sind?

Mo., 16.12.2019 - 14:44 Permalink
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Manfred Gasser Mo., 16.12.2019 - 21:07

Antwort auf von Hans Hanser

Und wie schauts mit Deutschland aus? Wart ihr so viel besser, dass Sie sich hier so aufführen? Wurde da nach dem Krieg aufgeräumt? Sassen da keine Nazi im Parlament, gab es keine Nazis an der Spitze der Wirtschaft?
Also bitte etwas Zurückhaltung, Herr Hanser, danke

Mo., 16.12.2019 - 21:07 Permalink
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Manfred Klotz Di., 17.12.2019 - 07:52

Antwort auf von Manfred Gasser

Er schreibt deshalb ja auch "und anderswo". Der Versuch mit der eigenen Vergangenheit aufzuräumen, wie er - sicher nicht mit absoluter Trefferquote - in Deutschland praktiziert wurde und hierzulande, lässt sich aber nicht vergleichen. Da muss sich Südtirol schon eine gewisse Nonchalance vorwerfen lassen.

Di., 17.12.2019 - 07:52 Permalink
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Salto User
Manfred Gasser Di., 17.12.2019 - 10:54

Antwort auf von Manfred Klotz

HH schreibt: "Südtirols Vergangenheit ist in diesem Punkt wenig ruhmreich." Und ich frage, wie schauts mit Deutschland aus? Ich bin kein Historiker, und schon gar kein Kenner der deutschen Nachkriegspolitik - und wirtschaft.
Aber wenn HH meint, dass Südtirol wenig ruhmreich ist, muss es doch anderswo besser geklappt haben, und dafür wären Fakten nicht ganz unangebracht.

Und Herr HH, Sie müssen diesem Forum gar nichts beweisen, aber begründen wäre nicht schlecht.

Di., 17.12.2019 - 10:54 Permalink
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Hans Hanser Di., 17.12.2019 - 11:06

Antwort auf von Manfred Gasser

Sehr gerne! Wie bereits erwähnt, gebe ich Ihnen vollkommen Recht, dass das deutsche Volk noch etliche Mängel bei der Aufarbeitung der eigenen braunen Geschichte hat. Das Wahlverhalten einiger Mitbürger, denen die AfD als Erneuer erscheint, ist hochkritisch zu betrachten. Nicht umsonst ist hierbei bereits der Verfassungsschutz bereits aktiv geworden.
Das deutsche Volk neigt in Teilen nach wie vor faschistische Systeme zu glorifizieren, dem entgegenzutreten ist Aufgabe der Gesellschaft und jeden einzelnen Bürgers. Ich versuche hier aktiv meinen Teil dazu beizutragen.
Umso mehr gilt es einzelne Teilbereiche kritisch zu durchleuchten und das erschien mir angesichts der Aussage, es seien (nur) Finanzmächte ausschlaggebend gewesen, dass sich nach dem Krieg braunes Netzwerk nördlich und südlich des Brenners festsetzen konnte, notwendig. Nein, die Gründe sind viel tieferer Natur. In Südtirol sind sie durch eine Verherrlichung des Deutschtums, Kirchenhörigkeit und blanker Geldgier zu erklären.
Andernorts käme noch die Gegenwehr gegen den Kommunismus hinzu. Hierbei ist Südtirol außen vor, da die Alpenregion nicht weiß was Kommunismus überhaupt ist. Solange die Kirche sagt, dass dies etwas Schlechtes sei, genügte dies dem gemeinen Südtiroler, diesem Credo zu folgen.

Di., 17.12.2019 - 11:06 Permalink
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Hans Hanser Di., 17.12.2019 - 09:10

Antwort auf von Hans Hanser

Ohne Zweifel steckten hinter den faschistischen Bewegungen vor rund 80 Jahren potente Geldgeber, denen es um die Wahrung von Partikularinteressen ging. Das wird auch heute noch so sein, da stimme ich den Kommentatoren zu.
Das Thema behandelt jedoch vordergründig Südtirol und man darf davon ausgehen, dass die Verherrlichung des Nationalsozialismus vor und nach Kriegsende nicht von den großen Mächten aus New York gesteuert wurde. Die Ursachen in Südtirol waren vielmehr die italo-feindliche Haltung, eine blinde Verehrung des Deutschtums und blanker Opportunismus. Da der Thematik vordergründig braune Umtriebe nach Kriegsende zugrunde liegen muss das Thema Klosterlinie erwähnt werden, da es jenes ist, das Südtirol eines seiner dunkelsten Kapitel der jüngeren Geschichte offenbart. Gerade bei der organisierten Fluchthilfe waren Kirchenhörigkeit, Italo-Feindlichkeit, Verherrlichung des Deutschtums und blanke Geldgier die tragenden Gründe. Eventuell dahinter stehende groß angelegte Manöver wie Klaus Barbie zu einem Mitarbeiter des amerikanischen Geheimdienstes und später des BND zu machen, haben mit der Tatsache nichts zu tun, dass ihm durch Südtiroler Hilfe die Flucht ermöglicht wurde. Und die Südtiroler Fluchthelfer waren auch nicht von dem Gedanken getragen große Mächte damit zu unterstützen, sondern sie taten es aus den vorhin genannten Gründen. Unter den genannten Aspekten kann kein Vergleich mit Österreich und Deutschland gezogen werden, schon gar nicht mit Geldgebern aus New York.
Dass ich persönlich für eine kompromisslose Aufarbeitung der Gräueltaten des NS stehe, muss ich diesem Forum nicht beweisen. Meine Person kann auch nicht für das gesamte deutsche Volk verantwortlich gemacht werden, das manche Male bei der Aufarbeitung der eigenen Geschichte noch Schwierigkeiten hat, wie aktuelle Ereignisse zeigen.
Auf Frau Garber's Nicklichkeiten einzugehen, würde bedeuten sich auf ihr Niveau zu begeben. Dass sie ihre Gefühle nicht im Griff hat, hat sie bereits andernorts wiederholt bewiesen.

Di., 17.12.2019 - 09:10 Permalink
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Herta Abram Di., 17.12.2019 - 09:50

Antwort auf von Hans Hanser

HH, Sie glauben die Anderen müssten die „eigenen Gefühle so im Griff haben“, wie Sie sich das denken? Da bin ich nicht Ihrer Meinung.
Empathie und Perspektivenübernahme auszuschließen macht ein Gespräch eher zu einer Kampfhandlung, die dem anderen demonstrieren soll, wie wenig er weiß und wie wenig er kann - selbstverständlich ganz im Gegensatz zu Ihnen selbst. Dieses GesprächsNiveau finde ich wenig anstrebenswert.

Di., 17.12.2019 - 09:50 Permalink
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Hans Hanser Di., 17.12.2019 - 10:55

Antwort auf von Herta Abram

HA, fühlen Sie sich etwa verpflichtet einen Kampf Frau/Mann auszutragen oder haben Sie zum Sachthema etwas beizutragen? Sieht mir ganz nach Ersterem aus...
Ich habe den Hinweis von Herrn L., dass hinter braunem Netzwerk große Mächte aus der Finanzwelt stehen, insofern kritisiert, dass dieser meiner Auffassung nach nicht auf Südtirol zutrifft, da dort andere Beweggründe ausschlaggebend waren sich dem Nationalsozialismus zu unterwerfen.
Sollten Sie, Frau A., ebenfalls wertvolle Beiträge zum Thema zu liefern imstande sein, stehe ich für eine Diskussion darüber sehr gerne zur Verfügung. Auch weil ich mich mit der NS-Zeit ausreichend befasst habe und aktiv gegen jede heutige Form des Faschismus eintrete.
Sollte Ihr Gespräch jedoch darauf abzielen, mich in Punkto Dialektik auf die plumpe Schiene "böser starker Mann/arme schwache Frau" stellen zu wollen, muss ich Ihnen für weitere Konfrontationen eine Absage erteilen. Mich interessieren Sachthemen, keine post-modernen Theorien pseudo-emanzipierten Geschlechterkampfs, dafür gibt es andere Kommentatoren und andere Plattformen.

Di., 17.12.2019 - 10:55 Permalink