Politik | Meran
„Von der SVP unter Druck gesetzt“
Foto: Privat
Salto.bz: Herr Rossi, die Kurverwaltung und die SVP schieben jetzt Bürgermeister Paul Rösch und Ihnen als Jugendassessor die Schuld zu, dass der geplante Event für die Jugend zu Silvester abgesagt werden musste.
Andrea Rossi: Es ist eine lange Geschichte, die bereits 2018 beginnt. Die Kurverwaltung hat damals erklärt, dass man nichts mehr organisieren wird, was nichts mit dem Tourismus zu tun hat. Wir haben in Meran aber eine lange Tradition, dass es zu Silvester auch ein Fest für die Meraner und die jungen Leute auch mit Musik gibt. Deshalb haben wir uns als Gemeindeverwaltung bereits im Vorjahr bewegt und über „Emergency“ ein Silvesterfest am Theaterplatz organisiert.
Heuer wollte die Gemeinde dann ein Silvester-Fest mit einem anderen Veranstalter dem Verein „Event Concept Südtirol“ organisieren?
Ja, das Ganze ist auf meine Initiative hin gewachsen. „Event Concept Südtirol“ hat zu Fasching das Wigwam-Festival am Meraner Bahnhof organisiert. Dieser Verein schien mir auch für den Silvesterevent der richtige Ansprechpartner. Ich habe mich vorher über die Zuverlässigkeit des Vereins informiert. Die Rückmeldungen der Stadt- und auch der Staatspolizei waren durchwegs positiv. Das Festival war perfekt organisiert und durchgezogen worden. Deshalb habe ich den Verein „Event Concept Südtirol“ um einen Vorschlag gebeten, wobei am Anfang über verschiedene Locations diskutiert wurde.
Die Standortfrage war am Ende eine der problematischen Hürden?
Natürlich. Wir haben anfänglich über den Theaterplatz gesprochen aber vor allem über den Pferderennplatz. Es hat auch ein Treffen mit der Eigentümerfamilie Martone dazu gegeben. Am Ende waren die logistischen Herausforderungen dort aber zu groß. Wir haben dann „Event Concept Südtirol“ gebeten uns ein Konzept vorgelegt.
Der Versuch politisches Kleingeld aus dieser Sache zu schlagen wird für die SVP nicht aufgehen.
Das war bereits im August 2019?
Ja. Ihr Vorschlag war ein Fest in der Sparkassenstraße, das am Vormittag beginnen sollte, am späten Nachmittag eine Pause einlegen und am Abend dann weitergehen würde. Mir persönlich hat das Konzept sehr gut gefallen, denn die Aussage war klar: Silvester soll ein Fest für alle sein. Nicht nur für die Touristen und Gäste, sondern auch für alle Meraner. Das ist und war mir wichtig.
Vor allem auch für die jungen Meraner?
Das ist für mich ein zentraler Punkt. Ich möchte ein Bild gebrauchen. Zuhause haben wir immer gefeiert und es hat einen Tisch für die Erwachsenen und einen für die Kinder gegeben. Genauso sollte es auch bei der Silvesterfeier sein. Die Kurverwaltung soll was für die Gäste und das gehobene Publikum machen und für die jungen Meranerinnen und Meraner sollte es ein eigenes Straßenfest geben. Das waren und sind meine Überlegungen beim Fest in der Sparkassenstraße. Ein Fest für alle.
Genau das haben Einige in der Passerstadt aber anders gesehen?
Leider. Hier waren ich und der Bürgermeister vielleicht zu naiv. Wir sind davon ausgegangen, dass diese Initiative allgemein auf große Zustimmung stoßen wird. Aber es kam anders. Plötzlich brandete energischer Widerstand gewisser Kreise auf.
Vor allem die Meraner Kurverwaltung hat dagegen gearbeitet?
Als das Konzept stand haben Paul Rösch und ich mit der Kurverwaltung geredet, die ja den Stadtsilvester organisiert. Dabei sind die ersten Schwierigkeiten aufgetaucht. Die Kurverwaltung hat darauf verwiesen, dass man Exklusivrechte und Verträge hätte. Eine Konvention mit der Gemeinde für die Innenstadt während des Weihnachtsmarktes. Man habe das Recht ein Gutachten über andere Veranstaltungen in dieser Jahreszeit zu geben.
Die Präsidentin der Kurverwaltung, Ingrid Hofer, spricht in einem Schreiben an Sie von einem „bindenden Gutachten“?
Ich sitze als Vertreter der Gemeinde auch im Verwaltungsrat der Kurverwaltung und ich habe die entsprechenden Schriftstücke und Artikel auch gelesen. Dort ist von der „Weihnachtszeit“ und von einem „präventiven Gutachten“ die Rede. Gerade deshalb haben wir von Anfang an den Konsens mit der Kurverwaltung gesucht. Ich und Paul Rösch haben zweimal dem Verwaltungsrat der Kurverwaltung das Projekt vorgestellt. Weil es dort heftigen Widerstand gab, haben wir am Ende einen Kompromiss durchsetzen können. Das Fest sollte in der Sparkassenstraße erst um 15 Uhr starten.
Mit Verlaub: Wer entscheidet in Meran? Der Bürgermeister oder die Präsidentin der Kurverwaltung?
Nach dem Gesetz entscheidet der Bürgermeister und ich hoffe dass es auch in der Realität so ist. Meran ist eine Touristenstadt und deshalb hat die Tourismuswirtschaft sicher viel Gewicht. Das passt auch solange die Touristiker in ihrem Bereich bleiben. Wenn aber andere Gesellschaftsschichten und Gruppen dadurch in Mitleidenschaft gezogen werden, dann geht das zu weit. Es braucht hier ein Gleichgewicht.
Am Ende hat man eine Einigung gefunden. Doch dann stellte sich die SVP im Stadtrat quer?
Es war von Anfang an klar, dass man den Event nur machen könnte, wenn die Gemeinde einen Beitrag gibt. Eine solche Veranstaltung ohne Eintritt lässt sich sonst nicht stemmen. Wir haben auch 2018 Emergency einen Beitrag von 18.700 Euro gegeben. Genau das war dann auch unser Vorschlag zur Finanzierung des geplanten Festes von „Event Concept Südtirol“.
Verantwortliche des Jungle haben erklärt, dass SVP-Vertreter Druck gemacht haben, dass der Jungle diese Aufgabe nicht übernimmt.
Die SVP hat im Stadtrat plötzlich aber herausgezogen, dass der Verein nicht koscher sei?
Die Stadträte der SVP haben plötzlich den Vereinsstatus der Veranstalter in Frage gestellt. Man behauptete, dass das Ganze kein Verein sondern ein Unternehmen sei. Deshalb könne man den Veranstaltern keinen Beitrag geben. Weil diese Vorhaltungen so energisch waren, haben wir im Stadtrat eine Lösung gesucht. Der Vorschlag: Der Beitrag sollte über den Jungle verrechnet werden. Jungle hätte die Veranstaltung dann sozusagen an die „Event Concept Südtirol“ outgesourct. Das war der Beschluss, den wir dann gefasst haben.
Doch dann machte die SVP Druck auf die Jungle-Spitze diese Variante abzulehnen?
Genau das ist mein Wissensstand. Verantwortliche des Jungle haben erklärt, dass SVP-Vertreter Druck gemacht haben, dass der Jungle diese Aufgabe nicht übernimmt. Wenn das stimmt, dann ist das ein respektloser Akt nicht nur gegenüber der Meraner Jugend, sondern auch gegenüber der gesamten Stadt.
Diese Geschichte gibt leider den jungen Kritikern Recht. Die Jugend ist wieder einmal durch den Rost gefallen.
Der Hintergrund dieser Machenschaften liegt auf der Hand: In fünf Monaten finden Gemeinderatswahlen statt und die SVP will Rösch und Ihnen jeden Erfolg vermiesen?
Ich möchte nicht glauben, dass es so ist. Was mir am meisten leid tut: Als Jugendassessor höre ich von den jungen Menschen immer wieder den Vorwurf, dass Meran ausschließlich ein Stadt für Alte und für Touristen sei. Meine Arbeit zielt darauf ab zu zeigen, dass das nicht stimmt. Diese Geschichte gibt aber den jungen Kritikern Recht. Die Jugend ist wieder einmal durch den Rost gefallen.
Wird diese Affäre für Sie noch Folgen haben?
Sicher. Sollten wir bei den Gemeinderatswahlen im Amt bestätigt werden, werden wir umgehend damit beginnen ein Silvesterevent für alle Meraner zu organisieren. Der Versuch politisches Kleingeld aus dieser Sache zu schlagen wird für die SVP nicht aufgehen. Die Hintergründe dieser Geschichte liegen jetzt offen da. Die Bürgerinnern und Bürger werden deshalb die Dinge auch bewerten.
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....die Jugend in Meran ist
....die Jugend in Meran ist wieder durch den Rost gefallen. Das ist leider ein Fakt und da können sich Hofer, Freund und Zanier noch so winden und drehen, die veratwortlichen SVP-Politiker in Meran haben sich verhalten wie der sprichwörtliche "Elefant im Wahljahr"! Schade das war und ist kontraproduktiv.
Die Aussagen des Vize-BM
Die Aussagen des Vize-BM erscheinen absolut glaubwürdig und in der Sache nachvollziehbar. Mal sehn, ob sie auch in reichweiten Print-Medien zu finden sein werden. Kurt Duscheks Kommentar ist jedenfalls vollinhaltlich beizupflichten.
Ja, ja, aber wir Alte und die
Ja, ja, aber wir Alte und die Touristen sind in Meran die große Mehrheit.
Die S V P ist sich
Die S V P ist sich wahrscheinlich nicht bewusst,dass sie sich mit dieser arroganten Aktion bei den Jungen ein Eigentor geschossen hat. Weiter so-BRAVO,Stimmenverlust vorprogrammiert und das ist richtig so.
ein Verein ist ein Verein und
ein Verein ist ein Verein und ein Unternehmen ein Unternehmen, weil den entsprechenden Vorschriften nach dementsprechende juristische Person gegründet und in den entsprechenden Register eingetragen ist. Ein Verein kann auch unternehmerisch, ein Unternehmen auch caritativ operieren und wie weit eine gemeinnützige Organisation auch gewerbliche Tätigkeiten ausführen kann ist durch die entsprechende Gesetze geregelt. Warum soll das im Nachhinein unklar sein und wenn es Verdachtsmomente gäbe so hat das sicher nicht die Politik zu entscheiden sondern entsprechende Gremien bzw. Gerichte.