Gesellschaft | Gastkommentar

“Ihr schuldet uns eine fette Party!”

Dieses Silvester war keine Sternstunde für Meran. Zeigt uns, dass Merans Jugend tatsächlich Raum hat in dieser Stadt! Macht es wieder gut!
Silvester
Foto: Pixabay

Der letzte Glühwein ist ausgetrunken, die Goldtaler sind kassiert, die Promenaden leer. Wir, das “Jungle” Meran, wollen nun, nachdem Ruhe in die Kurstadt eingekehrt ist, darauf hinweisen, dass dieses Silvester keine Sternstunde war – weder für Merans Jugend noch für Merans Entscheidungsträger*innen.

Zeigt uns, dass die Jugendlichen nicht nur ein Spielball für Interessengruppen sind!

Wir hätten uns von allen Entscheidungsträger*innen ein vorbildliches Verhalten gewünscht. Wir hätten uns gewünscht, dass Kooperation für die gute Sache im Vordergrund steht. Im Austausch mit Merans Jugendlichen zum Thema Stadtsilvester wurde nun eines deutlich: “Wahlkampf hin oder her – ihr schuldet uns eine fette Party!” Wir wollen ein Musikevent mit qualitätsvollem Line-Up für junge und junggebliebene Meraner*innen im Kurhaus organisieren. Dieses kann mit dem für den abgesagten Stadtsilvester bereits zweckgebundenen Betrag finanziert werden. Der Erlös des Events kommt wiederum Projekten von und für Jugendliche zugute.

In den vergangenen Tagen wurde von allen Seiten die Bedeutung der Jugend hervorgehoben. Jetzt haben alle Verantwortlichen – Gemeindeausschuss, Kurverwaltung, politische Parteien – die Gelegenheit, ihren Worten auch Taten folgen zu lassen: Zeigt uns, dass Merans Jugend tatsächlich Raum hat in dieser Stadt! Zeigt uns, dass die Jugendlichen nicht nur ein Spielball für Interessengruppen sind! Rückt die Jugend ins Zentrum! Macht es wieder gut!

Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, dass in dieser Stadt alle ihren Platz finden. Wir freuen uns auf ein fantastisches Musikevent für alle Meraner*innen!

Das Jugendzentrum “Jungle”

 

Nun, ich bin alles andere, als ein Jugendlicher. Ich habe aber in meinem Beruf vorwiegend mir Jugendlichen zu tun gehabt. Meine Erfahrung ist, je verwöhnter die Jugendlichen sind, desto höher ist das Risiko, dass sie ihr Leben nicht auf die Reihe kriegen bzw. orientierungslos sind.
Wir haben in unserer Jugend sehr viel Gemeinschaft und Spaß gehabt. Aber wir haben es uns entweder spontan oder in den Jugendgruppen und Jugendorganisationen selbst organisiert. Und wir hatten wenig Geld und keine öffentlichen Beiträge; geschweige dem eine Stadt, die uns das organisiert und finanziert hätte. Und es gab auch noch keine Streetworker und hauptberuflichen Jugend-Erzieher oder -Arbeiter. Aber wir hatten eine Perspektive für die Zukunft und das Leben. Es scheint, als wäre die wichtigste Perspektive der heutigen Jugendlichen, die nächste Party kostenlos auf dem Tablett serviert zu erhalten!

Di., 07.01.2020 - 21:40 Permalink

... ihrem Kommentar , Herr Bacher, ist allerdings hinzuzufügen , dass Sie (oder Wir) als Jugendliche und in unserer Kindheit vom (Raubtier-)kapitalistischen System noch weitgehend verschont geblieben sind und noch nicht als Konsumenten, sondern eben als Heranwachsende verstanden worden sind; es gab auch (zu unserer Zeit oder eben früher) mehr Freiräume und Möglichkeiten, dem Konsum zu entfliehen ; von Handys, Einkaufszentren , GoPro - Youtube , Facebook , Instagram-Wahn blieb unsere Generation noch weitgehend verschont.
Am Strand konnte ich noch wild campen und Feuer machen; heute zahlst du Eintritt zur Strandparty , es gibt Softdrinks und fetten Sound vom professionellen Eventanbieter (für fettes Geld).
Früher wars besser. Angefangen hat das 'Schlechterwerden' allerdings mit der landwirtschaftlichen Revolution und die Geschichte nahm ihren unabänderlichen Verlauf.
Ich wäre gerne Jäger und Sammler geblieben.

Mi., 08.01.2020 - 09:13 Permalink

Ja da haben Sie völlig recht! Aber da muss man eben ernsthaft anfangen, diesen Raubtier-Kapitalismus in Frage zu stellen. Und nicht an forderster Front immer das neueste elektronische Gerät und jede Woche neue Klamotten zu kaufen! Alles extrem billig - und dann wird eben entsorgt, ohne einen Gedanken, eine Reflexion, ohne Skrupel - die Eltern wie die Kinder!

Mi., 08.01.2020 - 09:40 Permalink