Laute Erinnerung
Würde man eine Schweigeminute für jedes der über 6 Millionen jüdischen Opfer des Holocaust halten, wäre es 11 Jahre lang still. Jedes Jahr um den 27. Jänner ruft dieser Satz die Verbrechen des Hitler-Regimes ins Gedächtnis. Seit 1996 ist dieser Tag ein deutschlandweiter, seit 2005 ein internationaler Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Am 27. Jänner 1945 befreite die Rote Armee das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Laut Schätzungen wurden dort zwischen 1940 und 1945 1,1 bis 1,5 Millionen Menschen ermordet.
“Wir sind es den Opfern des nationalistischen Wahns schuldig, wachsam zu bleiben und niemals gleichgültig zu sein.” Mit diesen Worten warnt Landeshauptmann Arno Kompatscher 75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz-Birkenau vor Nationalismus, Rassismus und Verachtung der Menschlichkeit. “Jahr um Jahr werden die Zeitzeugen weniger und bald wird niemand mehr da sein, den wir fragen können, wie das damals war. Umso wichtiger ist es, die Erinnerung am Leben zu halten, indem wir uns gemeinsam und gegenseitig ins Gedächtnis rufen, was geschehen ist, damit das was geschehen ist, nie wieder geschieht.”
Es könne nicht hingenommen werden, so Kompatscher, dass diese historischen Ereignisse verleugnet oder relativiert werden. Der Landeshauptmann spricht auch den wachsenden Antisemitismus an: “Es ist eine Tatsache, dass Vorurteile heute ebenso vorhanden sind wie früher, nicht nur gegenüber der jüdischen Gemeinschaft, sondern auch in vielen anderen Fällen. In Südtirol hat man sich immer gern als Land der Opfer dargestellt. Es gab aber auch in unserem Land Opfer, Mitläufer und Täter. Gerade auch deshalb muss man sich den Leitsatz ‘Nie wieder Nationalismus, nie wieder Rassismus, nie wieder Verfolgung!’ zu Herzen nehmen und mit aller Entschlossenheit beachten und verteidigen.”
Einer, der das dieser Tage tut, ist der Mailänder Bürgermeister Giuseppe Sala. Nachdem die Haustür der Nachfahren einer ehemaligen KZ-Inhaftierten und Holocaust-Überlebenden in Mondovì (Provinz Cuneo, Piemont) vergangene Woche mit dem Schriftzug “Juden hier” beschmiert worden war, schrieb Sala auf seine eigene Haustür “Antifa hier” und verbreitete das Foto auf Instagram.
Auch der Partisanenverband ANPI Südtirol mahnt am 27. Jänner, nicht zu vergessen. “2019 wurden 969 Straftaten registriert, die auf Rassismus, die Geschlechtsidentität oder eine Behinderung zurückgehen: eine alle 9 Stunden”, zeigt ANPI auf und bezeichnet die Erinnerung als “Antikörper der Gesellschaft, um Demokratie, das Zusammenleben und die Verfassung zu verteidigen und um neue Rassismen, Faschismen und Nationalismen zu bekämpfen”.
Stille, Schweigen, um zu gedenken. Aber nicht, wenn es darum geht, sich gegen Gewalt und Hass zu stellen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit aufzuzeigen, wie sie auch ein Dreivierteljahrhundert nach der Befreiung von Auschwitz-Birkenau stattfinden. Das ist die Botschaft am heutigen Tag, die auch von der offiziellen Gedenkstätte im polnischen Auschwitz ausgeht. Am Morgen des 27. Jänner haben dort ehemalige Insassen das Tor mit der Aufschrift “Arbeit macht frei” durchschritten.
Auschwitz Survivors walk through the 'Arbeit macht frei' gate on the day of the 75th anniversary of the liberation of the camp. #Auschwitz75 https://t.co/w8d7kBj2nh
— Auschwitz Memorial (@AuschwitzMuseum) January 27, 2020
Die Gedenkfeiern werden heute Nachmittag über Twitter, Facebook und Youtube live in die ganze Welt übertragen.
Meran, 27.1.2020 12:00 Uhr.
Meran, 27.1.2020 12:00 Uhr. Wie jedes Jahr die Feier mit Gedenkminute für die Opfer! Die Teilnahme an einer Gedenkfeier für die Unmenschlichkeiten in den Konzentrationslagern ist für jeden Politiker und jede politische Partei, auch auf kleinster lokaler Ebene, eine absolute Selbstverständlichkeit. Bei den Feierlichkeiten in Meran fehlten die Gemeinderäte der Lega und der SVP. Eine politische Peinlichkeit welche unerklärlich ist!
Antwort auf Meran, 27.1.2020 12:00 Uhr. von kurt duschek
Alto Adige sara un paese
Alto Adige sara un paese ricco di soldi ma e un povero paese pieno di risentimenti, reticenze e ipocrisie. Ne e un altro esempio queste celebrazioni. A eccezione del presidente Kompatscher e in passato il vicesindaco Elmar Pichler Rolle la SVP ha sempre disertato la commemorazione. Non parliamo dei Freiheitlichen o STF.... o dei Schuetzen sempre pronti a erigersi a difensori della patria, sempre primi sul fronte antifascista o del tanto lodato ex Presidente Durnwalder che immagino in passato preferiva fare una partita a Watten che attendere. Come se la commemorazione non li riguardasse. Come se in Alto Adige non fosse successo niente. Mi dispiace ma per me e un giorno doppiamente triste
Beitrag Heribert Prantl >
Beitrag Heribert Prantl > https://nl-link.sueddeutsche.de/u/nrd.php?p=pLVyZycPnT_26841_1311754_1_…
In den deutschen KZs wurde
In den deutschen KZs wurde neben Juden, Sinti und Roma, sowie politischen Häftlingen auch schwule Männer untergebracht, malträtiert und vergast. Ich kannte zwei schwule Männer aus Bozen, welche die Zeit der Nazi in Südtirol miterlebt haben (und auch deren Sympathisanten waren). Sie haben nicht mitgekriegt ob auch aus Südtirol Schwule in Kzs transportiert oder ins Bozner Lager interniert wurden. Ich habe auch Historiker, welche sich mit dieser Thematik befasst haben, danach gefragt, aber anscheinend hat niemand danach geforscht. Hoffen wir, dass es wirklich niemanden getroffen hat. Wie es in den restlichen italienischen Gebieten, die von den Deutschen besetzt waren, ausgesehen hat, das wir in einer Tagung in Bozen am Donnerstag dieser Woche im Fronza-Saal, Damatienstraße 30/b, nachgegangen: "Im Bürgerzentrum Europa Neustift findet am 30.01. ein Diskussionsabend mit dem Historiker Giorgio Mezzalira und Ubaldo Bacchiega und Andreas Unterkircher vom Verein Centaurus statt."
Antwort auf In den deutschen KZs wurde von Sepp.Bacher
Ergänzung zu Bacher Sepp:
Ergänzung zu Bacher Sepp: Nicht zu vergessen die über 70.000 behinderten Menschen (geistig, psychisch und/oder körperlich), die man ebenso gezielt inhaftiert und ermordet hat.
Antwort auf Ergänzung zu Bacher Sepp: von Elisabeth Garber
Ja, es fehlen wahrscheinlich
Ja, es fehlen wahrscheinlich auch noch andere Gruppen, wie die Wehrdienstverweigerer, z. B. Zeugen Jehovas, usw.