Politik | SVP

Malser Sackgasse

Mit Hilfe des Bauernbundes wollen gewisse SVP-Kreise den „Malser Weg“ endgültig beenden. Der Versuch ist bei den Vorwahlen aber ordentlich in die Hose gegangen.
Am Ende fehlten fast 300 Stimmen. 
300 Stimmen, die dafür sorgen, dass ein politischer Plan, der weit über die Gemeinde Mals hinaus von Bedeutung ist, nicht aufgegangen ist.
Denn bei den SVP-Vorwahlen am Sonntag in Mals ging es nicht nur um die Ermittlung des Bürgermeisterkandidaten auf der SVP-Liste, sondern um weit mehr. Es ging und geht um eine gesellschaftspolitische Grundsatzentscheidung.
Gewisse SVP-Kreise wollen mit maßgeblicher Unterstützung des Südtiroler Bauernbundes das Rad der Zeit zurückzudrehen. An diesem Sonntag sollte der sogenannten „Malser Weg“, der Versuch in Südtirol eine pestizidfreie Gemeinde zu schaffen, ein für allemal beenden werden.
Doch die SVP-Basis und die Bevölkerung der Obervinschger Gemeinde haben anders entschieden.
1.596 Malser und Malserinnen, das ist rund ein Drittel der Wahlberechtigten, haben bei den SVP-Vorwahlen ihre Stimme abgegeben. 656 Stimmen (41%) entfielen dabei auf Hannes Noggler, jenen Kandidaten dessen Mission es war, all das über Bord zu werfen, was der scheidenden Bürgermeister Ulrich Veith und dessen Ausschuss in den vergangenen zehn Jahren in Sachen Landwirtschaft unternommen haben.
 
 
940 Wählerinnen und Wähler (59%) haben aber Josef Thurner ihre Stimme gegeben. Thurner ist amtierender Vizebürgermeister und ein Garant dafür, dass der bisherige umweltpolitische Kurs der Malser Gemeindeverwaltung fortgeführt wird.
Das Ergebnis ist klar: Der Versuch den sogenannte „Malser Weg“ auf die Müllhalde der Geschichte zu verdammen ist (vorerst) gescheitert.
 

Die Bauernfraktion


Dabei war alles ganz anders angedacht. Man ging davon aus in Mals eine politische Schubumkehr zu schaffen. „Das Ganze war von langer Hand strategisch vorbereitet worden“, plaudert ein hoher SVP-Funktionär aus der Schule.
Einer der maßgeblichen Regisseure dabei: Siegfried Rinner. Der in Morter geboren und in Schlanders zur Schule gegangene Direktor des Südtiroler Bauernbundes ist einer der erbitterten Gegner des „Malser Weges“. Der Bauernbund hat in den vergangenen Jahren unter Rinners Führung alles getan, damit die Pläne Ulrich Veiths einer pestizidfreien Gemeinde scheitern. Man weiß in der SBB-Zentrale nur zu gut, dass man hier einen Schneeball stoppen muss, der sonst zu Lawine wird. Weil politische Interventionen nichts nützten, verlegte man den Streit sogar in den Gerichtssaal. Was innerhalb der SVP eigentlich ein No-Go ist.
 
 
Denn Siegfried Rinner ist nicht nur Direktor, der Kopf und der Kettenhund des mächtigen Bauernbundes. Er ist auch der Vorsitzende des SVP-Landwirtschaftsausschusses. Und in der dieser Doppelrolle macht Rinner seit Jahren maßgeblich Politik.
So hat sich innerhalb der SVP längst eine Bauernfraktion gebildet, die offensiv und rücksichtslos die eigenen Standesinteressen vertritt. Im Landtag dienen Franz Locher und Manfred Vallazza dabei als Laufburschen. In Rom hingegen vertreten Manfred Schullian in der Kammer und Meinhard Durnwalder in Senat die Bauernbund-Agenden. Weit diskreter, aber dafür mit umso mehr Erfolg.
Nicht nur die aktuelle Diskussion um den „Urlaub auf der Alm“ macht deutlich welchen Einfluss diese Gruppe hat.
 

Geplante Schubumkehr

 
Dabei geht es auch in der Frage der pestizidfreien Gemeinde Mals schon lange nicht mehr um die Sache selbst. Mit viel Geld hat es der Bauernbund längst geschafft, Veiths Vorstoß vor Gericht einzubremsen. Demnach haben Rinner & Co längst gewonnen.
Es geht aber um die Macht. Und weil in Rinners Reich Ungehorsam nicht geduldet wird, muss der „Malser Weg“ vom Vinschger Erdboden getilgt werden. Der freiwillige Abtritt von Ulrich Veith sollte jetzt die willkommene Gelegenheit sein, das Gallische Dorf Mals endlich einzunehmen.
Der Mann, der die Bauernbund-Truppe dabei anführen sollte, ist Hannes Noggler
Der knapp 30jährige Bauer ist der Sohn des SVP-Landtagspräsidenten Sepp Noggler. Sepp Noggler war von 1991 bis 2009 Bürgermeister von Mals und er hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er von der politischen Gangart seines Nachfolgers nicht viel hält. Noggler junior sollte jetzt das Rad der Zeit zurückdrehen.
 
 
Da den Veith-Gegnern aber von vornherein klar war, dass dieses Unterfangen keine „gmahnte Wies“ ist, versuchte man bereits im Vorfeld die Machtverhältnisse zu verschieben. Es ist kein Zufall, dass plötzlich der Kopf der Freien Liste Mals, Peppi Stecher, auf der SVP-Liste kandidieren wollte. „Diese Kreise wollten so Teile der Opposition in der Gemeinde für sich gewinnen“, interpretiert ein Mitglied der SVP-Parteileitung diesen Schachzug.
Der Malser SVP-Koordinierungsausschuss lehnte Stechers Kandidatur auf der SVP-Liste Anfang Februar aber mehrheitlich ab. Damit war für die Bauernbund-Partei die erste Schlacht verloren.
Mit dem eindeutigen Sieg von Vizebürgermeister Josef Thurner bei den Vorwahlen am Sonntag hat man jetzt eine zweite Niederlage erlitten. Das Amt des Bürgermeisters wird man nicht bekommen.
Der nächste Schritt ist damit klar: Man wird bei den Gemeinderatswahlen im Mai versuchen eine Mehrheit im Gemeinderat zu bekommen, um Thurner auflaufen zu lassen.
Nur so kann die Bauernbund-Partei den „Malser Weg“ endgültig stoppen.

 

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Klaus Griesser Mo., 17.02.2020 - 17:20

Ich "fürchte" auf eine Gegendarstellung können wir lange warten. Ich sehe bei den Spitzen des Bauernbundes keine Abkehr von ihrem zerstörerischen chemischen Weg in die landwirtschaftliche Monokultur. Die industrialisierten Monokulturen haben einzelnen Bauern Reichtum gebracht und daran wollen diese festhalten. Sie berücksichtigen aber nicht, dass jahrzehntelange konstante Chemiegaben in die Böden nicht nur den eigenen Grund und Boden verseucht, sondern die lebenden Organismen über und unter dem Boden dezimiert, und den Menschen weit weg von ihrem Grund noch Gesundheitsrisiken "beschert". Sie reden von "Frieden", schlagen "Kompromisse" vor und gehen politisch und juridisch auf verschiedenen Stufen gegen alle jene vor, die ihr System als nicht nachhaltig einschätzen, auch wenn das immer mehr werden - und auch immer mehr Bauern einsehen. Weiter wie bisher - das ist kein Weg! Der Paradigmenwechsel ist schon im Gange. Siehe die steigende Flut von Schadensersatzzahlungen von Bayer/ Monsanto in den USA!

Mo., 17.02.2020 - 17:20 Permalink
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Klaus Griesser Di., 18.02.2020 - 14:46

Antwort auf von Peter Gasser

Was mir an den USA gefällt ist die Unabhängigkeit ihrer Richter, die ohne politisch-ökonomische Rücksichtnahme gegen Weltmonopole wie Monsanto vorgehen, wenn die Beweislage klar vorliegt. Vergleichsweise sitzen die Agrokonzerne in der EG noch fest im Sattel und werden trotz aller wissenschaftlichen Nachweise über die Schädlichkeit der Pestizide dank ihrer juristisch effizienten Lobbyarmee geschont, worüber sich die Bauernbundbosse freuen. Das vonwegen Rechtssystem. Zudem hilft uns kein Gott vor der US-Finanzpolitik: es wird vermutet, dass der Kauf von Monsanto durch Bayer vom amerikanischen Finanzfinanzierer Blackrock veranlasst und zumindest mitfinanziert wurde; es wird sogar angenommen, dass Blackrock den Kauf durch Bayer gepusht hat, als sich abzeichnete, dass auf Monsanto eine Welle von Gerichtsklagen hereinbrechen würde. Last but not least scheint mir, dass der EG-Schutzdamm immer mehr einreißt, weswegen auch unseren Pestizidvertretern Prozesse drohen könnten wegen Verseuchung.

Di., 18.02.2020 - 14:46 Permalink
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Tobias Tutzer Mi., 19.02.2020 - 07:32

Antwort auf von Klaus Griesser

Klaus Griesser
Zum ersten sind die Böden nicht verseucht, denn alle Chemikalien bauen sich mehr oder weniger schnell ab, oder wie erklären Sie sich, dass es nur 3 Jahre braucht um auf Bio umzustellen? Übrigens das sind die Regeln der Biologen.
Zu den USA möchte ich darauf hinweisen, dass es hier auch nur ums Geld geht und nicht um die Wahrheitsfindung. Findige Anwälte haben sogar Zeitungsannoncen geschaltet, wo nach Krebskranken Lesern gesucht wird die im Laufe ihres Lebens mit Roundup gearbeitet haben, "wahrscheinlich steht ihnen ein Schadenersatz zu" heist es dort.

Mi., 19.02.2020 - 07:32 Permalink
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Klaus Griesser Mi., 19.02.2020 - 16:26

Antwort auf von Tobias Tutzer

Herr Tutzer, ich danke Ihnen für Ihre Anmerkungen und habe mich darüber von einem Naturwissenschaftler beraten lassen: wahr ist, dass Chemikalien im Laufe der Zeit abgebaut werden – die einen schneller die anderen später. Abgebaut heißt allerdings nicht, dass deren Abbauprodukte nicht weniger schädlich sind (Bsp. Glyphosphat). Böden sind mit ihren wertvollen Ton-Humuskomplexen gute Puffer von verschiedensten Substanzen (z.B. Salze), sodass auch schädliche Stoffe entweder so lange zurückgehalten werden bis auch deren Abbauprodukte ganz oder teilweise die Grundwasserschichten erreichen oder bis diese die verschiedenen Grundwasserhorizonte erreichen. Und über das Grundwasser gelangen sie wieder in den Klimakreislauf. Wie sonst wäre es möglich, dass auch im Eis unserer Gletscher Pestizidrestbestände gefunden werden können? Wie Restbestände in Obst und Gemüse, die dann von unseren Organen abgebaut werden sollten?
Neben den wertvollen Ton-Humuskomplexe gibt es auch einen belebten Teil desselben, Mikroorganismen, welche diese Ton-Humus-Komplexe bilden helfen und damit für eine nachhaltige Bodenfruchtbarkeit sorgen – wenn wir diese nur ließen! Denn die Zusammensetzung der Milliarden von Bodenlebenwesen, die sich in Jahrhunderten aufgebaut hat, gerät durch die synthetischen Chemikalien durcheinander, in der Folge lässt die Bodenfruchtbarkeit nach. Ein wichtiger Grund, warum der deutsche Großgrundbesitzer und Landwirt Prinz von Löwenstein auf naturnahen Mitteln statt Chemie beharrt.
Bezüglich Ihres Einwands zur 3-jährigen Wartezeit für den biologischen Anbau: nach 3 Jahren wird wohl ein Teil der Schadstofffracht abgebaut, das heißt aber nicht, dass die Böden gesund und damit schadstofffrei sind. Es ist wie so oft im realen Leben ein Kompromiss. Immerhin haben diese Böden dann ganze 3 Jahre Zeit durch verschiedenste Maßnahmen der biologischen Wirtschaftsweise wieder zu gesunden indem a. sowohl Schadstoffe und deren Rückstände ganz oder teilweise abgebaut werden, b. solche Stoffe ausgewaschen werden (z.B. in das Grundwasser) und c. durch das wieder erwachte Bodenleben in organische Verbindungen eingebaut wurde, sodass im landschaftlich erzeugten Produkt nach gerade gültigen Richtlinie keine gesundheitlich bedenkliche Schadstoffe nachweisbar sind oder diese unter der Schadstoff-Schwelle liegen. Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass die Böden in 3 Jahren gesunden können.
Bitte bedenken Sie, es sind nicht die Regeln der Biologen, es sind die Regeln der politischen Standesvertretung der biologisch wirtschaftenden Landwirtschaftsvertreter und somit ein gesellschaftspolitischer und wirtschaftlicher Kompromiss.
Zuguterletzt noch ein Hinweis über allem: BIO-Landwirtschaft ist auch noch nicht der Weisheit letzter Schluss, auch hier gibt es noch Entwicklungspotential nach oben!

Mi., 19.02.2020 - 16:26 Permalink
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Tobias Tutzer Do., 20.02.2020 - 07:19

Antwort auf von Klaus Griesser

Das Abbauprodukt von Glyphosat ist Ampa und dieses ist wiederum ein Abbauprodukt von Waschmitteln und anderen Chemikalien die der Mensch in die Umwelt bringt. Die Herkunft dieses Ampa lässt sich nicht rekonstruieren.
Zudem sind die mechanischen Alternativen sehr Co2 intensiv und sicherlich schädlicher für Bodenlebewesen als Glyphosat.
Auch im Bioanbau wird gespritzt und auch das sind auch chemische Stoffe. Kupfer zum Beispiel ist persistent und baut sich nicht ab. Ein modernes Pflanzenschutzmittel das dieselben Eigenschaften hat wie Kupfer, würde heutzutage nicht mehr die Zulassungskriterien erreichen.
Ein Pflanzenschutzmittel besteht zudem nicht nur aus dem Wirkstoff, der bei Bio auch in der Natur vorkommen muss, sondern auch aus Beistoffen die meines Wissens auch bei biologischen PSM synthetischer Natur sein können.
Wir müssen aufhören uns auf die eine oder andere Richtlinie zu versteifen und voneinander lernen, das nachhaltigste Verfahren egal ob bio oder konventionell anzuwenden. Denn Ertragseinbusen oder höherer Flächenverbrauch sind nicht nachhaltig und bei steigender Weltbevölkerung nicht tolerierbar.

Do., 20.02.2020 - 07:19 Permalink
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Klaus Griesser Do., 20.02.2020 - 16:54

Antwort auf von Tobias Tutzer

Sie gehen nicht ein auf den die Biodiversität reduzierenden Charakter der "Pflanzenschutzmittel", vorwiegend Glyphosat, wie der synthetischen Kunstdünger; diese sind der Hauptgrund für die abnehmende Bodenfruchtbarkeit laut Weltagrarbericht. Klar: die PSM sind eine Erfindung des Systems der Monokulturen und notwendig zu derem "weiter so!". Doch sind sie das Gegenteil von nachhaltig bezüglich Ertragssteigerung. Agroökologische Maßnahmen werden auf Schwermetalle wie Kupfer verzichten müssen, welches im Bioanbau noch verwendet wird. Nur kleinteiliger Anbau - und naturnahe Methoden, nicht aber synthetische Beistoffe o.ä. - können die Sensibilität der Organismen berücksichtigen und damit die Biodiversität bewahren/ aufbauen, keinesfalls die Insekti-, Fungi-Biozide. Außerdem: ich versteife mich nicht auf Richtlinien, die sowieso von den Agrochemiekonzernen stammen.

Do., 20.02.2020 - 16:54 Permalink
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Tobias Tutzer Fr., 21.02.2020 - 06:48

Antwort auf von Klaus Griesser

Pflanzenschutzmittel schützen wie der Name sagt Pflanzen vor Pilzen Schädlingen usw. Denselben Zweck haben auch biologische PSM. Sie töten genauso Insekten und Pilze wie konventionelle Mittel.
Der Biodiversitätsverlust ist also immer eine Folge wenn Flächen vom Menschen bewirtschaftet werden. Der Unterschied des Biodiversitätsverlust von biologisch auf konventionell bewirtschafteten Flächen auf ist klein. In beiden Fällen wird durch Bewirtschaftung die Biodiversität stark gesenkt im Vergleich zu naturbelassenen Flächen.
Erklären Sie mir Bitte wer diese kleinstrukturierten Kulturen dann bewirtschaftet? Die 2-3 Prozent der verbliebenen Landwirte? Sollen jetzt wieder mit dem Ochsen pflügen und Unkraut per Hand jäten wie zu Großvaters Zeiten?
Ich lade Sie dazu ein meine Baumstreifen Unkrautfrei zu halten. Dazu bekommen Sie eine Hacke und das Geld das ich jährlich für Glyphosat ausgebe bekommen Sie dann.
Der Verbraucher kann nicht von den Landwirten verlangen so zu produzieren und andererseits nur 10% seines Lebensunterhalts für Lebensmittel ausgeben zu wollen. 60% des Lebensunterhalts haben früher Lebensmittel gekostet. Sind Sie dazu bereit das zu zahlen?

Fr., 21.02.2020 - 06:48 Permalink
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Simon Gufler Fr., 21.02.2020 - 23:20

Antwort auf von Tobias Tutzer

'Der Biodiversitätsverlust ist also immer eine Folge wenn Flächen vom Menschen bewirtschaftet werden. "
Nein, und bitte zwingen Sie mich nicht das Gegenteil zu beweisen, ich möchte Ihnen Ihre Ignoranz nicht auch noch ins Gesicht drücken müssen.

In Absatz vier und fünf bekennen Sie sich hochtrabend zur industrialisierten Landwirtschaft, im nächsten Absatz fordern Sie eine Abkehr derselben von Ihrem Vorrerdner heraus.

Also bitte.

Fr., 21.02.2020 - 23:20 Permalink
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Karl Trojer Di., 18.02.2020 - 10:41

Wie blind muss man sein, um nicht zu verstehen, dass die südtiroler Landwirtschaft ihre größte und nachhaltigste Chance, im internationalen Wettbewerb, im Anbau gesunder, pestizidfreier Nahrungsmittel hat. Die Verbraucher werden zunehmend gesundheitsbewusster und bereit, dafür mehr zu bezahlen. Auch Wasser und Luft profitieren von einer solchen Wende, während das "weiter so" beiden schadet.

Di., 18.02.2020 - 10:41 Permalink
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Peter Gasser Mi., 19.02.2020 - 19:06

... und das nochmal weit größere Problem kommt auch über die Luft durch die öl- und gasproduzierte Energie, Wärme und Mobilität aller Konsumenten.
Genauso wie alle Medikamenten- und Pflegemittelrückstände des Menschen (menschliche Pestizide) letztlich im Wasser, Gewässer, Grundwasser landen.
Genauso wie die Verseuchung von Böden und Luft und die Verbrechen an Kindern und Menschlichkeit durch unser aller tägliche Konsumprodukte.
Da ist der Anteil der Südtiroler Bauern (leider, muss man sagen) das geringste Problem an Umweltverschmutzung, das die Südtiroler Bevölkerung insgesamt verursacht.

Mi., 19.02.2020 - 19:06 Permalink
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Peter Gasser Do., 20.02.2020 - 14:23

Antwort auf von Simon Gufler

Stimmt.
Aber da sind einige, die verlangen, dass nur die Landwirte und Bauern in Südtirol Gutes tun sollen, anstatt diesen Spruch bei selbst zu beherzigen.
Danke für die Gelegenheit/Möglichkeit dieser Rückmeldung.

Do., 20.02.2020 - 14:23 Permalink
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Klaus Griesser Do., 20.02.2020 - 15:07

Antwort auf von Peter Gasser

Herr Gasser, ich habe den Eindruck, mit Ihrer Stellungnahme wollen Sie die Bauernbundspitzen von "ungerechter" Kritik entlasten. Meine Kommentare bezogen sich hingegen auf die Chemikalien in der Landwirtschaft und auf die üblen politisch- juridisch-ökonomischen Schutzdämme der EG darum herum, ich habe kein Ranking vorgenommen bezüglich möglicher weiterer Verursacher. Ich werde mich daher nicht in Ihre Solidaritätswünsche verwickeln lassen.

Do., 20.02.2020 - 15:07 Permalink
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Klaus Griesser Fr., 21.02.2020 - 17:07

Ihre Aussagen zu den PSM entsprechen der konventionellen industrialisierten Landwirtschaft mit den Monokulturen. Diesbezüglich möchte ich erwähnen, dass ich unter https://www.salto.bz/de/article/08112017/wovon-haengt-die-bodenfruchtba… schon 2017 berichtet habe, dass die EG-Forschung zu den Bodenorganismen/ Atlas (http://eusoils.jrc.ec.europa.eu/library/maps/Biodiversity_Atlas/Downloa…) auch zum Bedauern des Beratungsrings ersatzlos abgewürgt worden war. Die Universen an Bodenorganismen in ihrem ökologischen Gleichgewicht, das in Jahrhunderten entstanden ist, sind auch deswegen bis heute kaum erforscht, weil das offensichtlich politisch nicht gewollt ist. Die immer reicheren chemischen Konzerne haben seit Jahrzehnten mit hohem wissenschaftlichen Aufwand daran gearbeitet, einzelne Schädlinge herauszupicken und PSM dagegen zu entwickeln – was ja ihre Profitquelle bildet.
Indes sind in der Natur Schädlinge und Nützlinge immer vorhanden – es kommt auf das Gleichgewicht an, damit nicht die einen oder anderen überhand nehmen. Bei Monokulturen hingegen kann es kein solches Gleichgewicht geben. Das sagt der vom Bauernbund verschwiegene Weltagrarbericht aus und demnach ist diese Art der Landwirtschaft unweigerlich eine Sackgasse.
kleinstrukturierte Betriebe? Das Monokultursystem zielt auf industrialisierte Massenproduktion und tendiert zu immer mehr Quantität – ruinös für viele Betriebe, für die Umwelt, für die Gesundheit der Menschen. Die Preise sind im Keller und die Qualität der Feldfrüchte verursacht hohe Kosten im Gesundheitssystem und in der Sanierung der Umwelt (Biodiversitätsverlust, Landschaftsverbrauch), die diese Landwirte nicht bezahlen. Klar, dass qualitätvolle, gesunde Lebensmittel unter Einrechnung der Folgekosten für die Verbraucher teurer sein werden, aber da gibt es keinen Ausweg. Das bedeutet aber auch dass die landwirtschaftliche Arbeit in Zukunft vielfältiger und höher belohnt sein wird, dass das Kleinbauernsterben aufhören wird, mehr Leute unter künftig wirklich wissenschaftlicher Anleitung reichhaltige Kulturen anbauen können und wieder reiche lokale Märkte entstehen mit alten und neuen Kulturen.

PS: Wie unkorrekt ein Beratungsring nach heutiger Meldung mit den gesetzlichen Vorgaben umgeht, wird klar ersichtlich, wenn er den zu Beratenden rät, noch schnell vor dem Verbot eines Giftes dieses einzukaufen, damit es wohl nachher trotzdem versprüht werden kann.

Fr., 21.02.2020 - 17:07 Permalink