Kultur | Absage

Virus lässt 881 verstummen

Wegen des Coronavirus wird der beliebte Jugendmusikwettbewerb “Prima la musica” abgesagt. Bei manchen herrscht Unverständnis. Was sagt Landesrat Philipp Achammer?
Kind am Klavier
Foto: Pixabay

Es ist noch keine drei Wochen her. Am 10. Februar lächelten Philipp Achammer und seine Tiroler Amtskollegin, Kulturlandesrätin Beate Palfrader, gemeinsam in die Kameras. Südtirol und Tirol werden weiterhin gemeinsam “Prima la musica” austragen. Der Landeswettbewerb ist Teil des gleichnamigen österreichweit stattfindenden Jugendmusikwettbewerbs. Die Gewinner auf Landesebene dürfen am Bundeswettbewerb teilnehmen, der heuer vom 23. Mai bis 2. Juni in Feldkirch stattfindet. Das ganze Jahr über bereiten sich junge Musiktalente darauf vor. Stolze 881 sollten zwischen 3. und 12. März 2020 im Tiroler Schwaz um die Wette musizieren. Doch daraus wird nichts.

“Prima la musica” sei “ein gelungenes Beispiel dafür, wie Musik Menschen über die Grenzen hinaus verbindet”, meinte Landesrätin Palfrader zuletzt. Weil auch das Coronavirus vor Grenzen nicht Halt macht, wurde am gestrigen Mittwoch kurzerhand beschlossen, “Prima la musica” abzusagen. Das teilt die Abteilung Landesmusikdirektion in Tirol mit: Der für Anfang März geplante und bereits organisierte Wettbewerb werde “aufgrund der zwischenzeitlich aufgetretenen Verdachtsfälle einer COVID-19-Infektion abgesagt”.

Man bittet um Verständnis: “Wir wissen, dass alle Beteiligten viel Zeit und Energie in die Vorbereitung für diesen Wettbewerb investiert haben. Dafür möchten wir uns ganz herzlich bedanken und hoffen bei einer Neuauflage von prima la musica wiederum auf viele TeilnehmerInnen!”

 

Umgehend wird die Mitteilung auch auf der Webseite der Südtiroler Musikschulen veröffentlicht.

Verständnis haben einige diesseits des Brenners keines. Insbesondere, weil anfangs nur von einer Verschiebung die Rede war und nicht von einer Absage. “Es ist ein trauriger Tag für unsere Jugend, die Monate und Wochen in die Teilnahme an ‘Prima la musica’ investiert haben”, heißt es von einigen Musiklehrern. Nicht nachvollziehbar sei die Entscheidung auch deshalb, weil der Musikschulunterricht selbst in Südtirol nicht ausgesetzt sei – “die Kinder gehen normal zum Unterricht” – und der Wettbewerb in anderen österreichischen Bundesländern auch durchgeführt werde. Die Teilnahme in einem anderen Bundesland ist für die Tiroler und Südtiroler Musiktalente allerdings nicht möglich.

Die Absage von “Prima la musica” sei “bedauerlich”, sagt Philipp Achammer auf Nachfrage von salto.bz. “Ich bin mir bewusst, wie viel Arbeit von jedem einzelnen Musikanten und den Musiklehrern dahinter steckt.” Zugleich zeigt er auf, dass es momentan generell schwierig sei, Entscheidungen zu treffen – und verweist auf die in der jüngsten Verordnung des Landeshauptmannes festgehaltene Maßnahme, sämtliche Schulausflüge bis 15. März auszusetzen. “Manche sagen, das war richtig. Andere wiederum rufen uns zu noch mehr Vorsicht auf.” Die Südtiroler Verordnung habe mit “Prima la musica” nichts zu tun, erklärt Achammer. Der Jugendmusikwettbewerb wurde von den Veranstaltern auf Tiroler Seite für heuer abgesagt.

 

Indes ist die Lage in Südtirol ruhig. Bei den weiteren vier Verdachtsfällen, die am Dienstag aufgetreten waren, wurde auch beim zweiten Test keine Infektion festgestellt. Damit beschränkt sich die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten in Südtirol auf einen Fall. Am Donnerstag Vormittag gab es ein Treffen mit über 90 Bürgermeistern, bei dem Landeshauptmann Arno Kompatscher erneut darauf verwies, dass es derzeit “keinen Grund für  Beunruhigung oder Panik” gebe.

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Lorenz Winkler Fr., 28.02.2020 - 08:19

Mich würde interessieren, ob der Wettbewerb auch dann abgesagt worden wäre, wenn nur Nord-/Osttiroler Kinder und keine Südtiroler teilnähmen. Mir tun jedenfalls alle Kinder sehr leid, wenn ich nur daran denke, wie ich mir selbst vor 20 Jahren die Finger für PLM blutig geübt habe.

Fr., 28.02.2020 - 08:19 Permalink
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Salto User
Sepp.Bacher Fr., 28.02.2020 - 14:01

Antwort auf von Lorenz Winkler

Das ist kurzfristige verständlich. Aber das Geübte, das Können geht ja nicht verloren!
Warum hätte man die Veranstaltung nicht einfach verschieben können, bis sich die Dinge geklärt haben? Oder man könnte den Wettbewerb zu einem anderen Zeitpunkt nachholen!

Fr., 28.02.2020 - 14:01 Permalink
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Karl Trojer Fr., 28.02.2020 - 17:28

Wenn die Wettbewerbe in anderen Bundesländern als Tirol-Südtirol stattfinden sollten, dann erscheint mir die Streichung, wegen Südtirol´s Virus-Fällen, ungerechtfertigt. Ängstliche Hysterie ist das was dem Immunsystem schadet, und krank macht..., sie ist keine Lösung !

Fr., 28.02.2020 - 17:28 Permalink