Politik | Tennis-Affäre
Erzwungener Neustart
Foto: Facebook
Es war eine lange und heftige Sitzung.
Als sich am Montagabend im Eppaner Rathaus die Sportkommission der Gemeinde Eppan traf, war nicht nur Bürgermeister Wilfried Trettl mit dabei, sondern auch die halbe Führungsspitze des TC Rungg.
Der Präsident des TC Rungg Karl Stuefer ist als Vertreter des Tennissports Rechtsmitglied der Gemeinderatskommission. Zur Aussprache erschien aber auch Manuel Gasbarri. Der Sportdirektor und Kopf der Tennisschule des TC Rungg verlas auf der Sitzung eine mehrseitige schriftliche Stellungnahme, die offensichtlich von einem Anwalt verfasst worden war.
Gasbarri gab dabei seinen Fehler zu, den wegen sexueller Gewalt an zwei Minderjährigen vorbestraften ehemaligen italienischen Davis-Cup-Spieler Massimo Bertolini als Trainer in Rungg angestellt zu haben. Seine Darstellung: Er sei mit Bertolini seit langem befreundet und dessen Mutter hätte ihn angefleht, ihm eine Chance in Rungg zu geben. Laut dieser Darstellung sei auch der zuständige Überwachungsrichter von Bertolinis Engagement informiert gewesen.
Das Problem dabei: Bertolini war bereits 2007 vom italienischen Tennisverband FIT als Trainer lebenslang gesperrt worden. Ein klares Berufsverbot.
Gleichzeitig hat Manuel Gasbarri aber auch seinen Rücktritt als Sportdirektor und aus allen Verantwortungspositionen des TC Rungg und der Tennisschule Rungg angeboten.
Ein Mitglied der Sportkommission, dessen Kinder bei Bertolini trainieren, versuchte den Veroneser Trainer zu verteidigen. Es war eine einsame Stimme in der Runde. Denn eines war schnell klar: Massimo Bertolini darf in Rungg nicht mehr arbeiten.
Man debattierte in der Kommission aber auch lange und ausführlich darüber, wer, was und wann wirklich über diese Affäre gewusst hat. Sportassessor und Vizebürgermeister Massimo Cleva erklärte dabei noch einmal das, was er bereits in einem Salto-Interview gesagt hat: „Ich habe von dieser Geschichte nichts gewusst“. Cleva ging auf der Kommissionssitzung sogar noch einen Schritt weiter. Sollte man ihm nicht glauben, bot der Vizebürgermeister seinen Rücktritt als Sportassessor an. Was umgehend in der Kommission abgelehnt wurde.
Man debattierte in der Kommission aber auch lange und ausführlich darüber, wer, was und wann wirklich über diese Affäre gewusst hat. Sportassessor und Vizebürgermeister Massimo Cleva erklärte dabei noch einmal das, was er bereits in einem Salto-Interview gesagt hat: „Ich habe von dieser Geschichte nichts gewusst“. Cleva ging auf der Kommissionssitzung sogar noch einen Schritt weiter. Sollte man ihm nicht glauben, bot der Vizebürgermeister seinen Rücktritt als Sportassessor an. Was umgehend in der Kommission abgelehnt wurde.
Auch Karl Stuefer bot seinen Rücktritt auf der Sitzung an. „Das ist eine Entscheidung die der Verein treffen muss“, fasst Vizebürgermeister Massimo Cleva die Entscheidung in diesem Punkt zusammen.
Das Ergebnis der Kommissionssitzung wurde dann einstimmig am Dienstag per Beschluss vom Eppaner Gemeindeausschuss abgesegnet. Es ist ein personeller Frühjahrputz in Rungg.
Denn der Eppaner Gemeindeausschuss hat dem Verein, der die gemeindeeigene Tennisanlage am Rande des Montiggler Waldes führt klare Vorgaben gemacht.
Die zentralen Punkte:
Die zentralen Punkte:
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Der 46-jährige Trainer Massimo Bertolini darf die Anlagen des TC Rungg nicht mehr betreten;
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Der bisherige Sportdirektor Manuel Gasbarri wird alle seine Ämter und Funktionen zurücklegen;
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Es muss eine Umstrukturierung auch im TC Rungg erfolgen;
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Der Verein „Sports Rungg“ muss aufgelöst werden, der Namen geändert und der Sitz des Vereins aus der gemeindeeigenen Sportanlage verlegt werden.
Noch vor der Sitzung des Gemeindeausschusses haben die beiden SVP-Mitglieder der Sportkommission Reinhard Zublasing und Luis Oberrauch per Presseaussendung die Gangart vorgegeben. „Für die SVP Eppan ist ein Neustart notwendig, künftig muss Transparenz oberstes Prinzip der Führung der Tenniszone Rungg sein“, schreiben die Gemeinderäte.
Man wolle aus der Affäre kein politisches Kapital schlagen und glaube den Beteuerungen von Bürgermeister Trettl und Sportreferent Cleva, von den unguten Vorfällen in Rungg nichts gewusst zu haben. Gleichzeitig spricht man den ehrenamtlichen Mitarbeitern des TC Rungg den maximalen Respekt aus. „Es braucht aber einen Neuanfang in Rungg“, meint Reinhard Zublasing.
Wilfried Trettl & Co haben mit dem klaren Beschluss am Dienstag die Weichen dafür gestellt. In den nächsten Monaten wird sich zeigen, ob dieser Schmetterball am Sandplatz in Rungg auch verwertet wird.
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Der bekannt gewordene Fall
Der bekannt gewordene Fall sollte Anlass für Vereine sein, zu erkennen: Kinderschutz geht vor.
Nun mit diesem Wissen, welche Strukturen sexuellen Missbrauch ermöglichen oder begünstigen können und wieso es möglich war, die Taten zu vertuschen, sollten nun Schutzkonzepte entwickelt und wirksam umgesetzt werden.
Wichtig ist, die Trainer und Betreuer, die so viel Gutes für die Kinder und die Jugendarbeit im Sport leisten, nicht unter einen Generalverdacht zu stellen. Genauso wichtig ist aber, dass wir ganz genau hinschauen und so helfen, unsere Kinder zu schützen. Daher sind Präventionsmaßnahmen ebenso dringend erforderlich wie Hilfsangebote für betroffene Kinder und Jugendliche.
Antwort auf Der bekannt gewordene Fall von Herta Abram
Sie haben grundsätzlich schon
Sie haben grundsätzlich schon recht. Eine Beziehung zwischen Lehrer und Schülerin ist gesetzlich verboten. Das war anscheinend nicht immer so?! Oder es gab keine großen Skandale und keine Anzeigen. Z. B.
In meiner Generation gibt es Fälle nach denen sich schließen lässt, dass eine solche Beziehung nicht immer ein Missbrauch sein muss. Ich kenne ein Paar, die sind zusammen, seit dem sie 14 und er (Lehrer) 28 Jahre alt waren. Sie haben ohne großen Skandal (auf dem Lande) eine "normale" Ehe mit Kindern geführt. Bis heute.
Ich kenne auch drei Fälle wo Oberschullehrerinnen Beziehungen (nicht Affären) mit Schülern hatten (nicht so jung aber jedenfalls Minderjährig). In einem Falle wurde auch eine Ehe daraus, die immer noch andauert und die Kinder groß gezogen haben.
Antwort auf Sie haben grundsätzlich schon von Sepp.Bacher
das mag sein... nun aber
das mag sein... nun aber versetzen Sie sich in die Rolle des Vaters eines 14jährigen Mädchens, dessen 28 Jahre alter Lehrer mit Ihrem 14jährigen Kind eine Beziehung beginnt.
Antwort auf das mag sein... nun aber von Peter Gasser
Erstens war das Mädchen sehr
Erstens war das Mädchen selbst sehr an der Beziehung interessiert. Für die Eltern war es schon ein Problem. Es waren Zeiten wo sich viele Werte veränderten oder verloren gingen; es gab viel Unsicherheit. Andererseits galt der Lehrer als eine seriöse Person und vielleicht auch als eine gute Partie.
In meiner Nachbarschaft gab es eine Familie bei denen der Mann sehr viel älter war. Die Frau wurde bei vier ledigen Geschwistern aufgezogen. als sie geschlechtsreif war, nahm sie der Bauer zur Frau. Als sie Volljährig wurde hatte sie schon zwei Kinder und war wieder schwanger. Sie hatten mehr als 10 Kinder. Das letzte, als er schon über 70 war.
Es wird schon einen Skandal gegeben haben, aber das war vorher. Als ich Kind war, war das für uns normal. Wir spielten mit diesen Kindern und auch die Erwachsenen hatten zu der Zeit kein Problem mit diesem Ehepaar. Jedenfalls lernt man davon, dass früher zwar eine strenge Moral herrschte, dass man aber nicht die Justiz eingeschaltet hat und auch die Behörden nichts dagegen unternommen haben. Die Familie wurde auch nicht exkommuniziert.
Vielleicht ist dieser Tennislehrer auch nicht pädophil, sondern hatte eben ein verbotene Beziehung zu einer Schülerin. Anscheinend gab und gibt es keine Beschwerden mehr. Aber ich bin auch der Meinung, dass er sicherheitshalber mit Erwachsenen arbeiten soll und nicht so krumme Sachen inszenieren, was ihn selbstverständlicherweise verdächtig macht.
Antwort auf Erstens war das Mädchen sehr von Sepp.Bacher
ja, es gab halt früher kaum
ja, es gab halt früher kaum Schutz der Kinder und jungen Frauen. So war das eben früher.
Aber Sie sind meiner eigentlichen Frage ausgewichen.
Antwort auf ja, es gab halt früher kaum von Peter Gasser
Ja Herr Gasser, ich weiß
Ja Herr Gasser, ich weiß einfach nicht, wie der Vater reagiert hat. Und ich habe keine Kinder.
Es stimmt, sexueller Missbrauch war einfach ein Tabu. Als ich noch in einer Jugendorganisation war (Ende sechziger, Anfang siebziger Jahre) hatte ich ein Freundin, die als Kind vom Onkel missbraucht wurde und einen Bekannten, der im Internat von einem Pater auf eine ganz fiese Arts geschändet wurde. Ich war damit überfordert, denn dieses Thema gab es nicht in der Jugendarbeit weder bei Tagungen und Seminaren noch in der Jugendwacht, der damaligen Jugendzeitschrift. Es gab auch noch keine psychologische Beratungsstellen. Jetzt in der Distanz von 50 - 60 Jahren ist es schwer zu urteilen.
Antwort auf Sie haben grundsätzlich schon von Sepp.Bacher
Ich weiß nicht welcher
Ich weiß nicht welcher Generation Sie angehören, aber sexueller Missbrauch ist in Italien seit jeher eine Straftat.
Ich bin der Meinung das Sportvereine besonders vorsichtig sein sollten wem Sie die Kinder anvertrauen! Gleichfalls kann ich nicht die Eltern Minderjährigen Mädchen verstehen die eine Petition unterschreiben inklusive ihrer Kinder!
Wer einen verurteilten
Wer einen verurteilten Sexualverbrecher verteidigt hat in der Sportkommission nichts zu suchen! Herr Stuefer sollte Charakter zeigen und zurücktreten! Er wusste Bescheid und hat alles immer gedeckt. Jeder der es wagte auf Herrn Bertolini hinzuweisen wurde eines besseren belehrt oder mit dem Satz Vorsicht sonst gibt es eine Klage abgespeist.