Gesellschaft | Corona

Anzeige gegen Unbekannt

Die SVP und die Landesregierung fühlen sich durch einen Fake in den sozialen Netzwerken verunglimpft. Sowohl die Partei wie auch das Land erstatten deshalb Strafanzeige.
Corona PK
Foto: LPA/Monika Pichler
Man kann es ihnen nicht verübeln, dass sie keinen Witz mehr verstehen.
In Zeiten von Corona sind die Nerven aller angespannt. Ganz besonders aber jene der verantwortlichen Landespolitiker. Arno Kompatscher, Thomas Widmann und Arnold Schuler stehen seit Wochen nicht nur an der Coronafront ihren Mann, sie informieren die Medien und die Bevölkerung auch täglich auf einer virtuellen Pressekonferenz über die neusten Entwicklungen in dieser außergewöhnlichen Notsituation.
Wer sich am Samstag diese Pressekonferenz angeschaut hat, dem dürfte aufgefallen sein, dass Arno Kompatscher an diesem Tag besonders mürrisch dreinschaut. Und dann machte der Landeshauptmann als Antwort auf eine Frage Aussagen, die völlig aus dem Zusammenhang gerissen schienen und für die meisten auch kaum verständlich waren.
Nachdem es sich um einen Angriff auf Institutionen handelt, erfolgt selbstverständlich Strafanzeige.
Arno Kompatscher: „Also ich persönlich empfinde für Menschen, die in einer solchen Situation wirklich Verunglimpfungen verbreiten, Dreck ausschütten über Institutionen und Menschen, die sich tagtäglich bemühen, eigentlich so etwas wie Mitleid. Das ist einfach erbärmlich.
Aber nachdem es sich um einen Angriff auf Institutionen handelt, hier wurde das Land Südtirol verunglimpft und das sind die Südtirolerinner und Südtiroler, erfolgt selbstverständlich Strafanzeige.
Was aber ist passiert, dass Arno Kompatscher sich zu einer solch harten Aussage und Reaktion hinreißen lässt?
 

Die Stuhlprobe

 
Der Grund für diese Ankündigung des Landeshauptmannes ist eine Nachricht, die seit einigen Tagen über Whatsapp und in den sozialen Medien kursiert.
Dort werden mit einem täuschend, echt gemachten Fake-Rundschreiben, sowohl das Land, als auch die SVP im wahrsten Sinne des Wortes verarscht.
 
 
Dabei haben die unbekannten Schöpfer diese Aktion in Wirklichkeit nur abgekupfert.
Der Hamburger Getränkehersteller „Lemonaid“, der bereits früher durch eine gut gemachte offene Anti-AfD-Werbekampagne aufgefallen ist, hat am Donnerstag auf Facebook und Twitter diese neue Sujet gepostet.
 
Unbekannte haben das Inserat jetzt auf Südtirol angepasst.
 

Die Anzeige

 
Aber nicht nur Arno Kompatscher goutiert diesen Scherz absolut nicht. Auch die SVP hat beschlossen Strafanzeige gegen Unbekannt zu erstatten. „Politiker sollen nicht dünnhäutig sein und sie müssen einiges aushalten“, erklärt Philipp Achammer diesen drastischen Schritt, „aber dieser Scherz ist einfach geschmacklos“: Für den SVP-Obmann werden die Menschen durch solche Fake-News verunsichert. „In dieser schwierigen Phase ist ein solcher Fake einfach nicht tolerierbar“, meint Achammer zu Salto.bz.

 
 
Während sich die SVP in der Strafanzeige als geschädigte Partei sieht, wird die Landesregierung in ihrer Anzeige vor alle auf den Missbrauch des Landesadlers und der Corporate Identity des Gesundheitsassessorates hinweisen.
Dass der juridische Schritt wirklich zu Ausforschung der Scherzbolde führt, kann man bezweifeln. Die italienischen Behörden müssten dann per Rechtshilfeansuchen in den USA zu den Userdaten kommen. Habe Tausende von Nutzern das Bild geteilt, wird es nicht so einfach zu ermitteln sein, wer der Urheber der umstrittenen Collage war.
Aber auch dann steht immer noch die Frage im Raum, was Satire darf und was nicht.
Den grimmigen Satz des Landeshauptmannes kann man deshalb auch anders verstehen: Als Abschreckung für das, was noch alles kommen könnte.
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Peter Gasser Mo., 23.03.2020 - 07:32

ekelhaft, geschmacklos, sittenwidrig... wer in dieser Zeit für so etwas Zeit hat und so etwas veröffentlicht, entblößt seinen widerwärtigen, gehässigen und bösartigen Charakter.
Wenn dies auch noch politischen Hintergrund haben sollte: niemals dürfen solche Leute Verantwortung für die Gemeinschaft erhalten.
Abartig.

Mo., 23.03.2020 - 07:32 Permalink
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Sepp.Bacher Mo., 23.03.2020 - 10:20

Antwort auf von Peter Gasser

Das sehe ich anders: Diese Zeit mit den vielen Einschränkungen und dem Umständen, dass man sich nicht auf eigenem Wunsch testen lassen darf, ist für viele schwer zu ertragen. Und da braucht es auch ein Ventil, um Dampf abzulassen. Da ist das noch harmlos! Wenn diese Zeit länger anhält, müssen sich die verantwortliche Politiker schon noch auf mehr gefasst massen!
Es gibt auch so viele Widersprüche in den täglich neuen Verordnungen: einerseits darf man Spaziergänge und Einzelsport machen, und andererseits darfst du dich nicht mehr als 200 m von zu Hause entfernen??!

Mo., 23.03.2020 - 10:20 Permalink
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Peter Gasser Mo., 23.03.2020 - 10:34

Antwort auf von Sepp.Bacher

Frage:
Wieso “müssen sich die Politiker auf mehr gefasst machen”?
es sind ja nicht “die Politiker”, welche die Menschen bedrohen, sondern eine Pandemie.
Wir sind ja nicht mehr im Mittelalter, wo man für die Pest Juden und Frauen (Hexen) verantwortlich machte, um sich an diesen abzureagieren - wollen Sie dies wirklich im 21. Jahrhundert nun an den Politikern vollziehen?

Mo., 23.03.2020 - 10:34 Permalink
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Sepp.Bacher Mo., 23.03.2020 - 10:45

Antwort auf von Peter Gasser

Ich glaube, sie wollen mich nicht verstehen! Die Politiker sind nicht für die Pandemie verantwortlich, aber für ihre Entscheide und Ihre Einschränkungs-Verordungen! Aber in diesem Scherz geht es einfach ums Testen. Und da treffen die Politiker sehr unterschiedliche Entscheidungen; in Südtirol war/ist man da immer noch sehr kleinlich.

Mo., 23.03.2020 - 10:45 Permalink
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rotaderga Mo., 23.03.2020 - 12:33

Antwort auf von Sylvia Rier

Ist anonyme Politik noch Politik. Gedanken mit Gesicht bleiben auch "nur" Gedanken. Wieviel darf Politik lügen, wieviel darf Satire Wahrheit sein. Wem gehört die Wahrheit, glaubte ihr öfters begegnet zu sein - ihren Eigner hab ich noch nicht angetroffen. Wenn Gott die Wahrheit ist, warum duldet er dann den Teufel. Fragen über Fragen! Aber versuchen wir erst mal das Problem Corona zu zähmen.

Mo., 23.03.2020 - 12:33 Permalink
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Sepp.Bacher Mo., 23.03.2020 - 10:12

„Politiker sollen nicht dünnhäutig sein und sie müssen einiges aushalten“, erklärt Philipp Achammer diesen drastischen Schritt, „aber dieser Scherz ist einfach geschmacklos“: Satire kann eben auch geschmacklos sein - obwohl ich diesen Scherz nicht als solchen empfinde! Da können einige deutsche Politiker unseren Dünnhäuten und "gscherftn Oare"(Eier) einiges erzählen und auch wie sie das mit Humor nehmen. Die Humorlosigkeit unser Politiker müssten zur Anzeige gebracht werden!

Mo., 23.03.2020 - 10:12 Permalink
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Peter Gasser Mo., 23.03.2020 - 10:25

Antwort auf von Sepp.Bacher

Sie verkennen, dass hier auf schamlose Art und Weise (Ausnutzung eines Notstandes) und weit unter der Gürtel-Linie Politik betrieben wird.
Adressat sind ja nicht allgemein “Politiker”, sondern eine Partei.
Wäre dies Satire, wäre es nicht illegal - Vortäuschung falscher Tatsachen.

Mo., 23.03.2020 - 10:25 Permalink
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Hartmuth Staffler Mo., 23.03.2020 - 11:36

Satire soll (fast) alles dürfen, doch sie sollte als solche erkennbar sein. Das ist der große Unterschied zwischen der Kampagne des Hamburger Getränkeherstellers Lemonaid, der mit seinem Namen zu seiner Kampagne steht, die ganz klar als politische Meinungsäußerung dieser Firma erkennbar ist, und den Unbekannten, die unter einer falschen Identität, mit gefälschter Amtlichkeit, die Leute verunsichern.

Mo., 23.03.2020 - 11:36 Permalink
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gorgias Mo., 23.03.2020 - 13:46

Antwort auf von Hartmuth Staffler

Für mich ist es auf dem ersten Blick erkennbar. Es gibt X Allarmlampen die aufblinken.
Eigentlich ist das ein Lehrstück wie wenig die Menschen mit den neuen Medien umgehen können.
Kein Wunder dass so viele verblöden und zu Reichsbürger, flat earther werden und bereit sind sci-fi Technologien über crowd founding zu finanzieren.

Mo., 23.03.2020 - 13:46 Permalink