Gesellschaft | Covid-19 | was tun?

Konstruktiv wach sein!

Was ist beim Umgang mit der Pandemie falsch, was ist richtig? Ich weiß es nicht, aber ...
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Immer wieder weisen mich liebe FreundInnen und Bekannte auf alle möglichen Aussagen von allen möglichen ExpertInnen hin, die die aktuellen Notstandsmaßnahmen zur Abwehr der Covid-19-Pandemie kritisieren. Das reicht von durchaus plausibel klingenden Argumenten fachlicher Natur bis zu vogelwilden Verschwörungstheorien.

Ich denke, dass unsere Regierungen die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen haben und selbst ziemlich ratlos in diese Situation hineingeschlittert sind. Irgendwann hat man sich dann entschlossen, Notstandsmaßnahmen einzuführen, um zu verhindern, dass die Lage komplett entgleitet und um eine Koordination der Abwehrmaßnahmen zu ermöglichen.

Das hat zum Ausnahmezustand geführt, in dem wir gerade leben und ich beneide niemanden, der in dieser Situation Entscheidungen treffen muss. Es wird aber auch weiterhin unmöglich sein, den ganzen Planeten auf alle möglichen Szenarien vorzubereiten und wir müssen aus jeder Situation Lehren ziehen und sie in unseren kollektiven Wissensstand einfließen lassen.

Es hat keinen Sinn, in dieser Situation alles in Frage zu stellen und die Zügel aus der Hand zu geben, weil es da oder dort Unklarheiten gibt. Aber nach diesen einschränkenden und wohl auch in Teilen fragwürdigen Maßnahmen und Notlösungen müssen wir diese sehr genau analysieren und nachprüfen, was sinnvoll war und was nicht.

In dieser Situation bleibt uns nur eines zu tun: Sicher zu stellen, dass die Prinzipien von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit nicht verloren gehen, dass sich niemand an den neuen Machtmöglichkeiten berauscht, wie wir es in Ungarn und teilweise auch in Österreich und Frankreich sehen und dass unsere Gesellschaft nicht in eine unhinterfragte Autoritätsgläubigkeit abdriftet. Das Virus darf nicht der Anlass dafür sein, die schlimme identitäre und autoritäre Denkschule zu stärken, die in Europa in den letzten Jahren aufgekommen ist.

DemokratInnen, seid wachsam!

Bild
Profil für Benutzer gorgias
gorgias Mo., 23.03.2020 - 19:55

>Aber nach diesen einschränkenden und wohl auch in Teilen fragwürdigen Maßnahmen und Notlösungen müssen wir diese sehr genau analysieren und nachprüfen, was sinnvoll war und was nicht.<

Ich weiss ehrlich gesagt nicht, welche Maßnahmen konkret nicht sinnvoll sein sollten, sofern wir die Ausbreitung des Virus verlangsamen und sogar eindämmen möchten, - mit der Hoffnung dass es in absehbarer Zeit möglich sein wird die Situation besser handhaben zu können (6 Monate für eine Behandlung?, 12 Monate für eine Impfung ?, Flächendeckende Test?, Ausbau der Intensivbetten), um dann die Maßnahmen wieder zu lockern, um die Durchseuchung zu erreichen.

Was mich aber im großen und ganzen stört ist diese Rechtsunsicherheit. Wie weit weg ist konkret diese "vicizinanza"? (siehe https://www.salto.bz/de/article/23032020/das-200-meter-maerchen) und fehlinterpretationen von Seiten der Ordnungskräfte über die Selbsterklärung.

Ich kenne Personen die bestraft, oder zumindest ermahnt wurden, weil Sie keine (oder eine veraltete Selbsterklärung) mit sich trugen, wenn doch die Ordnungskräfte selbst Formulare mithaben müssten und die kontrollierte Person die Möglichkeit haben sollte vor Ort ein Formular auszufüllen.

Mo., 23.03.2020 - 19:55 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Ludwig Thoma
Ludwig Thoma Di., 24.03.2020 - 19:40

Antwort auf von Peter Gasser

Das quasi Totalverbot der körperlichen Aktivität im Freien. Die Wissenschaftler sagen unisono, dass man Menschenansammlungen meiden soll, nicht dass man nicht mehr ins Freie sollte. Jeder Mediziner wird Ihnen sagen, dass Aktivität im Freien das Immunsystem stärkt. Ungefähr 17 Mio. Italiener leben im ländlichen Raum. Da kann man stundenlang spazieren gehen ohne jemanden zu treffen; und trifft man jemanden, kann man den nötigen Abstand mit dem vorhandenen Wissen problemlos einhalten.
Die Überwachung des öffentlichen Raums mittels Drohnen und Handytracking.
Das sind ein paar der "in Teilen fragwürdigen Maßnahmen".
Vielleicht auch noch der Aufruf, dass Gratis Polyestertücher verteilt werden, der da und dort eine kleine Menschenansammlung ausgelöst hat.

Di., 24.03.2020 - 19:40 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Elisabeth Ladinser
Elisabeth Ladinser Di., 31.03.2020 - 16:47

Danke, Markus, ich kann deinen Ausführungen nur zustimmen.
Auch das Wachsamsein müssen wir - teilweise - auch auf "nachher" verschieben, wenn wir wieder wählen dürfen, und nicht nur ....
jetzt müssen wir, jeder für sich, mit Rücksicht auf die anderen und mit Vernunft, dazu beitragen, dass sinkende Corona-Zahlen es den Entscheidungsträgern leichter machen, die Maßnahmen zu lockern bzw. aufzuheben, damit wir unsere gewohnten Freiheiten wieder erlangen. Wie einen verlorenen, wiedergefundenen Schatz, den wir besonders schätzen und behüten müssen, eben durch Wachsam sein!

Di., 31.03.2020 - 16:47 Permalink