Wirtschaft | Covid-Schutz
Teure Lufthansa
Foto: upi
Die Rechnungen sind jetzt eingetroffen.
In drei Beschlüssen des Südtiroler Sanitätsbetriebes lassen sich die genauen Kosten nachzeichnen, die das Land bzw. der Sanitätsbetrieb in den vergangenen Wochen bestritten haben, um Schutzmasken, Schutzkleidung und Spezialanzüge aus China zu importieren. Aber auch die Endabrechnung der vom Sanitätsbetrieb angekauften 300.000 Halsschlaufen zum Schutz der Bevölkerung liegt inzwischen vor.
Das China Paket
Die Lage war durchaus dramatisch. Da ein weltweiter Run auf Atemschutzmasken und Schutzbekleidung gegen das Covid-19-Virus im Gang ist, ist es alles andere als einfach diese Schutzbehelfe für Südtirol zu bekommen.
Wertvolle Schützenhilfe bot dabei der Südtiroler Sportartikelhersteller Oberalp AG. Das Bozner Unternehmen tat bei den eigenen Zulieferfirmen in China einen Kanal auf, um zu einer Großlieferung zu kommen. Organisiert wurde die Aktion vom früheren SMG-Chef und aktuellen Salewa-Manager Christoph Engl.
Bereits am 17. März fasst der Sanitätsbetrieb Südtirol den Beschluss zur „Lieferung von verschiedener PSA an den Sanitätsbetrieb der Autonomen Provinz Bozen als dringende Maßnahme zur Eindämmung und Bewältigung des epidemiologischen Notstandes aufgrund des COVID-2019“.
Es ist das Großpaket aus China. Die Gesamtkosten: 9.302.000 Euro. Darin enthalten sind eine Million chirurgische Masken (Stückpreis 0,40 Euro) um 400.000 Euro. Je 250.000 FFP2- und FFP3-Masken (Stückpreis 1,33 Euro) um 665.000 Euro. 400.000 Schutzanzüge (Stückpreis 18,50 Euro) um 7.400.000 Euro und 30.000 Schutzanzüge für den aseptischen Gebrauch (Stückpreis 27,90 Euro) und 837.000 Euro. Zu diesen Beträgen kommt noch die Mehrwertsteuer.
Der Transport
Wenige Tage nach diesem Beschluss trifft die Großlieferung aus China dann auch in Bozen ein. Die von Operalp organisierte Schutzbekleidung kam per Flugfracht von China nach Wien. Das Südtiroler Transportunternehmen „Fercam AG“ lieferte die Fracht dann mit vier Sattelschleppern aus der österreichischen Hauptstadt nach Bozen. Das Unternehmen übernahm diese Fahrt auf eigene Kosten. „Wir geben diese Unterstützung gerne“, erklärte Fercam-Chef Thomas Baumgartner diese Solidaritätsaktion.
Von Sanitätsbetrieb bezahlt werden musste aber der Flug von China nach Wien. Diese Kosten hat die Firma Oberalp aus der eigenen Portokasse vorgestreckt. An diesem Dienstag hat der Sanitätsbetrieb die Rückerstattung dieser Kosten an die Oberrauch-Firma beschlossen.
Es ist eine ordentliche Stange Geld. Denn der Transport durch eine Maschine der „Austrian Airlines“ (AUA), vom Flughafen Xiamen in China zum Flughafen Schwechat in Wien kostet 705.603,23 Euro plus Mehrwertssteuer. Soviel hat die deutsche „Lufthansa Cargo AG“, der die AUA angehört, der Firma Oberalp AG in Rechung gestellt. Diesen Betrag zahlt der Sanitätsbetrieb jetzt zurück.
Damit klettern die Kosten für das China-Paket auf über 10 Millionen Euro.
Damit klettern die Kosten für das China-Paket auf über 10 Millionen Euro.
Kein Aprilscherz
Der Tag scheint genau der richtige zu sein. Ausgerechnet am 1. April hat der Sanitätsbetrieb einen weiteren Beschluss gefasst, der noch für einige Diskussion sorgen dürfte.
Es geht um den Ankauf „von 300.000 Textilen Barrieren zum Schutz der äußeren Atemwege (Halsschlaufen)“ bei der Firma TEXmarket GmbH. Der Stückpreis: 1,55 Euro.
Der Gesamtbetrag für den Ankauf: 465.000 Euro zuzüglich 36.000 Euro für den Transport. Macht insgesamt 501.000 Euro plus Mehrwertssteuer.
Die Halstücher wurden bereits ab 22. März kostenlos über die Südtiroler Zeitungshändler an die Bevölkerung verteilt. Was die Verteilung über den „Südtiroler Pressevertrieb“ gekostet hat, ist aus den bisherigen Beschlüssen nicht ersichtlich.
Die Aktion hat aber zu einer kontroversen Diskussion geführt, ob diese Halsschlauchtücher zum Schutz gegen das Virus tauglich sind oder nicht. Die Südtiroler Oppositionsparteien kritisierten die Aktion scharf und aus dem Umkreis der Südtiroler 5-Sterne-Bewegung wurde eine Eingabe beim Rechnungshof gemacht.
Auch auf diesem Hintergrund wird der Ankauf im Beschluss durch die Stellungnahmen von drei Südtiroler Experten untermauert. Sowohl der Leiter des betrieblichen Dienstes für Rettungs- und Notfallmedizin Marc Kaufmann, wie auch Direktorin des Departement für Gesundheitsvorsorge Dagmar Regele und der ärztliche Leiter des betrieblichen Dienstes für Rettungs- und Notfallmedizin Patrick Franzoni bestätigen die Wirksamkeit der Halstücher.
Der Beschluss am 1. April zeigt aber auch ein neues Detail auf. Der Sanitätsbetrieb beschließt den Ankauf zehn Tage nachdem die Halstücher längst verteilt worden sind. Formal alles andere als korrekt.
Damit wird der Rechnungshof eine weitere Frage klären müssen: Ist es richtig und zulässig in Notzeiten neue Spielregeln einzuführen?
Damit wird der Rechnungshof eine weitere Frage klären müssen: Ist es richtig und zulässig in Notzeiten neue Spielregeln einzuführen?
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Die Schweizer haben sich
Die Schweizer haben sich einige Maschinen gekauft die Schutzmasken herstellen. 600,000 CHF pro Stück, das ist wohl die nachhaltigere Investition...
Leider sind die Cowboytücher
Leider sind die Cowboytücher nicht viel wert: enganliegend und doch nach unten rutschen, sofort feucht und eben Hals-Schläuche: beim überziehen unbequem eng. Ungeeignet, erst recht bei wärmeren Temperaturen...
Es gibt kaum Leute, die stattdessen nicht was selber genähtes oder eine Alternative aus der Apotheke als 'Tröpfchenbarriere' tragen.
Soviel ich verstehe, sind die
Soviel ich verstehe, sind die 3 Experten allesamt Angestellte der Landesverwaltung sprich des Sanitätsbetriebes und somit ein klein wenig "befangen" bei dieser betuchten Sache.
Aber was mich eigentlich mehr interessieren würde ist eine chronologische Auflistung zu haben, was wann um welchen Preis alles ab dem 8. Jänner bestellt sprich gekauft worden ist an Schutzausstattung und ähnlichem, um der auf uns zukommenden Welle entgegentreten zu können.
...und während die Feuerwehr
...und während die Feuerwehr mit großem Einsatz und allen verfügbaren und nicht verfügbaren Mitteln den Flächenbrand eindämmen will, wird diskutiert, ob die Schläuche nicht doch zu teuer waren, warum deren Lieferung vielleicht nicht international ausgeschrieben oder zumindest drei Angebote für den Transport eingeholt wurden?
Andere Regionen Italiens
Andere Regionen Italiens staunen was hier bei uns bewegt wird und ihr sucht das Haar in der Suppe, das gar keines ist.
Wie hätten die Masken zu uns kommen sollen?
Können Sie beurteilen was so ein Flug kostet?
Können Sie beurteilen ob der Preis der Schlauchtücher zu hoch war?
Mir kommt er sehr günstig vor. Aber ich bin kein Fachmann. Vielleicht versuchen sie einfach mal die selbe Menge und Machart günstiger zu besorgen. Wahrscheinlich benötigt es noch welche!
Kritik ist auch in Krisenzeiten wichtig. Aber das hier ist eine pauschale Vorabverurteilung ohne die Fakten untersucht zu haben.
Antwort auf Andere Regionen Italiens von Paul Schöpfer
Cargo Flüge, je nach
Cargo Flüge, je nach Flugzeugtyp spielen im Preisranging von 10.500-32.000€/h.
Antwort auf Cargo Flüge, je nach von rotaderga
Dann passt der Preis ja.
Dann passt der Preis ja.
Antwort auf Dann passt der Preis ja. von Paul Schöpfer
Von Xiamen bis Wien ist ein
Von Xiamen bis Wien ist ein Flugzeug ca. 20 Stunden unterwegs.
Antwort auf Von Xiamen bis Wien ist ein von Manfred Klotz
Die Halstücher wurden aber in
Die Halstücher wurden aber in Rumänien zusammengeschneidert und sind mit LKW nach Südtirol gelangt. Ich glaube da werden zwei Sachen durcheinander gebracht!
Antwort auf Die Halstücher wurden aber in von Sepp.Bacher
Wir diskutieren hier über die
Wir diskutieren hier über die Kosten der Fracht von China nach Wien, nicht über die Schlauchtücher aus Rumänien.
Antwort auf Andere Regionen Italiens von Paul Schöpfer
Das Negative an diesen
Das Negative an diesen Halstüchern ist, dass sie unangenehm sind; manche reagieren mit Allergie auf dieses synthetische, schlechtrichende Textil. Bei den Zeitungsverkäufern sind sie fast schon ein "Ladensitzer". Und man sieht sie auch wenig auf der Straße, wenn auch die Sanitätsoberen sich stolz mit Schlauchtuch präsentieren. Jene die keine Maske ergattern konnten oder sich keine selbst genäht haben, bevorzugen einen Woll- oder Seidenschal als Schutz.
Fast schaut es danach aus, als hätte man die strikte Mund-, Nasenschutz-Pflicht nur erlassen, um den Kauf dieser Halstücher zu rechtfertigen.
Antwort auf Das Negative an diesen von Sepp.Bacher
"Ladensitzer" ist ein Fehler;
"Ladensitzer" ist ein Fehler; Ladenhüter muss es heißen!
Die Leute bei der
Die Leute bei der Maskenübergabe stehen aber sehr eng beinander, von einem Meter Abstand keine Spur. Einige haben sogar lässig den Mundschutz unten - kann ja nicht so schlimm sein.
Antwort auf Die Leute bei der von Stereo Typ
Nein, ist es nicht:
Nein, ist es nicht:
siehe Bergamo, Brescia, Poebene, Spanien, neuerdings New York, bald England, Schweden, u.a., auch jene, die meinen, “kann ja nicht so schlimm sein”.
Johnson meinte das auch, hat fleißig Hände geschüttelt, und nun fiebert er selbst... und muss sehr achtgeben, da er zur Risikogruppe gehört.
Nein, Paul Schöpfer.
Nein, Paul Schöpfer.
Niemand „staunt über uns, was hier alles bewegt wird,“ im Gegenteil! Stattdessen wundert man sich vielmehr, weshalb eine höchstverschuldete deutsche Gemeinde mit allergrößten Finanzproblemen wie Berlin, Intensivpatienten aus einem der reichsten Landstriche der Welt aufnehmen muss?
Viele wundern sich auch darüber, weshalb ein mafiöses Inzestsystem wie Südtirol sich für seine Grattlerwirtschaft selber feiert. Einerseits sind sie nicht in der Lage, zu „Friedenszeiten“ Pflegepersonal und Pflegematerial zu organisieren, beschaffen jetzt aber andererseits - in einer nächtlichen Nacht-und-Nebel-Hauruck-Aktion - sinnlose Piratentücher mittels Vetternwirtschaft und reichlich Steuergeldern.
Der Gipfel dieser oberpeinlichen Vaccaland-Posse ist für mich persönlich, wie sich die rot-weiß-roten Superpatrioten wegen der Ösi-„Luftbrücke“ einen runtergeholt haben („Felix Austria“, „Danke Vaterland“, „Italien lässt uns immer im Stich, aber Österreich sorgt für uns“ etc…) und gerade so getan haben, als hätte die österreichische Luftwaffe gratis Lebensmittelpakete, Schnaps und Blutkonserven über dem Passeiertal abgeworfen.
Wenn man nun die Rechnung für diese angebliche Hilfslieferung bekommt, die ja in Wahrheit nur ein kostenpflichtiger Speditionsdienst war, dann muss man sich schon die Frage stellen, weshalb man nicht einfach mal kurz bei DHL, UPS oder TNT wegen der Cargoleistung angefragt hat? Die machen den ganzen Tag nichts anderes, haben sogar extra Flugzeuge nur für Pakete (und nicht wie die AUA Boing-777 Ferienflieger mit Passagiersitzen) und das Ganze wäre wahrscheinlich auch noch billiger und in jedem Fall professioneller gewesen.
Neben den bereits erwähnten Defiziten an Intensivbetten, dem Mangel an Pflegemöglichkeiten und dem peinlichen Chaos mit der Testverzögerung im Februar ist hierzu den Verantwortlichen Zerzer, Widmann und damit letztlich auch dem Landeshauptmann ein komplettes Versagen zu attestieren.
Persönlich bin ich wirklich heilfroh, dass unser Wohl derzeit zentral von Rom aus bestimmt wird und möchte mir nicht ausmalen, was hier los wäre, wenn Südtiroler Provinzpolitiker das Sagen hätten.
Antwort auf Nein, Paul Schöpfer. von Harry Dierstein
Lieber Herr Diersten,
Lieber Herr Diersten,
Was genau ist die Aufgabe des "Pressesprecher bei Movimento 5 Stelle Alto Adige"?
Antwort auf Nein, Paul Schöpfer. von Harry Dierstein
Ich war auch überrascht als
Ich war auch überrascht als ich die Nachricht von der Rechnung für den Cargo-Dienst gelesen habe. Wie Sie, bin ich angesichts der überschäumenden Dankesbezeugung der Schützen, davon ausgegangen, dass es sich um einen Nachbarschaftsdienst gehandelt hätte.
Antwort auf Nein, Paul Schöpfer. von Harry Dierstein
"...weshalb man nicht einfach
"...weshalb man nicht einfach mal kurz bei DHL, UPS oder TNT wegen der Cargoleistung angefragt hat?"
Vielleicht weil Lufthansa Cargo und die darin aufgegangene AUA Cargo eben nicht nur Ferienflieger besitzt, sondern die größte europäische Frachtfluggesellschaft ist? Siehe z.B.: https://de.wikipedia.org/wiki/Frachtfluggesellschaft
Antwort auf "...weshalb man nicht einfach von Knecht Rootrecht
Und was hat das damit zu tun,
Und was hat das damit zu tun, dass man den bei DHL usw. hätte nachfragen können?
Antwort auf Und was hat das damit zu tun, von Manfred Klotz
Ich gehe davon aus, dass wie
Ich gehe davon aus, dass wie in der öffentlichen Verwaltung üblich Vergleichsangebote eingeholt wurden und das beste Angebot den Zuschlag bekam. Dass der Marktführer für internationale Luftfracht zwischen Europa und Asien gewonnen hat, finde ich im Gegensatz zu Herrn Dierstein nicht sonderlich überraschend. Warum gehen Sie davon aus, dass nicht nachgefragt wurde?
Antwort auf Ich gehe davon aus, dass wie von Knecht Rootrecht
Sie haben die Wahl von AUA
Sie haben die Wahl von AUA/Lufthansa damit begründet, dass die Airline nicht nur Ferienflieger besitzt. Das ist eben keine Begründung. Nur der Preis oder die schnellere Verfügbarkeit wäre ein Kriterium. Sind Sie sicher, dass LH der Marktführer ist? Ob in diesem Zusammenhang mehrere Angebot eingeholt wurden oder nicht, kann ich nicht beurteilen.
Darf ich ? ...
Darf ich ? ...
- "Schlauchtücher" in drei verschiedenen Größen und in dieser Menge (300.000) waren unter normalen Umständen (mit einer Vorlaufzeit von 30 bis 60 Tagen ab Bestellung) zum Preis von ca. 1,00 € zu haben. Bei großer Nachfrage und unter Zeitdruck wäre der doppelte Preis sogar üblich.
- Zu teuer ist eigentlich nur der Transport der Tücher (wahrscheinlich auch zeitbedingt). Über Qualität lässt sich streiten ... Funktionsstoff war vielleicht nicht die beste Wahl, aber es hatte wohl niemand Zeit die gern zittierte "Nacht darüber zu schlafen"
- Die Kosten für die Masken und die Schutzkleidung aus China sind natürlich weit über den normalen Preisen. Vor der Krise kostete alles noch einmal um ca. 50 bis 80% weniger (Engros in diesen Mengen). Allerdings inklusive Transport (über Seeweg = 6 Monate).
- Wer hingegen derzeit chirurgische Masken für 0,40€, FFP2 (=KN95) und FFP3 (KN98) für 1,33€ usw. verbindlich und innerhalb weniger Tage bis Bozen zu liefern vermag, darf sich sicher bei der Sanitätseinheit melden.
- Der derzeitige Preis (sofern überhaupt lieferbar) liegt international bei ca. 1,86 USD (für KN95/98) pro Maske bei Bestellungen zwischen 300.000 und 1.000.000 Stück. Inklusive Hauszustellung innerhalb 3 bis 5 Tagen (lead time), Bei Stückzahlen in Richtung 1.000.000 beträgt die "lead time" ca. 10 bis 14 Tage - Preis = 1,80 USD. Und bei Vorkasse! (Angebot auch schriftlich verfügbar)
Also Plus-Minus denke ich, ist das alles halbwegs in Ordnung. Dass jemand eine Kleinigkeit damit verdient ist logisch ... "reich" ist da ganz sicher niemand geworden. Und die Kosten für den AUA-Flug werden wohl auch noch aufgeteilt - Masken gingen schließlich auch nach Nordtirol und in die Lombardei.
Anstatt zu schimpfen sollten wir allen danken die sich irgendwie ins Zeug gelegt haben; Oberalp, TexMarket, Wirtschaftsverband + Entscheidungsträger in Sanität und Landesregierung. Ein ganz besonderer Dank muss wohl der Fercam ausgesprochen werden.
Antwort auf Darf ich ? ... von Klemens Riegler
Sie haben in Ihrem Statement
Zustimmung Herr Riegler!